Hallo,
...ein wenig aus dem Bereich "Klassik" kann ich beisteuern, ich würde es allerdings nicht als Post-Pro bezeichnen, da ich Amateur bin
.
Was ich mit Aufnahmen mache, hängt ganz vom Setup ab. Bin ich aus Zeit-, Platz- oder Gewichtsgründen nur mit kleinem Setup unterwegs, will heißen Stereorecorder (Tascam DR100-III) plus 2 externe Mics, dann ist ja gar nicht soo viel mehr da, was man an dem Stereofile noch machen kann. Wenn bei der Aufnahme die Mics schon falsch gestanden haben, ist das Malheur fertig, viel korrigieren kann man da nicht mehr. In diesem Minimal-Setup sieht der Ablauf so aus, daß ich das Material erst nochmal in aller Ruhe abhöre und schaue, was mir auffällt. In Kirchen sind das häufig bestimmte Dröhnfrequenzen oder ein ganz tief liegendes "Grundbrummen" des Kirchenraumes (oft von der Heizung). Da setze ich erst mal an, aber mit Vorsicht, um die musikalische Performance nicht zu beschädigen (...dann lieber noch eine "Rest-Störung" drinlassen...)
Anschließend schaue ich, ob weiteres EQing nötig ist - im Idealfall sollte man fast ohne auskommen, aber wenn so ein Minimalaufbau hopplahopp ohne Ausprobieren in einer unbekannten Räumlichkeit laufen muß, dann kann man sich schon mal verhauen (meine "Haus-Kirche" kenne ich akustisch dagegen sehr gut).
Da ich meist in Kirchen recorde, entfällt der Punkt "Hall"
- davon sollte genug da sein
Nur, falls ich zu nah mikrofoniert habe, kommt ein wenig Hall dazu, den ich versuche, möglichst der betreffenden Kirche "nachzubauen".
Anders sieht das aus, wenn ich viel-spurig unterwegs bin, dann kommt nach der ersten Suche nach Störungen üblicherweise die Partitur dazu, ich höre, lese mit und schaue, ob die entsprechenden Sachen auch ordentlich abgebildet sind, gegebenenfalls wird die Mikrofonbalance angepaßt, wobei ich üblicherweise auch nicht die Möglichkeit habe, jede Menge Mics in ein Orchester zu setzen - das ist ein wenig schwierig zu beherrschen, wenn man selbst auch noch im Chor singt. Also muß ich mit den Stützen auskommen, die ich habe. Gegebenenfalls käme noch eine Laufzeitkorrektur bei einzelen Stützen dazu, falls nötig. "Nahe" Stützen verdienen da besondere Beachtung, die kriegen je nachdem auch ein wenig Raum verpaßt. Solistenstützen können da manchmal ganz schön gemein sein
Dann käme die Automation der einzelnen Spuren, das geht auch wieder mit Partitur. Falls Bedarf besteht, je nach Spur oder gesamt noch mal EQing.
Kompressoren verwende ich üblicherweise im Klassikbereich nicht, nur ein ganz kleines Wenig in der Stereosumme, aber wirklich nur eine Winzigkeit.
Das kann aber alles von Aufnahmesituation zu Aufnahmesituation variieren und steht und fällt bereits mit dem sinnvollen Aufbau. Eine Probeaufnahme während der Haupt- und Generalprobe kann sehr hilfreich sein, ich versuche das eigentlich immer hinzubekommen, aber manchmal läßt sich das eben nicht machen, dann hoffe ich, daß ich gut geraten habe
Immer mit dem Hintergrund, daß die Sachen, die ich mitschneide, in erster Linie live-Konzerte sind und nicht reine Recording-Sessions, da kann man sicherlich noch ganz anders vorgehen, um die Ausrüstung auf beste Art und Weise an den Start zu bringen. Was man möglichst optimal aufgezeichnet hat, braucht auch nur noch wenig bis keine Nachbearbeitung. Vollprofis werden da sicherlich noch ganz anders vorgehen...
Viele Grüße
Klaus