Mehr sollte ja auch nicht sein müssen - idealerweise weder noch. Die 5 Klangerzeuger spielt man ja nun meist nicht alle gleichzeitig. Wenn doch, ist es bei einem Layer relativ wumpe, ob jedes Partial jetzt noch 1-2dB mehr oder weniger kriegt - und DAFÜR sind ja nun schließlich Proben da, das muss live dann fertig sein. Beim Split mag man da nochmal geringfügig anpassen müssen. Aber wenn, dann hat man meist vorher beim EQ schon gepennt. Klar, der Synthbass ist dann auf Doppel-18ern tatsächlich evtl. etwas mächtiger als auf KH, zuhause mit den 5"-Nahfeld oder im Proberaum auf dem 10"+2" Wedge...
Layers gibt's bei mir selten, und wenn, dann in Verbindung mit Splits. Splits hingegen gibt's bei mir schon mal exzessiv (auch mal zweistellige Anzahl an Parts alleine vom Virus).
Bei den Proben komm ich nicht zum Einstellen. Die Bandkollegen wollen spielen, spielen, spielen. Wenn ich Glück hab, krieg ich die dazu, zwischen zwei Songs mal eine Minute oder zwei zu warten, weil ich
jetzt unbedingt superdringend was einstellen muß.
Während laufender Songs (wo eigentlich die beste Gelegenheit wär, meine Lautstärken einzustellen) hab ich alle Hände voll zu tun und kann mich nicht mal eben zum Rack umdrehen und da in den Menüs vom Virus, 5080 oder Kurzweil rumhantieren.
Das einzige, was momentan funktionieren kann, ist Einstellen anhand von Aufzeichnungen. Das ist aber weit von Echtzeit entfernt.
Laut der gefühlten überwältigenden Mehrheit der Tonmenschen ist es auf sämtlichen je produzierten Mischpulten technisch unmöglich, die FoH-Summe auf einen Monitor zu geben – sei es, indem tatsächlich der FoH-Mix auf den Monitorweg geroutet wird, sei es, indem der nachgebaut wird.
Einfach 1:1 die Frontsumme auf den Monitor ist tatsächlich manchmal nicht ganz so einfach (auch wenn es in der Mastersektion dafür meist durchaus einen Ausspielweg auf die Auxe gibt). Es ist vor allem aber meist alles andere als sinnvoll: Erstens hat es auf der Front evtl. noch Kompression, Hall, Delay etc, die auf der Bühne nur matschen und einen exzellenten Nährboden für Feedbacks geben. Zweitens: was will der Keyboarder, der eh schon mit dem Ohr im Ridebecken hängt, noch mit Bassdrum-Pfund und Overheads plus Snaremikro? Wenn tatsächlich ein klein wenig vom einen oder anderen fehlt, dann gezielt zumischen, aber so pauschal das Kit ist tatsächlich Unsinn.
Zumindest FoH ohne Drums wäre sinnvoll.
Perfekt wäre, wenn ich außer den Drums das hören könnte, was vorne rausgeht,
inklusive Effekten. Dann könnte ich das nämlich hören, wenn der Mensch am FoH der Ansicht ist, er müsse unbedingt auf meine Stereosumme – entgegen den Anweisungen in unserem Rider – noch einen Hall packen, weil er findet, das klingt geil.
Zumindest aber will ich hören, ob vorne das richtige Lautstärkenverhältnis rausgeht – und da nicht einer aus der alten Rockmusikschule sitzt, die Keyboards prinzipiell immer ganz nach hinten mischen. Wenn ich ganz viel meine eigenen Signale hör und sonst nur wenig, kann ich das nicht einschätzen.
Nein. (fast) ganz im Gegenteil. Es ist zwar richtig, dass ganz oft in Clubs und auf den berühmten Bauernhängern noch altes Analogzeug steht - das ist aber keine Frage des Geldes, sondern "tut noch". Wer neu kauft, kauft heute nix analoges mehr - und so wird über alle Preisklassen hinweg der digitale FoH immer mehr zum Standard.
Also das, was früher klassisch in Jugendzentren stand und bei der freiwilligen Feuerwehr oder Onkel Karls Alleinunterhalter-Express, das ist so ein typischerweise 16er Pult mit etwas FX-Outboard. Genau die Größe an Pult kostet heute bei Uli Behringer 400€ NEU inkl. Audiointerface. Dafür kriegst du selbst bei eBay und auf Musikerflohmärkten kein 16er Soundcraft im Case mit einem Siderack (typischerweise hatte man ja 1-2 Multi-FX, 4-8x Kompressor, 4-8 Gates, 1-2x Terzband-EQ...).
Soviel zum Thema "nicht leisten können".
"Tut noch" ist häufig tatsächlich ein Grund. Wozu soll man sich ständig neue Mischer kaufen, wenn das Pult von Mitte der 90er noch funktioniert und sich immer noch Bands darüber mischen lassen, ohne zu mosern?
Dazu kommt die Bedienung. Kleine Krauterklitschen scheinen schon deshalb weiterhin auf Analogpulte zu setzen, weil sich die zuständigen Leute nicht an Digitalpulte rantrauen. Und selbst wenn da ein Digitales steht, reizen sie das auch nicht bis zum Gehtnichtmehr aus, sondern machen darauf kaum mehr, als was sie vorher mit einem Analogen gemacht haben.
Was ein Digitalpult alles Schönes kann, wird irrelevant, wenn da einer dransitzt, der das nicht bedienen kann. Genau das ist uns vor ein paar Jahren passiert: dickes Yamaha LS9-32, aber der Bediener war ein Jungspund, der damit eben so mit Ach und Krach das Nötigste machen konnte. Mitschnitt: technisch möglich, aber "*schulterzuck* Nee, keine Ahnung, wie das geht..."
Sowas sollte man VORHER anfragen und kommunizieren.
Dafür müßte der Veranstalter die Kontaktdaten des Backliners rausrücken und der Backliner lange genug vorher wissen, welche Mannschaft er mit welcher Technik zu der Veranstaltung schickt. Und der Backliner muß die Mannschaft fragen, ob und wie sie mit diesem Equipment Mitschnitte machen können.
Beim obigen Beispiel wär das auch noch daran gescheitert, daß da wohl noch vorher verschoben und umorganisiert wurde. Unser Gig war am Sonnabend, und die Local Crew bekam unseren Stagerider am Freitag vorher – von mir, weil ich mir das vor Ort mal angeguckt und vorsichtshalber eine Kopie des Riders mitgenommen hab. Die wußten bis einen Tag vorher überhaupt nicht, womit sie's zu tun hatten.
(selber mischen, eigenen "Toni" mitbringen, mal runter von der Bühne und selbst hören... )
Beim Selbermischen kommt immer wieder: "Um Gottes Willen, bloß DAS nicht, da KANN nur Scheiße bei rauskommen, ihr hört euch doch gar nicht richtig auf der Bühne, blafasel!"
Ein eigener Tonmensch ist für eine Amateurband wie uns schwierig. Wir kennen keinen, der das kann. Und einen zu buchen, wird auch schwierig, weil a) kostet Geld, b) müßten wir uns einen auf unseren Sound erziehen und immer wieder denselben kriegen, und c) ist unser Bandmischer im Bandrack eingebaut, das immer auf der Bühne stehen muß, wenn wir unsere eigene Technik mitbringen (Wireless-Empfänger drin, Monitorverstärker drin...). Und dann wird hier auch noch dazu geraten, einen eigenen Monitormixer plus eigenem Bediener anzuschaffen. Für drei, vier Gigs im Jahr zu teilweise immer noch dreistelligen Preisen lohnt sich das nicht.
Wenn ich vor die Bühne geh, kann ich mich nicht selber spielen hören, weil ich dann nicht auch noch spielen kann.
Martman