Ob man mit "du musst das jetzt auf Papier aufschreiben" im Smartphone-Zeitalter noch Schüler effektiv begeistern kann, steht natürlich auf einem anderen Blatt.
Ja, aber dadurch denkt man eben in Tönen und vernetzt diese auf vielen Ebenen - der Ton G etwa begegnet dem Schüler dann Grundton von G-Dur/Moll, Terz von Em/Eb, Quinte von Dm/D.
Wenn er es nicht Akkorden, sondern Intervallweise macht wird er lernen, dass von einem G aus eine Saite rauf immer ein C sitzt (G-H-Saiten Übergang mal außen vor, aber das lernt man ja auch, "mitzudenken"). Und eine Saite runter ein D. Wenn er sich dann das Shape einer Durtonleiter selbst aufs Griffbrett arbeitet merkt man es sich nicht nur besser, man verknüpft es ja auch automatisch mit anderen, sowohl im Sinne von "dasselbe, aber verschoben" als auch "das ist jetzt Moll, also dasselbe, aber da, da und da ein HT tiefer) usw, man lernt ja eigentlich nicht einfach nur das Griffbrett (einmal), eigentlich lernt man es ja einmal "normal" und dann noch 20x kreuz und quer.
Soweit ich dieses Litejam sehe, sind das ja trotzdem nur "Wolken" aus Griffpositionen, wo der Grundton eine andere Farbe hat.
Nichts von dem vorher geschriebenen wird davon abgenommen, man lernt damit ja wohl vor allem eines: Greifen, bzw. sich zu einem Grundton eine "Figur" aus Griffpositionen zuordnen zu können, wenn man unter min/maj/dorian/.... abgelegt hat. Bei vielen Autodidakten wird diese Kluft eher einfach stehen bleiben als geschlossen werden.
Ich hab aber auch noch einen didaktischen Einwand: Wer mit sowas lernt, trainiert sich ja zwangsweise darauf, aufs Griffbrett zu starren. Und da wir verdammte Augentiere sind, deren Hirn Gesehenes gerne bevorzugt behandelt ist es gerade für Anfänger vielleicht nicht die beste Idee, mit einem rein optischen System zu arbeiten, das lenkt nochmals mehr vom hören ab. Bzw., würde hier irgendwer widersprechen, wenn ich behaupte, wiklich können tut man am Instrument etwas erst, wenn mans auch mit geschlossenen Augen kann? Ist halt blöd wenn meine Hauptreferenz optisch ist....
Gerade Anfängern kann man da doch nicht oft genug sagen: Augen sind nur zum Grobtuning (oder fürs Notenblatt, Leadsheet, Bodentreter und vor allem, um die Rhythmus Fraktion schief anzuschauen, wenn sie zu schleppen oder zu laufen beginnen). Aber primär gehts bei Instrumenten um hören und fühlen. Da ist so ein Teil doch eher kontraproduktiv.
LG