
Strato Incendus
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Als vermutlich größter ESC-Freak im Forum und mittlerweile Betreiber eines YouTube-Kanals zu Metalversionen von ESC-Songs eröffne ich dann mal wieder wie alljährlich die Diskussion zum diesjährigen Eurovision Song Contest - traditionell nachdem unser eigener Beitrag ausgewählt wurde. Denn auch, wenn sich die meisten im Gegensatz zu mir die bisher gewählten Songs der anderen Länder wohl noch nicht zu Gemüte geführt haben werden, alleine um den deutschen Beitrag ranken sich ja wieder einmal genug Gerüchte und Verschwörungstheorien, dass man darüber schon wieder ewig und drei Tage lang streiten könnte
.
Erstmal: Wen kennen wir überhaupt so weit? Hier ein Überblick mit relativ langen Ausschnitten der jeweiligen Songs (Ranking entspricht subjektiver Meinung der Person):
Mein Ranking sähe bisher wie folgt aus - wobei das nicht die Chancen auf den Sieg widerspiegelt:
18. Lettland - Carousel - That Night
La-ha-ha-ha-ha... la-a-ang-wei-lig.
17. Rumänien - Ester Peony - On a Sunday
Dieser Song hat nur gewonnen, weil die vom rumänischen Fernsehpublikum favorisierte Laura Bretan Teil einer Werbekampagne für das Referendum gegen die Ehe für alle war. Zu ihrem Pech saßen zwei Mitglieder der größten Eurovision-Blogg-Seite Wiwibloggs in der Jury, und die Stimmen der beiden machten 2/7 des Gesamtvotings aus, das des Publikums nur 1/7, also wie ein weiterer Juror. Obwohl sie Ester Peonys Song vorher langweilig und Lauras gut fanden, haben sie sie im Finale des Vorentscheids dann mit bewusst wenigen Punkten abgestraft. Ester selbst kann natürlich nichts dafür - sie klingt für mich allerdings bloß wie ein Lena Meyer-Landrut-Klon.
16. Ukraine - Maruv - Siren Song (Bang!)
Orientalisch angehauchte Bond-Tanznummer mit Burlesque-Sängerin. Klingt komisch, ist aber so.
Abzug gibt es für das gefakete Gitarrensolo, und doppelten Abzug für das anschließende achtlose In-die-Gegend-Werfen des Instruments! 
15. Litauen - Jurijus - Run with the Lions
Die Angesungene soll ihre "Gefühle aus dem Käfig lassen". Soso. Nettes Falsett vom Sänger, das Harmonisieren mit den Backgroundsängerinnen könnte aber noch besser sein.
14. Dänemark - Leonora - Love is Forever
Dänin mit Dutt singt sich durch alle Sprachen (inkl. Deutsch und einem verhältnismäßig großen Anteil Französisch). Dabei hält sie es mit Rammstein: "Liebe ist für alle da". Leider klingt das hier nicht nach Rammstein, sondern mehr nach Spaziergang im Park. Offenbar scheint der jedoch bereits zu erschöpfend zu sein, denn schon in der zweiten Strophe lässt sie sich von einem Aufzug auf einen übergroßen Stuhl heben, auf dem ihr dann am Ende ihre Backgroundsängerinnen per Leiter Gesellschaft leisten.
13. Kroatien - Roko Blažević - The Dream
Engel singt Phrasen, die auf Englisch und auf Kroatisch gleichermaßen klischeehaft sind. Dass das Staging sehr an Malta 2010 erinnert - damals hieß der Song "My Dream" und Flügel gab es ebenso - hilft auch nicht gerade, diesen Beitrag origineller erscheinen zu lassen. Komponist ist Jacques Houdek, der 2017 für Kroatien mit sich selbst ein Duett sang (klassischer Tenor vs. Pop-Stimme), das gleichermaßen kitschig war, es aber immerhin ins Finale geschafft hat
.
12. Deutschland - S!sters - Sister
Erst habe ich den zweien den "Benefit of the Doubt" gegeben und gedacht "Oh, ein Song, der eingesteht, dass Frauen zickig zueinander sein können? Kuriose Antwort auf Israels Siegersong letztes Jahr!" Wie ich aus einem Interview mit Wiwibloggs weiß, sieht die Komponistin das aber anders - "marginalisierte Gruppen" hätten ja "so wenig Platz" und würden deshalb so hart miteinander im Wettstreit stehen. Mit anderen Worten, auch wenn Frauen sich mal anzicken, sind trotzdem die Männer schuld. Ob das auch die Interpretation der beiden dazu gecasteten Mädels ist, weiß ich nicht.
11. Montenegro - D-moll - Heaven
Wenn man sich denn schon D-moll nennt und sich mWn erst für den ESC gegründet hat, warum macht man den Song dann ausgerechnet in D-Dur? ^^ Gute Harmonien, umspektakuläres Lied.
10. Ungarn - Joci Pápai - Az én apám ("Mein Vater")
Der Roma-Sänger von 2017 ist wieder da. Nette kleine Akustiknummer mit der Melodie einer Folk-Hymne... klingt, als sei der Vater (ebenfalls) tot. Ebenfalls schreibe ich deshalb, weil nicht nur Michael Schulte darüber letztes Jahr bereits gesungen hat, sondern auch Ungarn selbst, in einer Metal-Analogie von "Wake Me Up When September Ends" ("Viszlát nyár", = "Leb wohl, Sommer").
09. Tschechien - Lake Malawi - Friend of a Friend
Der Sänger versucht seiner Partnerin möglichst glaubhaft zu vermitteln, dass er keine Affäre habe, sondern die Dame nur die "Freundin eines Freundes" sei. Nette Dudelmelodie im Zwischenteil. Mir ist hier ein bisschen zu viel Kopf - zu viel Kopfstimme, zu viel Kopfgewackel, zu viel Schaum auf dem Kopf ^^.
08. Slowenien - Lala Kralj & Gašper Šanti - Sebi ("Dir selbst")
Klingt, als könnte man den beiden im Schlafzimmer zuhören - slowenischer Pillow-Talk? Das führt aber nicht zum Einschlafen, sondern eher zur Hypnose. Der Text ist übersetzt eigentlich recht schön, originell und ehrlich zu gleich. Erregt halt nur nicht direkt die Aufmerksamkeit, was immer ein Wagnis ist beim ESC. Könnte aber ein "Dark Horse" sein.
07. Frankreich - Bilal Hassani - Roi ("König")
YouTuber mit marokkanischen Wurzeln eifert seinem großen Idol Conchita Wurst nach - leider nicht mit der nötigen Stimmpower.
06. Italien - Mahmood - Soldi ("Geld")
Ägyptischstämmiger Eros Ramazzotti-Rapper rechnet mit seinem Vater ab ("Dir ging es nur um Geld."). Ich schätze mal, die italienische Jury hat hier vor allem den Text gewürdigt. Ist im Moment jedoch auch den YouTube-Tops zufolge der wahrscheinlichste Kandidat auf den Sieg - allerdings hat man das auch die vergangenen Jahre oft über Italien gedacht, gereicht hat's am Ende dann bisher doch nicht.
05. Australien - Kate Miller-Heidke - Zero Gravity
Man nehme "Let it go" und "Defying Gravity" und mische es mit dem bewährten Eurovisions-Popera-Rezept von langem Kleid und Hebebühne. Dieses Lied ist hauptsächlich eine Spielwiese für die Stimme der Sängerin - viel Song ist hier nicht: Lange Pausen in der Strophe, minimale Instrumentierung und eine sehr repetitive Coda. Australien versucht mal wieder, "The Voice of Europe" zu gewinnen, anstatt die beste Komposition zu liefern.
04. UK - Michael Rice - Bigger Than Us
Hier hat die gleiche kanadische Autorin mitgeschrieben, die auch unseren Beitrag zu verantworten hat (Laurell Barker). So retortenmäßig das klingt, diesmal sind die Briten tatsächlich "größer als wir" - der Song macht auf jeden Fall mehr her.
03. Albanien - Jonida Maliqi - Ktheju tokës ("Komm nach Hause")
Ein Song, der die albanische Diaspora aufruft, in ihr Heimatland zurückzukehren und es mit aufzubauen - verpackt als Liebeslied an jemanden, der seine Heimat verlassen hat und doch bitte zu seiner Angebeteten zurückkehren möge. Migrationskritik ist beim ESC also erlaubt - solange sie aus dem Herkunftsland kommt
(vgl. Rumänien 2015, "De la capat").
Klingt allerdings live mit Orchester deutlich epischer als in der Studioversion, die der Backing Track für den ESC sein wird. Epic Shit - oder hier eher: Epic Shqip.
02. Estland - Victor Crone - Storm
Avicii hat mit seinem verfrühten Ableben eindeutig eine Marktlücke hinterlassen, die dieser junge Schwede nun zu füllen versucht. Immerhin hat aber noch ein ESC-bekannter Estne den Song mitgeschrieben, Stig Rästa, der auch 2015 schon am Start war.
01. Spanien - Miki - La Venda ("Die Augenbinde")
Sofortiger Ohrwurm nach einmal Hören, eine Party-Hymne, die zur Abwechslung einmal nicht nach Synthi-Disco klingt, setzt sich mitten in alle positiven Klischees über Spanien hinein - da macht auch das etwas Casual-hafte Auftreten des Sängers (sowohl vom Outfit als auch vom Gesang her) nichts!
Der Text ist auch passend dazu - man solle aufhören, immer schwarz zu sehen, dafür steht die Augenbinde, die abfällt.
Zu unserem Vorentscheid:
Mein Favorit wäre Makeda gewesen, weil ihr Song die unmittelbarste Reaktion hervorruft - wie Peter Urban und Michael Schulte ja auch bestätigt haben. Insgesamt scheinen die beiden ähnliche Gedanken gehabt zu haben wie ich, so war etwa auch meine erste Assoziation bei "Lilly Among Clouds" Kate Bush ("Wuthering Heights"), wegen der Kombination des roten Kleides und der eigenwilligen Tanzbewegungen.
Lilly wäre eine Nicht-Mainstream-Wahl gewesen, mit Makeda hätte Deutschland nach langer Zeit nochmal unter den Musical-Diven mitmischen können, die selten einen schlechten Platz machen beim ESC. Ihre hohen Töne waren zwar ein bisschen gebrüllt / angezerrt, aber trotzdem getroffen. An diesen Feinheiten hätte man bis Mai locker noch arbeiten können.
Mit Sisters hatte ich zunächst keine Probleme - bei meiner Mutter waren die zwei direkt unten durch
. Ich war wie gesagt erstmal vom Guten ausgegangen, leider kamen dann nach und nach mehr und mehr Informationen, die den Beitrag in meiner Achtung sinken ließen.
Zum einen wäre da eben die politische Aussage der Komponistin, die sie einem wieder einmal um die Ohren hauen will.
Zum anderen geht es, unabhängig vom Inhalt des Songs, um die Auswahl selbst:
Alle anderen Kandidat/innen haben ihren Song selbst (mit-)geschrieben. Laurita und Carlotta wurden im Januar kurzfristig als siebter Act gecastet, Sisters war der einzige von internationalen Autoren geschriebene Song, bekam den letzten Startplatz, der sich zumindest auf die Fernsehzuschauer immer günstig auswirkt - und dann gab es noch einen Johannes Strate von Revolverheld in der Jury, der Carlotta 2014 in seinem Team im Finale von The Voice Kids hatte. Seine 12 Punkte für sie waren nun wirklich eine Überraschung!
Ich finde das Grundkonzept von letztem Jahr eigentlich gut - internationale Profi-Jury, ESC-Fan-Jury plus Fernsehzuschauer, jeweils ein drittel gewichtet, und dazu zumindest teilweise selbst geschriebene Songs der Teilnehmer.
Leider hat der NDR diesmal dieses solide Grundkonzept sabotiert, indem sie einem Beitrag wieder einmal unfairen Sonderstatus verliehen haben.
2014 und 2015 gab es etwas ähnliches, mit diesem dämlichen Clubkonzert und der Wildcard, wodurch ein Newcomer-Kandidat nach einem Zusatzauftritt ins Finale kam zu etablierten Acts wie Santiago, Unheilig, Avantasia, Gregorian etc. In beiden Fällen hat das deutsche Publikum dann maßgeblich für den Underdog mit der Wildcard gestimmt (Ann-Sophie war zwar nur zweite 2015, aber da Andreas Kümmert ja zurückgezogen hatte, war dann trotzdem zweimal hintereinander die Person mit der Wildcard die Kandidatin für den ESC).
Was ist so schwierig daran zu verstehen, dass für alle Kandidaten die gleichen Bedingungen gelten sollten?
Erstmal: Wen kennen wir überhaupt so weit? Hier ein Überblick mit relativ langen Ausschnitten der jeweiligen Songs (Ranking entspricht subjektiver Meinung der Person):
Mein Ranking sähe bisher wie folgt aus - wobei das nicht die Chancen auf den Sieg widerspiegelt:
18. Lettland - Carousel - That Night
La-ha-ha-ha-ha... la-a-ang-wei-lig.
17. Rumänien - Ester Peony - On a Sunday
Dieser Song hat nur gewonnen, weil die vom rumänischen Fernsehpublikum favorisierte Laura Bretan Teil einer Werbekampagne für das Referendum gegen die Ehe für alle war. Zu ihrem Pech saßen zwei Mitglieder der größten Eurovision-Blogg-Seite Wiwibloggs in der Jury, und die Stimmen der beiden machten 2/7 des Gesamtvotings aus, das des Publikums nur 1/7, also wie ein weiterer Juror. Obwohl sie Ester Peonys Song vorher langweilig und Lauras gut fanden, haben sie sie im Finale des Vorentscheids dann mit bewusst wenigen Punkten abgestraft. Ester selbst kann natürlich nichts dafür - sie klingt für mich allerdings bloß wie ein Lena Meyer-Landrut-Klon.
16. Ukraine - Maruv - Siren Song (Bang!)
Orientalisch angehauchte Bond-Tanznummer mit Burlesque-Sängerin. Klingt komisch, ist aber so.

15. Litauen - Jurijus - Run with the Lions
Die Angesungene soll ihre "Gefühle aus dem Käfig lassen". Soso. Nettes Falsett vom Sänger, das Harmonisieren mit den Backgroundsängerinnen könnte aber noch besser sein.
14. Dänemark - Leonora - Love is Forever
Dänin mit Dutt singt sich durch alle Sprachen (inkl. Deutsch und einem verhältnismäßig großen Anteil Französisch). Dabei hält sie es mit Rammstein: "Liebe ist für alle da". Leider klingt das hier nicht nach Rammstein, sondern mehr nach Spaziergang im Park. Offenbar scheint der jedoch bereits zu erschöpfend zu sein, denn schon in der zweiten Strophe lässt sie sich von einem Aufzug auf einen übergroßen Stuhl heben, auf dem ihr dann am Ende ihre Backgroundsängerinnen per Leiter Gesellschaft leisten.
13. Kroatien - Roko Blažević - The Dream
Engel singt Phrasen, die auf Englisch und auf Kroatisch gleichermaßen klischeehaft sind. Dass das Staging sehr an Malta 2010 erinnert - damals hieß der Song "My Dream" und Flügel gab es ebenso - hilft auch nicht gerade, diesen Beitrag origineller erscheinen zu lassen. Komponist ist Jacques Houdek, der 2017 für Kroatien mit sich selbst ein Duett sang (klassischer Tenor vs. Pop-Stimme), das gleichermaßen kitschig war, es aber immerhin ins Finale geschafft hat
12. Deutschland - S!sters - Sister
Erst habe ich den zweien den "Benefit of the Doubt" gegeben und gedacht "Oh, ein Song, der eingesteht, dass Frauen zickig zueinander sein können? Kuriose Antwort auf Israels Siegersong letztes Jahr!" Wie ich aus einem Interview mit Wiwibloggs weiß, sieht die Komponistin das aber anders - "marginalisierte Gruppen" hätten ja "so wenig Platz" und würden deshalb so hart miteinander im Wettstreit stehen. Mit anderen Worten, auch wenn Frauen sich mal anzicken, sind trotzdem die Männer schuld. Ob das auch die Interpretation der beiden dazu gecasteten Mädels ist, weiß ich nicht.
11. Montenegro - D-moll - Heaven
Wenn man sich denn schon D-moll nennt und sich mWn erst für den ESC gegründet hat, warum macht man den Song dann ausgerechnet in D-Dur? ^^ Gute Harmonien, umspektakuläres Lied.
10. Ungarn - Joci Pápai - Az én apám ("Mein Vater")
Der Roma-Sänger von 2017 ist wieder da. Nette kleine Akustiknummer mit der Melodie einer Folk-Hymne... klingt, als sei der Vater (ebenfalls) tot. Ebenfalls schreibe ich deshalb, weil nicht nur Michael Schulte darüber letztes Jahr bereits gesungen hat, sondern auch Ungarn selbst, in einer Metal-Analogie von "Wake Me Up When September Ends" ("Viszlát nyár", = "Leb wohl, Sommer").
09. Tschechien - Lake Malawi - Friend of a Friend
Der Sänger versucht seiner Partnerin möglichst glaubhaft zu vermitteln, dass er keine Affäre habe, sondern die Dame nur die "Freundin eines Freundes" sei. Nette Dudelmelodie im Zwischenteil. Mir ist hier ein bisschen zu viel Kopf - zu viel Kopfstimme, zu viel Kopfgewackel, zu viel Schaum auf dem Kopf ^^.
08. Slowenien - Lala Kralj & Gašper Šanti - Sebi ("Dir selbst")
Klingt, als könnte man den beiden im Schlafzimmer zuhören - slowenischer Pillow-Talk? Das führt aber nicht zum Einschlafen, sondern eher zur Hypnose. Der Text ist übersetzt eigentlich recht schön, originell und ehrlich zu gleich. Erregt halt nur nicht direkt die Aufmerksamkeit, was immer ein Wagnis ist beim ESC. Könnte aber ein "Dark Horse" sein.
07. Frankreich - Bilal Hassani - Roi ("König")
YouTuber mit marokkanischen Wurzeln eifert seinem großen Idol Conchita Wurst nach - leider nicht mit der nötigen Stimmpower.
06. Italien - Mahmood - Soldi ("Geld")
Ägyptischstämmiger Eros Ramazzotti-Rapper rechnet mit seinem Vater ab ("Dir ging es nur um Geld."). Ich schätze mal, die italienische Jury hat hier vor allem den Text gewürdigt. Ist im Moment jedoch auch den YouTube-Tops zufolge der wahrscheinlichste Kandidat auf den Sieg - allerdings hat man das auch die vergangenen Jahre oft über Italien gedacht, gereicht hat's am Ende dann bisher doch nicht.
05. Australien - Kate Miller-Heidke - Zero Gravity
Man nehme "Let it go" und "Defying Gravity" und mische es mit dem bewährten Eurovisions-Popera-Rezept von langem Kleid und Hebebühne. Dieses Lied ist hauptsächlich eine Spielwiese für die Stimme der Sängerin - viel Song ist hier nicht: Lange Pausen in der Strophe, minimale Instrumentierung und eine sehr repetitive Coda. Australien versucht mal wieder, "The Voice of Europe" zu gewinnen, anstatt die beste Komposition zu liefern.
04. UK - Michael Rice - Bigger Than Us
Hier hat die gleiche kanadische Autorin mitgeschrieben, die auch unseren Beitrag zu verantworten hat (Laurell Barker). So retortenmäßig das klingt, diesmal sind die Briten tatsächlich "größer als wir" - der Song macht auf jeden Fall mehr her.
03. Albanien - Jonida Maliqi - Ktheju tokës ("Komm nach Hause")
Ein Song, der die albanische Diaspora aufruft, in ihr Heimatland zurückzukehren und es mit aufzubauen - verpackt als Liebeslied an jemanden, der seine Heimat verlassen hat und doch bitte zu seiner Angebeteten zurückkehren möge. Migrationskritik ist beim ESC also erlaubt - solange sie aus dem Herkunftsland kommt
Klingt allerdings live mit Orchester deutlich epischer als in der Studioversion, die der Backing Track für den ESC sein wird. Epic Shit - oder hier eher: Epic Shqip.
02. Estland - Victor Crone - Storm
Avicii hat mit seinem verfrühten Ableben eindeutig eine Marktlücke hinterlassen, die dieser junge Schwede nun zu füllen versucht. Immerhin hat aber noch ein ESC-bekannter Estne den Song mitgeschrieben, Stig Rästa, der auch 2015 schon am Start war.
01. Spanien - Miki - La Venda ("Die Augenbinde")
Sofortiger Ohrwurm nach einmal Hören, eine Party-Hymne, die zur Abwechslung einmal nicht nach Synthi-Disco klingt, setzt sich mitten in alle positiven Klischees über Spanien hinein - da macht auch das etwas Casual-hafte Auftreten des Sängers (sowohl vom Outfit als auch vom Gesang her) nichts!
Der Text ist auch passend dazu - man solle aufhören, immer schwarz zu sehen, dafür steht die Augenbinde, die abfällt.
Zu unserem Vorentscheid:
Mein Favorit wäre Makeda gewesen, weil ihr Song die unmittelbarste Reaktion hervorruft - wie Peter Urban und Michael Schulte ja auch bestätigt haben. Insgesamt scheinen die beiden ähnliche Gedanken gehabt zu haben wie ich, so war etwa auch meine erste Assoziation bei "Lilly Among Clouds" Kate Bush ("Wuthering Heights"), wegen der Kombination des roten Kleides und der eigenwilligen Tanzbewegungen.
Lilly wäre eine Nicht-Mainstream-Wahl gewesen, mit Makeda hätte Deutschland nach langer Zeit nochmal unter den Musical-Diven mitmischen können, die selten einen schlechten Platz machen beim ESC. Ihre hohen Töne waren zwar ein bisschen gebrüllt / angezerrt, aber trotzdem getroffen. An diesen Feinheiten hätte man bis Mai locker noch arbeiten können.
Mit Sisters hatte ich zunächst keine Probleme - bei meiner Mutter waren die zwei direkt unten durch

Zum einen wäre da eben die politische Aussage der Komponistin, die sie einem wieder einmal um die Ohren hauen will.
Zum anderen geht es, unabhängig vom Inhalt des Songs, um die Auswahl selbst:
Alle anderen Kandidat/innen haben ihren Song selbst (mit-)geschrieben. Laurita und Carlotta wurden im Januar kurzfristig als siebter Act gecastet, Sisters war der einzige von internationalen Autoren geschriebene Song, bekam den letzten Startplatz, der sich zumindest auf die Fernsehzuschauer immer günstig auswirkt - und dann gab es noch einen Johannes Strate von Revolverheld in der Jury, der Carlotta 2014 in seinem Team im Finale von The Voice Kids hatte. Seine 12 Punkte für sie waren nun wirklich eine Überraschung!
Ich finde das Grundkonzept von letztem Jahr eigentlich gut - internationale Profi-Jury, ESC-Fan-Jury plus Fernsehzuschauer, jeweils ein drittel gewichtet, und dazu zumindest teilweise selbst geschriebene Songs der Teilnehmer.
Leider hat der NDR diesmal dieses solide Grundkonzept sabotiert, indem sie einem Beitrag wieder einmal unfairen Sonderstatus verliehen haben.
2014 und 2015 gab es etwas ähnliches, mit diesem dämlichen Clubkonzert und der Wildcard, wodurch ein Newcomer-Kandidat nach einem Zusatzauftritt ins Finale kam zu etablierten Acts wie Santiago, Unheilig, Avantasia, Gregorian etc. In beiden Fällen hat das deutsche Publikum dann maßgeblich für den Underdog mit der Wildcard gestimmt (Ann-Sophie war zwar nur zweite 2015, aber da Andreas Kümmert ja zurückgezogen hatte, war dann trotzdem zweimal hintereinander die Person mit der Wildcard die Kandidatin für den ESC).
Was ist so schwierig daran zu verstehen, dass für alle Kandidaten die gleichen Bedingungen gelten sollten?

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