Akkordeon Lignatone Melodia II - Selbsthilfe

Akkordeonengel
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PROLOG
Schon längere Zeit denke ich über mein altes Akkordeon Delicia Carmen (37/III/7//96/IV/3). Ein paar Stimmen sind gebrochen, der Balg ist abgenutzt, total verstimmt, abgenutzte Tastatur… Wegzuwerfen? Auf keinen Fall! Reparieren lassen? Hmmm, das Instrument hat „angeborene“ strukturelle Schwächen (bass nur ab C, bass-Stimmstöcke aus Kunstsoff, laute Registermechanik im Diskant,…). Selbst-reparieren? Aber wo nehme ich die Ersatzteile?

ENTDECKTES AKKORDEON
Ende Juli hat mich meine Cousine angekündigt, dass er ein altes Instrument wegwerfen möchte. Es sei ein altes Akkordeon nach Vater, Jahrzehnten ungespielt, offenbar nicht mehr zu reparieren. Wau! Unerwartete Quelle von Ersatzteilen! Ich wollte sofort das Instrument.

DAS AKKORDEON
Die Kiste war eine uralte Lignatone –Melodia II (36/III/4//80/IV/2) in einem ziemlich miserablen Zustand. Da ich nur einen Urlaub gehabt hatte, öffnete ich das Instrument und begann eine Revision:

· Pelz-Dichtung unter die Bass-Stimmstöcke wurde schwer beschädigt (Motten und Gemeiner Pelzkäfer). Ersatzmaterial - Polyvinyl-Schaum (Abbildung 1).
· Bassregister wurde gebrochen und beschädigt. Ich habe die Welle ausgerichtet und den Schalter fixiert (Abbildung 2).
· Zwei gebrochene Zungen wurden ersetzt (leider war es eine „Transplantation“ aus meinem Delicia) (Abbildung 3)
· Beschädigte Klappen-Filze wurde entfernt, Ersatzmaterial- rotes Polyamid. Original Leder wurde geschliffen und wiederverwendet (Abbildung 4).
· Reinigung des Instruments brachte mich drei Tage.
· Schließlich habe ich die Farbe der Tastatur und Bassabdeckung ausgerichtet (Abbildung 5).



AKTUELL ZUSTAND:

Derzeit voll funktionsfähig, in Zukunft ist der Austausch von Wachs und Ventilen geplant. Bitte ein paar Fotos.



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WARUM HABE ICH BESCHLOSSEN, DAS INSTRUMENT ZU RETTEN?

Technische Gründe:

· Geringes Gewicht
· Stimmstöcke aus Holz
· Fixierung der Stimplatten in der Bass-Kontraoktave und Großoktave mit Keile
· Schöne breite „Kneipentremolo“
· Stille Register-Mechanik
· Gute Ansprache von Stimmen
· Ausgezeichnete gesamte Kunstfertigkeit

Persönliche Gründe
· Das Instrument ist älter als ich (Bj. 1963)
· Das ist Teil unserer Familiengeschichte

EPILOG
War es das wert? Definitiv ja. Der Wert der Dinge wird nicht nur durch Geld gemessen. Der Restwert dieses Instruments ist nur ein paar Dutzend Euro. Aber das wird sicher noch viele Freude in den menschlichen Herzen zu bringen. Wie viele Euro kostet eine Minute von Freude?

P.S.
Es bleibt mir noch das alte Akko Delicia Carmen zu beheben…

Viele Grüẞe, Vladimir
 
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Guten Tag,

zuerst möchte ich mich bei Ihnen für alle Kekse und „Gefällt mir“ herzlich bedanken. Zugleich bin ich froh, dass ich dieses Forum gefunden, wo man viel Neues lernen kann. Und was betrifft meiner „kiesigen“ Grammatik :er_what: , danke schön für Ihre Toleranz… :hat:

Ich bin sehr überrascht, wie dieses alte „wertlose“ Instrument meine Aufmerksamkeit erregt hat. Und damit auch ein paar Reflexionen und Fragen… Dieses kleine Instrument stellt eine alte Welt dar, die nicht mehr existiert. Ehrliche Handarbeit, breites Tremolo, Bass-Tonumfang ab kontra-G (sic!!!!). Die heutigen Instrumente mehr ergonomischer sind und haben ihren Luftverbrauch deutlich reduziert. Die Akko-Zungen haben eine sofortige Reaktion. Aber auch zeitgenössische Musik ist wohl schneller und lauter. Hohes Tempo der Musik erlaubt nicht die Schönheit des Tremolo, oder voller Klang der Kontraoktave. Deshalb sind die Spieler oft mit den neuen Instrumenten unzufrieden und enttäuscht. Und das ist der Grund, warum auch ein "altes Schrott" unerwartet überraschen kann…

Viele Grüße, Vladimir
 
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Guten Tag,
ich möchte die endgültigen Informationen zu diesem Thema geben. Gestern, nach drei Wochen von "Therapie" bei einem guten Handzuginstrumentenmacher, nahm ich mein Instrument wieder nach Hause. Meine Delicia Carmen hat ersetzte Stimplatten, neue Wachsen, ist neu gestimmt und hat überholte Bass-Mechanik. Technisch ist das Instrument wieder in 100% Zustand. Allerdings ist es wichtig zu bemerken, dass die Carmen in seinem ursprünglichen Zustand ohne Änderungen oder primäre beabsichtigte Änderungen überholt wurde:

Wegzuwerfen? Auf keinen Fall! Reparieren lassen? Hmmm, das Instrument hat „angeborene“ strukturelle Schwächen (bass nur ab C, bass-Stimmstöcke aus Kunstsoff, laute Registermechanik im Diskant,…). Selbst-reparieren?

Diese Merkmale hatten in Zeiten der Erstellung des Instruments einen logischen Sinn. Nur ich habe mich nun verändert… Zum Glück habe ich in einer der Debatten einen sehr interessanten und wichtigen Satz von Karin66 bemerkt:

"MIR reicht aber, etwas zu verstehen." ( https://www.musiker-board.de/threads/wie-brennt-ein-akkordeon.639623/page-3#post-8346731 )

In meinem Fall habe ich die Eigenschaften des Instruments nicht akzeptiert, weil ich nicht versucht hatte, seinen Zweck zu verstehen. Glücklicherweise habe ich "rechtzeitig aufgewacht“. Dank Gott für dieses tolle Forum...

Herzliche Grüße, Vladimir
 
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