Baubericht Parlor-Size Steel String

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Servus z'samm,

würde in diesem Forum Interesse an einem Baubericht einer Stahlsaitengitarre in Parlor-Größe bestehen?

Cheers,
Martin
 
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Willst du darauf jetzt eine ehrliche oder eine höfliche antwort? Die höfliche wäre 'nein, nein, mach dir wegen uns doch nicht so einen haufen arbeit" :D

Nee, ich würde mich freuen :great:

Gruss, Ben
 
Hi Ben,

eben weil's doch so'n bisserl Aufwand ist wollt ich wissen, ob's denn interessiert ;)
Aber einer reicht mir *lol* merci dafür...

Als denn...
 
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Cool, danke für euer Interesse.
Ich hab den Titel entsprechend geändert und mach einfach hier weiter.


Nach mittlerweile 3 E-Gitarren kam vor gut einem dreiviertel Jahr die Idee auf, es doch auch mal mit einer akustischen zu probieren. Es kam dann aber noch ein Strat-Klon dazwischen, der kurz vor Weihnachten fertig wurde und demnach hab ich jetzt Zeit für was Neues.

Bisher hatte ich hauptsächlich die Theorie von Akustikgitarren inhaliert um den Background für die Auslegung und den Bau zu schaffen. Hilfreich waren und sind die Bücher von Somogyi, Koch und Cumpiano. Ich geh schwer davon aus, dass die bis zum Ende hin total zerlesen sein werden. By the way, es ist vermutlich realistisch von ca. 6 Monaten Bauzeit auszugehen, da das Ganze nur ein Hobby ist und ich leider tagsüber den üblichen Deal „Zeit gegen Geld“ mit meinem Arbeitgeber wahrnehmen muss.

Wie auch immer - es wird also etwas in Parlor-Size werden, Hals-Korpus-Übergang am 12. Bund. Die Hölzer liegen schon seit 'nem halben Jahr im Keller und da ich damals in einen leichten Kaufrausch verfallen bin, werd ich zwei Gitarren bauen – die erste mit günstigeren Hölzern um mir die Technik draufzuschaffen und wenn der jeweilige Arbeitsschritt geklappt hat, das Ganze nochmal mit etwas höherpreisigem Material.

So soll die Form mal aussehen:

000_Kontur.jpg

Die erste wird eine Decke aus Western Red Cedar und Böden und Zargen aus Kirsche kriegen. Der Hals wird in Mahagoni gehalten und das alles schlicht ohne Riegel, Wölkchen, exotischer Maserung oder Schimmel Für die Bridge stell ich mir Ebenholz vor (vor allem, weil ich noch ne Kantel rumliegen habe), das Griffbrett wird vermutlich aus was palisandrigem und die Kopfplatte kriegt auch ein Furnier aus Kirsche, vielleicht mit ner hellen Trennschicht dazwischen.

Die zweite wird eine Decke aus Sitka und Böden/Zargen/Hals aus dezent angeriegeltem Mahagoni bekommen – ansonsten wie oben und ge-finished wird vermutlich mit Schellack.

Und gestern wurde auch der FoxBender fertig – eigentich könnte es so langsam losgehen :D

001 FoxBender.jpg

Cheers,
Martin
 
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Ich lese auch mit :)
 
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So was ist auf jeden Fall immer sehr interresant und lesenswert.
Danke vorweg für die Mühe. :claphands:

Gruss
ct
 
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Thema abonniert!

Eine Gedankenanregung: Uberleg Dir gut, ob du die zweite Gitarre wirklich schritt fuer schritt mitbauen willst. Hintergrund ist ein Gespraech mit einem Gitarrenbauer das ich hatte - er ist sehr drauf eingegangen, wie viele Faktoren es gerade bei A-Gitarren so gibt und wie er immer noch von Gitarre zu Gitarre besser wird - vom Gesamtpaket her, weniger von den Einzelkomponenten. Sinngemaess hat er gesagt: E-Gitarren sind wie Lego - Body, Hals dranschrauben, PUs drauf, verkabeln, Mechanike, Bridge, einstellen, Saiten, rumms, fertig. Nach Schema F. A-Gitarren fand er viel komplexer, weil die Faktoren sich gegenseitig mehr beeinflussen und man hinterher eben nicht sagen kann "och, falsche Pickups, neue drauf". Dem folgend, wuerde er Dir raten: mach erst eine fertig, dann mach die zweite und bessere und lass dort alles einfliessen, was du bei der ersten gelernt hast. Oft merkt man einen Fehler ja auch erst beim uebernaechsten Schritt.

Wie gesagt, nur ne Idee weil bei mir gerade frisch gehoert - du weisst ja was Du tust :D
 
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Den Ansatz halte ich auch für sinnvoll. Vor allem hätte ich Angst davor, am fertigen Instrument zu merken was ich schon ganz am Anfang hätte anders machen müssen. So Dinge die man nach dem einzelnen Arbeitsschritt noch nicht bemerkt.
 
Hi, und Danke für eure Kommentare.

Die Frage ob es Sinn macht, gleich zwei oder drei auf einen Streich zu bauen, hatte ich mir aus eben den von euch geschilderten Gründen auch gestellt. Allein ergibt sich aus der schieren Menge von Einflussgrößen eine nahezu unendliche Anzahl von Variationsmöglichkeiten, die sich wiederum gegenseitig beeinflussen - deshalb war's mein Ansatz, zwei auf einmal zu bauen, dabei die Steifigkeit von Decke, Zargen und Böden identisch zu halten und einfach mal zu schauen, ob und welchen Einfluss denn eine Zederndecke gegenüber einer aus Fichte hat - und die jeweiligen zugehörigen Massen im Hinterkopf zu behalten.

Cheers,
Martin
 
Nahmd zusammen,

so schleichend ging's heute los mit dem Herrichten der Teile. Ich find's vorteilhaft, wenn man alles, was zum Bau an Hölzern und Hardware benötigt wird, vorliegt.
Da hätten wir also für die erste den Satz Zederndecke samt Kirschböden und -zargen. Hals aus schlichtem Mahagoni, Griffbrett und Bridge aus Ebenholz, Knochensattel und -Steg, Mechaniken, Bunddraht usw:
003 Hardware komplett.jpg

... und für die zweite das Ganze in Sitka für die Decke und etwas geriegeltem Mahagoni für Hals, Boden und Zargen. Auch hier wirds vermutlich für Bridge und Griffbrett Ebenholz geben - oder ich geh auf Palisander...
003 Hardware komplett.jpg

Zunächst wurden bei Decken, Böden und Zargen die Oberflächen im Spindelschleifer geglättet, da die noch teilweise recht sägerauh waren. Hatte zum Zweck, bei den Teilen Vorder- und Rückseite als auch oben und unten festzulegen und zu kennzeichen.
004 Decke Grobschliff.jpg

Und so wirds also werden: erst die Zedern-Decke und der Boden aus Kirsche:
006 Decke nach Grobschliff.jpg 005 Boden nach Grobschliff.jpg

und die Sitka-Decke samt Mahagoni-Boden:
005 Decke nach Grobschliff.jpg 004 Boden nach Grobschliff.jpg

Als nächstes werden die Dinger mit dem Handhobel abgerichtet und dann verleimt werden - klappt vielleicht noch bis zum Wochenende... :gruebel: :D

Cheers,
Martin
 
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Servus z'samm,

damit hier nicht Tumbleweed einsam durch die Gegend rollt, ein kleines Update:

Die Decken und Böden wurden an der späteen Fügekante mi einem Handhobel abgerichtet. Das mit dem Handhobel war eine Premiere für mich (inkl. die Eisen schärfen) und es zog sich entsprechend. Der Lernfaktor ist gross und es fehlt noch viel Übung, aber es hat soweit hingehauen - dauerte nur länger :D

Für's Abrichten hatte ich mir ne Art Shooting Board gebastelt - dafür ging auch ein bisserl Zeit drauf. Wie überhaupt ich eigentlich bislang die meiste Zeit dafür verraten habe, mir irgendwelche Jigs zu basteln. Wie auch immer, Hobeln ist meditativ:

007 Boden abrichten.jpg

Als die Fügekanten dann endlich zu meiner Zufriedenheit waren und der Lichttest auf Spalte auch erfolgreich bestanden wurde, kamen die Decken und Böden eine nach der anderen in die Verleimpresse und blieben auch ein paar Stunden drin:

008 Boden leimen 1.jpg 009 Boden leimen 2.jpg 010 Boden leimen 3.jpg

Zwischenzeitlich hab ich mich an die Brettchen für die Beleistung gemacht. Dafür hab' ich ein paar Blöcke aus feinjähriger Fichte rumliegen, die erst mal mit entsprechendem Übermaß in Rohlinge mit stehenden Jahresringen gespalten wurden:

011 Leisten spalten.jpg

Und auch wenn so ein Block von aussen keine Auffälligkeiten zeigt, kann man innen so einiges finden, wie Äste, Harzgallen, Verfärbungen usw. Das versaut einem nicht unbedingt den Tag, dauert aber in der Summe:

012 Leisten Einschlüsse.jpg

Nach 'nem gefühlten halben Festmeter an Blöcken waren also genug Rohlinge für zwei Sätze Decken- und Bodenleisten gespalten.
Sinn des Spaltens - anstelle Aufsägen - ist ja, keinen Runout zu haben und die Ausrichtung der Jahresringe der späteren Leisten selbst festlegen zu können. Beim Fertigmachen der Brettchen allerdings wird man früher oder später Faserebenen anschneiden, weshalb ich mir wahrscheinlich beim nächsten Mal den Aufwand nicht mehr antue und fertige Rohlinge holen werde.

Die ganzen gespaltenen Rohlinge wurde dann also durch den Zylinderschleifer gejagt, bis sie die spätere Solldicke hatten. Die Höhe ist noch nicht auf Maß:

014 Leistensatz.jpg

Was jetzt noch ansteht ist die Vermessung der Rohlinge und Bestimmung der Biegesteifigkeit - insbesondere der späteren X-Braces und Tone Bars. Ich will vemeiden, Braces mit unterschiedlicher Steifigkeit in einer Gitarre zu verbauen. Dafür muss ich mir aber erst mal wieder ein Jig bauen, damit die Ergebnisse vergleichbar werden. Es kann also sein, dass das Spalten, Schleifen und Zuschneiden nochmal von vorne losgeht. ;)

Vermessen wurden auch schon die Decken- und Böden. Steifigkeitsbestimmung steht noch aus. Hier wird's interessant, wie sich die unterschiedlichen Hölzer in Abhängigkeit vom Gewicht verhalten...

To be continued... für Anregungen, Tips, Ratschläge und Hintergrunwissen bin ich immer dankbar :)

Cheers
Martin
 
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Mein Interesse muss Dir genügen :D Klasse Arbeit, bin gespannt!
 
Spanneder Bericht, ich hab bisher eine Steelstring gebaut. Aber leider habe ich keine so gut ausgestattete Werkstatt.

lg
Markus
 
Tja, wie mein Vorredner schon sagte: tolle Werkstatt.
Das geriegelte Mahagoni sieht ja jetzt schon lecker aus. :great:

Gruss
ct
 
Tja, wie mein Vorredner schon sagte: tolle Werkstatt.
Danke schön - die Werkstatt ist mittlerweile kostenmässig völlig ausser Kontrolle geraten *lol* Aber wozu geht man arbeiten... :weird: :D

Mein Interesse muss Dir genügen :D Klasse Arbeit, bin gespannt!
Merci - Interesse reicht mir vollkommen :great:

Spannender Bericht, ich hab bisher eine Steelstring gebaut. Aber leider habe ich keine so gut ausgestattete Werkstatt.
Deinen Baubericht hab ich schon mehr als einmal gelesen - und ich würde mehr als happy sein, wenn die beiden auch nur annähernd so klasse werden wie die Deine :great:

Cheers,
Martin
 
Deinen Baubericht hab ich schon mehr als einmal gelesen - und ich würde mehr als happy sein, wenn die beiden auch nur annähernd so klasse werden wie die Deine :great:

Danke sehr. Aber dein Beginn sieht schon mal ausgezeichnet aus, da wirst du das sicher hinbekommen.
Ich hoffe ja auch, wieder mal die zeit für Gitarrenbau zu finden.

lg
Markus
 
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