Hi,
sicher hat Etna recht, dass ein PU aus einer Gitarre keine andere machen kann, aber gerade in Deinem Fall wäre ich da schon etwas optimistischer, was die Auswirkungen eines PU-Tauschs angeht.
Natürlich ist es klar, dass zwei Gitarren nicht gleich klingen, wenn/weil sie den gleichen PU haben. Richtig ist aber auch, dass die gleiche Gitarre mit zwei unterschiedlichen PUs ganz anders klingen kann. Niemand wird ernsthaft bestreiten, dass eine Paula mit PAFs anders klingt als mit einem Dimarzio Super Distortion. Von der Grundkonstruktion her hat die Explorer eigentlich eh mehr mit der SG gemeinsam als mit der Les Paul (dünnerer Mahagonibody ohne Ahorn oder Wölbung, auf beiden Seiten freistehender Halsansatz). Der Unterschied liegt eigentlich nur in der Größe und Form des Korpus. Letzteres macht den Sound gegenüber der SG schon etwas stabiler, gerade in den Tiefen. Ich meine, dass das durchaus etwas ist, was man mit PUs ganz gut ausgleichen kann. Ich darf auch mal dezent darauf hinweisen, dass zB Airbourne mit ihrem Sound ja nicht sooo weit entfernt von AC/DC liegen

, und die spielen ja nun fast ausschließlich Explorer.
Konkret: die Explorer ist ab Werk mit einem 500T in der Stegposition ausgestattet. Das ist ein Humbucker mit Keramik-Magnet und sehr hohem Output. Er hat starke, aber nicht matschige Bässe, recht harte Mitten und brillante Höhen, die aber bei Cleansounds schon recht beißend klingen können. Ich mag ihn eigentlich sehr, gefällt mir besser als viele andere typische Distortion-Humbucker, weil er eher mächtig als schrill klingt. Für einen AC/DC-mäßigen Sound ist er mMn aber doch en bisschen zu heiß. Auch den Angus-Young-PU würde ich eher nicht empfehlen. Er ist dafür gedacht, einer SG mehr Output und einen
fetteren Sound zu geben - wäre also eher kontraproduktiv. In der alten Lieblings-SG von Angus finden sich alte Gibson T-Top-Pickups, das waren die Nachfolger der PAFs in den 60ern. Die sind auch für einen recht niedrigen Output und einen fast schon dünnen Sound bekannt.
Was Du brauchst, ist eher ein sehr offen und brillant klingender Humbucker mit nicht zu viel Output. Von daher würde ich Dir den Seymour Duncan Pearly Gates empfehlen. Interessanterweise sind die auch in der sündteuren Agus Young SG aus dem Custom Shop verbaut (und nicht etwa sein Signature-PU!), angeblich allerdings etwas stärker gewickelt für ein bisschen mehr Output. Der Pearly Gates ist jedenfalls ein PU, der gleichzeitig knallig und brillant klingt, ohne ätzend oder harsch zu werden. Gegenüber einem typischen PAF hat er einen leicht angehobenen Output, vor allem aber klingt er sehr transparent und direkt und nie matschig. Dadurch ist er auch bei sehr starker Verzerrung gut zu gebrauchen, wo weicher klingende PAF-Kopien ganz gerne abschmieren. Ich denke, es sagt schon alles, dass ich die Bridge-Version auch schon als Hals-PU in meiner Paula eingebaut hatte, wo er selbst bei HiGain noch die Akkorde erkennen ließ.
Was Du vor einem Kauf auch mal probieren könntest (und was nichts kostet), wäre den 496 R aus der Halsposition der Explorer in die Stegposition zu bauen. Der hat weniger Output und stärkere Höhen, vielleicht ist das genau der rotzige Sound, den Du suchst. Du müsstest dann nur noch einen HalsPU finden, aber auch da böte sich der Pearly Gates bzw. dessen Neck-Version an. Eine andere Möglichkeit wäre es noch, den 500 T parallel statt seriell zu verlöten, womöglich umschaltbar per Pushpoti, dann hättest du die wahl zwischen einem dünneren und einem fetten Sound. Leider verbaut Gibson ab Werk nur die zweiadrige Ausführung, dazu müsstest du also die Nachrüstversion mit 4-adrigem Kabel kaufen. Aber der Original-PU lässt sich sicher ganz gut verscherbeln.
Also nur Mut! Wenn Du PUs gebraucht über die Bucht kaufst, hast Du ja meistens kaum Verlust - wenn er Dir doch nicht gefällt, kriegst Du ihn meist zu einem ähnlichen Preis wieder los.
Gruß, bagotrix