"Musik stirbt im Laden" - HR-Doku

  • Ersteller peter55
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Im Musikladen konnte man darüber reden. Es war also bei weitem nicht nur ein Geschäft das Verkaufen wollte, es war oft auch ein Treffpunkt für Musiker um sich auszutauschen, ja manchmal auch um neue Musiker zu finden für die eigene Band.
Früher gab es drei Arten von Läden: Die traditionsreichen "Musikalienhändler" als Vollsortimenter mit Noten etc. Die gelernten Instrumentenbauer, Spitze in ihrem Marktsegment, aber darauf (weitestgehend) beschränkt. Und dazwischen die semiprofessionellen Gitarristen (und andere Nerds), die daraus ein Lebensmodell machten. Letztere sterben jetzt aus und deren Fixkosten sind sehr groß geworden. Für Vollsortimenter wiederum ist der Internethandel zum Konkurrenten geworden.
horrend gestiegenen Fixkosten
Sehr wichtiger Punkt!
Anschaffung und Besitz von eigenem Equipment für die jüngere Generation noch erstrebenswert
Definiere "Equipment". Es wird ja gekauft, oft genug in der unteren Preisschublade, die aber schon sehr ordentlich ist.
"Strat as a Service".
Ist ja schon lange Realität. Früher wurde die PA gemietet. Heute eben mehr. Oder denke aktuell an die Engländer, die hier auf Tour sind. Und sich die Instrumente von Freunden auf dem Kontinent ausleihen. Gerade bei Allan Taylor (Singer-Songwriterlegende) erlebt.
Und "Sideman as a Service", die dann ihre eigenen Instrumente mitbringen, ist ja auch nicht neu. Heißt woanders Mugge. Oder "Gastauftritt".
Bei Orchesterinstrumenten, zumindest unter Lernenden, ist das schon lange eine bewährte Praxis.
... und bei selten Instrumenten (Bassklarinette, Bassflöte, Terzgitarre, ...)
nur einer läuft mit einem Rolling Stones T-Shirt rum und hat lange Haare, der spielt aber kein Instrument
Auch zu meiner Schulzeit war es in bestimmten Szenen in, mit den Klamotten der Grannies herumzulaufen.
Wir haben zb keine eigene Bohrmaschine im Haushalt, ich brauch die so gut wie nie, wenn ich eine brauche alle paar Jahre einmal, kann ich mir eine ausborgen. Für andere undenkbar, die brauchen jede Woche eine Bohrmaschine
Die sammeln sich, wie die Gitarren. Habe jetzt wohl 10 (für 2 Haushalte). Ist eher eine Platzfrage, weil: Neu gekauft habe ich nur 2, der Rest ist mir zugeflogen, geerbt oder sehr günstig auf dem Flohmarkt. Brauche ich die alle? Nö. Helfen die mir / machen die Sinn? Ja. Ist wie mit Musikinstrumenten. Und vor allem Zubehör (Notenständer, Mike-Ständer, ...)
Früher waren viele Hobbies einfach nicht bezahlbar, insbesondere nicht mehrere.
DAS hat sich deutlich geändert. Heute ist eher das Platz das Limitierende. Den leerstehenden Schuppen beim Nachbarn gibt es nur noch selten.
Verklärung der eigenen Jugend... aber irgendwie waren Hobbys spannender, als nicht jede Information sofort verfügbar war
Ja, auf der anderen Seite gibt es ja durchaus viele Jungsche, die bei Jugend forscht aktiv sind etc. Und eben auch junge Musiker, die auf Grund der Verfügbarkeit von Wissen nach kurzer Zeit eine Spieltechnik drauf haben, die ich nie geschafft habe.
 
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warum sollte es mich dann interessieren, dass andere irgendwo irgendwelche Sprünge machen?

Du hast vollkommen Recht. Es sollte dich nicht interessieren. Wenn
Wenn ich mit Spaß über das Wasser 'heize',

der Spaß an der Sache an sich dein Antrieb ist. Raus aufs Wasser und überhaupt mit dem Ding zu fahren ist toll und erfüllend. Sprünge? Vielleicht mal später, wenn nicht ist auch OK. Jemand anders ist besser? Cool, dann hat man in der Pause was zum gucken und kann vielleicht sogar ein bischen was lernen. Oder ihm einfach dafür gratulieren, dass es dieses spaßige Hobby auf so einem hohen technischen Niveau ausführt.

Wenn man von vornherein aber mit einem Leistungsgedanken an sein Hobby herangeht, vergleicht man sich zwangsläufig viel mehr mit Anderen. Und gerade dieser Leistungsgedanke kann durch die Strukturen auf sozialen Medien sehr befeuert werden.

Einfach mit ein par Leuten Musik machen, abwarten bis man sich eingegrooved hat, Proberaum bezahlen, soziale Gruppenspannungen aushalten und regeln, irgendwo im Jugendcenter für umme vor 26 Leuten auftreten... oder den eigenen Kanal pushen, follower sammeln und mit Produkt-Placements Geld verdienen? Ich glaube die Entscheidung fällt immer häufiger für Letzteres aus.

Warum die Ochsentour durch die Clubs und sich den Arsch abspielen, wenn ein virales Video ein vielfaches an Reichweite produziert? Warum mühsames Songwriting, wenn die Leute auch auf das Review zum neuen Modeller hunderttausendfach klicken?
Beitrag automatisch zusammengefügt:

Ja, auf der anderen Seite gibt es ja durchaus viele Jungsche, die bei Jugend forscht aktiv sind etc. Und eben auch junge Musiker, die auf Grund der Verfügbarkeit von Wissen nach kurzer Zeit eine Spieltechnik drauf haben, die ich nie geschafft habe.
Definitiv. Das Internet bietet grandiose Möglichkeiten. Fast jede Information ist irgendwo für jeden Nutzer zugänglich. Ich will das nicht schlechtreden.

Aber macht es die Leute glücklicher?

Alles sofort verfügbar zu haben bedeutet auch, dass jeder Misserfolg eigentlich nur an einem selber liegt. Es bleibt weniger Raum für Experimente und Erfahrungen, die Wege sind deutlich mehr vorgezeichnet und wer sie nicht schnell genug beschreitet, verliert Relevanz.

Musste ich vorher drauf hoffen, dass mir irgendwer mein Effektgerät erklärt - oder alternativ gaaanz viele Stunde investieren und selbst ausprobieren - werden mir heute nicht nur über die Seiten der Hersteller, sondern auch der nachgelagerten Verkaufs-maschinen sowie Content-Monetarisierungs-Maschinen sowie not-for-profit Communities/Foren/Facebookgruppen/usw. eine absolute Fülle an Infos präsentiert, an denen ich mich fix orientieren kann.

Eine geniale Möglichkeit für Wissenstransfer.

Aber: Wenn dir jemand anders von vornherein erklärt, wie das Effektgerät funktioniert, geschieht mehr als reiner Wissenstransfer. Er gibt dir ein Stück weit auch vor, was mit dem Effekt zu machen ist. Wenn Du stundenlang erst einmal das Effektgerät erkundest und Sachen damit machst, an die vielleicht nicht mal der Hersteller gedacht hat, geschieht was neues.

Heute kennt jeder die "richtige" Effektreihenfolge. Dabei sind großartige Sounds durchaus auch mit dem Delay vor der zerrenden Stufe entstanden... manch ein Sound soll sogar auf bewusst zerstochene Speaker zurückzuführen sein. Anstatt das neue, spannende Amps auf den Markt kommen, geht es zunehmend nur noch darum bestehende Sounds künstlich zu reproduzieren.

Gitarre spielen ist heute nur noch zwei Schritte von der Karaoke-Maschine entfernt. Man betrachte einfach das neue Line 6 Helix Stadium, dass mit einem Funktionsumfang kommt, bei dem jeder Keyboard-Alleinunterhalter aus den 90ern feuchte Träume bekommt.

Wenn heute alles mundgerecht präsentiert wird, wo bleibt da die Kreativität und die Experimentierfreude?

Nein, früher war nicht alles besser und niemand bestreitet die Vorteile moderner Informationstechnologie. Aber gerade am Beispiel handgemachter Musik müssen wir meines Erachtens feststellen, dass jedenfalls Vielfalt und Kreativität eher abgenommen als zugenommen haben. Viellicht findet sich die Kreativität vollumfänglich in (Musik)-Bereichen wieder, die mir einfach nicht zugänglich sind. Aber wenn ich die Musik aus den 60-90er mit der Musik aus diesem Jahrtausend vergleiche, gruselt es mich.
 
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Aber wenn ich die Musik aus den 60-90er mit der Musik aus diesem Jahrtausend vergleiche, gruselt es mich.
Ach komm, so schlecht war sie damals doch garnicht 😉
Aber ja, mir geht es ähnlich, glücklicherweise nicht bei allen neuen Produktionen.
 
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Aber ja, mir geht es ähnlich, glücklicherweise nicht bei allen neuen Produktionen.
Soweit ist es bei mir zum Glück auch noch lange nicht. Ich entdecke ständig tolle neue Musik und Künstler.

Aber in der Breite fehlt etwas. Und vor allem sind das zunehmend Einzelkünstler.
 
Und vor allem sind das zunehmend Einzelkünstler.
mir fällt dazu "Tobias Hoffmann" ein. Mehr ein Jazzer, aber er stellt auf "YT" immer Gitarren vor, die er bei VintageGitarren Oldenburg, oder so,
antestet:m_git2:. Ich denke mal, das ist ein Laden, den man auch aufsuchen kann, der sich auf diese alten Modelle spezialisiert hat.
Für mich aber zuweit weg, wird aber wohl auch alles online gehen:rolleyes:.
 
Viellicht findet sich die Kreativität vollumfänglich in (Musik)-Bereichen wieder, die mir einfach nicht zugänglich sind. Aber wenn ich die Musik aus den 60-90er mit der Musik aus diesem Jahrtausend vergleiche, gruselt es mich.
Ich weiß, was Du meinst.

Das hier konnte ich mir nicht verkneifen :D :

Bildschirmfoto 2025-07-24 um 16.19.11.png
 
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Da sind ein Teil meiner Helden versammelt , aus jeder Band leben schon jeweils einer nicht mehr.
 
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Du hast auf langhaarige Hippies gestanden?😂
 
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Jawoll !
 
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Das ist sicher für einige sinnvoll, für andere nicht unbedingt. Das Argument "stehen zu 90% nur rum" ist aber schief. Das tun Toiletten und Duschen auch. Trotzdem möchten glaube ich die wenigsten Menschen in einem Hochhaus wohnen, wo sich drei Etagen ein Klo teilen und es im Keller Gemeinschaftsduschen gibt. Dass es trotzdem öffentliche Toiletten geben sollte, ist allerdings auch richtig 😉
 
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naja, ich glaube, meine Gitarren werden auch nicht häufiger benutzt...
Definitiv weniger. 10 Prozent der Zeit wären ja 2,4 Stunden pro Tag. Pro Gitarre.

Wenn ich im schnitt 45 Minuten am Tag schaffe, bin ich zufrieden. Das sind pro Gitarre weniger als 5 Minuten pro Tag und damit gerade mal 0,34 Prozent der Zeit. Bei Werkzeug ist es noch viel schlimmer... aber es ist schon auch schön, am Samstag spontan was zu bauen oder zu reparieren, ohne mir dafür das Werkzeug erst bei 8 Nachbaren - von denen 3 nicht zu Hause sind - zusammensuchen zu müssen.

Ich finde den Ansatz, die Notwendigkeit von Eigentum bei jedem Teil zu hinterfragen, gut. Es gibt aber oft auch gute Gründe, warum man doch Sachen hat.
 
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ich mag meine Gitarren auch, aber:

"Materielles Eigentum war gestern. Die Zukunft gehört virtuellen Gütern – und dem Zugriff auf sie. Unter dem Stichwort »Access« brachte Jeremy Rifkin diesen Trend schon vor einigen Jahren auf den Punkt. Heute gibt ihm die Realität Recht…"
https://syntropia.de/access-verschwinden-eigentums-p-10881.html

Autos einerseits, Musik andererseits: Schallplatten oder CDs zu besitzen, ist einigermassen old school.
genau so iPads, Smartphones, Scooter, Gartengeräte - alles wird vermietet, geteilt, und ich muss mit nicht damit belasten.

-> also statt Musikladen eher eine Gerätevermietung als Geschäftsmodell?
 
Nope, old-school oder nicht: Just over my dead body werde ich irgendeinen Menschen mein Zeugs begrabbeln lassen oder nehme ich den Krempel von jemand anderem in die Hand, das auf diesen eingestellt ist (das ist nicht Sitz und Spiegel verstellen). Das ist ungefähr so ekelhaft, wie auf der Bowlingbahn Shuhe leihen zu müssen. Macht man, kriegt aber die nächsten Tage das Gefühl von Kribbeln nicht los.
 
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Autos einerseits, Musik andererseits: Schallplatten oder CDs zu besitzen, ist einigermassen old school.
Ich finde, digitale Inhalte wie Musik und Filme sind ein schlechtes Beispiel. Diese sind problemlos zu vervielfältigen, das Eigentum am Trägermedium ist daher anders als bei der Bohrmaschine und dem Auto nur relevant, solange man darauf nicht anderweitig Zugriff bekommt. Wenn ich da hoc für weniger Geld als ich sonst für Medien ausgebe online sofort auf alles Zugriff bekomme, braucht es kein Trägermedium mehr.

Medien werden durch mich weder angepasst noch abgenutzt. Sie werden auch nicht schmutzig durch den Gebrauch anderer. Sie können gleichzeitig von jedem Interessenten abgerufen werden.

Die Bohrmaschine oder das Auto kann halt nur jeweils einer gleichzeitig benutzen.
 
Das ist sicher für einige sinnvoll, für andere nicht unbedingt. Das Argument "stehen zu 90% nur rum" ist aber schief. Das tun Toiletten und Duschen auch. Trotzdem möchten glaube ich die wenigsten Menschen in einem Hochhaus wohnen, wo sich drei Etagen ein Klo teilen und es im Keller Gemeinschaftsduschen gibt. Dass es trotzdem öffentliche Toiletten geben sollte, ist allerdings auch richtig 😉
Die Toiletten und Duschen stehen aber nicht quasi kostenlos im öffentlichen Raum rum. Aber lassen wir die Diskussion und konzentrieren uns weiter auf Musik(instrumente).
 
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Gerätevermietung als Geschäftsmodell
Gibt es ja, v.a. bei PA- und Studiokrams, auch bei seltenen Instrumenten (z.B. Barockgeigen, Flügeln, ...) Allerdings ist dies oft mit einer technsichen Dienstleistung (Instrumentenbau, Abmischen, ...) verbunden und ernährt häufig Kleinbetriebe (große Veranstaltungstechnikbetriebe oder den Steinway-Mietservice mal außen vor).
 
Man kann auch so ziemlich alles andere (komplette Backline, Übeinstrumente ...) mieten. Das ist aber eine relativ kleine Nische, und daran finde ich auch erstmal nichts verkehrt. Für Musiker auf Tour oder sonstigen Reisen ist das eine gute Sache, aber erstens baut man ja doch zum eigenen Instrument eine gewisse Beziehung auf (bei Blasinstrumenten kommt ja noch der Hygieneaspekt dazu). Üben ist zu 90% Muskelgedächtnis, da ist es schon hilfreich, immer das selbe Instrument zu spielen.

Und ein Musikinstrument lernt man richtig gut nur, wenn man viele Stunden im Monat üben kann, was im Regelfall deutlich besser geht, wenn man nicht jedes Mal irgendwo hinfahren, abholen, wegbringen muss...

Ich kann mir nicht vorstellen, dass das in der Breite Zukunft hat. Das ist ungefähr so sinnvoll wie zu überlegen, ob man Handies nicht auch ausleihen sollte, statt ein eigenes zu besitzen...
 
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