Ablauf Postpro (insbes. Klassik)

A
antonbruns
Registrierter Benutzer
Zuletzt hier
23.04.20
Registriert
17.02.20
Beiträge
2
Kekse
0
Hi,

ich wollte mal den ein oder anderen nach seinem Ablauf fragen, nachdem die Aufnahme an sich durch ist. Besonders interessiert mich das in der Klassik, gern aber auch über andere Genres berichten.

ich bin mir meist unsicher, wo ich nun ansetzen soll.

meist eben schneiden, dann Lautstärke mischen (danach ggf. Automation), dann EQ, dann Hall.


So einen richtigen Workflow, mit dem ich mich richtig identifizieren kann, habe ich für mich nur bedingt gefunden, also sehr gerne Anregungen!



danke und liebe Grüße
 
Eigenschaft
 
Hallo,

...ein wenig aus dem Bereich "Klassik" kann ich beisteuern, ich würde es allerdings nicht als Post-Pro bezeichnen, da ich Amateur bin :D.
Was ich mit Aufnahmen mache, hängt ganz vom Setup ab. Bin ich aus Zeit-, Platz- oder Gewichtsgründen nur mit kleinem Setup unterwegs, will heißen Stereorecorder (Tascam DR100-III) plus 2 externe Mics, dann ist ja gar nicht soo viel mehr da, was man an dem Stereofile noch machen kann. Wenn bei der Aufnahme die Mics schon falsch gestanden haben, ist das Malheur fertig, viel korrigieren kann man da nicht mehr. In diesem Minimal-Setup sieht der Ablauf so aus, daß ich das Material erst nochmal in aller Ruhe abhöre und schaue, was mir auffällt. In Kirchen sind das häufig bestimmte Dröhnfrequenzen oder ein ganz tief liegendes "Grundbrummen" des Kirchenraumes (oft von der Heizung). Da setze ich erst mal an, aber mit Vorsicht, um die musikalische Performance nicht zu beschädigen (...dann lieber noch eine "Rest-Störung" drinlassen...)

Anschließend schaue ich, ob weiteres EQing nötig ist - im Idealfall sollte man fast ohne auskommen, aber wenn so ein Minimalaufbau hopplahopp ohne Ausprobieren in einer unbekannten Räumlichkeit laufen muß, dann kann man sich schon mal verhauen (meine "Haus-Kirche" kenne ich akustisch dagegen sehr gut).
Da ich meist in Kirchen recorde, entfällt der Punkt "Hall" ;) - davon sollte genug da sein ;) Nur, falls ich zu nah mikrofoniert habe, kommt ein wenig Hall dazu, den ich versuche, möglichst der betreffenden Kirche "nachzubauen".

Anders sieht das aus, wenn ich viel-spurig unterwegs bin, dann kommt nach der ersten Suche nach Störungen üblicherweise die Partitur dazu, ich höre, lese mit und schaue, ob die entsprechenden Sachen auch ordentlich abgebildet sind, gegebenenfalls wird die Mikrofonbalance angepaßt, wobei ich üblicherweise auch nicht die Möglichkeit habe, jede Menge Mics in ein Orchester zu setzen - das ist ein wenig schwierig zu beherrschen, wenn man selbst auch noch im Chor singt. Also muß ich mit den Stützen auskommen, die ich habe. Gegebenenfalls käme noch eine Laufzeitkorrektur bei einzelen Stützen dazu, falls nötig. "Nahe" Stützen verdienen da besondere Beachtung, die kriegen je nachdem auch ein wenig Raum verpaßt. Solistenstützen können da manchmal ganz schön gemein sein ;)
Dann käme die Automation der einzelnen Spuren, das geht auch wieder mit Partitur. Falls Bedarf besteht, je nach Spur oder gesamt noch mal EQing.
Kompressoren verwende ich üblicherweise im Klassikbereich nicht, nur ein ganz kleines Wenig in der Stereosumme, aber wirklich nur eine Winzigkeit.

Das kann aber alles von Aufnahmesituation zu Aufnahmesituation variieren und steht und fällt bereits mit dem sinnvollen Aufbau. Eine Probeaufnahme während der Haupt- und Generalprobe kann sehr hilfreich sein, ich versuche das eigentlich immer hinzubekommen, aber manchmal läßt sich das eben nicht machen, dann hoffe ich, daß ich gut geraten habe :D Immer mit dem Hintergrund, daß die Sachen, die ich mitschneide, in erster Linie live-Konzerte sind und nicht reine Recording-Sessions, da kann man sicherlich noch ganz anders vorgehen, um die Ausrüstung auf beste Art und Weise an den Start zu bringen. Was man möglichst optimal aufgezeichnet hat, braucht auch nur noch wenig bis keine Nachbearbeitung. Vollprofis werden da sicherlich noch ganz anders vorgehen...

Viele Grüße
Klaus
 
Hallo,

...ein wenig aus dem Bereich "Klassik" kann ich beisteuern, ich würde es allerdings nicht als Post-Pro bezeichnen, da ich Amateur bin :D.
Was ich mit Aufnahmen mache, hängt ganz vom Setup ab. Bin ich aus Zeit-, Platz- oder Gewichtsgründen nur mit kleinem Setup unterwegs, will heißen Stereorecorder (Tascam DR100-III) plus 2 externe Mics, dann ist ja gar nicht soo viel mehr da, was man an dem Stereofile noch machen kann. Wenn bei der Aufnahme die Mics schon falsch gestanden haben, ist das Malheur fertig, viel korrigieren kann man da nicht mehr. In diesem Minimal-Setup sieht der Ablauf so aus, daß ich das Material erst nochmal in aller Ruhe abhöre und schaue, was mir auffällt. In Kirchen sind das häufig bestimmte Dröhnfrequenzen oder ein ganz tief liegendes "Grundbrummen" des Kirchenraumes (oft von der Heizung). Da setze ich erst mal an, aber mit Vorsicht, um die musikalische Performance nicht zu beschädigen (...dann lieber noch eine "Rest-Störung" drinlassen...)

Anschließend schaue ich, ob weiteres EQing nötig ist - im Idealfall sollte man fast ohne auskommen, aber wenn so ein Minimalaufbau hopplahopp ohne Ausprobieren in einer unbekannten Räumlichkeit laufen muß, dann kann man sich schon mal verhauen (meine "Haus-Kirche" kenne ich akustisch dagegen sehr gut).
Da ich meist in Kirchen recorde, entfällt der Punkt "Hall" ;) - davon sollte genug da sein ;) Nur, falls ich zu nah mikrofoniert habe, kommt ein wenig Hall dazu, den ich versuche, möglichst der betreffenden Kirche "nachzubauen".

Anders sieht das aus, wenn ich viel-spurig unterwegs bin, dann kommt nach der ersten Suche nach Störungen üblicherweise die Partitur dazu, ich höre, lese mit und schaue, ob die entsprechenden Sachen auch ordentlich abgebildet sind, gegebenenfalls wird die Mikrofonbalance angepaßt, wobei ich üblicherweise auch nicht die Möglichkeit habe, jede Menge Mics in ein Orchester zu setzen - das ist ein wenig schwierig zu beherrschen, wenn man selbst auch noch im Chor singt. Also muß ich mit den Stützen auskommen, die ich habe. Gegebenenfalls käme noch eine Laufzeitkorrektur bei einzelen Stützen dazu, falls nötig. "Nahe" Stützen verdienen da besondere Beachtung, die kriegen je nachdem auch ein wenig Raum verpaßt. Solistenstützen können da manchmal ganz schön gemein sein ;)
Dann käme die Automation der einzelnen Spuren, das geht auch wieder mit Partitur. Falls Bedarf besteht, je nach Spur oder gesamt noch mal EQing.
Kompressoren verwende ich üblicherweise im Klassikbereich nicht, nur ein ganz kleines Wenig in der Stereosumme, aber wirklich nur eine Winzigkeit.

Das kann aber alles von Aufnahmesituation zu Aufnahmesituation variieren und steht und fällt bereits mit dem sinnvollen Aufbau. Eine Probeaufnahme während der Haupt- und Generalprobe kann sehr hilfreich sein, ich versuche das eigentlich immer hinzubekommen, aber manchmal läßt sich das eben nicht machen, dann hoffe ich, daß ich gut geraten habe :D Immer mit dem Hintergrund, daß die Sachen, die ich mitschneide, in erster Linie live-Konzerte sind und nicht reine Recording-Sessions, da kann man sicherlich noch ganz anders vorgehen, um die Ausrüstung auf beste Art und Weise an den Start zu bringen. Was man möglichst optimal aufgezeichnet hat, braucht auch nur noch wenig bis keine Nachbearbeitung. Vollprofis werden da sicherlich noch ganz anders vorgehen...

Viele Grüße
Klaus

Hi, danke für die ausführliche Antwort!

so immerhin als halben Profi würde ich mich immerhin auch bezeichnen ;) ich studiere eben noch. Und dennoch stört mich die eine Sache eben doch etwas, dass ich oft ohne gutes bzw.. komplett durchdachtes Konzept an die Sache rangehe.. was die einzelnen Parameter angeht, läuft das ganze schon. Und durch die Uni steht mir die Tür zu den besten Mikros zum Glück auch offen..
 
Einen Workflow der immer funktioniert gibt es nicht. Machst du ja bei Popmusik bestimmt auch nicht immer gleich ;)
Schnitt kommt definitiv immer vor dem Mischen, wobei eine grobe Mischung natürlich sehr hilfreich ist um vernünftig zu schneiden. Ich kenne renommierte Tonmeister, bei denen die Postproduktion nur "Schnitt heißt", weil die Pegelverhältnisse schon bei der Aufnahme geklärt sind und nur in seltenen Fällen dann noch ein bisschen EQ benutzt wird oder so.

Ich vermute mal es geht hier um traditionelle klassische Aufnahmetechnik (Hauptmikrofon + Stützmikrofone). Da würde ich erst mal nur das Hauptmikrofon aufziehen bearbeiten so dass es schon fast als fertiges Produkt durchgehen könnte wenn es irgendwie möglich ist. Wie puristisch man das ganze angeht ist jedem selber überlassen. Manche Tonmeister wollen gar keine Effekte benutzen, andere benutzten EQ, Dynamik (auch Multiband), Hall, Delay, Automation usw.

Danach kommen die Stützen dazu. Es wurde schon Laufzeitkompensation erwähnt. Die Entscheidung muss schon ziemlich am Anfang getroffen werden, weil alles was man dann einstellt (sogar die Pegelverhältnisse) davon abhängen. Die Stützen erstmal so dazu fahren dass es Passt. Wichtig ist, dass die Stützen nicht von sich aus gut klingen müssen, sondern zusammen mit dem Hauptmikrofon. Wieder ist alles an Effekten erlaubt die nötig sind um ans gewünschte Ergebnis zu kommen.

Wenn die Aufnahme in einem nicht so schön klingenden Raum gemacht wurde, kann man die Mischung auch von den Stützen her aufbauen. Wichtig ist eigentlich nur hören-verändern-widerholen. Ein paar Aufnahmen hören um zu gucken wo die Reise hin soll kann auch nicht schaden.

Wenn du noch mehr zu einer konkreten Aufnahme brauchst dann gerne PM
 

Unser weiteres Online-Angebot:
Bassic.de · Deejayforum.de · Sequencer.de · Clavio.de · Guitarworld.de · Recording.de

Musiker-Board Logo
Zurück
Oben