Die Wörter Plagiat, Kopie oder vom Sinn her ähnliches sind doch eigentlich rein rechtliche Begriffe, also auf dem Blatt Papier relevant.
Alles andere, d.h. was ein Mensch darüber denkt, spielt sich allein im Kopf ab, und genauso, wie er darüber denkt, kauft er auch ein Produkt und ist auch bereit dafür einen bestimmten Betrag zu zahlen!
Beispiel:
Ein Bild an die Wand hängen, hat eigentlich einen rein dekorativen Grund, also die Optik.
Jemand, der eine 1:1 Kopie von Mona Lisa für 100,- an die Wand hängt, findet es einfach schön und deshalb kommt es an die Wand. Im Kopf bei dem spielt sich gar nichts ab, nur, daß es Mona Lisa sein sollte, weil es enfach schön ist und daß er es für 100,- bekommen hat.
Bei dem anderen muß es das Original für mehrere Millionen sein! Bei dem steht nicht der Zweck im Vordergrund, sondern rein der Gedanke das Original zu besitzen, obwohl das für 100,- optisch genau dasselbe wäre! Hier ist es also eine reine Kopfsache! Hier ist nicht der Zweck das Entscheidene, sondern der der für sich persönliche ideelle Wert!
Bei E-Gitarren ist es nicht anders! Hier kommt aber noch die Qualität dazu, was zu, trotz gleicher Optik,
zu unterschiedlichen Ergebnissen führt.
Besonders die Namen Gibson und Fender spielen, in Verbindung mit das, was sich im Kopf abspielt, hier eine große Rolle!
Es ist ja eigentlich auch vollkommen verständlich, und ich war nicht anders (Betonung liegt auf "war", spiele seit fast 30 Jahren E-Gitarre).
Gibson und Fender haben in den Fünfzigern und Anfang Sechziger praktisch alle Klassiker der Solid-Body E-Gitarren gebaut. Andere Firmen, die welche im Programm hatten (wenn überhaupt), waren unbekannt und hatten ein absolutes Schattendasein!
Wenn man damals so eine Gitarre haben wollte, mußt man sich entweder eine Gibson oder eine Fender zulegen. Was anderes gab es praktisch nicht. Erst in dem Sechzigern kamen dann wenig andere im Solid-Body Markt dazu, aber auch nur im Schattendasein. Aber so richtig fing es erst in den Siebzigern mit anderen Gitarren-Marken an, die heute teilweise mit den Markt beherschen (z.B. Ibanez).
Dazu kommt, daß fast alle, wen man auch im Fernsehen, bei Konzerten, auf Covern, Bildern etc. sieht, wenn sie eine Strat, eine Les Paul, eine Tele, eine SG, eine Flying V, eine Explorer, eine Jazzmaster, eine Firebird spielen, eine von Gibson oder eine von Fender verwenden!
Eine bessere Werbung für diese beiden sogenannten "Großen" gibt es nicht.
Man hat den Anschein, als ob wirklich die Gibson und Fender Produkte die besten sind, da die ganzen Stars ja, wenn sie solche Modelle spielen, Gibson und Fender verwenden.
Dem ist aber absolut objektiv gesehen mitnichten so!
Andere können auch Les Pauls oder Strats bauen. Warum auch nicht, es gibt kein Argument dagegen! Gibson oder Fender haben keine Geheim-Rezepte...!
Sie versuchen nur rechtlich dagegen vorzugehen, weil es "Ihr" Schaffen ist, was ja auch absolut in Ordnung ist!
Der Zweck eines Musik-Instrumentes ist doch die Musik, die man nach seinen Vorstellungen machen möchte, und da möchte man natürlich auch einen gewissen Klang haben.
Es ist nicht der Zweck, sich ein Instrument zu kaufen um dann sich mit anderen zu vergleichen "ich habe aber das bessere"!
Wie kaufen sich denn die Allermeisten eine E-Gitarre?
Wenn man weiß, ob man allgemein auf SC oder HB PU's steht, ist die Optik für die allermeisten das wichtigste Kaufkriterium! Danach sucht man nach dem Instrument, was im finanziellen Rahmen liegt.
Jemand, der rein nur nach Klang kauft, also eigentlich objektiv der 100%ige Musiker, dem es völlig wurscht ist, wie eine Gitarre aussieht, so einen habe ich noch nicht kennengelernt.
Gibt es hier vielleicht jemanden, der so ist...?
Die Kopfsachen fangen an, wenn man für Instrumente viel mehr ausgibt, obwohl man die gleiche oder sogar bessere Qualität und vorallem Klang für weniger Geld haben könnte, wie z.B. Optik oder Namen auf der Kopfplatte!
Ich war früher einer, der auf Namen Wert gelegt hat, und das waren (was auch sonst?) Gibson und Fender. Heute weiß ich, daß auch eine Gibson oder Fender nur nach einer E-Gitarre klingt, und das mal richtig Sch****, mal durchschnittlich oder auch mal absolut traumhaft! Genauso, wie bei jeden anderen E-Gitarren-Hersteller, der allgemein sehr gute Qualität (Material, Verarbeitung) herstellt!
Da ich mittlerweile ein Typ geworden bin, den Namen auf der Kopfplatte wurscht sind, ich aber absolut auf die Les Paul Bauart stehe, habe ich mir vor 2 Monaten auch eine Les Paul zugelegt (Preis mit Versand ca. 1200,-)!
Und es war keine Gibson....!
Ein Review habe ich ja geschrieben, und es ist eine der nach meinen subjektiven Eindrücken (Klang) und objektiven Eindrücken (Qualität, Verarbeitung) besten Les Paul's, die ich im Laufe von knapp 30 Jahren in den Händen hatte!
Und es ist eine Les Paul, auch wenn es nicht draufsteht, denn die Konstruktion und Spezifikation entscheidet eigentlich darüber und nicht ob man es rechtlich auf dem Blatt Papier nennen darf oder nicht!
Im Endeffekt baut auch Gibson nur Kopien von der Originalen Les Paul, die von 1952 bis 1960 gebaut wurden. Nur hier werden sie nicht Kopie sondern Reissue, also Wiederauflage, genannt. So gesehen entsprechen sogar die Standard-Nashville-Gibsons nicht den Spezifikationen der Originalen Les Pauls
und haben eigentlich nur die Optik...!
Seht ihr, die letzten Zeilen, die ich gerade geschrieben habe, sind rein objektiv wohl doch richtig...
... oder sind es doch nur "Kopfsachen" von mir...?
Lassen wir das, möge jeder mit seinen Instrument glücklich sein, egal welcher Name auf der Kopfplatte steht oder ob es auf dem Blatt Papier Kopie oder sonstwie genannt wird...
Macht Musik, denn das macht Spaß, und dafür habt ihr euch doch ein Instrument gekauft, oder sehe ich das falsch....??
Gruß, Matthias