Da hier ja auch von dem "berühmten" Kondensator die Rede ist, über dessen Wirksamkeit die Meinungen immer ein wenig auseinander gehen, möchte ich hierzu kurz ein paar Stichworte zur Abgrenzung geben.
1. Ein paralleler Lastkondensator (im weiteren Verlauf einfach als Kondensator bezeichnet) kann nur die Resonanz eines elektromagnetischen Tonabnehmers hin zu tieferen Frequenzen verschieben.
Wer einen Tonabnehmer mit mittiger Performance hat und lieber schreiende Strat möchte, kommt mit dem Kondensator also nicht ans Ziel!
2. Der Kondensator verringert oder vergrößert die maximale Ausgangsspannung des Tonabnehmers nicht.
Wer nur mehr Lautstärke wünscht, braucht entweder einen kleinen Booster (Preamp, Vorverstärker) oder gibt am Amp etwas mehr Gas. Aus einem solchen Grund alleine kauft man IMHO keinen neuen Tonabnehmer.
3. Neben der Lage der Resonanzfrequenz spielt auch die Ausprägung (Güte) eine große Rolle. Diese wird jedoch auch durch den Kondensator beeinflußt.
Berechnet man für eine typische Gitarrenschaltung mit Volume und Tone einmal die Resonanzfrequenz sowie die dazugehörende Ausprägung für verschiedene Kondensatoren, so findet man qualitativ immer den folgenden Verlauf:
Man erkennt rechts die Leerlaufresonanz, die in diesem Fall bei fast 8kHz liegt, mit nur 3dB jedoch nicht besonders stark ausgeprägt ist.
Vergrößert man die Kapazität, so wandert die Resonanzfrequenz nach unten und die Güte steigt an. Bei einer Resonanz von rund 1,9kHz hat die Ausprägung ein Maximum von gut 10dB, was einer Güte von 3,1 entspricht. Das kann aus klanglicher Sicht schon zuviel des Guten sein und man wird die Spitze durch einen zusätzlichen Parallelwiderstand ein wenig dämpfen müssen. Man kann allerdings auch den Tone etwas zu drehen.
Eine weitere Vergrößerung der Kapazität führt jetzt wieder zu einer Verringerung der Güte.
Man kann mit dem Kondensator immer also die gewünschte Resonanzfrequenz (nach unten) erreichen. Mit der Güte hat man ggf. jedoch ein Problem. Dieses Verhalten ist prinzipbedingt und liegt an der ganzen Konzeption dieser analogen Schaltung. Mit einem aktiven State-Variable-Filter hat man diese Probleme allerdings nicht.
4. Wenn der Tonabnehmer aufgrund starker Wirbelstromverlust in den Eisenkernen nur eine geringe Güte aufweist, läßt sich eine Vergrößerung durch den Kondensator auch nur in begrenztem Umfang erreichen (siehe Bild).
Wenn es das ist, was _xxx_ mit einem "schlechten Magnet" meint, dann hat er nicht ganz unrecht. Einen schlechten Magneten gibt es allerdings nicht, denn in den modernen Magnetmaterialien fließen nur sehr geringe Wirbelströme (besonders in keramischen Magneten).
Wenn der Hersteller falsch magnetisiert hat, kann die relative Permeabilität zu groß sein, und in der Folge die Resonanzfrequenz sehr tief liegen. Da hilft der Kondensator freilich nicht mehr. Im Gegenteil! Sie kann allerdings auch zu klein sein. Das gibt dann eine hohe Resonanzfrequenz und der Kondensator kann dann... na?
Ulf