Wo sind nur meine Handschellen
Wenn ich mir dann die Entwicklung bei einem großen Auktionshaus so ansehe, kann ich wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Da erzielen LesPaul-Kopien fast vierstellige Preise, nur weil "Made in Japan" drauf steht. Und das für Instrumente, die damals im Vergleich so hochwertig waren, wie die Gitarren aus den Kaufhaus-Komplettsets heutzutage. Neulich ging eine Epiphone-V für fast 300 über den virtuellen Ladentisch. Die Gitarre hatte ich früher auch mal. Sie kostete Anfang der Achtziger 299,- DM (inklusive Verstärker, Gurt, Gitarrenständer und Plektren). Der Body war aus Multiplex, die Pickups pfiffen schon bei Zimmerlautstärke und die Hardware war von der absolut billigsten Sorte. Aber wenn "Made in Japan" drauf steht, muss die ja gut sein...
Siehst Du!
Hier geht es wohl hauptsächlich um reine "Kopfsachen"!
Denn auch bei den Firmen mit dem großen G und F denken viele so!
Made by G., das muß ja gut sein..., oder Made by F., das muß ja gut sein...!
Die Siebziger und auch Achtziger Produkte dieser Firmen waren verglichen mit den "alten" Baujahren und auch zum größten Teil heute (bei F. steigt man ja eh nicht mehr durch) absoluter Käs-Kram!
Habe in Laufe von knapp 30 Jahren einige von dieser Ära in der Hand gehabt. Viele haben mich enttäuscht, weil nichts besonderes oder wesentlich billigere Gitarren sogar besser waren. An zwei kann ich mich erinnern, die waren richtig gut.
Aber, Gitarren aus dieser Ära von den beiden Firmen, dafür wird richtig Kohle ausgegeben!
Man muß vielleicht sagen, daß bei den billigen Japan-Klampfen von damals wohl entweder Sammelcharakter hinter steckt oder Leichtgläubigkeit vom "Hörensagen" von solchen Made in Japan Gitarren der frühen und Mitte Siebziger, wenn sie heute im Verhältnis für richtig Geld bei der Bucht weggehen.
Bei Gibson oder Fender aus dieser Ära ist es mit Sicherheit Sammelcharakter oder eben diese "Kopfsache", da es doch eher ein Glücksgriff war, wenn man damals eine Super-Gitarre ergattert hat!
Ich kann mich noch erinnern, als ich 1980 mit 16 Jahren die allererste Gibson Les Paul (eine schwarze 74er Custom) in der Hand hatte. Damals war eine Originale Gibson oder auch Fender wie ein Heiligtum, und es war ein erhabenes Gefühl so eine mal in der Hand zu halten, auch wenn sie sich nur wie eine E-Gitarre anfühlte (die Sache mit der "Kopfsache"). Wir hatten damals seit einen Jahr eine Band, und der andere Gitarrist hatte sie mal von einem Kumpel, der schon mit seiner Band regional sehr bekannt war und 11 Jahre älter war, ausgeliehen. Er selbst (unser anderer Gitarrist, auch 16) spielte eine Gibson Flying V über einen 100 Watt JCM 800 Marshall-Turm. Tja, die Eltern, die hatten einfach Kohle, und er hat sie sich einfach gekauft, weil sein Vorbild Michael Schenker auch sowas hatte! Ich dagegen hatte mit meinen sauer zusammengesparten Geld eine Tacoma 300,-DM Strat-Nachbau (meine allererste, habe ich aber nicht mehr benutzt) und eine El Maya by Solton, eine japanische, die ich da ausschließlich benutzt habe und einen FBT-TOP Vollröhren-Verstärker plus 2x12" FBT-Box, gebraucht natürlich (wird wohl kaum noch einer kennen, die älteren vielleicht, war italienisch). Und ich bereue es heute noch diese E-Gitarre ein paar Jahre später verkauft zu haben. Diese Gitarre hatte ich da erst seit ein paar Wochen und habe die Qualitäten noch gar nicht so überreißen können! Kaufen wollte ich eine Les Paul Kopie (keine Ahnung welche), die im Schaufenster hang und einfach nur gut aussah (natur) für 444,-DM. Der Musiker-Guru im Laden (damals unser aller Vorbild weil der jedes Instrument spielen konnte) meinte, "Junge, warum nimmst Du nicht gleich was vernünftiges?", und bot mir diese El Maya an. Es war keine Kopie, sonder ein völlig eigenständiges Design, ein symetrisches Double-Cut und auch hinten am Korpus hat sie ein Cut gehabt, sodaß zwei Gurt-Pins hinten dran waren. Sie war einheitlich dunkelbraun transparent lackiert! Die Maserung schien durch! Sonst war sie von der Konstruktion her Les Paul ähnlich. Vier Regler am besagten Platz und ein 3 Fach Umschalter unten. Die zwei Humbucker waren von DiMarzio. Der Hals war durchgehend. Ich mußte meine Mutter noch anpumpen, daß ich sie mir kaufen konnte!
Worauf ich ja hinaus will.
Er kam ja mit der 74er Gibson Les Paul Custom in schwarz, und wir haben sie über seinen Marshall-Turm gespielt, und ich war innerlich enttäuscht, denn...
... meine El Maya klang einfach besser!
Habe mich aber einfach nicht getraut was zu sagen, sondern habe einfach nur "nicht schlecht" gesagt, was ja objektiv stimmte.
Ich schob das allerdings auf irgendwelche haarsträubenden Sachen wie "Fälschung" oder PU's sind kaputt oder was weiß ich, was mir damals noch so durch den Kopf schoß. Dieses hat das Heiligtum Gibson für mich damals noch nicht erschüttert!
Übrigens, als ich diese El Maya erst ein paar Tage hatte, habe ich sie mal unseren anderen Gitarristen mit Heim gegeben (er hatte zu Hause zum üben noch eben mal ein 50 Watt Marshall-Combo)! Und er sagte, als er sie wieder brachte "die ist echt super"!
Und für mich klang sie auch besser als sein fliegendes V!
Diese El Maya suche ich seit Jahren im Internet und bin erst ein einziges Mal fast fündig geworden! Hier ist sie, bzw. fast so wie die hier abgebildet ist (Das Holz war dunkler, die PU's waren schwarz und "echte" DiMarzios, der Hals war durchgehend und der Korpus war Mahagoni, die Potiknöpfe sahen anders aus, auf der Kopfplatte stand "El Maya"und klein darunter "by Solton")! Die Form stimmt genau!
http://www.guitarmaniacs.de/cgi-bin/gallery.pl?action=gallery&id=146
Ein seltenes Stück und wie gesagt, ich könnte mich heute noch in den A.... beißen, daß ich die (ich glaube 1983) damals verkauft habe! Ich würde sie heute für mehr Geld wieder zurückkaufen...!
Gruß, Matthias