Die Theorie hinter der Praxis beim Melodie-/Solospiel

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Hi an alle,

kurz zum Hintergrund: Ich spiele schon sehr lange Gitarre und würde mich als fortgeschritten bezeichnen. Habe mit der Praxis kein Problem, aber von Musiktheorie was Skalen, Tonleitern, Pattern usw. betrifft wenig bis keine Ahnung.
Ich habe kein Problem mir ein Solo oder Lick rauszuhören. Auch beim Eigenimprovisieren klappt alles für mich und meine Anforderungen zufriedenstellend gut. Da aber vieles bei mir über's Probieren läuft, möchte ich jetzt ein bisschen in die Theorie die dahintersteckt einsteigen.
D.h. welche theoretischen Kenntnisse braucht man für was, oder besser gesagt welche bestimmten Kenntnisse sind für was erforderlich.

Ich hab schon oft das Stichwort Bluestonleiter gelesen. Da ich mir nicht sicher bin ob die auch für andere Richtungen nützlich ist und ich auch im Prinzip auch kein Blueser bin, habe ich mal zwei konkrete Beispiele mitgebracht, wo ich mich frage ob es dafür die Kenntnisse der Pentatonik, Bluestonleiter, Skalen oder was auch immer bedarf.

Im Beispiel Nr. 1 geht es mir ganz konkret um das Lick das bei ca. 2:18 gespielt wird um wieder in das Akkordspiel einzutauchen (sozusagen als Bridge oder Eintauchen in das Akkordspiel):



Im Beispiel 2 geht's mir generell um das ganze Solo-/Melodiespiel ab ca. 0:20 (keine Ahnung ob das Stück in die Kategorie "Blues" fällt):



Wäre klasse wenn mir jemand sagen könnte welche theoretischen Kenntnisse für diese Beispiele erforderlich sind. Vielleicht macht es mir das für die Zukunft ein bisschen einfacher und ich komm ein wenig vom Rumprobieren weg. Mir ist es nur wichtig, dass ich mit dem Theorielernen an der richtigen Stelle einsteige und mir evtl. gleich die richtigen Bücher zulege.
Vielen Dank schon mal. :hat:
 
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Wäre klasse wenn mir jemand sagen könnte welche theoretischen Kenntnisse für diese Beispiele erforderlich sind. Vielleicht macht es mir das für die Zukunft ein bisschen einfacher und ich komm ein wenig vom Rumprobieren weg. Mir ist es nur wichtig, dass ich mit dem Theorielernen an der richtigen Stelle einsteige und mir evtl. gleich die richtigen Bücher zulege.

Hi,
würde es Dir helfen wenn jemand sagt, dass er Bluestonleiter oder Pentatonik spielt? Was fängst Du mit so einer Information an?
Es ist nicht das Tonmaterial allein, genauso wichtig ist die Phrasierung.
Um sowas zu spielen benötigst Du keine Theorie, gute Ohren reichen völlig aus und ums herumprobieren wirst Du nicht rumkommen ;)
 
würde es Dir helfen wenn jemand sagt, dass er Bluestonleiter oder Pentatonik spielt? Was fängst Du mit so einer Information an?
Das hatte ich oben in meiner Anfrage versucht zu erklären.
Ich bin mir sicher, dass es mich in bestimmten Situationen schneller zum Ziel bringt, wenn theoretische Grundkenntnisse vorhanden sind.
Es ist nicht das Tonmaterial allein, genauso wichtig ist die Phrasierung.
Ganz klar, das steht außer Frage. Wichtig sind da natürlich noch mehrere Dinge. Diese Diskussion möchte ich jetzt aber nicht lostreten. ;)
Um sowas zu spielen benötigst Du keine Theorie, gute Ohren reichen völlig aus und ums herumprobieren wirst Du nicht rumkommen ;)
Ja, so habe ich mir das Gitarrespielen beigebracht. :)
Aber wie gesagt, ich hatte es oben bereits versucht zu erklären. Und nach all den Jahren interessiert es mich auch einfach.
Nicht falsch verstehen, ich bin nicht unzufrieden mit meiner Herangehensweise des ständigen Rumprobierens (das ist ja auch das was mich seit Jahren stetig weiterbringt), ich möchte es nur auch verstehen und mich deshalb jetzt auch mal in die Theorie reinarbeiten.

Würde mich freuen wenn noch jemand Hinweise bzgl. der beiden Beispiel-Tracks hätte. ;)
 
Ich hab schon oft das Stichwort Bluestonleiter gelesen. Da ich mir nicht sicher bin ob die auch für andere Richtungen nützlich ist und ich auch im Prinzip auch kein Blueser bin, habe ich mal zwei konkrete Beispiele mitgebracht, wo ich mich frage ob es dafür die Kenntnisse der Pentatonik, Bluestonleiter, Skalen oder was auch immer bedarf.
ich hab glaube ich ein anderes Verständnis von Theorie und Hintergrundwissen als du.
Wenn du eine Pentatonik kennst und spielen kannst, ist das für mich keine Theorie. Ich nenn das Praxis.

Oder wenn ich weiß, dass ein G Akkord eben G heißt - das ist für mich immer noch keine "Theorie".

Weiterhin denk ich, Kenntnisse auf der Gitarre sind doch immer nützlich. Wenn du weißt, wie bestimmte Klänge und damit "Stimmungen" erzeugt werden, ist das für alle möglichen Arten Musik nützlich, ich hab da überhaupt keine Einteilung dass "Bluestonleiter" nur für Blues zu gebrauchen ist oder ähnliches...
Die "Bluestonleiter", um das Beispiel mal auszuführen, hat einen bestimmten Sound, den man halt als bluesig bezeichnet und der eine bestimmte Stimmung vermittelt. Ich kann das überall anwenden, wo ich diese Stimmung erzeugen will. Das hat was mit dem Spannungsverhältnis von Melodie zu Akkorden zu tun (und natürlich, wie richtig bemerkt wurde, mit Phrasierung, Rhythmus, dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest.)
Wie nun aber eine Tonfolge über einen bestimmten Akkord klingt, ist doch auch wieder eher Praxis als Theorie?

---

aber um doch noch zu antworten, was du wissen wolltest:

erstes Beispiel: die sogenannten Hendrix-Licks.
Das sind Umspielungen und Triller auf Akkordtönen, meist zweistimmig gespielt. Dabei benutzt man ganz einfache Griffe, wo es eben schön passt die Verzierungen anzubringen. Tonmaterial ist letztlich die Dur- oder Mollpentatonik.
Die Akkordfolge ist F#m (7/11) und A (add9), entsprechend benutzt er für seine Licks die F#m - bzw. A-Dur-Pentatonik (was dasselbe ist.)

Wichtig ist der Bezug zu den Akkordtönen. Nicht einfach Pentatonik oder sonstwas spielen, sondern bewusst die (passenden!) Akkordtöne an- und umspielen.

zweites Beispiel:
da hör ich ehrlich gesagt nichts erwähnenswertes...
ein bisschen geht er auch auf die Akkorde ein, also ganz fremd ist ihm das nicht. Aber die meiste Zeit spielt er immer dieselben (Penta - Blues- Klischee-) Licks drüber weg, ich empfinde es als sehr nichtssagend.
Sprich, du könntest das Solo um einen Takt von der Begleitung versetzen und es würde sich genauso gut anhören :)
Er rettet seine Licks halt durch die meist sehr schöne Phrasierung, es klingt alles ganz gediegen und selbstbewusst, keine Patzer und rhythmische Unsauberkeiten. Sehr glatt.

Fazit:
man braucht gar nichts zu wissen. Spielen können reicht.
Akkordtöne zielstrebig einzusetzen ist eine gute Idee, die sollte man also finden (alle überall auf dem Griffbrett... das ist schon eine Aufgabe).
Allein das reicht aber lange nicht, man muss noch was Schönes draus machen.
 
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Die Akkordfolge ist F#m (7/11) und A (add9), entsprechend benutzt er für seine Licks die F#m - bzw. A-Dur-Pentatonik (was dasselbe ist.)

Das muss ich leicht richtig stellen. Erster Akkord ist E, der durch das Umspielen einiger Akkordtöne mithilfe der Durpenta E am 9. Bund klanglich impliziert wird. Die Akkorde F#m und A entsprechen der II. bzw. IV. Stufe von E (Stichwort: "Akkordstufen einer Tonleiter"). Die werden dort nicht in weiteren Pentatoniken gespielt sondern als arpeggierte Akkorde.


Beim Beispiel Nr. 2 (Em / Em-Penta) ist vielleicht noch zu sagen, dass er bei 0:45 geschmackvoll auf den Akkordwechsel nach Cmaj7 eingeht, indem er diese Akkordtöne (C, E, G H) in einer Art Apreggio aus der (immer noch Em-)Penta generiert:

------------------------------------
-----------------------12---H------
------------------12-------G-----
----10-12--14-----------C---E--
10-----------------------------
---------------------------------

Das ist grifftechnisch hier so "einfach" möglich, weil alle Töne der E-Moll Penta (E G A H D) halt auch in C enthalten sind.

Auch wird hernach häufiger Mal die Em-Penta durch den aus E äolisch Moll stammende Ton C erweitert, was noch etwas Farbe ins Spiel bringt.

Ansonsten, wie oben schon gesagt wurde, Einsteigertheorie aus den ersten Lehrbuchseiten. Aber genau so'n kleinen Anschubs wollte der Threadsteller ja an konkreten Beispielen, wenn ich das richtig verstanden habe. Da ist es ja gut, dass er nix Kompliziertes genommen hat ;)
 
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Da aber vieles bei mir über's Probieren läuft, möchte ich jetzt ein bisschen in die Theorie die dahintersteckt einsteigen. D.h. welche theoretischen Kenntnisse braucht man für was, oder besser gesagt welche bestimmten Kenntnisse sind für was erforderlich.

Wenn man das im Vorfeld immer so sagen könnte. Für das Theorieverständnis würde ich versuchen mir das Ganze etwas strukturiert drauf zu schaffen. Ansonsten macht man mal hier und da ein wenig (was ja nicht schlecht sein muß), aber auch irgendwie immer nur etwas unvollständiges Wissen produziert, ich mach jetzt mal Mathematik aber nur Addition und Subtraktion ohne Multiplikation und Division. Sachen wie Aufbau von Skalen/Tonleitern, Aufbau von Stufenakkorden, Kenntnis von Intervallen wirst du dann immer und überall gebrauchen können. Buchempfehlung: Neue Harmonielehre/Frank Haunschild (Basics); Neue Jazz Harmonielehre/Sikora
 
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Ansonsten, wie oben schon gesagt wurde, Einsteigertheorie aus den ersten Lehrbuchseiten. Aber genau so'n kleinen Anschubs wollte der Threadsteller ja an konkreten Beispielen, wenn ich das richtig verstanden habe.
So isses. :great:
Vielen Dank auch an die Anderen für die Ausführungen. ;)
 
Wenn Du mal Zeit und Lust hast, kannst Du Dich durch den Bonedo-Workshop zum Thema Harmonielehre durchkämpfen. Ist ganz gut gemacht, finde ich.
Ja, die habe ich auch kürzlich entdeckt. Gibt sogar auch reine Pentatonikworkshops bei Bonedo.
 

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