Hallo,
zunächst musst Du selber entscheiden, ob Deine beiden Daumen auch rechts sind
Dann brauchst Du viel Platz, ich mach so was in der warmen Jahreszeit, draußen im Carport
Ich habe zwar ein wirklich gut ausgestattetes "Labor" unter dem Dach, doch solche Eisenschweine eine Wendeltreppe hoch schleppen, habe ich mir vor ein paar Jahren abgewöhnt (jaja, das Alter...)
So, jetzt aber frisch ans Werk: (Beispiel älteres Studiomaster)
Zunächst von allen Seiten fotografieren, vor allem die Knöpfe. Sonst bekommt man die Farben nicht mehr zusammen. Dann alle Knöpfe ab, dabei sehr vorsichtig mit einem Schraubendreher hebeln (wenn sie, wie so oft, fest sitzen) Aber sehr vorsichtig: Keine Kratzer in die Frontplatte semmeln... ;-)
Jetzt die Kiste kopfüber hinlegen und Bodenplatte ab. Danach sehr wichtig: Von allen Seiten alle möglichen Kabelbäume fotografieren. Wirklich fotografieren und nicht irgendwelche Pixelhaufen produzieren, es kommt auf die Farb- und Kabelzuordnungen an. Dann als erstes das oder die quer über alle Kanäle verlaufenden Bandkabel abziehen und wieder Fotos.
Dann eventuelle weitere Kabel abziehen, verlötet ist da meist nichts. Es werden nur die Kabelbündel abgezogen, die unbedingt notwendig sind, manche können einseitig an einer Baugruppe verbleiben (zumindest am Netzteil).
Jetzt wieder umdrehen und ran an die Potis. Ich habe mir extra dafür einen Satz Handsteckschlüssel angeschafft und diese an den Stirnseiten fein poliert. Denn beim Muttern andrehen möchte ich keine Kratzer in die Beschriftung der Frontplatte machen. Zumindest jetzt alle Potimuttern abdrehen und zusammen mit den Scheiben in eine Büchse. Besser ein Schraubglas mit Deckel, brauchen wir später noch.... Sind alle Muttern ab, dann die Befestigungsschrauben der einzelnen Kanalzüge ausdrehen. Meist sind die XLR- und die Klinkenbuchsen auch verschraubt, also raus damit
Jetzt kann man zumindest die einzelnen Kanalzüge entnehmen, dabei aber bei den Master- und Subgruppen Nummern drauf schreiben! Die Mikrokanäle sind immer alle gleich, Nummerierung kann aber auch nicht schaden.
So, jetzt liegt der ganze Trümmerhaufen wohlsortiert in irgendwelchen Kisten, die Reinigung kann beginnen. Keine Sorge, innen ist das meist relativ sauber (auch bei Nikotinschleudern) Einzig Potis und Schalter sind mit Cola, Bier, Jack Daniels oder was auch immer versifft. Die Potiinnenreinigung hatte ich ja oben beschrieben, also los....
Dann, während die Kanäle mit ihrem Tunerspray einwirken, befassen wir uns mit dem Gehäuse. Die Frontplatte sieht meist furchtbar aus, da hilft Wasser und Seifenlauge (Spee oder der Riese) und anschließend mit viel warmen Wasser spülen. Ich mach so was immer in der Dusche, mein Weib ist ja auf Arbeit
Danach gleich föhnen und gut. Ich sprüh dann immer gutes Cockpit-Spray auf und poliere, völlig neue Frontplatte
Jetzt kann man sich noch an die Knöpfe machen. Die werfe ich immer zusammen in einen kleinen Eimer, Waschmittel satt drauf und dann kräftig mit den Händen rühren.
Danach noch ein paar mal sehr warm spülen, abgießen und auf einer Heizung auf Pappkarton verteilen. Trocknen kann dauern... Man kann auch jeden Knopf einzeln abtrocknen, bei 200-400 Stück größerer Pulte ist das eher was für Eichhörnchen.
Die Potimuttern und -scheiben behandel ich ähnlich. Alle zusammen in ein Marmeladenglas, Wasser/Waschmittel drauf, zuschrauben und kräftig schütteln. Danach wieder warm spülen und auf Pappe zur Heizung. Wenn trocken wieder ins trockene Glas, kräftig Cockpit-Spray drauf und schütteln. Danach auf Pappe trocknen lassen. So sind die einigermaßen korrosionsgeschützt, vergammelt sind viele eh schon.
Den Unterkasten vom Gehäuse reinige ich meist nur mit Staubsauger und feuchtem Lappen. Der Zusammenbau geht dann umgekehrt, das Tablet mit den Fotos liegt immer daneben.
Die ganze Prozedur dauert gut ein Wochenende, aber mir geht Gründlichkeit vor Fixheit.
So, nun einmal recken und frisch ans Werk!
Old-Papa
Nachsatz:
Auf den Frontplatten befinden sich ja fast immer irgendwelche Aufkleberreste. Das geht natürlich garnicht. Zunächst werden die gut warm angeföhnt und abgezogen. Kalt könnte auch gehen, doch es besteht die Gefahr, dass die Beschriftung am Kleber kängen bleibt. Also warm....
Dann greifen wir zur chemischen Keule. Wer jetzt die Spiritus- oder gar Benzinpulle in der Hand hat, der läuft erstmal 3 Runden um den Wohnblock! So was geht ja gar nicht! Ich nehm dazu nur Terpentin(ersatz) und eine Rolle Küchentücher. Dann mit viel Geduld und vorsichtig wischen. Das dauert, aber Farbe und Beschriftung der Frontplatte überleben die Prozedur bestens.
Old-Papa