Praxisbuch Musiktheorie für Gitarre -> für Fortgeschrittene

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Ich würde gerne mehr über Musiktheorie, Harmonielehre, Kompositionen, ... lernen und insbesondere verstehen.

Ich habe bereits zwei Bücher zur Harmonielehre (Haunschild "Die neue Harmonielehre" und Meffert "Harmonielehre") gelesen.
Was ich aber eigentlich dazu bräuchte, wäre eine Art Arbeits- und Erklärungsbuch, nicht nur mit Beispielen, sondern eher mit konkreten Aufgaben und Erklärungen. Mmh, schwer zu erklären, was ich suche.
Also nehmen wir an, ich habe ein Musikstück in Am und möchte dazu ein kleines Solo bauen -> wie gehe ich vor? Und warum? Oder ich möchte auf der Rhythmugitarre etwas variieren -> welche Akkorde eignen sich oder auch nicht. Und insbesondere: warum ist das so? Oder wie baue ein Stück auf, das als Grundtonart C hat, konkret auf. Klar, ich kann als Akkord die Subdominate und die Dominate verwenden, und dazu noch den parallelen Moll-Akkord, aber wie ist das mit den Mollparallelen zur Dominante und Subdominante? Oder den weiter entfernten Verwandschaften?
Der Fokus liegt auf der Gitarre.

Vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps für mich.
 
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Komponieren ist ein weites Feld. Welcher Einstieg fällt Dir am leichtesten, zb
  • von der Melodie her
  • oder Akkordfolgen (Progressionen)
  • Liedtext
  • Struktur (AABA‘, intro-ref-verse-ref- … outro)
  • Rhythmus, Rhythmen
  • Drama, Story
  • usw. ?
Im Grunde ist es egal, wo man anfängt: Am Ende ist es schrittweises Verfeinern, wie beim Töpfern.
 
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Puh, schwierige Frage. Wahrscheinlich ist ein Zugang über die Akkordfolgen für mich am intuitivsten.
 
Ok. Dann folgender Vorschlag:
  • Tonart wählen (zB C-Dur - bestimmt die Tonika)
  • diese Skala einmal in allen 8 Tönen anspielen (wer ist wo?)
  • für eine Phrase (zB. A-Teil, Refrain etc.) ...
  • eine intuitive Akkordfolge ausdenken aus C-Dur (Tonika - ... - Tonika) (aufnehmen?)
  • dazu eine Melodie in dieser Tonart finden (zB o.g. Aufnahme abpielen, dazu summen/greifen)
Damit erreichst Du, dass Melodie und Akkorde fast immer zusammenpassen. Häufig spielt da der 7. Ton nicht mit, oder in einer andere Tonart/Skala ein anderer. Bisschen alles aneinander anpassen, bis Akkorde und Melodietöne im Ohr zueinanderpassen.

Es ist übrigens nicht so, dass:
  • zu einem gespielten Akkord der Melodieton nur einer dieser Akkordtöne sein darf
  • sog. Nebennoten (nicht-Akkordtöne) beleben die Musik
  • jeder Melodieton mit einem (wechselnden) Akkord unterlegt sein muss
Es gibt Musikstücke, da jagt ein Akkord den anderen (Melodie harmonisieren). Und daneben viele gute bis sehr gute, die zB. 1-2 Takte, oder höchsten 2 mal pro Takt, den Akkord wechseln.

Bei den Akkordfolgen ggf. erst mal nur Powerchords, also 1. und 5. Ton, ohne geschlechtsbestimmenden 3. ... Das kann es leichter machen, manche Melodieteile mit einem passenderen Akkord als Dominante oder Sundominante zu unterlegen.

Viel Erfolg
 
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Okay, nehmen wir an, die Akkordfolge wäre Am, F, G, Am, vllt zunächst einfach immer 2 Takte je Akkord, also Am | Am | F | F | ....
Tonvorrat wären zunächst alle Töne der C-Dur Tonleiter.
Berücksichtige ich bei der Melodie die Akkorde, z.B. indem der Takt dann bei Akkordwechsel mit dem entsprechenden Ton beginnt? Verwende ich während der zwei Am-Takte nur die Töne des Am Dreiklangs?
 
Ich würde gerne mehr über Musiktheorie, Harmonielehre, Kompositionen, ... lernen und insbesondere verstehen
Deutlich umfassender als Haunschild ist Löffler, Rock & Jazz-Harmony.
Oder weniger genrebezogen Ziegenrücker. ABC Musik (aktuelle Ausgabe) und umgekehrt ganz auf Jazz konzentriert Sikora, Neue Jazzharmonielehre.

Was genau willst Du denn verstehen und komponieren?

...aber wie ist das mit den Mollparallelen zur Dominante und Subdominante? Oder den weiter entfernten Verwandschaften?
Darauf geht Haunschild allerdings ein, ergibt seine Darstellung denn konkrete Fragen?

Gruß Claus
 
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Okay, nehmen wir an, die Akkordfolge wäre Am, F, G, Am, vllt zunächst einfach immer 2 Takte je Akkord, also Am | Am | F | F | ....
Beginnend mit am wärst Du genau genommen bei A-Moll, die Folge also
am | dm | em | am
t s d t // t: T-onica in Moll usw.

Tonvorrat wären zunächst alle Töne der C-Dur Tonleiter.
"Zufällig" sind die Einzelnoten von A-Moll die von C-Dur. Wolltest Du wirklich in C-Dur spielen, wäre das hier eine Möglichkeit (könnten zusammen zB 8 Takte werden) :
C | am | F | G | C
T tp S D T // tp: Tonica-Parallele, also Moll

Berücksichtige ich bei der Melodie die Akkorde, z.B. indem der Takt dann bei Akkordwechsel mit dem entsprechenden Ton beginnt?
Das kommt darauf an:
  • im ersten und letzten Takt der Phrase (Start+Ende mit/auf Tonika) wird das zweckmäßig sein
  • bei anderen Taktanfängen muss man es ausprobieren
  • häufig wird's ein Melodieton aus dem Akkord sein
  • beim F-Akkord also einer der Töne f, a oder c

Verwende ich während der zwei Am-Takte nur die Töne des Am Dreiklangs?
Nein, würde ich nicht.

Wenn man es macht, klingt es wohl eher so wie am Lagerfeuer, Tendenz harmonisch (langweilig ?).

Beispiel 1 - im Akkord
1 2 3 4 : (ein 4/4 Takt)
am am am am: (also andauernd)
a c e c : Melodie, voll harmonisiert

Beispiel 2 - mit Nebentönen
1 2 3 4 : (ein 4/4 Takt)
am am am am: (also andauernd)
c d h a : möglicherweise interessantere Melodie
d h c a : alternative Melodie

Man kann das hier übrigens nicht auf einen Takt isolieren. Wenn Du diese 3 Melodievarianten (und weitere) einmal spielst, merkst Du auch, dass sie eine gewisse Tendenz vorgeben, Dich irgendwie weiterziehen. Jede dieser voll-harmonischen und nebengetönten Melodieabschnitte hat ihre Berechtigung im konkreten Stück - oder verbietet sich durchs Hören.

Als Faustregel sollten Melodienoten, die IM Akkord liegen auf den betonten Taktzeiten liegen, etwa 1 und 3, die davon abweichenden Nebennoten auf den unbetonten, also hier 2 und 4.

Viel Erfolg
 
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im Grunde wie @MS-SPO, wenn Du Haunschild und Meffert kapiert hast, ist das eine gute Basis.
Ich kenne diese Bücher aber nur vom Hören-Sagen, das sind mehr oder weniger die Referenzbücher, die die Theorie vermitteln. Deshalb kann ich gar nicht sagen, wie es mit der Praxis aussieht, wie es ausreichend in diesen Theorie-Büchern vermittelt wird. Offenbar nicht sehr eindeutig, sonst würdest du ja nicht fragen.

Ich habe einen anderen Zugang zur Theorie, nämlich über die Melodie.
  • Tonart wählen (zB C-Dur - bestimmt die Tonika)
  • diese Skala einmal in allen 8 Tönen anspielen (wer ist wo?)
  • für eine Phrase (zB. A-Teil, Refrain etc.) ...
  • eine intuitive Akkordfolge ausdenken aus C-Dur (Tonika - ... - Tonika) (aufnehmen?)
  • dazu eine Melodie in dieser Tonart finden (zB o.g. Aufnahme abpielen, dazu summen/greifen)
das ist meine Herangehensweise, aus einer Melodie folgt der Akkord, oder umgekehrt.

Mein Referenzbuch ist "Rock Guitar Scales" von Rainer Baumann. Hier werden die Scalen vorgestellt, in allen Lagen, auch werden Vorschläge genannt, über welche Akkorde man Scalen spielen kann. Dazu gibt es auch die Akkord-Leiter, also, wenn man Mixolydisch spielt, werden die Akkorde in Reihenfolge genannt, analog zu den Tönen der Scala. Für meine Logik sehr aufschlußreich.

Das ist dann eben das..
  • von der Melodie her
  • oder Akkordfolgen (Progressionen)
..was man daraus erkennt, aus diesem Buch.
Also nehmen wir an, ich habe ein Musikstück in Am und möchte dazu ein kleines Solo bauen -> wie gehe ich vor?
sollte theoretisch klar werden, wenn man diesem Buch folgt. In diesem Buch wird nicht verwirrend rumgeschfafelt, es ist auf den Punkt. Das schätze ich besonders.
Wenn man die Zusammenhänge der Kirchentonleitern, der Pentatonik, der Bluesscale sofort verstehen will, ist es das Buch schlechthin.
Als Schmankerl gibt es noch die Tapping-Scales, das natürlich darauf aufbaut, was das Buch vermittelt, bedeutet, wenn man mit dem Buch durch ist, weiss man auch, wo die Taps, die Noten sind.

Alles andere..
Im Grunde ist es egal, wo man anfängt: Am Ende ist es schrittweises Verfeinern, wie beim Töpfern.
..ist hiermit gesagt, man muss sich natürlich damit auseinander setzen. Wie sagte es einer meiner besten Lehrer, "Jetzt wießt du wie es geht, üben musst du aber selber".
 
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@MS-SPO : Vielen Dank, dass macht es für mich klarer. Dein Beispiel mit der Melodieführung ist klar und sehr gut nachvollziehbar! Danke.
Zur Bestimmung der Tonart noch eine Nachfrage: nehmen wir noch mal eine Akkordfolge: Am, F, G, Am, ...
Müsste das nicht als Tonart Am sein, da das alles Stufendreiklänge der C-Dur Tonleiter sind? Also die Stufen IV, V und VI(m).

@Person : Den Zugang über die Melodie habe ich noch nicht drauf, das muss ich mir tatsächlich mal ansehen, vielen Dank für den Buchtipp. Wird gekauft. ;-)
 
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Zur Bestimmung der Tonart noch eine Nachfrage: nehmen wir noch mal eine Akkordfolge: Am, F, G, Am, ...
Müsste das nicht als Tonart Am sein, da das alles Stufendreiklänge der C-Dur Tonleiter sind? Also die Stufen IV, V und VI(m).
Die Stufe ergibt sich aus dem Anfangston:

a h c d e f g : Töne
i ii III iv v VI VII: Stufen, moll DUR
t s d : Funktionen

Moll oder Dur ergibt sich aus dem Terzabstand des mittleren Akkordtons. Stufe ii (h d f) ist nicht wirklich Moll, sondern vermindert (2 kleine Terzen, also 3 Halbtöne Abstand).


@MS-SPO : Vielen Dank, dass macht es für mich klarer. Dein Beispiel mit der Melodieführung ist klar und sehr gut nachvollziehbar! Danke
Gerne 😎
 
Die Stufe ergibt sich aus dem Anfangston:

a h c d e f g : Töne
i ii III iv v VI VII: Stufen, moll DUR
t s d : Funktionen
Das ist soweit klar. Von a aus gedacht hätte d die Funktion s und e die Funktion d.
Ob es Am oder A ist, hängt dann an den Intervallen: Am wäre der Abstand von 1->3 2 Halbtöne, bei A dann 4 Halbtöne.
Stufe ii (h d f) ist nicht wirklich Moll, sondern vermindert (2 kleine Terzen, also 3 Halbtöne Abstand).
Stufe ii baut auf dem h als Grundton auf und entspricht doch der VII Stufe von C-Dur. Und ist vermindert, also ein H0, da die Dreiklangstöne jeweils nur drei Halbtöne auseinanderliegen (kleine Terzen). Für Moll hätten wir kleine Terz & große Terz, bei Dur zwei große Terzen.
Meine Frage war ja nun, wie ich daraus nun die Tonart bestimme. Diesen letzten Punkt sehe oder verstehe ich nicht. ;-)
Oder vielleicht doch: die Tonart wird durch den ersten Akkord bestimmt. Da dies ein Am, stünde das Stück in A-Moll.
 
Meine Frage war ja nun, wie ich daraus nun die Tonart bestimme. Diesen letzten Punkt sehe oder verstehe ich nicht. ;-)
Die Tonart, manche sagen auch Skala, bestimmt sich zu einem gegebenen Grundton aus der Halbtonabfolge:
  • Dur 2212221 (auf dem Klavier: alle weißen Tasten)
  • Moll 2122122 (gut: eine der Mollmöglichkeiten)
  • ahcdefgah Noten/Töne
Oder, für die Jazzer, die Töne auf der Skala/in der Tonart durchgezählt:
  • Dur 1 2 3 4 5 6 7
  • Moll 1 2 3b 4 5 6b 7b
  • Dorisch 1 2 3b 4 5 6 7b

Oder vielleicht doch: die Tonart wird durch den ersten Akkord bestimmt. Da dies ein Am, stünde das Stück in A-Moll.
Jein.

Als Dreierakkord sind erst 3 Töne von 7 festgelegt …

Beispiel von oben, Grundton c, erster Akkord:
  • Dur 1 3 5 / c e g
  • Moll 1 3b 5 / c eb g
  • Dorisch 1 3b 5 / c eb g …. Weiß man‘s schon?
Im Übrigen könnte der Anfangsakkord unstimmig gewählt sein, siehe
"Zufällig" sind die Einzelnoten von A-Moll die von C-Dur. Wolltest Du wirklich in C-Dur spielen, wäre das hier eine Möglichkeit (könnten zusammen zB 8 Takte werden) :
C | am | F | G | C
T tp S D T // tp: Tonica-Parallele, also Moll

~~~

Ergänzung:

An der Gitarre ist das vielleicht wirklich schwer zu hören und/oder zu realisieren. Versuche ich am Klavier, zu dieser Progression:
  • am | F | G | am

eine Melodie zu spielen, die
  • mit Ton a beginnt
  • und auf Ton a endet
ist das wirklich schwer. Zumindest der Schlussakkord C-Dur klingt viel harmonsicher. (Es mag Melodien geben, wo auch eine Ende auf A-Moll UND Ton a funktioniert, ist aber eher schwer zu finden.)

Woran liegt das?
  • Wenn DU F-Dur und G-Dur als Akkorde in der Progression haben musst,
  • definierst Du damit bereits 6 Töne: f g a h c d
  • für den 7. bleibt dann nur e oder eb
Das alleine ist noch nicht zwingend, aber nun kommen die Funktionen ins Spiel:
  • das tonale Zentrum, wo es die Harmonien hinzieht,
  • ist: C-Dur, die Tonika
Möglich hingegen ist diese C-Dur Progression, zu der ich viele Melodien finde:
  • am | F | G | C : Akkorde
  • tp | S | D | T : Funktionen
  • a .......... c, e, oder g: Anfangs- und Endnoten der Melodie

Wie gesagt, am Saiteninstrument mit seinen baubedingten Einschränkungen vielleicht schwer zu erhören.
 
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Was ich aber eigentlich dazu bräuchte, wäre eine Art Arbeits- und Erklärungsbuch, nicht nur mit Beispielen, sondern eher mit konkreten Aufgaben und Erklärungen. Mmh, schwer zu erklären, was ich suche.
Hallo @redic
Doch, ich glaube, das hast du ja ganz gut erklärt- du hast sozusagen im Mathebuch die paar andersfarbigen Seiten am Beginn eines jeden Kapitels gelesen, wo z.B. die Bruchrechenregeln prinzipiell erklärt werden und suchst jetzt die vielen, vielen Seiten Bruchrechenbeispiele, die im Mathebuch ja praktischerweise direkt darauf folgen^^

Also was unabhängig von allem mal ein absolutes Muss ist: Du musst wissen, wo welcher Ton am Griffbrett ist, und zwar "voll verinnerlicht" - was da hilft ist z.B., wenn man Tonleitern bzw. die Patterns davon übt die Töne mitsingen - das kann man auch bei einem Riff oder sonst einer Melodie machen, dein Mund hat ja eh nichts zu tun und du singst ja 1:1 mit (egal, wie gut oder schlecht besoundet) was du spielst, dafür muss man eben nicht "richtig" singen können (also in dem Sinne, es mal ernsthaft geübt zu haben). Und mit "Töne mitsingen" meine ich eben: "Ce-De-E-Ef-Ge-Ge-....". nichl "ah-ahhh-ah-ah";)

Gerade, wenn man es mit Melodien macht, die man sowieso übt kann man da auch gleich anfangen, bewusst Intervalle hören zu lernen. Du wirst, wenn du bewusst danach suchst in fast jeder Melodie ein paar signifikante Sprünge finden - zuerst die abstrakte Kopfarbeitsübung, such dir jeweils "deine" Quarten, Quinten, gr/kl. Sexten usw, jeweils nach oben und nach unten und in Noten/Tabs als solche markieren. Danach eben bewusst Klanggedächtnis und Klangvorstellung aufbauen. Da helfen auch so Sachen wie morgens nach dem Zähneputzen das, was man bei "gr. Sexte" im Kopf hat mal zu singen und noch vor dem Weg in die Arbeit am Instrument schnell gegenzuchecken, ob's wirklich ne gr. Sexte war.

Speziell gr./kl. Sekunden finde ich lernt man zusätzlich ganz gut über Tonleitern - weil die ja eh nur aus einer Aneinanderreihung solcher bestehen, sowie Terzen, indem man Akkorde "zersingt" --> Spiel mal zu einem Akkord bewusst seinen Grundton, dann seine Terz, dann seine Quinte und versuch dann, genau die Wirkung, die die jeweils mit dem Akkord haben zu verinnerlichen - nur das muss man dann vor allem singen bzw. bringt es so deutlich mehr, die Gitarre nimmt dir da nunmal das finden des korrekten Tones ab, wenn du richtig greifst und sie nicht verstimmt ist, gesungen geht nicht anders als (nur) über die innere Klangvorstellung und genau die gilt es ja für dein Vorhaben zu trainieren ;)

Das absolute Non Plus Ultra für sowas ist Chorsingen.
Da bekommt man normalerweise Noten, wo man nicht nur die eigenen, sondern alle Stimmen sieht und kann sich Takt für Takt reinschreiben bei dem länger liegenden Akkord bin ich die Terz, bei dem der Grundton, bei dem die Quinte,.... und da bin ich die Septime im Dominantseptakkord, das ist zum spielen was ganz anderes als sie zu singen, wenn du zu einem G-Dur Akkord ein F spielst macht deine Gitarre nunmal ein F, solange du dich nicht vergreifst. Willst du es singen, du bist ein Tritonus zur Terz H sowie hast eine Sekunde Abstand zum Grundton - da muss man schon genau diesen Ton sich vorstellen können und singen wollen, sonst "drückt" einen der Tritonus irgendwo anders hin oder man rutscht sowieso in den Grundton. Aber, sobald das eben geht hat man klarerweise auch irgendwo eine viiiiiiiel klarere Vorstellung, was so ein Dominantseptakkord eigentlich ist weil genau diese kleine Septime macht ihn ja erst zu dem.

Apropos "Dominantseptakkord", der wird bei dem, mit dem du dich beschäftigst ziemlich sicher meistens eine >Dominante< sein (außer in einem Blues in Dur! Da gelten andere harmonische Regeln bzw, da spielt man - platt gesagt - einfach überall einen Dominantseptakkord, auch wenn er da oft gar keine Dominante ist.... heißen tut er dann trotzdem so...). Für so Akkordfunktionen ist Chorsingen auch nicht schlecht, vor allem, weil das idR. jemand leitet, denn man fragen kann "Du, ich missbrauche die Proben ein bissl zur Gehörbildung - ist der Takt da wirklich subdominantisch?"- das lernt man eben am besten, indem man es sich drunter schreibt und in der Praxis "spürt".

Geht aber auch beim normalen Gitarre üben, man muss sich nur bewusst zuhören und wissen, "was was ist" --> Lehrer/Forumsschwarmintelligenz/... nach ein paar hier dokumentierten Fehlversuchen: KEINE AI. Die ist bei so Orchiedeenthemen wie Musiktheorie und Gehörbildung dümmer als Dick und Doof zusammen.

für Moll hätten wir kleine Terz & große Terz, bei Dur zwei große Terzen.
Nein, Dur= gr + kl Terz, Moll = kl.+ gr. Terz, wie du richtig schreibst:
Dadurch haben nämlich beide zwar ein unterschiedliches >Tongeschlecht< (eben Dur/Moll), aber beide eine >reine Quinte< weil egal in welcher Reihenfolge gr+kl Terz eben eine solche ergibt und genau das ist der signifikante Unterschied zu einem "Verminderten" mit eben einer >verminderten Quinte< oder einem "Übermäßigen" mit einer >übermäßigen Quinte<. Kann man sich eben auch so merken, kl+kl Terz ist "weniger" als beim "normalen" Dur/Mollakkord und damit vermindert, gr+gr Terz entsprechend "mehr" und damit übermäßig.


insbesondere: warum ist das so? Oder wie baue ein Stück auf, das als Grundtonart C hat, konkret auf. Klar, ich kann als Akkord die Subdominate und die Dominate verwenden, und dazu noch den parallelen Moll-Akkord, aber wie ist das mit den Mollparallelen zur Dominante und Subdominante? Oder den weiter entfernten Verwandschaften?
Pferd anders rum aufzäumen: Analysiere, was dir gefällt. Dann wirst du z.B. sicher auch mal einen Bb-Dur-Akkord in einem C-Dur Stück finden. Den kann man dann z.B. als "ausgeborgt aus Cm erklären".

Oder einen D-Dur- wenn nicht gerade der letzte Refrain "alles einen Ganzton raufgerückt" gespielt wird (dann wäre dieser letzte Part in D-Dur und D die Tonika, dann hast du aber auch mehr als einen bis dato nicht "ins Raster passenden Akkord") hat man dann vermutlich eine >Zwischendominante<, das versteht man aber wieder am besten aufbauend darauf, wie eine bzw. "die normale" Dominante funktioniert. Aber sobald du eine sog. "Schlusswirkung" hören kannst (genau das ist nämlich eine "spannungsreiche" Dominante, die sich in eine "entspannte" Tonika auflöst), dieses Spielchen funktioniert auch: Ich komme mit einem neuen Akkord, der auch irgendwo schon etwas "out of scale" ist -alleine das erzeugt auch "Spannung" und beim nächsten Akkord stellt sich diese Spannung eben als Dominante, die auf diesen Akkord "gezielt" hat heraus.

Da war das Beispiel D-Dur in C natürlich nicht ganz willkürlich gewählt, das ist nämlich nicht irgendeine Zwischendominante, sondern die sog. "Doppeldominante"- also die Dominante der Dominante G-Dur - das gibt es schon häufig weil man dadurch eben eine neue Farbe hat, aber eben auch sehr gemütlich in der Tonart bleibt, weil die Doppeldominante lässt sich sehr logisch zur eigentlichen Dominanten und die wiederum in die (nach wie vor gleiche) Tonika auflösen.

Oder.....
(wie gesagt, nicht blind suchen oder im Nebel stochern, sondern das analysieren, was man sowieso spielt! Und sobald man sich etwas eben nicht mehr mit den bekannten Werkzeugen erklären kann, kommt dann zwangsweise das nächste oder die nächste "Zusatzregel" zum schon bekannten Werkzeug, aber eben in der Reihenfolge;))


Genau darüber beantwortet sich auch das:
Meine Frage war ja nun, wie ich daraus nun die Tonart bestimme. Diesen letzten Punkt sehe oder verstehe ich nicht. ;-)
Sobald du eine Dominante erkennen kannst, die sich in eine Tonika auflöst, kannst du eine Tonart bestimmen. Nur bitte ja nicht so:
Oder vielleicht doch: die Tonart wird durch den ersten Akkord bestimmt. Da dies ein Am, stünde das Stück in A-Moll.
Wenn schon, dann der LETZTE Akkord und auch das ist nicht sicher. Es gibt halt immer diesen einen Akkord, um den alles andere herumflattert- auf dem endet man eben auch meistens, man kann aber auch auf der Dominanten aufhören, das hört sich halt eben komplett "unfertig" an, aber auch das kann ja gewünscht sein. Oft endet man auch auf dem parallelen Dur- oder Mollakkord, das nennt man dann Trugschluss, da ersetzt ein Akkord mit Tonikafunktion die eigentliche Tonika, fühlt sich eben schon viel "schlüssiger" an, aber noch immer anders als es ist die "amtliche" Tonika - genau da muss man eben a) sein Zeug analysieren b) sicher stellen, dass die Analyse stimmt (genau da hilft ein Lehrer ziemlich viel) und c) das immer und immer wieder machen und isch vor Ohren führen, irgendwann spürt mans einfach (ich schreib da bewusst spüren und nicht hören - klar ists ein Hörerlebnis aber gerade die Akkordfunktion finde ich "spürt" man eher als das man sie hört).

LG
 
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Gute andere Perspektive (y)
 
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Zur Bestimmung der Tonart noch eine Nachfrage: nehmen wir noch mal eine Akkordfolge: Am, F, G, Am, ...
Es hängt immer auch vom Harmonischen Rhythmus ab (= welcher Akkord klingt an welcher Stelle wie lang).
Die genannten Akkorde könnten genauso gut G-Dur sein, etwa in dieser Akkordfolge: (G) - (Am F) - (G) - (G)

Nur das Nennen von vorkommenden Akkorden allein ermöglicht noch keine Tonartbestimmung.

LG - Thomas
 
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Zur Bestimmung der Tonart noch eine Nachfrage: nehmen wir noch mal eine Akkordfolge: Am, F, G, Am, ...
Müsste das nicht als Tonart Am sein, da das alles Stufendreiklänge der C-Dur Tonleiter sind? Also die Stufen IV, V und VI(m).
In deiner Akkordfolge fehlt für das Ohr eine Bestätigung der Tonart, die am einfachsten durch deren Dominante mit Auflösung in die Tonika erreicht würde. Für eine optimale Wirkung wird der ursprüngliche Stufenakkord der fünften Stufe meistens "verdurt", denn zunächst steht er da als Moll-Akkord.

Bleiben wir im Beispiel der "Tonart A Moll", dann ist der Ton E sowohl Grundton des Dominantakkords E als auch der dritte Harmonische nach der Oktave (halbe Saitenlänge), als Flageolet der A-Saite auf dem 7. Bund als Drittelung der Saitenlänge zu hören.
https://de.wikipedia.org/wiki/Naturtonreihe#Frequenzbeziehungen

Die Grundform einer Kadenz in A moll mit Auflösung wäre:
| Am ./. | Dm ./. | E7(b9) ./. | Am ./. ||
Das "b9" ist ein Hinweis, dass der Ton f so bleibt wie er ursprünglich bereits war.

Wenn Du dir bei solchen Fragen unsicher bist, dann wäre Nowak meine erste Empfehlung für mehr Durchblick. Er liefert die kompakteste Darstellung der elementaren Musiklehre (Intervalle, Tonleiterbildung, Akkordaufbau, Stufenakkorde, Dur und Moll) samt einer Brücke zur Harmonielehre über die einfachen Kadenzen.

Ich kenne diese Bücher aber nur vom Hören-Sagen, das sind mehr oder weniger die Referenzbücher, die die Theorie vermitteln.
Haunschild wurde populär, weil er noch vor der Buchveröffentlichung in den 80ern regelmäßig in der Zeitschrift "Gitarre und Bass" Teile daraus veröffentlicht hat, in Deutschland war das Konzept "Akkordskalentheorie" damals neu.

Die Bände sind aber nicht speziell auf Gitarre bezogen und werden meines Erachtens zu oft nur vom Hören-Sagen weiterempfohlen, nicht nach tatsächlichem Durcharbeiten und nicht im Vergleich zu anderen Darstellungen des Stoffs.

Daher habe ich Alternativen genannt und kann dazu auch detaillierte Auskünfte geben. Obwohl sich die Themen oder "Stichworte" oft überschneiden, sind die Darstellungen recht unterschiedlich. Die Redundanz ist also geringer, als man annehmen könnte und mehr als eine Quelle nur von Vorteil.
Ziegenrücker stellt das Thema eben nicht aus dem Blickwinkel der Akkordskalentheorie dar. Wenn man sich musikalisch nicht speziell auf Blues, Rock, Pop oder Jazz beziehen möchte, dann ist eine allgemeine moderne Darstellung des Stoffs sinnvoller.
Christoph Hempel, Harmonielehre

Ziegenrücker kostet in der lesefreundlichen Großdruckausgabe BV 398 gerade mal 23,80 Euro, Löffler kostet 42 Euro. Sikora würde ich bei ausgesprochenem Interesse am Jazz und bei guter Kenntnis der elementaren Musiklehre empfehlen, z.B. aus dem Einstieg in den Stoff anhand des Bändchens von Nowak.
Christian Nowak, Elementare Musiklehre
Wieland Ziegenrücker, ABC Musik
Mathias Löffler, Rock & Jazz Harmony
Frank Sikora, Neue Jazz-Harmonelehre

Haunschild Band I kostet 22 Euro plus (inhaltlich unverzichtbar) Band II 29,90 Euro plus Ergänzungsband mit Hörbeispielen und Übungen 26,90 Euro.
Inhaltliche Angaben zu Haunschild Band I
Inhaltliche Angaben zu Haunschild Band II
Praxisband

Gruß Claus
 
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Ich möchte diesen Punkt noch etwas ausführen:

Wie gesagt, am Saiteninstrument mit seinen baubedingten Einschränkungen vielleicht schwer zu erhören.

Am Klavier geht es einfach:
  • (Dreier-) Akkorde linke Hand (Bass)
  • Melodie mind. 1 Oktave höher rechte Hand
  • später ggf. Akkordnoten umverteilen (Stimmführung)
An der Gitarre ist man da eingeschränkter. Blick dazu auf Noten und Tabulatur:
  • Links: die Tonlage der 6 Saiten
  • Mitte: als Beispiel der C-Dur Akkord mit Inversionen
  • Rechts: eine von a zu a laufende Melodie
1762187124237.png


Wie man sieht, müsste man:
  • für diese Melodie wenigstens die H- und E-Saite reservieren
  • Bünde dazu scheinen erreichbar zu sein
  • das bringt Einschränkungen für Akkord-Inversionen
Nebenbei ist diese tonale Trennung (Melodie eher oben) sinnvoll, egal, ob:
  • 1 Gitarre sowohl Akkorde, als auch Melodie darbietet
  • 2 Gitarren sich diese Arbeit teilen
  • wenn's tonal nicht zu trennen ist, hört man nicht das Gewünschte

Was bedeutet das für Akkorde von Em zu Em (untere 3-4 Saiten)?
  • manche Akkorde könnten mit den Melodie-Saiten H+E kollidieren
  • manche Akkorde im Notenbild brauchen Inversionen, um sie überhaupt greifen zu können
  • das wirkt sich (leider) alles auf den Höreindruck aus

1762187540036.png



In diesem Sinne
 
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Erneut vielen Dank euch allen! Nun muss ich das erst einmal verdauen. Aber es hat mir schon sehr beim Verständnis geholfen.
@Palm Muter : Danke für das ausführliche Plädoyer zum Verinnerlichen des Griffbretts und der Idee des Mitsingens der Töne! Ich werde es ausprobieren, wenn ich Tonleiter / Skalen übe. Dur/Moll/vermindert/übermäßigt ist mir eigentlich klar, dass war ein unnötiger Fehler. Doppeldominate ist mir eigentlich auch klar, aber du hast es wirklich noch einmal gut erklärt, gerade mit Blick die Auflösung zur Tonika und die Bestimmung der Tonart. (y)

@Claus : Die Kadenzen und Progressionen sind mir soweit klar, auch der klassische Schluss über Dominate->Tonika. Das wird eigentlich im Haunschild auch ganz gut dargestellt. Man spielt das so, aber der Blick in die Theorie offenbart, warum das so ist. Haunschild arbeitet hier mit der Stabilität von Stufen, was ich gut nachvollziehbar finde. Vielen Dank für die Literaturempfehlungen, auf den ersten Blick sah der Ziegenrücker tatsächlich ganz gut aus. Die Übungen aus dem Haunschild finde ich eher nicht so gelungen, insofern bin ich zurückhaltend bei seinem Arbeitsbuch.

@MS-SPO : Ich versuche wie immer, dir gedanklich zu folgen. Den ersten Teil verstehe ich, das hilft mir weiter. Bei deiner Ergänzugn und dem nächsten Beitrag mit weiteren Ergänzung bin ich etwas überfordert. Was genau möchtest du mir damit erklären? Kannst du es vielleicht noch mal auf 2-3 Sätze fokussieren, so dass ich damit den Rest entschlüsseln kann? Vielen, vielen Dank!

@SlowGin : Danke für den Tipp. Das klingt auch nicht schlecht, weniger ein Theoriebuch, sondern eher ein Praxisbuch, also eine gute Ergänzung zu den anderen Vorschlägen. Ich bin schon am lesen... ;-)

Jetzt habe ich hier tatsächlich einen langen Diskussionspfad eröffnet, obwohl ich eigentlich nur nach einem Buch gefragt hatte :oops:. Hatte ich schon DANKE gesagt? Nun habe ich viel gelernt _und_ Buchtipps bekommen. Ist schon ein cooles Forum!
 
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Die Kadenzen und Progressionen sind mir soweit klar,...
Ok, ich hatte das Beispiel authentischer Schluss erwähnt, weil man dabei die Tonart am ehesten hören kann.

Tonale Musik kennt vor allem die beiden Möglichkeiten (echte) Modalität und Funktionsharmonik, dazu eine Melodie und den harmonischen Rhythmus.
Kadenzen bestehen aus Akkordfolgen, die tonikale, subdominante und dominante Funktionen erfüllen. Die sind nicht unbedingt vollständig vertreten, aber ganz ohne wird es dünn mit der Erkennnbarkeit der Grundtonart.

Da wäre es spannend zu sehen, wie Du deine Folge deutest. Mangels Melodie, Dominante und Schlussbildung nicht funktionsharmonisch, sondern vielleicht als leittonloser Loop im äolischen Modus? :geek:

Gruß Claus
 
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