Ein Anfänger hat Fragen zum Saxophon und Unterricht

advocatus_diaboli
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Hallo liebes Forum,

ich war mir nicht sicher wie ich dieses Thema überschreiben sollte, denn ich kann es nicht wirklich in eine der üblichen Kategorien einordnen. Aber gehen wir mal in medias res:

Ich mache Musik seit ich 4 bin, hatte über 10 Jahre Unterricht (auch in Theorie). Habe sehr lange Akkordeon gespielt, hauptsächlich in einem Orchester. Nun bin ich vor 5 Jahren zum Studium umgezogen und das Orchester hat sich aufgelöst. Ich habe dann am neuen Wohnort ein neues Orchester gesucht, aber es war nicht das gleiche. Ich musste feststellen, dass mir der allgemeine Sound eines Akkordeonorchesters nicht wirklich zusagt und ich eigentlich nur in meinem vorigen Orchester so zufrieden war, weil es sehr familiär zuging und mir mehr an der Gruppe an sich lag, als an der Musik die da rumkam. Ich hab dann mit ein paar anderen Sachen experimentiert, am Ende hat aber davon nichts gepasst. So habe ich jetzt 2 Jahre mehr oder weniger Instrumentenpause gemacht; nur hin und wieder mal geklimpert, aber im Großen und Ganzen stagniert. Irgendwie hat das Akkordeon nach all den Jahren für mich seinen Zauber verloren. :-(

Im Sommer hatte ich dann ein ... wie soll ich sagen ... musikalisches Aha-Erlebnis. Wir waren in Trier, die Schwiegereltern besuchen und dort spielte in der Fußgängerzone so eine Art Brass-Band. Das hat sich so verdammt toll angehört. Ich war sofort über beide Ohren verliebt. Ich dachte mir: "Genau das will ich auch machen." Ich hab recherchiert, verschiedene Instrumente (im Musikshop meines Vertrauens) ausprobiert und bin beim Alt-Saxophone hängen geblieben. Es ist zwar kein klassischer Brass, aber spielt in vielen Formationen mit, die mich interessieren. Ich hatte dann mal kurz ein Leihinstrument und war für 2 Unterrichtseinheiten bei einem Klarinettisten aus der alten Heimat, den ich über 3 Ecken kenne. Dann habe ich mich nach Lehrern in meiner Umgebung umgesehen und in meiner Nähe gibt es eigentlich nur die staatliche Musikschule. Ich habe mich angemeldet, aber man wies mich darauf hin, dass es wohl etwas dauern kann, bis ein Platz frei wird.

Nun bin ich seit Wochen hin und her gerissen. Soll ich lieber warten, bis sich die Musikschule meldet? Oder soll ich mir ein gutes Einsteigersax besorgen und schonmal selbst anfangen, um die Zeit zu überbrücken bis der Unterricht beginnt? (Denn mir juckt's echt in den Fingern) Ich habe mir viele Argumente durchgelesen bzgl. Selbstcoaching vs. Unterricht, habe viel über das Für und Wider nachgedacht und bin immer noch nicht wirklich zu einem Ergebnis gekommen.

Lange rede kurzer Sinn, ich würde mich sehr über eure Meinungen, Gedanken, Erfahrungen, Ratschläge... was auch immer euch zu meiner Story einfällt freuen. Vielleicht eure Geschichte: Wie seid ihr zum Sax gekommen? Hattet ihr einen Lehrer? Wenn ihr eher Autodidakt seid, was sind so eure Erfahrungen in die Richtung? Macht das Sinn? Oder richtet man damit nur Schaden an und muss am Ende Vieles neue lernen, weil man es sich selbst falsch beigebracht hat? Gibt es da gute Strategien um das zu vermeiden?

Vielen Dank schonmal fürs lesen & hoffentlich ein paar Antworten, ich versuche mich künftig kürzer zu fassen. ^^
LG
 
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Ich weiß ja nicht, wie lange die Wartezeiten an der Musikschule sind. Aber du hattest zwei Stunden, in denen du hoffentlich grundlegend den Ansatz und die Position der Finger kennenglernt hast. Experimentier ein wenig, kauf dir eine erste Saxophonschule (lass dich da vllt auch im Laden beraten) und spiel die ersten kleinen Stücke. Aber setz dir keinen zu hohen Anspruch und lass es sofort, falls Schmerzen auftauchen.

In zwei oder drei Monaten Wartezeit, meinetwegen auch nem halben Jahr, kannst du nicht so viel falsch machen, dass die Musikschullehrkraft verzweifelt. Wenn allerdings die Motivation wegen der Wartezeit jetzt flöten (saxophonieren) geht, dann wäre das doch sehr schade. Und wenn grundlegende Probleme auftauchen, dann könntest du ja auch dem Klarinettisten noch mal eine Stunde zahlen.
 
Ich bin ja erst relativ spät überhaupt aufs Musizieren gekommen, habe aber nach den ersten 5 Minuten im Selbstversuch verstanden: Wenn ich will, dass das funktioniert, suche ich mir einen Lehrer. Ich bin zu alt, um alle Fehler selbst zu machen und dann vielleicht enttäuscht aufzugeben.

Ich habe in der örtlichen Musikschule angerufen: "Wenn Sie Sich gleich anmelden, kommen Sie in zwei Jahren schon dran". :(

Also hab ich in den Musikgeschäften angerufen: "Wohin schicken Sie die Leute, die ein Saxophon kaufen und einen Leher suchen?" So habe ich meinen kennengelernt. Anrufen, Schnupperstunde - Chemie passt.

Der hat mich gut zwei Jahre von Null auf betreut, bis er mich in die örtliche Musikkapelle "entlassen" hat. Ich konnte zwar mit "Blasmusik Kapelle" und "dem was die da spielen" überhaupt nichts anfangen, aber wenn er meint ... Das war ein echter Glückstreffer. Nicht nur machen die da neben den "Aufmärschen" und "Frühschoppen" (die gar nicht so leicht richtig gut zu spielen sind) wirklich gute Musik, sondern das ist auch eine echt feine Truppe, die mich musikalisch mitgenommen und auf ein ganz anderes Level gebracht hat.

Seit nunmehr gut 10 Jahren bin ich dort dabei und habe seit der Zeit autodidaktisch weiter gemacht. Ja, wahrscheinlich hätte ein Lehrer die immer noch reichlich vorhandenen Defizite gezielter behandelt. Aber ich fühle mich sicher genug, dass ich den Anforderungen der Kapelle mit eigenem Übeprogramm begegnen kann. Ab und zu lasse ich mir punktuell helfen. Das hat mein Leben völlig und positiv verändert.

Meine Meinung zu Deiner Unsicherheit? Ich glaube auch, dass Du Dir in der Wartezeit nicht irgendwas komplett falsch angewöhnst, das dann nur schwer weg zu bekommen ist. Die Finger Koordination ist Dir ja nicht fremd. Gegenüber einem Akkordeon ist am Sax ja kaum was zu greifen. Dass man ein Saxophon mit "warmer, feuchter Luft" spielt hat Dir bestimmt schon jemand gesagt. Mit der Unterlippe also nicht "beißen" sondern nur "gut halten". Aus der Lunge heraus spielen, nicht aus dem Hals.

Wenn es quietscht: ignorieren. Das geht ganz von alleine weg, wenn man gar nicht daran denkt, auch wenn es einem gefühlt ewig vorkommt.

soll ich mir ein gutes Einsteigersax besorgen

Da scheiden sich die Geister. Schon am Wort "Einsteigersax". Was soll das sein? Ein Sax, das für den Anfänger leicht zu spielen ist, weil nur die Profis mit den schwer zu spielenden "Profi Saxophonen" klar kommen? Kein Profi würde auf einem Sax spielen *wollen*, das schwer zu spielen ist. Als Profi hat man Vorlieben für die klanglichen Gestaltungsmöglichkeiten die man persönlich aus einem Sax heraus holen kann und wie die Ergeonomie zu den eigenen Fingern passt - und das kann durchaus bei jedem ein anderes sein. Und ein Profi kann eventuell trotz verschiedener Mängel aus einem Saxophon noch etwas heraus holen, bei dem ein Anfänger versagt. Das ist dann aber kein "Profi Sax" sondern ein "Mist Sax". Es sind gerade die "billigen Einsteiger Saxophone" bei denne auch geübte Spieler gelegentlich Probleme haben, etwas vernünftiges zuwege zu bringen. So eines will Dir bestimmt niemand empfehlen.

Die Kaufempfehlungen sind daher für jeden Anfänger jeweils absehbar:
  • Kaufe kein "großartiges Einsteiger Sax, wie neu, wenig gespielt, Weiße Hanschuhe sind dabei". Es hat einen Grund warum das wenig gespielt und der Versuch dann aufgegeben wurde...
  • Wenn das Budget knapp ist und Di was Neues willst: Mietkauf im Musikladen MIT EIGENER WERKSTATT. "Kategorie Yamaha 475 oder 480". Da kann man nichts falsch machen, es ist ein absolut brauchbares Mundstück dabei und manch einer spielt das ein Leben Lang mit großartigen Ergebnissen.
  • Wenn Du Musiker kennst die selbst Sax spielen - sprich mit denen, nimm einen mit in den Laden, der soll die Instrumente für Dich ausprobieren. Du kriegst ja noch kaum einen Ton raus und kannst schlecht beurteilen, wie gut die jeweils eingestellt sind.
  • Wenn Du am A.. der Welt wohnst und nur Versandhandel in Frage kommt, dann ist die unterste vertretbare Klasse wohl das Thomann eigene TAS-350. Wenn's aber irgendwo zwickt, ist Versand nicht die optimale Methode um etwas nachzubessern. Dazu mindestens noch ein gutes Mundstück (Vandoren AL3, Yamaha 4C, Expression 5*, Meyer M5M, ...)
  • Wenn Geld keine Rolle spielt: Selmer, Yanagisawa, Keilwerth, ... Aber bitte wirklich vom Fachmann, nicht von AliExpress, denn das sind nur irgendwelche Standard China Kannen mit beliebig gefälschtem Aufdruck.
  • Was ist mit Vintage Instrumenten? Ja, kann man, wen man sich auskennt und unbedingt eins haben will. Es hat in den letzten 100 Jahren aber auch an der Mechanik ergonomisch nützliche Verbesserungen gegeben. Bei den Autos mag ein VW Käfer ja auch cool klingen, aber zu fahren ist ein moderner Audi schon besser. Aber andererseits - Charlie Parker hatte auch "nur" das was wie heute als "vintage" Instrument bezeichnen - nur dass das seinerzeit eben top modern war.
Im Übrigen haben lokale Musikkapellen oft einen guten Draht zu den Musikschulen und Lehrern und können oft auch kurzfristig Unterricht und ggf. auch Instrumente organisieren.

ich versuche mich künftig kürzer zu fassen

Das kenne ich ... :rolleyes:
 
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Ich wollte nicht als kleiner Dummie zum Lehrer um dort die C-Dur Tonleiter zu lernen, deshalb ein halbes Jahr lang autodidaktisch mit Dirko Juchems Schule (S... mein schönstes Hobby). Hat nicht geschadet.
Seither mit Lehrer.
Zur Lehrerauswahl: Was man lernt, das kann man dann auch. Wenn Du zu Jam-Sessions gehen willst, hilft Musikverein nicht weiter, wenn Du Klassik spielen willst (wunderschön: Bach auf Sopran!) dann gehst Du besser nicht zu einem Jazzer.
Zum Saxophonkauf: Ausprobieren. Was hilft Dir das tollste Saxophon bei dem Geld keine Rolle spielt, wenn es Dir nicht in den Händen liegt oder der Klang Dich nicht anspricht. Sehr empfehlenswert ist Mietkauf, da wird die Miete auf den Kauf angerechnet. Falls Du schon sicher bist: Gebrauchte! Der Wertverlust bei einem (Nicht-Highend) Saxophon ist enorm, bei den besseren Jupiter Baureihen kann man echte Schnäppchen machen. Oder eben Vintage...Muss nicht hundert Jahre sein, ich spiele Instrumente aus den 60ern, die sind von der Ergonomie her up to date. Aber was? genau: Ausprobieren!

Grüße,

Kokopelli
 
Ich wollte nicht als kleiner Dummie zum Lehrer um dort "die C-Dur Tonleiter" zu lernen, deshalb ein halbes Jahr lang autodidaktisch mit Dirko Juchems Schule (S... mein schönstes Hobby). Hat nicht geschadet.
Das kann man so machen, aber ich finde, das ist vielleicht nicht die optimale Einstellung. Zum Einen kann man sich bei einem Lehrer gar nicht blamieren. Es ist sein Job, sich mit Anfängern herum zu schlagen, die gar nichts können, weil sie eben Anfänger sind. Und es geht auch nicht primär darum "endlich die C-Dur Tonleiter" zu lernen, sondern darum, wie man das Instrument und seinen Körper optimal benutzt um die verschiedenen Töne sauber und kontrolliert heraus zu bringen. Das ist vielleicht am Anfang nur ein Teil der C-Dur Tonleiter - und davon abgeleitete Übungen und Stücke.

Man kann sich so einen guten Start Vorteil heraus üben, von dem man anschließend leichter zehren kann, wenn man autodidaktisch weiter macht.

Ich habe ja erst mit 40+ begonnen und dazu auch die passenden Theorie Stunden in der Musikschule genommen und die Prüfungen gemacht. 10 Kinder zwischen 7 und 12 und ich Oldie ganz hinten in der Klasse, weil ich meine Beine nicht unter den winzigen Tisch gebracht habe. Das war ungewohnt, aber blamiert hab ich mich nicht. :D

Aber natürlich sind die Leute verschieden. Es gibt wohl kein Universalrezept.
 
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Ich kann ja mit Lehrern iwie gar nicht, aber finde es schon sinnvoll, als Anfänger so paar Grundregeln kennen zu lernen. Also so paar Stunden sich was zeigen lassen/oder berichtigen. Ich habe das vor gut 2 Jahren auch gemacht, eher nur, um zu checken, dass ich nichts Grundlegendes falsch mache ( habe ich nicht)
Ich denke auch, dass ein guter Start mit einem Lehrer nicht verkehrt ist und man dann aufbauend auch autididaktisch gut weiter kommt.
 
Oder soll ich mir ein gutes Einsteigersax besorgen und schonmal selbst anfangen, um die Zeit zu überbrücken bis der Unterricht beginnt? (Denn mir juckt's echt in den Fingern)
Für mich ist das ein klarer Fall von "maach' et".

So schrecklich fehlerhaft kann deine Autodidaktik bei deiner musikalischen Erfahrung und Reflektionsfähigkeit gar nicht werden, dass sich dadurch Abgründe auftun, in denen deine musikalische Zukunft auf dem Sax verglüht wie eine Supernova. :D

Deine Erfahrung und die hohe Motivation, ist doch die beste Voraussetzung, um Spaß am neuen Instrument Saxophon zu haben.

Wenn Du dein erstes Sax erst in den Händen hältst wirst Du schon merken, was sonst noch alles zu tun ist.
Im "regulären" Unterricht werden etwaige Fehler natürlich ausgebügelt, wenn es für die weitere Entwicklung wichtig ist.
Abgesehen davon, ein Blasinstrument spielen ist höchst individuell.
Schaut man sich bedeutende Musiker an, dann wird schnell auffallen, dass da kaum jemand "wie aus dem Lehrbuch" spielt, aber jeder so, dass es fantastisch klingt.

Gruß Claus
 
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Vielen Dank für eure netten Worte, Gedanken und Ermutigungen!

Mietkauf im Musikladen
Das scheint mir eine sinnvolle Lösung für den Anfang zu sein. Ich hatte auch mit dem Gedanken gespielt ein Instrument zu kaufen, es gibt aber bzgl. Widerverkaufswert/Wertbeständigkeit unterschiedliche Aussagen, je nachdem wen/wo man fragt. Denn ich wollte mir durchaus die Möglichkeit offen lassen, das Instrument im Notfall wechseln zu können. Bestimmte Sachen fallen ja erst im Laufe einiger Zeit auf.

Was hilft Dir das tollste Saxophon bei dem Geld keine Rolle spielt, wenn es Dir nicht in den Händen liegt oder der Klang Dich nicht anspricht.
Genau diese Bewertung fand ich beim Ausprobieren echt schwierig. Ich habe mich im Laden preislich hochgearbeitet und mir als Greenhorn sind da nicht wirklich Unterschiede aufgefallen zwischen dem Jupiter "Einsteigermodell/Schülermodell" (ich glaub 500) und einem Selmer. Am Ende werde ich mich auf eine Mischung aus Forenstimmen und der Meinung vom Fachhändler stützen (müssen), bis ich irgendwann selbst ein Gefühl dafür entwickelt habe, welches Sax das richtige für mich ist.

Für mich ist das ein klarer Fall von "maach' et".
Darauf wird es wohl hinauslaufen. ^^'
 
mir als Greenhorn sind da nicht wirklich Unterschiede aufgefallen zwischen dem Jupiter "Einsteigermodell/Schülermodell" (ich glaub 500) und einem Selmer.
Ja das glaube ich gleich. Die aktuellen Jupiter sind eigentlich recht gut und falls der Wiederverkaufswert eine Rolle spielt - sie fallen nicht dramatisch im Preis, sind also im Gegensatz zu einem 300€ China Sax kein Totalverlust. Ein Fuchs würde jetzt nach einem "wenig gebrauchten" Jupiter der neueren Baureihe suchen. Da ist der Vertverlust schon abgezogen. ;)

Die Unterschiede auf die man unabhängig vom Preis achten kann:
  • Habe ich große oder kleine Hände und komme ich gut an alle Knöpfe? Asistische Modelle sind meist mit einer schmäleren Applikatur ausgestattet, was sich bei kurzen Fingern positiv auswirkt, bei langen aber nicht. Keilwerth ist beispielsweise für jemend mit sehr kleinen Händen schwerer zu greifen als ein Yamaha oder Yanagisawa. Ein Riese tut sich umgekehrt mit den kleineren Yanagisawa ABständern schwerer.
  • Sind die Klappen Öffnungen weit oder eher eng? Weite Klappenöffnungen lassen den Ton gut raus und der klingt auch satt, aber lange Wege um die Klappen zu schließen können beim sehr schnell spielen problematischer sein. Das ist kein Anfänger Thema, weil die meist sowieso ihre Finger sonstwo haben nur nicht af den Tasten.
  • Steh ich mehr auf den "französischen" Ton oder doch mehr auf den etwas helleren "asiatischen" Klang? Das ist ein wenig ketzerisch, aber auch wenn ein Profi auf vielen Instrumenten immer gleich klingt, haben die Hersteller unterschiedliche Geometrie gebaut und das unterstützt die Entwicklung des eigenen Lieblings Sounds auch verschieden.
  • kann ich mit dem Kleinen Finger der linken Hand bequem vom H zum Cis und wieder zurück rutschen, oder spießt es sich dort? Gleiche Frage an der rechten Hand vom c' zum dis' und zurück. Hier sind mehrere Drücker mitainander gekoppelt um einen fließenden Übergang zu erreichen. Das klappt nicht auf jedem Instrument.
  • Kann ich ohne Verenkungen die B-Klappe bedienen? Das kann bei Vintage Instrumenten durch die andere Tisch Form manchmal ein Problem sein.
  • Spechen die Töne g', a', und h' genauso gut an wie e' und f'? Wie ist das in der zweiten Oktave (hier wechseln zwei verschiedene Oktav Klappen)?
  • Neigen die tiefen Töne (c' abwärts) zum "Blubbern"? Druck und Vibration bei den ganz tiefen Tönen kann dazu führen dass Cis bzw. G-Klappe nicht 100% dauerhaft dicht sind - wenn die Feder Spannung nicht ausreicht.
  • Und ist der nötige Druck für das Schließen der Klappen gleichmäßig, oder gehen einzelne Klappen schwerer oder leichter als andere? Das führt zu Problemen, wenn man gleichmäßig getaktete auf- oder abstegende Töne spielen soll.
  • Klingt das Instrument über den gesamten Tonumfang "gleich" oder reißen einige Töne in der Klangfarbe aus? Da hat sich Selmer in den letzten Jahren einiges einfallen lassen, damit die Instrumente wirklich gleichmäßig klingen.
  • Sprechen alle Töne gut an, auch leise?
  • Wie weit auseinander liegt die Intonation zwischen d' und d" bzw e' und e"? Die Töne liegen IMMER etwas daneben und müssen vom Spieler korrigiert werden, aber bei manchen Instrumenten erfordert das viel mehr Arbeit als bei anderen und hin und wieder geht es gar nicht mehr richtig. Hier liegen die Yamaha Instrumente sehr gut im Rennen, was sie gerade auch für Anfänger schön spielbar macht.
  • Sind die Palm-Key Töne (d'" aufwärts) in der Intonation kontrollierbar, oder neigen sie dazu chronisch zu hoch oder zu tief zu sein?
  • Klappert irgendwas am Gestänge bzw. gibt es Spiel entlang der Achsen? Das würde dazu führen dass die Polster nicht sicher und wiederholbar decken. Das ist eher ein Problem bei gebrauchten Instrumenten aber auch eines von billiger Fertigung.
Als Anfänger kann man natürlich viel davon nicht selbst beurteilen, aber manches doch relativ zueinander wenn man verschiedene Instrumente ausprobiert. Ein geübter Begleiter kann hier aber eine große Hilfe sein. Das Thema Intonation und Ansprache ist leider auch sehr vom Mundstück und Blatt abhängig, weshalb nicht alle Kombinationen gleich gut funktionieren ohne dass gleich ein Defekt am Instrument vorliegen muss. Trotzdem kann alles davon einem Anfänger Schwierigkeiten machen, wenn man eben nicht sicher weiß inwieweit die Probleme mit der Ansprache oder der Intonation auf noch mangelnde Übung oder doch an einem Mangel am Instrument zurückzuführen sind. Kommen ein paar dieser Kleinigkeiten zusammen, multipliziert sich das mit den spielerischen Defiziten und man macht es sich unwissentlich schwerer als es nötig ist.

Manche Dinge fallen beim Probespielen gar nicht auf sondern erst nach längerem Spielen. Etwa wenn Kork Stücke sich durchscheuern oder der Kleber nicht hält, wenn das Polster Material schleißig ist oder die Klappen dauernd kleben, wenn Filze sich platt drücken und dann die Justage nicht mehr stimmt, ...

Worüber man ggf. auch nachdenken muss: Ein "Oberklasse" Instrument ist über's Jahr gerechnet meist nicht viel teurer als ein billiges Modell. Ein "billiges" China Sax ist nach denm Kauf praktisch unverkäuflich. Ein Instrument der Jupiter Klasse hat vielleicht 30% Wertverlust wenn man es aus dem Laden trägt und 50% nach ein paar Jahren, ein Keilwerth oder Selmer verliert vielleicht auch 300-500€ wenn es nicht mehr "neu" ist, aber man hat die Möglichkeit bei gleichem buchhalterischen Wertverlust mehrere Klassen "besser zu fahren". Auch wenn man später drauf kommt, das ist doch nicht das richtige Instrument gewesen. Allerdings muss man die viele Kohle erst einmal aufbringen die dann eventuell jahrelang gebunden ist.

Deshalb ist es oft so, dass man mit "irgendwas" beginnt und sich später qualifiziert neu entscheiden kann. Das kann auch ein Leihinstrument sein. Solange es rundum dicht ist und keine mechanischen Mängel aufweist. Auch bei einem "weniger hochwertigen" Instrument sind die allermeisten Probleme mit denen jeder Anfänger kämpft der fehlenden Übung geschuldet und nicht dem Instrument.
 
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Im Prinzip wurde das hier ja schon alles beantwortet, aber ich wollte auch noch mal auf das Konzept "Onlineunterricht" hinweisen. Es gibt sowohl Onlinekurse wie den von Katrin Scherer (https://saxophonkurs-online.de/) oder anderen Saxophonistinnen und Saxophonisten (den von Katrin habe ich gemacht, deshalb kann ich sagen, dass der gut ist. Die anderen kenne ich nicht), die Videos anbieten, die man herunterladen und mit denen man lernen kann. Meistens auch Stunden über Skype. Weiß aber nicht, ob das alle machen.

Und dann gibt es die Lehrer, die zwar Stunden über Skype o.ä. anbieten, aber keine Videos zum Runterladen. Das ist dann im Prinzip wie persönlicher Unterricht, nur dass der Lehrer nicht direkt neben Dir steht, sondern Dich nur über Deine Kamera sieht. Aber da ich selbst ziemlich weit weg von jeglicher Möglichkeit lebe, einen Lehrer zu haben, war das für mich besser als nichts. Und ich habe auch eine ganze Menge von verschiedenen Onlinelehrern gelernt, bei denen ich die eine oder andere Stunde genommen habe.

Und da jetzt hier auch schon Jupiter und Co. erwähnt wurden, weise ich auch noch mal auf die Expression-Saxophone hin, speziell auf das hier:



Das besitze ich nämlich schon seit Jahren, und das spielt sich hervorragend. :great: Jeder Ton spricht sofort und leicht an, die Intonation ist erste Sahne. Die Tasten liegen für mich perfekt. Aber Hände sind verschieden, also das muss man ausprobieren.

Aber jeder hat da natürlich so seine persönlichen Vorlieben. Expression hat meiner Ansicht nach aber immer noch ein tolles Preis-/Leistungsverhältnis. Mittlerweile gibt es aber wirklich viele Marken, die das haben.

Kommt jedoch auch auf den Stil an, den man spielen will. Das, was Rick hier in dem Video sagt, stimmt. Das Saxophon klingt eher warm, voll, rund. Gut für klassischen Jazz, Swing, Blues, so was in der Art. Für Funk finde ich es nicht so geeignet. Allerdings kommt es da eben auch auf das Mundstück an. Zur Zeit spiele ich mit der Band gerade "Lily was here" auf dem Alto, allerdings mit einem ESM-"Heaven"-Mundstück (www.thomann.de/de/esm_ernst_schreiber_alto_jazz_7_mr.htm). Das bringt das Instrument sehr zum Strahlen. Auch wenn ich recht weiche Rigotti Gold 2 oder 2,5 verwende.

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Mit dem Originalmundstück von Expression klingt es tatsächlich gedämpfter, wie Rick sagte. Das Mundstück liebe ich aber auch sehr. Nur eben nicht für Funk. ;)
 
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  • Steh ich mehr auf den "französischen" Ton oder doch mehr auf den etwas helleren "asiatischen" Klang? Das ist ein wenig ketzerisch, aber auch wenn ein Profi auf vielen Instrumenten immer gleich klingt, haben die Hersteller unterschiedliche Geometrie gebaut und das unterstützt die Entwicklung des eigenen Lieblings Sounds auch verschieden.
Da hast Du jetzt noch den "deutschen" bzw. "amerikanischen" Klang vergessen. ;) Denn das ist doch ein großer Unterschied. So ein schönes altes deutsches Kohlert oder amerikanisches Conn oder Buescher ... Das ist doch eine ganz andere Soundmarke als z.B. Selmer oder Yanagisawa. Ich finde immer, die klingen dünn dagegen. Aber das ist so sehr Geschmackssache, dass man darüber echt nicht streiten kann. Wenn ich aber einen Selmernachbau habe wie z.B. das Expression (oder auch ein Selmer selbst) und damit ein altes Buescher vergleiche ... Da hat das Buescher schon einiges mehr an "Wumms" und großem, richtig starkem, vollem runden Sound. Dagegen wirkt der Selmersound eben eher elegant französisch.
 
Mit dem Originalmundstück von Expression klingt es tatsächlich gedämpfter, wie Rick sagte. Das Mundstück liebe ich aber auch sehr. Nur eben nicht für Funk.
Ein Expression Sax habe ich keines, aber ein Expression Mundstück. Und das ist mir in den letzten Jahren echt ans Herz gewachsen. Es ist offener als mein AL3 aber leicht zu spielen und die Intonation ist sogar leichter zu halten als mit dem Vandoren. Mit dem kann ich sehr weich und klassisch spielen, aber auch gut "nachdrücken" wenn es mal etwa aggressiver sein soll.

Funk spiele ich nicht - das ist mal wirklich nicht meine Musik. Aber wenn man auf das Teil ein Fiberreed Carbon Blatt schnallt, kann man mit dem Ton Beton schneiden. :eek:

Da hast Du jetzt noch den "deutschen" bzw. "amerikanischen" Klang vergessen. ;) Denn das ist doch ein großer Unterschied. So ein schönes altes deutsches Kohlert oder amerikanisches Conn oder Buescher ... Das ist doch eine ganz andere Soundmarke als z.B. Selmer oder Yanagisawa. Ich finde immer, die klingen dünn dagegen.

Ja, jeder Hersteller hat so seine eigenen Maße und Schwerpunkte. Es kommt aber auch sehr darauf an wer das Instrument spielt, mit welchem Setup und wie. Ich glaube das was Du bei einem Yani als "dünn" bezeichnest liegt viel an der strikt kontrollierten Spielweise. Die verschiedenen Instrumente haben sich in verschiedenen "Lagern" Freunde gemacht. Ein altes Keilwerth wird man im klassischen Blasorchester vielleicht so häufig finden wie ein neues Yanagisawa im Jazz. Es kommt vor, ist aber nicht die Regel. Und diese Leute spielen dann stilgemäß auch ganz unterschiedlich. Ich glaube einiges von dieser Spielweise überträgt sich dann auf's Marken Image.

Mein Kollege am Tenor spielt ein älteres Keilwerth Shadow, Bari und 2 Alt-Saxe sind Selmer SA-II. Trotzdem passt der Klang genau klassisch ins Register. Weil er das eben so spielt. Natürlich kann er bei den Rock Nummern mit dem Keilwerth auch ganz schön was raus rotzen - wie auch der Kollege am Selmer Bari. :cool:

Ich liebe Sax. Das ist so vielseitig. :great:
 
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Ja, das stimmt. :) Da kann jeder seinen eigenen Sound und sein eigenes Instrument finden. Und dann die endlosen Kombinationen mit Mundstücken, Reeds, Ligaturen ... Was ich da schon alles ausprobiert habe. Und man findet immer wieder etwas Neues, Interessantes. Hängt natürlich auch vom eigenen Stand des Spielvermögens ab. ;) Vor ein paar Jahren hätte ich mit dem blauen Heaven-Mundstück gar nichts anfangen können. Wenn man sich dann spielerisch und technisch weiterentwickelt, entdeckt man plötzlich Sachen, von denen man vorher nicht mal geträumt hat. Das Sax kann singen, aber eben auch rotzen, wie Du sagst :), und es kann auch fast wie eine ganze Violingruppe klingen. Ich ärgere mich nur, dass ich das erst so spät entdeckt habe und nicht früher mit Saxophonspielen angefangen habe.

Funk ist eigentlich auch nicht so meins, aber in dem Dirko-Juchem-Buch "Movie Classics" war "Lily was here" drin, und irgendwie mag ich das. In letzter Zeit habe ich meinen Musikgeschmack erweitert. Früher war ich mehr so der klassische Typ, die ganzen alten Sachen aus den 30er, 40er, 50er Jahren, mochte die etwas moderneren Sachen gar nicht, aber es gibt eben Ausnahmen wie "Lily was here", die ich jetzt auch mag.
 
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Hallo...ich war zwar auch mehr oder weniger Autodidakt auf dem Saxophon. Aber durch meine vorherige klasssiche Klavierausbildung hatte ich schon eine Vorstellung vom "Tonraum". Ich würde schauen, dass ich mir einen professionellen Musiklehrer besorge der eine Musikhochschule absolviert hat. Bei Deinen Vorkenntnissen ist ein Lehrer der gut mit Kindern kann wahrscheinlich nicht so geeignet. Zum Wahl des Saxophons: Unter den "Big Four" der aktuellen Haupthersteller würde ich zu einem aus Japan mit dem großen "Y" raten, aber nicht zu dem was die Meisten jetzt vermuten. Diese auf Saxophone spezialisierte Firma hat die europäische Konkurrenz auf- und überholt was Innovationen betrifft. Es gibt sehr gute Instrumente auch auf dem Gebrauchtmarkt und im Netz...am Besten mit einem Fachmann aussuchen und von ihm testen lassen. Viel Glück und Erfolg bei Deinem musikalischen Neustart.
 
Lehrer und ich - das hat weder beim Klavier noch beim Sax gepasst. Vielleicht habe ich immer die gelangweilten Exemplare erwischt, vielleicht war ich auch selbst in dieser Situation nicht der motivierteste Schüler, weil mich dieses Setting des Vorspielens stets maximal genervt hat. Kurzum: Ich bin der klassische Autodidakt, und weil ich keine Ambitionen habe in einer Band zu spielen, sondern Musik nur aus ureigenster Freude mache, bin ich auch so nach Meinung von Zeitgenossen gut vorangekommen. Klar, mit Unterricht oder noch besser mit Auftritterfahrung wäre ich sicher viel viel weiter, aber wie gesagt, das ist nicht der Anspruch. Gute Literatur, regelmäßig üben und viel Musik hören und nachspielen hilft schon sehr weiter. Ich glaube, die meisten Fehler bemerkt man selbst auch, nur dauert es meist ein wenig länger.
 

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