Anspannung verhaut Live Performance

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aloisius
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Hallo,

Bei mir spielt sich bei live Sessions (auf der E-Gitarre) meistens folgendes ab:
Wochenlang geübte Soli sind aufgrund einer mir unbekannten Anspannung im "Ernstfall" nicht wieder zu erkennen. Egal wie oft, wie schnell, etc. ich etwas übe, bei Live Sessions will mir nichts so gut gelingen, wie ich es eigentlich könnte.

Zu meiner musikalischen Laufbahn:
Ich mache eigentlich immer schon Musik. Ich spiele 15 Jahre lang schon Schlagzeug, Rhythusgitarre, Solo- und Backing Vocals in diversen Bands mit bisher ca. 400 Live Auftritten. Nervosität ist bei mir also kein Thema ;-).

Seit 6 Jahren lerne ich E-Gitarre und bin mir sicher, dass ich meine Soli fehlerfrei spielen kann. Sobald in einer Live Situation (auch bei Proben) ein Solo ansteht, steigt meine innere Anspannung und ich schaffe es gerade so meinen Einsatz nich komplett zu verhauen.

Hat jemand ein ähnliches Problem? Evtl. Eine Lösung dafür?
 
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Mir fallen da spontan zwei Sachen ein:
Wenn in solchen Situationen deine Anspannung steigt, sorg' für Entspannung. :)
Gestalte die Proben mit anderen relaxter. Spiele deine Soli beim Jammen, vielleicht auch zuerst in kleinerer Runde, nur mit Bassist oder so. Taste dich langsam ran.

Und das Wichtigste: Reduziere deine Erwartungen.
Es scheint so, als würdest du dich zu sehr unter Druck setzen. Nimm dir nicht zu viel vor, versuche nicht, zu komplizierten Kram zu spielen und gestehe dir Fehler ein. Wenn du den Kram ja alleine beherrschst, dann hast du ja kein Problem mit der Technik, sondern mit dem Kopf. Versuche herauszufinden, was dich so anspannt.
Vielleicht wäre es besser, wenn du eben nicht wochenlang an einem Solo übst und damit auf eine Probe hinarbeitest. Das hat dann vielleicht etwas von einer Prüfungssituation für dich, bei der du unbedingt bestmöglich abliefern willst. Schaffe dir lieber selbst Erfolgserlebnisse, indem du einfach etwas spielst, das gut klingt. Das muss eben nicht an deinem Leistungslimit sein, sondern darf gerne simpler und spontan zusammengeschustert sein.
Du musst wieder Spaß am Solieren bekommen. So verkrampfst du dich ja schon vorher, weil du damit rechnest, es nicht hinzubekommen. Das ist eine selbsterfüllende Prophezeiung.

Also: Entspanne die Situation und entspanne dich.
 
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Hallo Korki,

danke für dein Kommentar. Mit Punkt 2 hast du vermutlich den Nagel auf den Kopf getroffen. Ich werde am Ende dieses Schuljahres meine Abschlussprüfung auf der E- Gitarre machen, und möchte da eben genau das verhindern, dass ich Monate lang daraufhin übe und dann die Prüfung aufgrund meiner Anspannung verhaue.
Ich muss also wirklich versuchen das ganze lockerer anzugehen. Gibt es evtl. noch weitere "Entspannungsübungen", welche ich abseits der Sessions durchführen sollte?

ich bin für alle Tips offen.
danke, Aloisius
 
Ich habe das gleich Problem früher auch gehabt, allerdings als Sänger.
Ich handhabe es mittlerweile so, dass ich, zumindest vor Livesessions, "meine 5 Minuten" habe, in denen ich noch mal tief durchatme und noch mal alles geistig durchgehe. Dabei konzentriere ich mich vor allem auf das, was ich will, nicht das, was ich muss.

Meistens verfliegt dann die Nervosität von alleine.
 
Hi,

JustNick hat dazu ein sehr gute Video gemacht:

 
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Leidest du etwa unter Lampenfieber oder bist du live einfach generell angespannt? Ich würde versuchen tief durch Nase und Mund zu atmen, so kommt man schneller runter und entspannt sich besser. Während dem Spielen würde ich auch versuchen einen leeren Kopf zu bekommen und auf einen einzigen Punkt irgendwo zu starren, sodass du nicht so nervös wirst. Das hat mir immer geholfen während dem Spielen vor anderen Menschen.
 
Mir hilft es, gerade zu Beginn deutlich unter meinem Limit zu bleiben. (na gut, mein Niveau ist eh nicht hoch, aber trotzdem). Ich lege also ganz bewusst langsam, einfach und gefühlvoll los und wenn ich dann besser "drin" bin lege ich evtl. was drauf.

Wenn man 1:1 Soli nachspielen will, dann muss man halt "einfach" dafür sorgen, dass man die wirklich komplett im Schlaf kann, beherrscht, so drauf hat, dass man nicht aus der Kurve fliegen kann. Ist aber deutlich schwerer als bei der Improvisation, wo man eben nicht wirklich "rausfliegen" kann, weil man ja selbst den Weg festlegt.

Vielleicht eine Kombination? Ein Plan B, wenn's mit dem Original nicht klappt?
 
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Und da gab es noch den Solist, der mit dem Rücken zum Publikum spielte - damit er das Gefühl hat, für sich alleine zu spielen ...

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir erst mal beweist, dass du das Solo in der Konstellation kannst. Ob du dich abdrehst, oder dich auf einen Punkt auf deinem Griffbrett fixierst, sollte dabei egal sein. Zuschauer ausblenden während der Performance - mit ihren Feiern in den Pausen :)

Und sollte es dir total wichtig sein ... ==> mit dem Harald habe ich zu sportlichen Themen bereits sehr gut zusammen gearbeitet. Und nicht wenige Sportler, Fernsehleute und Co. sehen das ähnlich.

http://www.properformance.de

Gruß
Martin
 
Hallo,

erstmal vielen Dank für die hilfreichen Antworten. Ich habe in den letzten Wochen nun einige Proben und Auftritte hinter mich gebracht. Sämtliche Entspannungsübungen, Atemtechniken, etc. haben nur bedingt etwas gebracht. Allerdings habe ich dieses Wochenende eine Interessante Beobachtung gemacht:
Ich konnte mich aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes für den Auftritt am Samstag nicht vorbereiten (Üben, Proben,...) und siehe da, es lief wie am Schnürchen.
Übe ich zu viel? (!) Ich übe normaler weise täglich ca. 30 - 60min. Hat jemand eine Erklärung dafür? War das Zufall?

schöne Grüße
Aloisius
 
Ich konnte mich aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes für den Auftritt am Samstag nicht vorbereiten (Üben, Proben,...) und siehe da, es lief wie am Schnürchen.
Möglicherweise bist Du in den Auftritt mit einer anderen Erwartungshaltung hineingegangen.

Bei Auftritten, auf die Du Dich vorbereitet hast, muss es ja klappen. Du erwartest das von Dir, denn Du hast ja etwas dafür getan.
Bei diesem Auftritt aber, was kannst Du da unvorbereiteterweise schon von Dir erwarten?

Niedrigere Erwartungen -> Weniger schnell Frust.

Wie gesagt, möglicherweise. :)
 
Das englische Wort für voraussetzen ist "to assume" - und es gibt da den Spruch "if you assume too much, you make an ASS of U and ME" (soviel wie "wenn Du zuviel voraussetzt, machst Du einen Esel aus Dir und mir"). Soll heissen: Stress Dich nicht zu sehr, spiele einfach.

Erfahrung aus meiner Vergangenheit: Ich hab mal in einer großen Funk- und Soulband mitgespielt. Eine echte Thekenmannschaft, eine Menge Talent, keinerlei Disziplin. Wir sind oft schlecht vorbereitet zu Gigs gefahren. Aber weil wir da jedesmal ganz locker rangegangen sind (also nichts vorausgesetzt oder angenommen haben), sondern einfach losgelegt haben und dabei offen waren, war das überhaupt kein Problem - wenn Sänger oder Sängerin uns am Ende eines Songs durch noch einen Refrain geführt haben, dann haben wir das einfach durchgezogen. Wenn das Solo länger wurde, oder wenn der Sänger plötzlich einen anderen Solisten aufgerufen hat, dann hat der/die eben ein Solo gespielt. Und das ganze kam sehr cool und locker rüber, weil es eben vollkommen unverkrampft und in großen Teilen spontan war. Als Tontechniker habe ich in derselben Zeit mit zwei oder drei anderen Soulbands gearbeitet (da gibt es grade wahnsinnig viele von in München und Umgebung), aber keine war auch nur annähernd so locker drauf. Teils waren diese anderen Bands musikalisch oder einfach technisch besser, und alle waren sie besser vorbereitet, aber niemand kam so spontan und lässig rüber.

Gruß
Jo
 
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Ich glaub nicht, dass du zu viel übst. Ich wünsche, ich hätte die Zeit täglich zu üben und spielen.
Die Erfahrung zeigt dir aber, dass du es nach dem Krankenhaus offenbar entspannter angegangen bist. Ich glaub du hemmst dich selbst durch den Anspruch perfekt zu spielen. Lern toleranter zu dir selbst zu sein und kleine Fehler zuzulassen. Du weißt ja was du kannst - und das kannst du auch abrufen. Aber wenn du mal einen kurzen Aussetzer hast - locker bleiben und weiter spielen. Ausser dir merkt es wahrscheinlich keiner.
 
Hallo,

erstmal vielen Dank für die hilfreichen Antworten. Ich habe in den letzten Wochen nun einige Proben und Auftritte hinter mich gebracht. Sämtliche Entspannungsübungen, Atemtechniken, etc. haben nur bedingt etwas gebracht. Allerdings habe ich dieses Wochenende eine Interessante Beobachtung gemacht:
Ich konnte mich aufgrund eines Krankenhausaufenthaltes für den Auftritt am Samstag nicht vorbereiten (Üben, Proben,...) und siehe da, es lief wie am Schnürchen.
Übe ich zu viel? (!) Ich übe normaler weise täglich ca. 30 - 60min. Hat jemand eine Erklärung dafür? War das Zufall?

schöne Grüße
Aloisius

Das habe ich exakt genauso einst erlebt. Habe mich danach bewusst nicht intensiv auf den Gig danach vorbereitet um ein ähnliches Szenario zu simulieren, das ging dann voll in die Buchse :D Also mag es tatsächlich an der geringeren Erwartungshaltung gelegen haben. 30-60min ist auf jedenfall nicht übermäßig viel, das sollte das Problem nicht sein. Fürchte ist eine reine Kopfsache.
 
Da hab ich mal eine passende Anekdote aus dem Sport:

Ich spiele seit diesem Jahr wieder aktiv Golf (Ja, ich habe noch Sex. Nein, ich fahre keinen Porsche. Ja, es ist ein Sport. :rolleyes:). Der Golfschwung ist eine ziemlich komplizierte Bewegung und ich bins vom mukken gewohnt, sehr oft zu üben. Das führte zu einigen katastrophalen Turnieren, in denen NIX mehr ging. Nach ein paar Anpassungen an meiner Technik hat mir mein Golflehrer geraten, nach einer kurzen, intensiven und konzentrierten Übungssession immer auch min. einen Tag zu pausieren. Er hat viele Schüler bei denen sich das motorische Gedächtnis besser entwickelt, wenn zwischenzeitlich pausiert wird.

Mir hat es definitiv was gebracht, etwas Gas aus meinem Übungsrythmus zu nehmen. In Turniersituationen bin ich nun viel entspannter und kann meine Leistung besser abrufen. Kann mir im Bezug auf deine Erfahrungen ähnliches fürs Mucken vorstellen.
 
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