Früher Übergang zur Kopfstimme bei "TVS The Four Pillars of Singing 2.0"

  • Ersteller Strato Incendus
  • Erstellt am
@singingtutor: Ich habe ja "dump" auch erstmal mit Stütze übersetzt, aber in dem Zusammenhang, wie Cross den Begriff beim Screamen gebraucht, kann das nicht ganz hinkommen. Wenn sie z. B. beim Death von "short busts of air" spricht und eben in Verbindung damit sagt, das brauche den meisten "dump", klingt das eher nach mehr Luftdruck.

Dass der beim Singen nicht angebracht ist, habe ich mittlerweile dank eurer Ausführungen auch kapiert. ;) Es ging jetzt nur noch um das Rätsel, was genau Frau Cross mit "dump" meint, aber das können wir auch erstmal beiseite lassen, denn im Grunde gehört das ja wieder zum Screamen.



@moniaqua: Keine Sorge, ich sitze doch hier nicht nur die ganze Zeit vor der Kiste und warte darauf, dass wer anders postet. ;) Es sind halt gerade Ferien, da kann ich immer nochmal zwischendurch reingucken.

Oder meinst du auf den Gesangsunterricht bezogen? Also, bei mir war's eigentlich so, dass wir die oben genannten Dinge (Atmung, Ton nach vorne holen, Erweiterung des Vollstimmenumfangs nach oben) natürlich anhand von Songs geübt haben. Dinge wie Sirens o. ä. haben wir eigentlich nie gemacht, außer beim Einsingen. Ansonsten lief alles direkt im realen Songkontext ab, was auch daran lag, dass ich halt meine Songs angeschleppt habe. Ich glaube, meinem GL ist das ganz zu Pass gekommen, sonst hätte er sich ja selbst was ausdenken müssen. :)

So viel trockene Theorie habe ich bei ihm nämlich gar nicht gemacht, das war schon eher praxisorientiert. Die meisten Theoriekenntnisse über Harmonielehre etc. hatte ich entweder vom Gitarrenunterricht oder vom ganz normalen Musikunterricht aus der Schule. Was die Theorie beim Singen angeht, da stammt eben vieles von Cross und Lunte. Daran seht ihr ja, dass ich einige Begriffe noch gerne durcheinander würfele. ;)
 
Eigentlich hatte ich gerade den Eindruck, dass einiges für mich sehr schön klar gestellt wurde, und dann höre ich hier auf einmal, ich soll's wieder weglegen?

Alles so schön klar gestellt, dass du dich im Musikerboard anmelden musstest, um einen ellenlangen Thread über Unklarheiten zu verfassen .. ;)

und auf einmal geht's nur noch darum, ob ich "würdig" bin, mit "Pillars" anzufangen. Aber wozu das? Wer legt das denn fest?

... die Art deiner Fragen legt das fest. (Wobei ich würdig durch "geeignet" ersetzen würde)

Wenn ich weiß, dass "Pillars" genau das vermitteln kann, warum soll ich dann vorher wahllos von Lehrer zu Lehrer tingeln und hoffen, dass diese Person in eine ähnliche Richtung tendiert?

Wenn du das weisst, wo ist dann das Problem? Acker das Ding durch und gut is.

Entweder die Methode ist so klasse wie du sagst und kann das, was du willst, auch dir als weniger erfahrenem Sänger auf einfache Weise vermitteln - oder eben nicht.

Aber wenn sie es könnte: warum bist dann hier? Wenn du ein Forum besuchen musst, um dir Luntes Aussagen erklären zu lassen, dann war das Package - zumindest für dich - zunächst eine Fehlinvestition.

Falls meine Kommentare auf dich provokant wirken, bitte ich das zu verzeihen. Ich hoffe, dir ist klar, dass ich dich nicht ärgern will. Ich denke aber, du verstehst, auf welchen Widerspruch ich hinaus will. Autodidaktische Mittel - vor allem zu dem Preis - müssen schon für sich funktionieren. Wenn ich erst jemanden brauche, der sie mir erläutert, dann ist das ein (teurer und langer) Umweg und auch nicht mehr autodidaktisch.
 
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Gibt's unter euch TVS-Anhänger, und wenn ja, haltet ihr euch dran und macht den Übergang auch so früh?

Ich wollte mir ja nicht sämtliche Aussagen Luntes erklären lassen, sondern erstmal nur das mit dem frühen Übergang. Es war wie bereits gesagt sehr hilfreich, dass ihr auch nochmal auf diese "Mix voice is dead"- und andere Videos eingegangen seid und noch einige andere Missverständnisse in Sachen Twang und Definitionen einzelner Begriffe ausgeräumt habt.

Bei der Autodidaktik kommt man fast immer mindestens einmal an einen Punkt, wo man nicht mehr weiter weiß, sei es, weil man was falsch verstanden hat, oder weil eine Zeit lang etwas bestimmtes einfach partout nicht klappen will (wie gesagt, bei der Klampfe habe ich öfters schon genau die gleiche Erfahrung gemacht). Manchmal kommt man dann wirklich nur mit dem Rat eines Profis weiter, manchmal tut's aber schon ein Nachfragen im Forum, und wenn einem dann dafür der Rest wieder leichter verständlich ist, dann hat sich's doch gelohnt. Und da Fragen nichts kostet, ist das Programm dadurch imho noch lange keine Fehlinvestition.

Wenn man wirklich in jeder oder jeder zweiten Lektion auf Hindernisse stößt, klar, in dem Fall gebe ich dir Recht. ;) Aber ich bin ja noch am Anfang von Pillars und werde damit wohl auch eine ganze Weile beschäftigt sein (heißt ja nicht umsonst: "Building your TVS foundation in 60 to 180 days", und ich schätze, wenn man das in der Zeit schafft, ist man schon gut).


Im Endeffekt liefert die oben zitierte Kernfrage, für die ich den Thread ursprünglich erstellt hatte, wahrscheinlich sowieso genug Stoff für einen ewigen Streit zwischen Belt- und Twang-Fans, und jede der beiden Gruppen wird die Frage anders beantworten, wie man am besten bzw. gesündesten an diesen Tonbereich (e' bis a#') herangeht.
 
Im Endeffekt liefert die oben zitierte Kernfrage wahrscheinlich Stoff für einen ewigen Streit zwischen Belt- und Twang-Fans, und jede der beiden Gruppen wird die Frage anders beantworten, wie man am besten bzw. gesündesten an diesen Tonbereich (e' bis a#') herangeht.

Unter uns: ich weiß bei beidem noch immer nicht, was es genau ist ;)

Twang tauchte (in DE) das erste mal vor vier, fünf Jahren im Rahmen von CVT auf und hat sich jetzt durchgesetzt. Als ich singen gelernt habe, wurden beide Begriffe noch nicht benutzt. Und irgendwie bin gar nicht so unglücklich darüber ;)

Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück ...
 
Unter uns: ich weiß bei beidem noch immer nicht, was es genau ist ;)

Twang tauchte (in DE) das erste mal vor vier, fünf Jahren im Rahmen von CVT auf und hat sich jetzt durchgesetzt. Als ich singen gelernt habe, wurden beide Begriffe noch nicht benutzt. Und irgendwie bin gar nicht so unglücklich darüber ;)

Ich wünsch dir auf jeden Fall viel Glück ...

Früher war es halt so, das man die Vorgänge gar nicht so genau wahrgenommen hatte, weil man die Physiologie nicht so genau kannte wie jetzt. Dadurch wurde viel mehr "nach Gehör" und "nach Gespür" gesungen, was genau wie du sagst nicht unbedingt schlecht ist. Durch die genauere Beschreibbarkeit und Kenntnis des Gesangsvorganges ist es aber leider dadurch auch so, dass es eine viel eingeschränktere Idee davon vermittelt "wie man singen sollte".

Ich packe dazu mal wieder eine Sport-Analogie aus: Früher gab es bspw. im Fußball eine riesige Masse an Spielsystemen und Taktiken. Durch die zunehmende "Werwissenschaftlichung" dieses Sports sind die Mannschaften von heute zwar wesentlich "besser" als früher, aber im Prinzip spielen heute fast alle Mannschaften das gleiche (als ideal geltende) System. Was dabei rauskommt, hat man bei der letzten Euro gesehen: technisches Einerlei und Langeweile.
 
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Wobei "Twang" originär erstmal auch nur eine lautmalerische Beschreibung für einen bestimmten Klang ist.. Im Amerikanischen wurde die ja schon länger verwendet, nicht nur für Gesang, sondern auch für andere Instrumente, Geräusche oder Akzente. Ein physiologisches Konzept haben dann auch erst Estill, CVT und Konsorten dahintergepackt und das war dann der Moment, ab dem man auch hier plötzlich mit dem Begriff konfrontiert wurde.
 
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Wobei "Twang" originär erstmal auch nur eine lautmalerische Beschreibung für einen bestimmten Klang ist.. Im Amerikanischen wurde die ja schon länger verwendet, nicht nur für Gesang, sondern auch für andere Instrumente.

Klar. 'ne Countryband, die so hieß, kannte ich auch schon länger. Ich habe da auch nicht grundsätzlich was gegen. Wenn man allerdings nach solchen Terminologien, Modi oder Konzepten lernt, sind sie mMn auch eng an die Auslegung und Anweisungen des Lehrenden gebunden. Andernfalls wäre es so, als würde ginge Cherundolo zu Jupp Heynkes, um sich Slomkas Spieltaktik erklären zu lassen. ;)
 
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Früher war es halt so, das man die Vorgänge gar nicht so genau wahrgenommen hatte, weil man die Physiologie nicht so genau kannte wie jetzt. Dadurch wurde viel mehr "nach Gehör" und "nach Gespür" gesungen, was genau wie du sagst nicht unbedingt schlecht ist. Durch die genauere Beschreibbarkeit und Kenntnis des Gesangsvorganges ist es aber leider dadurch auch so, dass es eine viel eingeschränktere Idee davon vermittelt "wie man singen sollte".

Mich würde interessieren, was genau du mit "früher" meinst bzw. welche Ära der Gesangspädagogik. Zu Zeiten des Belcanto waren physiologische Vorgänge noch nicht wissenschaftlich belegt, aber man kennt sie auch nicht erst seit fünf Jahren.

Das ist wohl auch mit ein Grund, warum mir dieser Hype um Physiologie und Funktionale mittlerweile ziemlich auf den Keks geht. Teilweise schafft er einfach nur eine Riesenverwirrung, reduziert Gesang auf techisch-physiologische Details, zerpflückt ihn in tausend Einzelvorgänge und verkompliziert das Ganze unnötig.

Im übrigen stimme ich Foxx zu, daß Twang in erster Linie einen Klang bezeichnet. Durch geschickte CVT-Marketingstrategien ist er jetzt gerade in aller Munde; gelehrt bzw. eingesetzt wurde er aber schon vorher.
 
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Twang ist im Prinzip ein aehnliches Phaenomen wie Belt und heisst an sich erstmal gar nix, bzw. jeder versteht was anderes drunter. Und ich stimme Bell zu: Ich bin mir ziemlich sicher, dass Belt und Twang schon ewig gelehrt wurden, nur hat da keiner so einen Aufstand drum gemacht. In traditionell afrikanischer Musik wird gebeltet, was das Zeug haelt. Orientalischer, indischer und ostasiatischer Gesang sind voll von Twang - ich glaube nicht, dass die das vor tausend Jahren geschert hat, wie man das denn nun nennt und produziert, die machen's einfach.

Aber: Als physiologischer Gesangs Set-Up mit eindeutigen "Regeln" sind beide kein originaeres CVT-Konzept, sondern "Erfindungen" von Jo Estill und damit in den 1970ern entwickelt worden (Estill Voice System, wie wir es heute kennen, gibt's seit den 80ern). Sooooo neu ist das also selbst als physiologisches Konzept nicht und wird im anglophonen Raum auch schon lange in dem Sinne benutzt.

Problematisch wird's immer da, wo man sich im Detail verliert und den Ueberblick ueber's ganze verliert. Deswegen sollte man physiologische Ansaetze trotzdem nicht verteufeln, sie haben schon ihren Platz und sind m.E. auch hilfreich - allerdings eher fuer den Lehrer denn den beginnenden Saenger.

Falls noch nicht geschehen, lest mal Jennifer Hamady's "The Art of Singing": Super Buch ueber die Tatsache, dass Singen eben eine mentale, psychologische, physiologische (und fuer viele sogar sprituelle) Ebene hat, und dass zu viel Fokus auf ein Detail normalerweise "verklemmt". Und auch darueber, dass Singen heutzutage oft zu verkopft und technisch ist...

Off topic ;)
 
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In traditionell afrikanischer Musik wird gebeltet, was das Zeug haelt. Orientalischer, indischer und ostasiatischer Gesang sind voll von Twang - ich glaube nicht, dass die das vor tausend Jahren geschert hat, wie man das denn nun nennt und produziert, die machen's einfach.

Ich bin gerade aus der Heimat zurückgekommen und habe auch einige spontane Flamencosessions miterlebt. Auch da wird gebeltet und getwangt, was das Zeug hält, nur daß die Sänger nicht wissen, daß das so heißt ;)
 
Es kann eine schlaue Idee sein, etwas einfaches (Im Sinne von "ursprünglich") in ein neues, großartiges Kostüm zu stecken und es so teuer zu verkaufen.
Käme der Threadersteller zu Bell oder zu mir oder zu sing-it.de würde sich möglicherweise herausstellen, daß die Dinge gar nicht so verkopft und kompliziert sein müssen. Üben muss man allerdings trotzdem, denn wer richtig was können will muss immer auch Einsatz dafür bringen. Die Anweisungen einer Lehrerin können einfach sein. Gerade das macht eigentlich guten Gesangsunterricht aus und unterscheidet ihn möglicherweise von so manchem glänzenden Marketingkonzept ;-)
Schüler wie der Threadersteller sind allerdings einigermaßen ein Grauss ;-) Ich hatte mal eine Schülerin, die sich viel von dem "Sonne-Mond-Konzept" angelesen hatte. Es war schwierig, sie von den einfachsten Dingen zu überzeugen und sie dahin zu bringen, es auszuprobieren. Je verkopfter ein Schüler in den Unterricht kommt desto langsamer seine effektiven Fortschritte möchte ich mal meinen. Am besten kommen diejenigen voran, die sich selbst und der Lehrerin in gleichem Maße vertrauen und sich hingeben können an das Singen.
Die Physiologie des Singens und all die verschiedenen Methoden, Ansätze und Terminologien sind für GesangslehrerInnen hochinteressant. Ebenso für interessierte LogopädInnen und diejenigen, die wissenschaftlich über das Thema forschen wollen. Für Gesangslaien dagegen, also solche, die eigentlich nur gerne gut singen wollen ist es meiner Ansicht nach einfach nur Ablenkung und Ballast. Als ob man lernen möchte, schnell zu laufen und sich dazu die schwersten Stiefel die man finden kann anzieht und diese noch mit Blei füllt.
Es ist auch deswegen "Ablenkung" weil Gesang - wenn er berühren soll - aus der EIGENEN Emotionalität gespeist sein muss. Und das ist etwas, das vielen Leuten schwerfällt. Es geht aber nicht anders. Egal, wie doll ihr die Physiologie als das "goldene Kalb" verehrt und anbetet ;-) Gesang ohne echte Emotionen wird niemals wirklich berühren. Es geht darum, sich selbst und andere zu berühren. Sonst ist es keine Kunst, sondern meinetwegen Wissenschaft. Oder Akrobatik (mit viel Übung) oder es bleibt reine Theorie und ein Wunschtraum.
Singen zu lernen indem man Physiologiebücher liest ist als würde man versuchen Klavier spielen zu lernen indem man die Einzelteile des Klaviers und ihren mechanischen Aufbau studiert. Die Physiologie macht erst dann für eine Sängerin Sinn, wenn sie schon in etwa weiß wie sich das, was die Terminogie beschreibt und anbietet überhaupt anfühlt und wie es klingt. Man braucht schon eigene Erfahrung bevor man die Terminologien überhaupt verstehen und mit der eigenen Empfindung vergleichen kann. Der erste Schritt ist daher immer die eigene Praxis - autodidaktisch oder mit Hilfe eines Lehrers (oder beides) je nach Typ und Talent. Wer den zweiten Schritt vor den ersten setzt wird zu keiner wirklichen Erkenntnis kommen können. Das Singen ist außerdem ein körperlicher Vorgang. Egal wie viel man über Belt oder Twang liest wird man es nicht umsetzen können ohne daß die körperlichen Voraussetzungen dafür vorhanden sind. Die Atemspannung zum Beispiel. Die Voraussetzungen stellen sich durch richtig angeleitete Übungen ein, durch Wiederholungen und Gewöhnung. Eine gute Gesangslehrerin hat ein großes Repertoire an Übungen und das Know How Übungen individuell einzusetzen. Der Schüler als Laie hat das Wissen nicht. Deshalb wird niemals ein Buch und sei es noch so hochphysiologisch, die Gesangslehrerin ersetzen.
 
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"Die Physiologie macht erst dann für eine Sängerin Sinn, wenn sie schon in etwa weiß wie sich das, was die Terminogie beschreibt und anbietet überhaupt anfühlt und wie es klingt. Man braucht schon eigene Erfahrung bevor man die Terminologien überhaupt verstehen und mit der eigenen Empfindung vergleichen kann. Der erste Schritt ist daher immer die eigene Praxis - autodidaktisch oder mit Hilfe eines Lehrers (oder beides) je nach Typ und Talent. Wer den zweiten Schritt vor den ersten setzt wird zu keiner wirklichen Erkenntnis kommen können."

Deshalb ist das Programm wohl auch für fortgeschrittene Sänger/in gedacht. Aber mit dem ganzen physiologischen Kram kann man ja gerade uns Männer herrlich beschäftigen... Ich wundere mich auch öfter über die Verkopftheit mancher hier. Wenn ich mir soviel Gedanken darüber machen würde, käme ich wahrscheinlich gar nicht mehr zum Singen...
 
Shana, ich stimme Dir in allem völlig zu. Oder vielleicht mit einer kleinen Einschränkung/Klarstellung:

Physiologie und/oder Technik sowie Emotionen schliessen sich ja nicht gegenseitig aus. Das ist z.B. was, was mir persönlich in beiden Lagern extremst auf den Keks geht:

Die Einen stellen es so dar, als könne man die Stimme in Einzelteile zerlegen und nur so zum guten Sänger werden, die Anderen meiden Physiologie wie der Teufel das Weihwasser und meinen, es sei generell nicht hilfreich, neueste wissenschaftliche Erkenntnisse einfliessen zu lassen (wo wären wir z.B., wenn wir Medizin so angingen?). Die Wahrheit liegt wie immer dazwischen, und der Pegel schlägt je nach Erfahrungsstand mal mehr zur einen oder zur anderen Seite aus.

Emotionaler Gesang alleine kann zwar auch berühren (und tut das oft mehr als nur technisch guter Gesang, es sei denn, kein Ton wird getroffen - da nützt auch alle Emotion nix ;)), letzen Endes kann ich aber nur wirklich emotional frei interpretieren, wenn meine Stimme das macht, was ich will. Und dafür brauche ich gute Technik. Wie ich die lerne, ist völlig egal und hängt von meinen Präferenzen ab. Manch Einer ist halt verkopfter, das ist an sich auch nicht schlimm, so lange ich nicht das grosse Ganze aus den Augen verliere.

Technik ohne Emotion ist leer und langweilig für den Zuhörer. Emotion ohne Technik ist u.U. stimmschädigend, und das ist extrem bescheiden für den Sänger.

Das Geheimnis ist m.E., dass ein Sänger (und auch ein Lehrer!) wirklich offen sein muss. Singen ist technisch und physiologisch in aller Regel viel einfacher, als man so denkt. Was es schwierig macht, ist oft mentaler Ballast, und der kann viele Gestalten annehmen.
 
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Physiologie und/oder Technik sowie Emotionen schliessen sich ja nicht gegenseitig aus. Das ist z.B. was, was mir persönlich in beiden Lagern extremst auf den Keks geht:


Das hab ich ja auch nicht gesagt. Was ich sagte ist:

"Die Physiologie des Singens und all die verschiedenen Methoden, Ansätze und Terminologien sind für GesangslehrerInnen hochinteressant. Ebenso für interessierte LogopädInnen und diejenigen, die wissenschaftlich über das Thema forschen wollen. Für Gesangslaien dagegen, also solche, die eigentlich nur gerne gut singen wollen ist es meiner Ansicht nach einfach nur Ablenkung und Ballast."

Das heisst, ich zumindest sehe mich nicht einem "Emotionen-über-alles-Lager" angehörig. Ich wollte sagen: Erst der erste Schritt, dann der zweite ;-) Das physiologische Wissen ist Ergänzung (und für uns LehrerInnen auch zu einem nicht unwesentlichen Teil Voraussetzung) denn mit ihrer Hilfe kann man ÜBER das Singen kommunizieren und es lehren. Aber nur dann, wenn man schon singen KANN. Ich würde mich keinem Lehrer anvertrauen, der reiner Physiologe wär und selber nicht singen könnte. Umgekehrt aber vielleicht schon, wenn dieser Lehrer reich wäre an Können und Intuition zum lehren.

Wenn man sich als Lehrerin oder fortgeschrittene Sängerin mit verschiedenen Ansätzen, Methoden und Terminologien beschäftigt kann das in der Tat sehr inspirierend sein. Ich selber nutze im Unterricht alles, was mir interessant und hilfreich erscheint. Und ich finde es auch schön, daß die Terminologien so uneinheitlich sind. Das führt zu Kommunikation und dazu, selber herauszufinden, was für einen passt (oder was man den SchülerInnen mal alternativ anbieten kann).

Stimme dir also eigentlich auch in allem zu @ singintutor :)

Aber ich bleibe dabei: Man lernt nicht singen indem man Bücher liest. Das Wissen über Terminologien und Physiologie führt nicht dazu, daß jemand der nicht singen kann es lernt. Allenfalls bringt die Lektüre einen kreativen Geist eventuell auf Ideen, die er dann ausprobiert. Das ausprobieren kann zu wachsendem Können führen. Ob dabei dann das rauskommt, was der Autor des Buches meinte ist nicht gesagt und auch möglicherweise gar nicht wichtig.
 
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Weiss ich doch, dass Du das nicht bist ;) War mehr eine allgemeine Bemerkung/Klarstellung, denn das Problem ist leider eminent.

Um mal irgendwie wieder die Kurve zum Ausgangsthema zu kriegen ;) :
Strato, wie andere schon sagten, ist die Wahrnehmung von "Übergängen" von Sänger zu Sänger sehr unterschiedlich, und Du solltest Dich m.E. auf das konzentrieren, was sich für Dich gut und richtig anfühlt. Physiologisch gesehen sind "Übergänge" für Männlein und Weiblein wirklich mehr oder weniger gleich (die Abweichungen sind minimal und hängen eher von Skill denn physiologischen Gegebenheiten ab), für Männer eben im oberen Stimmbereich, für Frauen eher im unteren. Mancher fühlt das sehr stark. Andere fühlen hingegen den "resonance shift" stärker (das wären dann die guten "alten", je nach Stimmlage unterschiedlichen, Passaggi) als die Änderung der eigentlichen Stimmfunktion. Wenn Du zu denen gehörst und dann verkrampft versuchst, irgendwo den "Gang zu wechseln", wo das Deinem persönlichen Empfinden widerspricht, wird das vielleicht mehr Konfusion stiften, als Dir gut tut.
 
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Deshalb ist das Programm wohl auch für fortgeschrittene Sänger/in gedacht. Aber mit dem ganzen physiologischen Kram kann man ja gerade uns Männer herrlich beschäftigen... Ich wundere mich auch öfter über die Verkopftheit mancher hier. Wenn ich mir soviel Gedanken darüber machen würde, käme ich wahrscheinlich gar nicht mehr zum Singen...

Ich bin eher ein Kopfmensch, eher verstandesbetont, mag skeptisches Denken, fühle mich den Traditionen der Aufklärung verbunden und deshalb habe ich keine ablehnende Haltung gegenüber der Wissenschaft, ganz im Gegenteil !

Und trotzdem.... Musizieren ist für mich immer etwas Emotionales, Intuitives, Ursprüngliches gewesen. Und das wird es auch bleiben. Den ganzen Physiologie-Kram konnte ich mal, habe mittlerweile das meiste aber wieder vergessen.Zum Singen habe ich es nie gebraucht - und auch beim Unterrichten komme ich weitgehend "ohne" aus.
Die Bücher und Hefte stehen noch alle im Regal, ab und zu schaue ich auch mal etwas nach - und vergesse es meistens gleich wieder ;)

Daß das Technische besonders Männer anspricht, glaube ich dir gern. Prinzipiell ist ja auch nichts dagegen einzuwenden. Solange der künstlerische Aspekt dabei nicht auf der Strecke bleibt !
Sänger müssen in der Lage sein, mit ihrer Stimme eine Geschichte zu erzählen, eine Stimmung zu transportieren, ein Gefühl auszudrücken. Ohne das ist es keine Musik.
 
Davon lese ich hier nur zu selten. Es geht immer ums Belten, Range, Bruch usw. Ich bin ja auch Autodidakt, aber ich experimentiere lieber und hab mein erstes Gesangsbuch erst nach 20 Jahren Singen gekauft "The Rock´n Roll Singer´s Survival Manual". Da bin ich eher zufällig drauf gestoßen und ich find´s gut, da es, neben dem etwas obskuren Ernährungsratgeber, viel um die eigene Einstellung, die Persönlichkeit und den Einfluss auf den Gesang geht.
 
Davon lese ich hier nur zu selten. Es geht immer ums Belten, Range, Bruch usw.

Das liegt in der Natur eines Forums. Ein Autodidakt, der viel ausprobiert, benötigt weniger Hilfe und braucht deswegen auch seltener ein Forum. Und er muss auch nicht dringend wissen, wie das heisst, was er da macht.

Die Themen und Probleme, die hier besprochen werden, entstammen meist aus "ich habe irgendwo gelesen"...
 
Technik ist Mittel zum Zweck. Nicht unbedingt weniger, aber auf gar keinen Fall mehr.

Bei den meisten solcher Diskussionen scrolle ich einfach kurz drüber weg, da mit Begriffen und Beschreibungen um sich geworfen wird, die für jeden etwas anderes bedeuten. So wird häufig astrein aneinander vorbeigeredet. Ich erinnere mich an einen Absatz im "wissenden Sänger" von F. Martienssen-Lohmann, in dem es ums Falsett geht. Sie sagt sinngemäß, dieser Ausdruck sei völlig unnütz, weil es keine allgemeingültige Definition dafür gibt. Ich sehe das genauso. Wenn ein Wort in einer Diskussion auftaucht, das nicht für alle dasselbe bedeutet, läßt man es besser weg. Es bringt nichts und stiftet nur Verwirrung. Erst recht in einem solchen Forum, wo ja auch Laien mitlesen, die dann völlig im Wald stehen.
Früher gab es mal ein schönes Spiel namens "Bullshit-Bingo", das wurde in Meetings von Büromenschen gespielt. Jeder hat vorher eine Liste mit Begriffen verfaßt, die kompliziert klingen und vom Sprecher nur verwendet werden, um sich wichtig zu machen; Worte, für die es auch ein allgemein verständliches Pendant gegeben hätte (Beispiel: outsourcen anstatt ausgliedern). Wer dann als erster 3 Treffer auf der Liste hatte, mußte aufstehen und laut "Bullshit!" rufen. Für die Sangeswelt schlage ich eine kleine Änderung vor: man nimmt Begriffe, für die es keine allgemeingültige Definition gibt, d.h. solche, unter denen nicht alle dasselbe verstehen.
Ich weiß ja, es fühlt sich toll an, sich durch Worte hervorzutun, die sonst niemand versteht, aber es ist nicht zielführend. Man kommuniziert nicht. Als Gegenbeispiel stelle man sich einen Handwerksbetrieb vor. Der Geselle sagt zum Lehrling: "Gib mir mal den Hammer." Was wäre nun, wenn beide unter "Hammer" unterschiedliches verstünden? Der Lehrling brächte diverse Werkzeuge an: "Laut Mielke ist dies hier ein Hammer, Lindemann bezeichnet jenes als Hammer, das wäre ein Hammer nach Lohse's Definition und Blöhmann sieht den Hammer lediglich als Metapher für tiefliegenden psychischen Schmerz. Welchen willst du denn jetzt?"
Man kann über Handwerker sagen was man will, aber sie kriegen wenigstens was geschafft.
 
@Hörprobe: Leider habe ich bisher noch keinen Song gefunden, wo ich die Kopfstimme in dieser Form mal vernünftig demonstrieren könnte. Die meisten Sänger der Bands, dich ich höre, wie etwa TEN, benutzen (fast) ausschließlich die Bruststimme - oder aber, es sind Power Metal-Sänger, die eigentlich die ganze Zeit in der Kopfstimme herumturnen, und so fit bin ich darin ja noch auf keinen Fall.

Ich hätte da zwei Vorschläge, die ich sehr gut finde, um die Grenzen einer Bariton-Stimme auszuloten. Das sind zwei Songs, der Band Falconer, die auch irgendwo zwischen Folk- und Power-Metal einzuordnen ist (eine meiner Lieblings-Bands). Der Sänger ist ein ein ausgebildeter Musical-Bariton, der sich häufig in den sehr hohen Bereichen seiner Vollstimme (also im kopfstimmigen Bereich) bewegt und auch manchmal in die Randstimme wechselt. Als Musicalsänger verwendet er dort auch eine ordentliche Portion Twang, singt aber immer noch hörbar runder als jetzt ein typischer Metal-Sänger.

Die beiden Songs wären:
Clarion Call
http://www.youtube.com/watch?v=V-KAipArPsY
Interessant hier vor allem der C-Part (ab etwa 3:00), der mit einem g' auf "hi" endet, was nicht ohne ist. Der Sänger singt dieses g' mMn noch vollstimmig. Auch der Refrain an sich ist sehr anstrengend als Bariton (zumindest, wenn man wie ich recht tief veranlagt ist), weil alles recht hoch gebeltet bzw. getwangt ist.

Portals of Light
http://www.youtube.com/watch?v=RteMknM0JKg
Der Song ist allgemein ein wenig tiefer. Interessant ist aber der letzte Refrain (ab 3:25), der nochmal eine Terz (denke ich) höher ist als der normale Refrain und gerade bis a#' geht. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Sänger dieses a#' schon in der reinen Randstimme singt, in der er dann auch für den Rest des Refrains bleibt, obwohl es nach dem Ton wieder runter geht.

Was man daran schön erkennen kann ist, dass das a#' wirklich nur eine theoretische Grenze ist. In der Praxis wird bei vielen Baritonen der Vollstimmensound auf a#' so eng und quäkig, dass man da lieber schon in der Randstimme ist.

Es ist auch nicht sinnvoll von einer generellen Entscheidung für Belt oder Twang zu sprechen. Twang brauchst du im Prinzip immer. Zu Belten ist die Entscheidung dafür, einen höheren Atemdruck zu verwenden. Letztendlich ist es also die Entscheidung für ein Atemdruckniveau. Bei Lunte und co. wird halt für den Atemdruck ein "speech-level"-Niveau angenommen, was zwangsläufig zu früheren Registerübergängen führt. Es ist aber auch keine generell Entscheidung für einen Atemdruck sinnvoll, es hängt oft vom Song ab und davon, was genau du ausdrücken willst. Ein niedriger Atemdruck klingt halt generell zärtlicher, ein höherer intensiver.

Hier mal zwei Beispiele:
http://www.youtube.com/watch?v=QqJehdw9tE0
http://www.youtube.com/watch?v=qkfm2ZMhcZU

Es ist der selbe Song, einmal akustisch, einmal elektrisch. Der hohe Teil des Refrains wird in der akustischen Version in der Randstimme gesungen, in der elektrischen aber gebeltet, weil es jeweils einfach besser zur Gesamtstimmung des Songs passt.

Daher würde es dich sozusagen in deiner gesanglichen Ausdrucksfähigkeit einschränken, wenn du dich z.B. auf Belting als generelle Gesangseinstellung festlegst.

Eine Übung, die du noch schön ausprobieren kannst, basiert auf der Sirene:

- Such dir einen tiefen Kopfstimmenton aus, sehr gut eignet sich das e' oder f', spiel ihn dir z.B. auf der Gitarre vor
- Mach die Sirene von unten ausgehend bis zum Ton und halte dann den Ton, achte dann darauf mit welcher Einstellung du ihn singst.
- Versuche das ganze einmal in Ruflatstärke, dann in Sprechlautstärke und dann so leise wie du kannst.

Im Normalfall wirst du merken, dass du auf leiseren Lautstärken früher in die Randstimme gehst bzw. früher mehr twangen musst, um nicht hauchig zu werden.
 
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