Top 3 list of things I hate
Der Rolling Stone hatte definitiv schon bessere Tage. Es ist immer wieder erstaunlich, wer so alles von Organen wie diesem gerade als hot shit gehandelt oder komplett verrissen wird. Wobei verrissen zu werden immer noch besser ist als gar nicht aufzutauchen...
Das Problem beim Rolling Stone ist aber vor allem, dass er selbst zur miefigen Karikatur seiner selbst mutiert ist. Kein Frank Sinatra, na gut. SpieĂiges Establishment. Say what, da liegt ein Elvis ganz vorne? Geht es noch spieĂiger? Na klar: Die ollen Everly Brothers werden gleich mit aufgefahren, eine Dolly Parton noch dazu! Und damit nicht nur alte SĂ€cke herhalten mĂŒssen: Mariah Carey ist nun auch nicht gerade ein Paradebeispiel fĂŒr popkulturelle Innovation. Das ist genauso Schlager wie Helene Fischer. Und ganz ehrlich: Deren Musik wĂŒrde ich sogar vorziehen. Wenn es etwas schlimmeres gibt als deutsche Schlager, dann sind das amerikanische Schlager.
Sinatra war definitiv stilprĂ€gend und in seinem Bereich durchaus innovativ. Und hat nicht der so ĂŒberaus geschĂ€tzte Mr Dylan gerade letztes Jahr ein Album mit Frankie Covern herausgebracht....?
Man muss also schon sehr die Zerrbrille einer Rolling Stone Redaktion aufhaben, um jemanden wie Frank Sinatra nicht auf dem Schirm zu haben, wenn man gleichzeitig an anderer Stelle so tief in die musikalische GrĂŒtze langt. Auch (manchmal gerade) Vertreter des musikalischen Establishments können ĂŒbrigens ziemlich Ă€tzende Texte verfassen. Kennen wir in D ja ganz gut, oder wĂŒrde jemand Udo JĂŒrgens, Reinhard Mey oder Heinz Rudolf Kunze woanders verorten?
Und ganz nebenbei: OK, ein Axl Rose ist dabei, ein Steven Tyler. Applaus Applaus. Wenn wir aber dabei sind, den Grad der musikalischen Fruchtbarkeit der Protagonisten mit einzubeziehen und so etwas wie Jugendkultur und Rebellentum einzubeziehen: Wo bleiben Robert Smith, Iggy Pop, Greg Graffin, Ozzy, Ronnie James Dio oder auch Bruce Dickinson? Was ist mit Tarja Turunen?
Wenn man sich dann noch klar macht, dass diese tolle Liste fast nur den anglo-amerikanischen Raum (plus Quotenjamaikaner und Exotenelfe) abbildet, wird der Anspruch der "100 greatest" endgĂŒltig absurd. Was ist mit Miriam Makeba? Gilbert BĂ©caud? Campino? Wo tauchen Leute auf wie Adriano Celentano oder Etienne Daho? Richtig. Nirgends. Sind die deshalb unbedeutender? Nur weil der Rolling Stone die nicht kennt?
Im Kern also nichts als kultureller Inzest. Wie fast alle solche Listen.
Wer's braucht....