Akkorde ohne Quinte

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Harrisson
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Hallo,
ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich bei einem Major7-Akkord die Quinte weglassen kann und trotzdem klingt er noch nach einem Major7-Akkord. Von einem Bekannten weiß ich, dass Jazzmusiker häufig die reine Quinte weglassen. Jetzt habe ich mir die Frage gestellt, warum das möglich ist. Warum vermisse ich gefühlsmäßig nicht eine übermäßige oder verminderte Quinte? Wenn ich beispielsweise die Töne f, a und e spiele höre ich innerlich viel eher einen Fmaj7-Akkord als z.B. einen Fmaj7/#5-Akkord.

Meine Frage an euch lautet: Liegt dies vielleicht an der Obertonreihe? In der Obertonreihe ist die Quinte bis zum 5. Oberton gleich zweimal vorhanden, während die #5 gar nicht enthalten ist.
 
Eigenschaft
 
Der Akkord klingt nach einem maj7-Akkord, weil alle harmoniebestimmenden Töne da sind: Grundton, Terz, Septim (in diesem Fall die Große). Die Quint ist nur Sound-Füllmaterial.
Und man vermißt die virtuelle "Quinte" und nicht die virtuelle übermäßige Quinte, weil das Ohr immer auf den den "Normalfall" ergänzt, bzw. auf das, was der tief tief eingebrannten Hörerfahrung entspricht. Eben deswegen empfindet man #5 ja auch als Tension, also spannung-erzeugend, und nicht als "Normalton".

Zumindest ist das meine persönliche Erklärung. Es mag auch andere geben ...

LG - Thomas
 
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Mit turkos Antwort ist wohl alles gesagt.
 
Meine Frage an euch lautet: Liegt dies vielleicht an der Obertonreihe? In der Obertonreihe ist die Quinte bis zum 5. Oberton gleich zweimal vorhanden, während die #5 gar nicht enthalten ist.

Nicht nur das, der Teilton "Quinte" ist im Frequenzspektrum vieler Instrumenten lauter als der Grundton, oftmals sogar der lauteste aller Teiltöne. Kein Wunder, daß das Ohr die Quinte im Akkord "ergänzt" und sie zur Charakteristik eines Akkordes relativ wenig beiträgt - unterboten nur von der Oktave.

Siehe die Spektren auf diesen Seiten:
Gitarre, Altsaxophon
Horn, Klarinette

Viele Grüße
Klaus
 
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Vielen Dank für eure Einschätzungen, was mir sehr weitergeholfen hat. Besonders deine Links, klaus111, haben mir einiges verdeutlicht. Danke!
 
Überhaupt kannst du in der Regel jeden Akkord aufs "Wesentliche" reduzieren. Dazu musst du wissen bzw. erkennen, welche Töne dem Akkord in der jeweiligen Situation seine Funktionalität verleihen.
Beispielsweise könntest du in vielen Situationen einen Dominantseptakkord E7 allein auf seinen Grundton e reduzieren, da die reine Quintfallbewegung von e nach a schon einer Leitfunktion entspricht. Oder du reduzierst ihn auf den Tritonus d-g#, der dem Septakkord seine typische Spannung verleiht. Dadurch ist er vom übrig gebliebenen Tonmaterial her nicht von einem Dominantseptakkord nach A (E7 - e-g#-b-d) und einem Dominantseptakkord nach Eb (Bb7 - bb-d-f-ab) zu unterscheiden und entspricht funktionell auch direkt den Sekundärdominantseptakkorden nach A (Bb7 - bb-d-f-ab) und Eb (E7 - e-g#-b-d).

turko hat es sehr schön ausgedrückt:
Die Quint ist nur Sound-Füllmaterial.
Genau so kannst du jeden Akkordton, der keine funktionale Bedeutung hat, betrachten - als Füllmaterial.

Die Akkordbezeichnungen bzw. Akkordsymbole sind nur Theorie. Mit welchem Akkord du einen Klang in der Praxis assoziierst hängt in erster Linie davon ab, in welcher Spielsituation dieser zu hören ist.
 
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Bei Synthstimmen werden ja auch teilweise neben Oktaven auch Quinten gelayert, so dass quasi überall eine Quint mitgespielt wird. Das klingt sonst höchstens noch mit Quarten gut, dabei sind aber auch die gleichen Töne wie in der Quinte enthalten, nur in umgekehrter Reihenfolge (komplementär).
 

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