Erkennungsmerkmale für die "Harmonika-Typen" wegen Kaufinteresses

  • Ersteller Karin66
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Entspricht das "Folk-Akkordeon" im Prinzip einer Club mit langer (längster möglicher) dritter Reihe oder hat es keinen Gleichton?
Oder zählt es ohne Gleichton und mit den Hilfstönen als wechseltönig chromatisch (ohne chromatisch logische Tonanordnung, wenn die Hilfstöne ja alle in dritter Reihe sind)?
Müsste dann eine Club mit so vielen Hilfstönen nicht auch schon fast als chromatisch gelten?
Ui, ich hoffe, ich habe nicht noch mehr Verwirrung hier herein gebracht.
Wie die Belegung beim Club-Akkordeon ist, weiß ich nicht. Aber wenn die dritte Reihe die fehlenden Halbtöne enthält, hast du recht: Dann wäre ein Folk-Akkordeon zumindest im Diskant so aufgebaut, wie eine Clubharmonika, abgesehen vom fehlenden Gleichton.
Die Bässe sind evtl. unterschiedlich belegt.

Ich habe schonmal gelesen, dass man in diesem Fall (dann also evtl. auch bei der Club-Harmonika) von "im Prinzip chromatischen" Instrumenten spricht, da man zumindest im Diskant alle 12 Töne der chromatischen Skala spielen kann. Aber vielleicht bin ich da auch falsch informiert.
Verglichen mit einem "normalen", wechseltönigen chromatischen Akkordeon gibt es ja trotzdem Einschränkungen, da manche Töne nur auf Druck, andere nur auf Zug gespielt werden können und die beiden Tonarten, auf die das Instrument ausgelegt ist, einfacher zu spielen und zu begleiten sind, als andere. Der diatonische Charakter des Instruments bleibt also erhalten, obwohl der Diskant alle chromatischen Töne enthält.

Ich hoffe, ich erkläre das eingermaßen richtig und verständlich.

Für so entscheidend halte ich es eigentlich auch nicht, wo man jetzt genau die Grenze zieht. Ich denke, es gibt wohl Übergänge zwischen diatonischen und chromatischen Instrumenten.

Lieben Gruß,
Seelchen
 
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Für so entscheidend halte ich es eigentlich auch nicht, wo man jetzt genau die Grenze zieht. Ich denke, es gibt wohl Übergänge zwischen diatonischen und chromatischen Instrumenten.

Schade - jetzt habe ich gehofft, wenn ich einfach bloß interessiert mitlese, dann begreif ich endlich mal die verschiedenen Ausführungen der Diatonischen/Wechseltönigen und weiß endlich mal, anhand was man die genau zuordnen kann... aber nix wars!

Es gibt offenbar eine Unzahl von Varianten und unzähligen fließenden Übergängen. Drum scheint mir, wird es wohl keine ganz klare Zuordnung für alles geben.

Aber gibt es denn wenigstens eine ganz klare Definition für die "typischen" Vertreter einer jeden Hauptgattung?

Gruß, maxito
 
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Schade - jetzt habe ich gehofft, wenn ich einfach bloß interessiert mitlese, dann begreif ich endlich mal die verschiedenen Ausführungen der Diatonischen/Wechseltönigen und weiß endlich mal, anhand was man die genau zuordnen kann... aber nix wars!
Aber gibt es denn wenigstens eine ganz klare Definition für die "typischen" Vertreter einer jeden Hauptgattung?

Ich dachte, wenn jemand das weiß, dann langjährige und versierte Akkordeonisten - so wie du zum Beispiel. :)
 
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Ja und dann gibt's da noch die Instrumente, die zwar diatonisch sind aber kein Akkordeon :fear:
 
Es gibt sogar wechseltönige Saiteninstrumente:
Beispielsweise die Töne einer Harfe ändern sich bei Zug. :weird:;)


meiner Meinung nach gibt es einen praktisch nicht zu überblickenden Wildwuchs, denn jeder kann sich ja seine diatonische Harmonika stimmen lassen, wie er möchte.

@Seelchen hat Didier Laloy als Beispiel angeführt - der spielt offensichtlich Castagnari, wie man am C im Balg erkennt.
Ich hatte mal vor einiger Zeit Tastenbelegungen ("plans de clavier") von Castagnari gefunden, da sieht man das Ausmaß des Chaos:

Alle Beispiele in SOL/DO (G/C), unter anderem gibt es die "Privat-Belegungen" von Jean-Pierre Leray, Jean-Michel Corgeron, François Heim (mehrere Varianten), Marc Peronne usw. usw. usw.
Didier Laloy ist nicht explizit dabei, vielleicht benutzt er ja eine der genannten.


Diese Instrumente haben eine dritte Knopfreihe, die sämtliche Halbtöne enthält, d.h. der Diskant ist chromatisch.

Zur Erläuterung:
Die zwei Hauptreihen sind ja meist ziemlich standardisiert und enthalten alle Töne zweier diatonischer Dur-Tonleitern im Quart-Abstand.

Fangen wir bei der zweiten Reihe an (C-Dur), dann entsprechen die 7 Töne den Stammtönen, also praktisch den weißen Tasten eines Klaviers.
Die erste Reihe liefert lediglich einen einzigen neuen Ton inzu (das fis), denn es ändert sich ja nur genau ein Vorzeichen, der restliche Tonvorrat bleibt gleich.

Die 4 noch fehlenden chromatischen Zwischentöne finden problemlos in der dritten Reihe Platz.

Einschränkungen
gibt es dennoch: es lassen sich zwar einzeln und für sich betrachtet alle 12 chromatischen Töne irgendwie spielen, aber schon bei den möglichen Kombinationen (mehrstimmig spielen, Akkorde spielen) ist man durch den wechseltönigen Charakter eingeschränkt.
Wahrscheinlich deshalb hat eine der beiden HEIM-Varianten sol/la (g/a) auf Zug/Druck vertauscht. Also ein massiver Eingriff in die diatonisch-wechseltönige Logik!
Hinzu kommen die so oder so "unvollständigen" Bässe.


Klar, die Übergänge sind fließend, manche etablierten Künstler gerade aus der belgisch-/französischen Ecke spielen wahre hochgezüchtete Spezialanfertigungen, die Spielweisen ermöglichen, die auf "normalen diatos" nicht denkbar wären.


Wie kann man nun unterscheiden/abgrenzen?
Diatonische Instrumente definieren sich ja durch den diatonischen Charakter der einzelnen Reihen, was auch eine bestimmte charakteristische Spielweise bedingt. Erweiterungen durch Hilfstöne gibt es in verschiedenen Ausmaßen.

Für mich ist es von ausschlaggebender Bedeutung, den Begriff "chromatisch" nicht nur dahingehend aufzufassen, daß man jeden chromatischen Ton irgendwie spielen kann (es können ja alle Töne in allen Tonarten vorkommen), sondern verallgemeinert ausgedrückt:
"Mit einem chromatischen Instrument kann man prinzipiell Stücke in jeder Tonart spielen".
Also in etwa so, wie es Johann Sebastian Bach in seinem Wohltemperierten Klavier vorgemacht hat.
Und genau das ist generell bei diatonischen/wechseltönigen Instrumenten eigentlich nicht der Fall - egal, wie viele Hilfstöne sie haben.

Einschränkend könnte man natürlich anführen, daß sich auch mit einem chromatischen Akkordeon mit 48 Bässen nicht alle Tonarten spielen lassen... :weird::gruebel:

Viele Grüße
Torsten
 
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Hi,


hier mal meine Versuche, die Unterschiede von chromatischen Piano-Akkordeons und "diatonischen" Akkordeons zu beschreiben:

1.

Ich habe auf jeder Reihe von meinen "Diatonischen" eine eigene Tonleiter, mit nur der Tonleiter eigenen Tönen. Keine zusätzlichen Zwischentöne. Sollte ja einfach gehalten sein. Von daher ist eine zweireihige Erica schon "Zwei-Dimensional". Ein Piano-Akkordeon kann immer nur "Ein-Dimensional" sein, oder vielleicht anders gesagt, linear sein. Damit meine ich, der eine Ton kommt genau nur einmal vor. Nicht zweimal. Auf der Erica habe ich z.B. das c schon 2 x usw.
Eine Gitarre ist mit dieser Sichtweise eben "Sechs-Dimensional". Sie hat 6 Tonleitern neben einander liegen. Und auch noch mit allen Zwischentönen. Sozusagen „superchromatisch“. Die Stimmungen der Saiten sind auch, wie bei den Diatonischen, gemäß dem Quintenzirkel. (E/A/D/G/H/E)), nur ist die C-Reihe/Stimmung durch die H-Stimmung ersetzt. Fragt mich nicht wieso! Kein Plan.
Wenn ich mir eine 5-Reihige Steirische vorstelle in E/A/D/G/C bin ich schon ganz nah an dem Prinzip der Gitarre.
Das ist jetzt vielleicht sehr weit hergeholt. Natürlich ist das nicht wirklich zu vergleichen.
Aber dieses Prinzip führt dazu, daß ich "über mehrere Reihen verteilt" spielen kann.
Ich weiß nicht, ob es für das was ich sagen will Fachausdrücke gibt. Aber vielleicht versteht ihr mich trotzdem.


2.

Chromatisch: alle Tonleitern sind ineinander „verwurschtelt“,

die Töne sind nicht vorsortiert.


Diatonisch: alle Tonleitern sind sortiert neben einander,

die Töne sind den Akkorden entsprechend vorsortiert.
(zumindest bei den Wechseltönigen)



Bitte, das ist keine Wertung, sondern der Versuch einer Beschreibung. Ich finde jedes System in sich absolut genial. Vielleicht könnte man statt verwurschtelt auch verwoben sagen. Wertung ist hier totaler Quatsch.



3.

Ich muß sagen, die kleine „popelige“ Erica ist für mich eine totale Überraschung und ein neuer Zugang zur Musik.

Die Anordnung der Töne ist es, wodurch sich so ganz neue Möglichkeiten ergeben. Das leichte finden von Harmonien. Die vorgegebenen Kombinationsmöglichkeiten mit dem Baß. Die Sortierung der Töne nach Akkorden. Da ist Musik drin, die nur darauf wartet, rausgelassen zu werden.
Weder mit der Gitarre, noch mit dem Piano-Akkordeon habe ich diesen Zugang erleben können. Gut, da gebe ich auch noch nicht auf, vielleicht kommt es ja noch. Lerne ja weiterhin auf meinem großen Akkordeon und der kleinen Starlet. Und die Gitarre habe ich wegen der Erica auch aus der Ecke geholt und begreife sie ganz neu.



4.

Mehrstimmig:

Wenn ich auf der Erica zur Zeit versuche, nach Gehör zu spielen, drücke ich gerne zwei Knöpfe gleichzeitig. Also gerne zweistimmig. Ist da ja sehr naheliegend mit den direkt benachbarten Knöpfen. Nur am „Wendepunkt“ auf Zug, muß man etwas variieren. Mit Wendepunkt meine ich die Stelle, an der die Tonhöhen auf den Knöpfen sich umkehren. Also bei dem h in der C-Dur….
Der Mann, mit dem ich manchmal zusammen Erica spiele, drückt meistens drei Knöpfe und spielt damit fast immer Akkorde, die er etwas variiert. Von Noten will er nichts wissen. Schließlich hört man das doch, behauptet er.;)
Will sagen, auch mehrstimmig spielen ist auf der Erica oder Club intuitiv einfach. Halt auf ihre Weise. Ja die Einschränkungen heben sich auf, wenn man nicht ein chromatisches Instrument erwartet, sondern sich auf dieses System offen einläßt. Und dann kann es Leuten, wie mir, ganz neue Möglichkeiten bieten.
z.B. „Di Mezinke“ übe ich jetzt auch auf dem chromatischen Akkordeon, aber die Zweistimmigkeit hat sich auf der Club fast von alleine „aufgedrängt“. Die Noten sind ja einstimmig und tatsächlich spiele ich es auf dem Piano-Akkordeon auch nur einstimmig, da drängt sich mir nichts auf. Da würde eine zweite Stimme viel Probieren und Überlegen erfordern. Mittlerweile versuche ich die 2. Stimme von der Club auf dem Piano-Akkordeon nachzuspielen. Dann überlege ich erst, wie war das auf der Club, welchem Ton entspricht das auf der Piano-Tastatur. Aber es kommt nicht von alleine. Ist nicht: zack, einfach da.
Es ist eine einfache Art der Zweistimmigkeit, die doch innerhalb der Tonleiter bleibt.




Hoffentlich konntet ihr mich verstehen. Mir fehlen da irgendwie die Worte für.

Wichtig ist eben, nicht zu Versuchen Äpfel mit Birnen zu vergleichen und gegeneinander aufzurechnen. Wenn es nur Äpfel oder nur Birnen gäbe, müsste man das jeweils andere eben erst erfinden. Und dieser Wildwuchs ist doch gar nicht so verkehrt. Das, was sich als praktisch durchsetzt, kann ja nur aufkommen, wenn es überhaupt die Möglichkeit der Vielfalt gibt.
Irgendwie, fällt es mir sehr schwer, mich auszurücken.
Jedenfalls bin ich dem Erfinder des Wiener Modells extrem dankbar, hätte für mich nicht besser kommen können. Ist wahrscheinlich nicht für einen großen Konzertsaal gedacht, aber für mich in meiner Küche, zu Hause, ist es genau das richtige.

Gruß
Moricasso
 
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Chromatisch: alle Tonleitern sind ineinander „verwurschtelt“,

die Töne sind nicht vorsortiert.

Diatonisch: alle Tonleitern sind sortiert neben einander,


Du hast das super beschrieben, finde ich. Ich glaube, es trifft auch den Kern der Sache.
Beim chromatischen Instrument steht jeder Halbton gleichwertig nebeneinander. Das gibt maximale Freiheit beim Spiel bzw. bei der Kombination von Tönen.

Diatonische Instrumente folgen im Aufbau diatonischen Skalen (z. B. der C-Dur und F-Dur Tonleiter bei einer C/F Harmonika), die Töne sind entsprechend ihrer Funktion innerhalb ihrer Tonleiter angeordnet und beim Spielen drängen sich die zugehörigen Harmonieen auf. Auch wenn bei größeren Instrumenten alle chromatischen Töne vorhanden sind, ist das freie chromatische Spiel eingeschränkt.

Vielleicht kann man anhand dieser Überlegungen doch eine klare Unterscheidung treffen.
 
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Wenn es nur Äpfel oder nur Birnen gäbe, müsste man das jeweils andere eben erst erfinden. Und dieser Wildwuchs ist doch gar nicht so verkehrt. Das, was sich als praktisch durchsetzt, kann ja nur aufkommen, wenn es überhaupt die Möglichkeit der Vielfalt gibt.

Ja so erscheint es mir derzeit auch und die vielen verschiedenen Varianten haben sicher ihre absolute Berechtigung für ihren Bereich, für den sie zugeschnitzt worden sind. Aber gleichzeitig verliere ich dabei völlig den Überblick, was denn nun was ist von dem wir grade sprechen.


mehrreihig

Die seltenen Unterarten mal n bissl außen vorgelassen - häufig lese ich aber von Wiener, Club und steirischen Modellen.

... Wird denn nun einen Wiener immer zur Club, sobald die Hilfstonreihen dazukommen, oder ist da doch noch mehr?

Und wird eine Wiener dadurch zur steirischen indem man eine 3. und 4. Reihe hinzufügt und den Bass in Helikonbässe ändert oder wird die darurch zur steierischen indem man nur das Erscheinungsbild folkloristischer ausführt? Wikipedia gibt als Merkmal für die Steirischen den geographischen Verwendungsraum an, weiter obem im Thema hab ich gelesen, dass die durch die Verwendung von Helikonbässen zur steierischen werden...

Irgendwie bin ich jetzt umso mehr verwirrt, je länger ich den Faden mitverfolgt habe.

Klar ich geb zu, ich spiele vollchromatische Akkordeons und hab mich noch nie intensiver mit der diatonischen/Club/steirischen Welt beschäftigt, aber so, als einer der grad frisch dazukommt verwirrt mich das alles sehr, was ich denn da nun vor mir habe.

Gibts denn da wirklich keine Richtschnur anhand von der man sagen kann:
  • das ist ganz klar eine Wiener, weil...
  • und das ist klar keine Wiener mehr, weil...
  • Und das ist ganz klar eine Club, weil...
  • und das ist ganz klar keine Club mehr, weil...
  • Und das ist ganz klar eine Steirische, weil...?

ein derzeit etws verwirrter Maxito:confused:
 
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Hehe Maxito - jetzt weißt du wohl, warum ICH das alles gefragt habe und ebenso als ganz neuer Frischling etwas besser durchsehen wollte!
Auch wenn die Gelegenheit für das Instrument schneller da war als gedacht - möchte ich es doch grundsätzlich begreifen.

Wie in den anderen teils sehr ausführlichen Antworten schon beschrieben, gibt es wohl eine grobe Richtschnur - aber eben auch einige Ausnahmefälle, die das wieder aufheben (und das schon alleine im deutschsprachigen Raum bzw. Europa).
Von der internationalen Vielfalt brauchen wir ja hier gar nicht erst anzufangen.
Aber ich weiß doch schon einiges mehr als vorher...
An den Aufrufzahlen des Themas sieht man ja auch, daß es ganz offensichtlich noch viel mehr Leute interessiert, die einfach nur mitlesen.

Und ich finde es toll, daß sich hier wirklich viel Mühe mit den Antworten gemacht wurde.
Wenn man es letztendlich doch nicht so exakt abtrennen kann, liegt das eben an der Überschneidungsmasse und den individuellen Layouts verschiedener Regionen.

Zu wissen, daß das so ist und auch die versierteren Leute da nicht immer zu 100 % genau antworten können, ist ja auch schon was wert.
Auf alle Fälle kann ich jetzt schon wesentlich besser unterscheiden, was was ist oder wahrscheinlicher sein könnte...

:)
Lieben Gruß von Karin
 
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Hallo Leute,
hier steht noch einiges wissenswertes über "Diatonische": https://de.wikipedia.org/wiki/Diatonisches_Akkordeon
Einfach mal die weiterführenden Links ansehen, da gibt‘s Sachen die kannte ich noch nicht mal und ich habe schon viel über die Entwicklung der Handzuginstrumente gelesen. Viele Varianten sind bestimmten Regionen und ihrer Musik geschuldet, andere wiederum wirtschaftlichen Interessen wie die Club Harmonika. Diese wurde nach meinem Wissen zuerst von Hohner gebaut und war, wie der Name schon sagt, für Harmonika Clubs gedacht. Diese Clubs sowie Akkordeonorchester (auch von Hohner forciert) brauchten natürlich mehr Instrumente als ein Einzelspieler. Die Club wurde dann auch noch für Alleinunterhalter weiterentwickelt und mit mehr Chören und Bässen ausgestattet (Ouvertüre und Morino). Ich hatte mal eine Hohner Club IIIM von 1960, die war hervorragend verarbeitet, der Innenraum neben den Stimmstöcken war komplett mit Leder ausgekleidet. Leider habe ich nur noch ein Bild von außen.
Gruß, Didilu
Club.jpg
 
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Ah, jetzt verstehe ich besser, worum es dir geht, maxito.

Leider kenne ich die verschiedenen Bauarten wechseltöniger (und diatonischer) Akkordeons nicht gut genug, um zu den Unterschieden etwas sagen zu können. Ich weiß nicht, ob die Instrumente ursprünglich auf einen einzigen Bautyp zurück gehen. Aber es sind ja meist Modelle, die in der Volksmusik eine Rolle spielen (oder gespielt haben), ich kann mir vorstellen, dass sich deshalb je nach Region eigene Typen entwickelt haben.

Es ist halt auch nicht so, wie bei chromatischen Akkordeons, wo jeder (jetzt mal von Knopf- oder Tasteninstrumenten und der Instrumentengröße abgesehen) ein vergleichbares Instrument spielt.
Ich spiele z. B. eine kleine Wiener Harmonika, aber ohne Recherche wüßte ich gar nicht, dass mein Instrumententyp so heißt. Es ist einfach die Art von Harmonika, die man in der Bal-Folk-Szene spielt und auf entsprechenden Veranstaltungen und Workshops kennenlernt, sie werden dort ganz allgemein als "diatonisches Akkordeon" bezeichnet. In der Regel sind das dann Holzinstrumente von Castagnari, Saltarelle oder anderen, meist französischen oder italienischen Herstellern.
Wenn man seine musikalischen Möglichkeiten erweitern will, kann man auf ein dreireihiges Instrument umsteigen - das wäre dann der Typ, den ich weiter oben als Folk-Akkordeon beschrieben habe.

Mit einer Steirischen macht man hauptsächlich alpenländische Musik, man spielt nach Griffschrift, während mein Instrument nach einer Tabulatur gespielt wird. Die Bassseite ist soweit ich weiß, anders aufgebaut. Die Club-Harmonika war glaube ich in Deutschland in den 50ern sehr beliebt. Mit den steirischen hat sie den Gleichton gemeinsam und das Spielen nach Griffschrift, die Bässe sind aber - mit einer kleinen Abweichung - meines Wissens so, wie bei der Wiener-Harmonika. Wie ich hier gelesen habe, enthält die dritte Reihe der Club-Harmonika Halbtöne, während bei der Steirischen alle Reihen einer diatonischen Leiter entsprechen. Dann ist natürlich auch der Klang bzw. das Klangideal der verschiedenen Harmonikatypen unterschiedlich.

Das ist schon alles ganz schön kompliziert...
Als Spieler eines diatonischen Instruments setzt man sich damit aber gar nicht unbedingt auseinander. Die verschiedenen Bauarten werden ja in verschiedenen "Szenen" gespielt bzw. für verschiedene Musikstile eingesetzt. Und - so meine Erfahrung - die Spieler unterschiedlicher Bauarten kommen meist nicht zusammen, zumindest kenne ich selber niemanden, der Steirische oder auch Club-Harmonika spielt.
Die Club-Harmonika hat vielleicht noch eine Sonderrolle, weil sie oft nicht gezielt ausgewählt, sondern "geerbt" wird und die Spieler dann neugierig darauf werden, um was für ein Instrument es sich handelt und was man damit machen kann.

Naja, zur Tastenbelegung habe ich jetzt nicht allzuviel beisteuern können... Ich hoffe, es ist trotzdem informativ.
 
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...nicht gezielt ausgewählt, sondern "geerbt" wird und ... was man damit machen kann.
Bei ebay anbieten!
Das machen zumindest die meisten Erben - deswegen ist grad eine regelrechte Schwemme am Markt (kommt mir zumindest so vor) - die vormals spielende Generation ist scheinbar am oder kurz vor dem Ende...und deswegen hatte ich so eine recht große Auswahl und so schnell das Glück, eine 4chörige Club zu bekommen!

So, und um die Verwirrung noch zu vergrößern, steuere ich ein Überraschungsbild von heute bei (Schnappschuß aus einem Video):
Das ist doch wirklich eine Club-Contasina mit Stradellabass???
Gab es das offiziell oder waren die Leute da wieder erfinderisch und haben das selbst "gemixt"?

Contasina Club - mit Stradellabass.jpg

:)
Lieben Gruß von Karin
 
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Hallo Maxito,
ich vermute mal, die Wiener wird dann zum Club-Modell, wenn erstens der Gleichton vorkommt, zweitens die Reihe mit den Hilfstönen vorhanden ist und drittens dann die Hilfstöne nicht mehr in den Tonleiter-Reihen vorkommen. Außerdem habe ich pro Reihe einen Knopf mehr. 12 Knöpfe auf der äußeren und 11 Knöpfe auf der inneren Reihe. Zum Schluß ist dann noch der zweite Knopf der ersten Reihe auf Zug mit dem Grundton für die Dominate ausgestattet, so wie auf der Mundharmonika und durchbricht damit das strenge Tonverteilungs-Schema.
So ist das auf meiner Club von Weltmeister.

Die Anzahl der Knöpfe bei dem Wiener Modell sind in der Regel bei zweireihigen: außen 11 und innen 10 Knöpfe, bei dreireihigen außen 10, mittlere 11 und innen wieder 10 Knöpfe.
Meine kleine Erica, als Wiener Modell hat keinen Gleichton, aber auf dem ersten Knopf jeder Reihe einen Hilfston, macht zusammen 4 Hilfstöne, weil sie ja auf Zug und Druck unterschiedlich sind. Damit habe ich alle 5 Hilfstöne (Plus dem einen aus der zweiten Tonleiter-Reihe) zur Verfügung, würde aber niemals von einer chromatischen Spielweise oder Instrument sprechen.
Das soll weder die Club noch die Erica sein. Die sind mit voller Absicht diatonisch und wechseltönig. Das ist kein Versehen oder Fehler. Die werden extra, sogar heute noch, so gebaut.
Ich liebe sie, so wie sie sind.
(Würde mir nur sehr noch einen "Wiener Dreireiher" wünschen. Aber das muß jetzt noch etwas warten. Kommt bestimmt noch irgendwann und bis dahin werde ich fleißig die spielen, die schon da sind.)


Als Abgrenzung zur Steirischen, würde ich zuerst die Heliconbässe und die versetzte Anordnung der Bässe nehmen. Die Steirische hat auch den Gleichton, so wie die Club. Hilfstöne können bei der Steirischen auch auf den ersten Knöpfen der Tonleiterreihen sein und als extra Reihe innen. Das ist aber, so wie ich das verstanden habe, sehr unterschiedlich. Es gibt auch Modelle ohne Hilfstöne.

Die Anzahl und Belegung der Baßknöpfe ist hier in Deutschland doch recht einheitlich was die Club und das Wiener Modell angeht. Bei der Steirischen kann man das so nicht sagen. Da gibt es eine Fülle an verschiedenen Schemata.

Ich hoffe, ich konnte deine Verwirrung etwas auflösen.
Gruß
Moricasso



Nachtrag:
in der ersten Tonleiterreihe,also der äußeren Reihe ist weder bei der Steirischen noch bei der Club ein Gleichton.

2.Nachtrag:
Es gibt einfach zu viele Ausnahmen. Sorry, habe welche übersehen.
Ich habe gerade festgestellt, das es doch auch ein Club-Modell von Hohner mit 11 Knöpfen in der äußeren und 10 Knöpfen in der mittleren Reihe gab. Und das es auf manchen Clubs auch noch auf der ersten äußeren Reihe ganz oben einen Knopf mit Hilfstönen gibt. Und zwar die, die wohl weniger als 10 Hilfsknöpfe in der inneren Reihe haben.
 
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@maxito

Ich hatte vorhin kurz überlegt, ob ich es für dich auch nochmal so ähnlich zusammenfasse wie das Moricasso nun fleissigerweise gemacht hat.
Da aber alles soweit in den zahlreichen Beiträgen vorher steht, habe ich es nicht gemacht und das kommt mir nun etwas unhöflich vor...
DAS war keinesfalls Absicht!
:oops:
Vielleicht kann man ja mal eine Tabelle erstellen, wo man sämtliche Möglichkeiten aufführt und dann jeweils ein Kreuz da setzt, wo was vorhanden ist.
Dabei muß wahrscheinlich die Spalte "Ausnahmen" am größten sein, auch für den ergänzenden erklärenden Text.
Ich versuche das mal für mich.
Werde es aber nur "veröffentlichen", wenn ich mich nicht pausenlos verzettele dabei und ein einigermaßen übersichtliches Ergebnis herauskommt.

Man kann ja nicht jede Frage wie die "Anfrage an Sender Jerewan"-Witze beantworten mit: "...im Prinzip schon - ABER..." ;-)

:)
Lieben Gruß von Karin
 
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Hallo Leute,
um noch etwas zur Vielfalt der diatonischen beizutragen, hier ein besonderes Modell: Die Bandonika. Sie gehört einem älteren musikalischen Freund (der Martin, einige kennen Ihn von Klingenthaler Treffen) und der hat sie vom Udo Schneeberg aus Zwota. Das Instrument wurde von Udo generalüberholt, ist aber ohne jeden Herstellerhinweis (braucht man auch nicht). Es ist zweichörig in G – C mit Oktavstimmung und hat in der vorderen Reihe einen Gleichton, das wurde aber auf Martins Bestellung hin so gestimmt. Die Bassreihen sind wie bei einer „Steirischen“ versetzt angeordnet und haben die gleiche Belegung wie bei einer „Wiener“. Ich habe das Teil über Weihnachten bei mir um mal wieder ein bisschen diatonisch zu üben und festzustellen, ob ich mir noch was „Kleines“ zum rumdudeln zulege. Mit dem Ding kann man jedenfalls ganz bequem auf dem Sofa sitzen und die Beine dabei hochlegen.
Gruß, Didilu
Bandonika-1.jpg Bandonika-2.jpg Bandonika-3.jpg Bandonika-4.jpg
 
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Sehr hübsch!
Und so schön ergonomisch für die rechte Hand.
Ist das in der Mitte eine Trennwand, um die Luft nur für jeweils eine Seite zu haben oder ist das ein Balgstabilisator oder doch reine Optik?

...ob ich mir noch was „Kleines“ zum rumdudeln zulege
Ach, du auch wieder?
Noch jemand infiziert?

Ich hoffe, ich habe nach einer noch zu erfolgenden ausführlichen Anleitung zur Funktionsweise (viel lesen, erklären lassen) auch die Fähigkeit, es "dudeln" zu lassen bzw. es vielleicht langsam zu lernen.
Wäre irgendwie nötig, da ich auch hier nur wieder die Knöppis auswendig lerne und keine Zusammenhänge begreife, die ich bei einem anderen Stück anwenden könnte.
Stelle gleich noch den Reel auf der neuen Contasina ein - das ERSTE kleine Stück!

Didilu - hast du vielleicht noch Lernmaterial, was du nicht mehr brauchst?
Kleine Stücke möchte ich ja nebenbei auch drauf spielen lernen und nicht immer erst umschreiben...

:)
Lieben Gruß von Karin
 
Hallo Karin,

Das in der Mitte ist zur Stabilisierung des Balges, größere Instrumente haben zwei davon. Bandoneons übrigens auch. Ich spiele das ganz intuitiv, so wie Mundharmonika, da habe ich keine Anleitung für. Ich fange mit einfachen Liedern ohne Subdominante an, dann kann ich in einer Reihe bleiben (der G Reihe). Wenn ich in der zweiten Reihe C-Dur mit Gleichton spielen will, muss ich die erste Reihe mit einbeziehen, weil in der Oktave mit dem Gleichton ein Ton fehlt der dann in der ersten Reihe vorhanden ist. Schau Dir mal die Belegung von Steirischen an, da siehst Du das ab der zweiten Reihe immer ein Ton in der diatonischen Reihe fehlt, nämlich da wo der Gleiton ist. Das ist bei der Club genauso.

Gruß, Didilu
 
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Hallo Zusammen,

in der Aufstellung der Harmonika-Instrumente ist das "beste Instrument von allen"
noch gar nicht aufgeführt, die deutsche Konzertina. Diese hat entsprechend der Diskantseite
der Wiener Harmonikas, die 2x 10 Reihen auf je 2x 5 pro Seite verteilt und besitzt keine
Begleit-Bässe.

Mehr Infos auf der Hompage des Konzertina-Netzes http://www.konzertinanetz.de .

Desweitern sei auf das Konzertina-Forum http://konzertina.org/index.php verwiesen, wo ein
interessanter Instrumentenreview über eine Konzertina von dem HZI-Bauer Robert Wallschläger
zu finden ist.

Hier noch ein paar recht aktuelle Beispiele (gerade in Youtube gefunden).





Viele Grüße
 
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besitzt keine
Begleit-Bässe.
Ja. Im Grunde sind Konzertinen (und Bandonien) so was wie diatonische Free-Bass-Akkordeone. *hust*

Aber in den Youtubeschnippseln, die du verlinkt hast, spiele ich eben doch überwiegend rechts Melodie und links Bass und Akkordnachschlag, wobei ich die Griffmuster für die Akkorde automatisiert habe. Die werden also als ein "Baustein" abgerufen. Letztendlich kaum anders als der Akkordknopf beim Akkordeon. Allerdings kann man so auch z. B. Akkordbrechungen spielen, was auf'm normalen Akko so einfach nicht geht. So gesehen ist die Konzertina vielleicht wirklich "das beste Instrument von allen". :engel:
 
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