Ich habe gerade mal den Song Creep von Radiohead analysiert und habe ein paar theoretische Fragen dazu.
Also die Akkordfolge ist C, E, F, Fmol
Wie man schnell sieht sind das nicht einfach akkorde aus einer normalen tonleiter, trotzdem klingt das Stück für mich super harmonisch. Kann man das irgendwie auf eine bestimmte Theorie ableiten warum dass doch so toll klingt?
Hi alex82,
die Summe der Akkordtöne oben genannter Akkorde kann nicht einer einzigen Tonleiter zugeordnet werden, das hast Du richtig erkannt.
Nehmen wir als Tonart C Dur an, sind es die Akkorde E Dur und F Moll die jeweils mit ihren Terztönen aus der Tonart heraus führen. Sie müssen folglich einer anderen Tonika zugeordnet werden.
Obwohl das g# in E Dur enharmonisch gesehen der gleiche Sound ist wie das ab in F Moll sind es auf jeden Fall zwei paar Stiefel um die es hier geht.
Zunächst E.
Der Akkord E wir in der Tonart C Dur oft in einer dominantischen Form gebraucht, also nicht einfach E, sondern E7.
Was hat dieser Akkord in C Dur zu suchen. Nun, er ist dominantisch, und wie es Dominanten so an sich haben, bereiten sie in aller Regel einen Akkord vor der genau eine Quinte tiefer liegt als sie selbst. In unserem Falle wäre das der Akkord A, oder besser gesagt A-, da wir ja in C Dur sind. A- ist dort der Akkord der VI Stufe.
E7 ist demnach eine sogenannte Sekundärdominante.
Sekundärdominanten lösen sich meist quintweise in einen tonleitereigenen Akkord auf. Tun sie das nicht, handelt es sich um einen Trugschluss.
Nun probiere mal. Tausche einfach den Akkord F durch einen A- aus und höre. A- ist die eigentlich erwartete Auflösung. Kommt nach dem E ein F, so klingt das relativ überraschend. Es ist ein Trugschluß.
Der Akkord F- ist anderen Ursprungs. Es ist ein sogenannter modaler Austauschakkord.
Er ist sozusagen aus einer anderen Tonart geliehen.
Diese modale Austauschgeschichte geschieht immer mit Akkorden aus einer gleichnamigen Tonart. Gleichnamig bedeutet, sie hat den selben Grundton.
Also ist C Moll zum Beispiel das gleichnamige Moll von C Dur. Ich kann jetzt von diesem gleichnamigen C Moll aber nicht nur die I Stufe, also den Akkord C- gebrauchen, sondern alle, also auch z.B. die IV Stufe. Wenn wir uns die IV Stufe von C Moll anschauen, erkennen wir unseren Akkord F-. Er hat also seinen Ursprung im gleichnamigen Moll.
Natürlich kann man diese beiden Verfahren, Sekundärdominante und modaler Austausch, nicht willkürlich betreiben. Da gibt es Gesetzmäßigkeiten wie zum Beispiel der harmonische Rhythmus und andere Faktoren.
Ich kann mich entsinnen das der User Mathias Löffler hier im Forum etwas ausführlicher beide Phänomene dokumentiert hat.
CIAO
CUDO