Alter und Ego

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Hallo ihr, ich weiß, wieder will ich Storytelling schreiben… und dann wieder kommen scheinbar Reflexionen raus. Für mich ist das durchaus Storytelling, aber die Konflikte muss der Leser wohl selber einsetzen. Nicht dass ich zu feige wäre, deutliche Konflikte einzusetzen - für mich sind sie ja klar im Text enthalten, aber reicht euch eine Story von dieser Kürze?

ALTER UND EGO

Ein neuer Morgen
Spatzen lärmen
und Kinder

Ich erwache
In der Sonne
Es ist Winter

Ein neuer Fall ins
Weltweite Netz
der Phantasie

ein neuer Start
Zum Sinn des Lebens
ein letztes Spiel

Willkommen auf der
anderen Seite
Willkommen in
der Gegenwelt
Wünsch dir und mir
und all den Leuten
Eine Show, die gut gefällt

Ein neuer Morgen
Fast alterslos
Dein Babyface

hält mich auf Trap
fast faltenlos, das
Glück mit dir, generös

Willkommen auf der
anderen Seite
Willkommen in
der Gegenwelt
Wünsch dir und mir
und all den Leuten
eine Show, die gut gefällt

MUSIK

Ein neuer Morgen
hab mich geträumt von
Schwarz nach grau

und erwach in
meinem Selfi
Winterhimmelblau

Willkommen auf der
anderen Seite
Willkommen in
der Gegenwelt
Wünsch dir und mir
und all den Leuten
Ein Show, die gut gefällt
 
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Hi Jongloeur,
für mich geht die Reise zu schnell und die Stationen am Wegesrand fliegen vorüber wie in Fetzen.
Irgendwie so wie wenn ich die Untertitel sehe ohne den Film zu sehen - da fehlt für mich zu viel, um es füllen zu können.

Konflikte? Das Ich und sein hochgeglänztes Ich im Internet und wieder zurück?
Ich nehme vor allem Oberflächen wahr, die mich abperlen lassen, ohne ihre Abgründe oder Reibungsflächen zu zeigen.

Ich weiß nicht, ob Dir das als Feedback weiter hilft - es ist das, was bei mir ankommt, wenn ich den Text lese und auf mich wirken lasse.
Ist der Text mit Bildern entstanden?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Hallo @x-Riff , herzlichen Dank für dein Feedback.
für mich geht die Reise zu schnell und die Stationen am Wegesrand fliegen vorüber wie in Fetzen.
Welche Reise meinst du? Mein LI begrüßt den Morgen eines kalten Wintertages. Es nimmt sich gleichzeitig verschiedenen Welten wahr. In seinen Nachträumen, seinen Gedanken, seinen Gefühlen, seinen Plänen, seinen Wahrnehmungen. Diese Welten nehme ich bewusst getrennt wahr. Schon immer!

Bei morgendlichen Reflexionen reise ich nicht. Es sei denn mit Lichtgeschwindigkeit ;-) Oder umgekehrt gesagt, wenn ich reise, erwarte ich neue Fakten. Hier reichen mit jedoch die heimischen Spatzen im winterlichen Gebüsch, um tiefe Gedanken und Gefühle langsam in Bewegung zu versetzen.

Das Ich….im Internet und wieder zurück?
Internet?? Scheinbar beziehst du dich auf mein „weltweite Netz“. Die digitale Welt ist für mich nur eine Dimension. Die Phantasie eine andere. Die Wahrnehmungen der Welt vor und hinter der Fensterscheibe eine dritte und vierte Dimension…
Das Ich und sein hochgeglänztes Ich… nehme vor allem Oberflächen wahr, die mich abperlen lassen, ohne ihre Abgründe oder Reibungsflächen zu zeigen.
ich weiß leider nicht, welches „hochgeglänztes Ich“ du meinst. Aber hier sind wir vermutlich beim Kern dieses Textes angelangt: bei den Welten bzw. Gegenwelten, deren Zusammenwirken mich alltäglich im Zusammenhang mit dem Schreiben beschäftigt. Aus welcher jeweiligen Welt stammen die jeweiligen In- und Outputs, die unsere Worte und Handlungen bestimmen. Ich verbringe einen großen Teil meiner Routinewege und Pausen mit derartigen ReflexIonen.

Ich nehme vor allem Oberflächen wahr, die mich abperlen lassen, ohne ihre Abgründe oder Reibungsflächen zu zeigen.
Ja, das war mehr oder weniger Absicht. In einem Roman kam man gut und schlüssig Details Innen- und Außenwelt abbilden und mit einander verbinden. In einem Song kann Man vermutlich nur auf die bewusstes Existenz dieser Fäden verweisen, an denen wir ziehen und. Tanzen.
ch weiß nicht, ob Dir das als Feedback weiter hilft - es ist das, was bei mir ankommt, wenn ich den Text lese und auf mich wirken lasse.

Sehr! Es gibt AutorInnen, die reizen vordergründige Handlungen - und andere wiederum das Hintergründige. Beide Arten des Schreibens befriedigen und vernachlässigen Erwartungen beim Publikum. Ich weiß noch nicht, ob mich geringes Interesse verletuen oder beFlügeln würde.., vermutlich beides.

Ist der Text mit Bildern entstanden?
Hm… da ja Welten und Gegenwelten Abstraktionen sind, kann man sie wohl ohne Bilder gar nicht darstellen
 
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Okay - Schicht für Schicht geht es voran ...

Aus Storytelling habe ich eine Reise gemacht - mein Fehler. Nicht jede story ist ein roadmovie.
Allerdings:
Es nimmt sich gleichzeitig verschiedenen Welten wahr. In seinen Nachträumen, seinen Gedanken, seinen Gefühlen, seinen Plänen, seinen Wahrnehmungen. Diese Welten nehme ich bewusst getrennt wahr. Schon immer!
Diese Welten habe ich nicht identifizieren können. Ich übersetzte für mich - wie Du schon richtig vermutet hast - das "weltweite Netz" im Text mit
Internet?? Scheinbar beziehst du dich auf mein „weltweite Netz“. Die digitale Welt ist für mich nur eine Dimension. Die Phantasie eine andere. Die Wahrnehmungen der Welt vor und hinter der Fensterscheibe eine dritte und vierte Dimension.
Unterschiedliche Dimensionen oder Welten habe ich dem Text entnommen - aber nicht die, die Du meinst.
Die Gleichzeitigkeit habe ich dem Text nicht entnommen - da führen aus meiner Sicht diese Textstellen eher in die Irre:
Ein neuer Morgen
hab mich geträumt von
Schwarz nach grau

und erwach in
Für mich als Leser ist es durchaus plausibel, dass jeweils ein anderer Morgen gemeint ist - insofern wären es drei Tage. Auch "ein neuer Morgen habe mich geträumt von Schwarz nach Grau" sperrt sich nicht gegen die Interpretation einer Chronologie. Diese Chronologie ist nicht die einzige Lesart, wie man die drei Morgen auffassen kann, es spricht aber imho aus dem Text selbst nichts dem entgegen.

Mit der "Oberfläche der Welten" meine ich, dass diese kurzen Schilderungen der unterschiedlichen Welten oder Dimensionen für mich nicht in die Tiefe führen. Somit ergeben sich für mich keine Konflikte. Es ergibt sich für mich auch kein konkurrentes oder konflikthaftes Nebeneinander dieser Welten oder Dimensionen.

Aufgefallen ist mir Dein häufiges "für mich" in Deiner Antwort. Das ist einerseits klärend, andererseits ist es ja eben entscheidend, dass dieses "für mich" auch dem Leser erkenntlich oder erahnbar sein muss, soll er denn mittels des LI darauf kommen, was dieses "für mich" meint. Oder andersherum: Der Text muss ja für sich selbst stehen. Wenn Dir die Interpretationsoffenheit ("weltweites Netz" als Internet interpretiert und verschiedene Morgen als chronologische Abfolge interpretiert, Interpretationsoffenheit, um welche Welten oder Dimensionen es sich handelt) des Textes gefällt, dann ist ja alles gut. Wenn nicht, dann hat es zumindest mich aus der Kurve getragen.

Vielleicht melden sich noch andere, die ein Feedback geben mögen?

Herzliche Grüße

x-Riff
 
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Die Gleichzeitigkeit habe ich dem Text nicht entnommen - da führen aus meiner Sicht diese Textstellen eher in die Irre:
Hier sind wir im Kern meines „Alterswerkes“ gelandet: Irritationen, Missverständnisse!

Als Texter beispielsweise werde ich anfangs mit den vielfältigsten Wünschen meiner Komponisten und Interpreten konfrontiert. Es scheint an Anfang nicht schwer zu sein, diese Wünsche verstehen und teilen zu können.

Allerdings ergeben sich während des Schreibprozesses dann doch oft erhebliche Meinungsverschiedenheiten. Je nach Typus erwarten die Einen bewegte Action, die Anderen mystische Wendungen des Schicksals und Dritte meinetwegen einen Schenkelklopfer. - Und hier wird es spannend. Wenn ich mir im Vorgespräch von meinen Auftraggebern deren Vorbilder vorspielen lasse, bemerke ich oft, dass mich diese Vorbilder eher langweilen. Dann hoffe ich, sie mit MEINER Sicht am Ende dennoch zufrieden zu stellen.

Außerdem hatte ich früher den Ehrgeiz, jeden lukrativen Auftrag im Sinne des jeweiligen Auftraggebers zu Ende zu führen. Allein schon deshalb, weil jeder schwierige Auftrag das eigene Handwerk vervollkommnet. Aber mit den Jahren fragte ich mich zunehmend, warum ich eine mir fremde Weltsicht aneignen und bebildern sollte.
Aufgefallen ist mir Dein häufiges "für mich" in Deiner Antwort. Das ist einerseits klärend, andererseits ist es ja eben entscheidend, dass dieses "für mich" auch dem Leser erkenntlich oder erahnbar sein muss, soll er denn mittels des LI darauf kommen, was dieses "für mich" meint.
Und deshalb beschreibt vorliegender Text betont MEINE Weltsicht. Mein Handwerk gestattet mir zwar Variabilität, aber meine „Künstler-Seele“ will sich authentisch zeigen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die in meiner Sichtweise die ihrige erkennen. Und dann wird sogar der Inhalt zweitrangig.

Man hört auf einer Party plötzlich einen Fremden von sich erzählen und bereits seine Art zu reden macht ihn interessant und sympathisch…
Oder andersherum: Der Text muss ja für sich selbst stehen. Wenn Dir die Interpretationsoffenheit ("weltweites Netz" als Internet interpretiert und verschiedene Morgen als chronologische Abfolge interpretiert, Interpretationsoffenheit, um welche Welten oder Dimensionen es sich handelt) des Textes gefällt, dann ist ja alles gut. Wenn nicht, dann hat es zumindest mich aus der Kurve getragen.

Nein, lieber @x-Riff , ich sehe einen Text wie eine Melodie. Sie besteht immer nur aus wenigen Tönen… und spaltet dennoch SOFORT die Zuhörerschaft. ;-)

Wenn du mir noch weiter antworten möchtest, darfst du gern mehr über DEiNE Gegenwelt schreiben. :) Ich hab mir heute wiedermal das episches Interview zwischen dem Rapper Shindy und dem Journalisten Nico Backspin angesehen. Und abschließend für diese Antwort möchte ich wenigstens einmal auf den Titel des Textes verweisen… ;-) Lust ihn zu deuten?

Herzliche Grüße
 
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Hallo Jongleur,

hier noch ein Eindruck.
Am besten gefällt mir tatsächlich - der Titel. Alter und Ego - sagt so viel und gibt auch viel Raum, um viel hineinzuinterpretieren. Das "und" ist das einfach supergeschickt eingefügt und so bekommt das "Alter" plötzlich auch die Bedeutung von alt sein, ohne dass es das Alter Ego verschwinden ließe. Ich bin also auf einen Text eingestimmt, der sich um das LI dreht - und das LI ist nicht mehr so ganz jung und es gibt mehrere Ebenen des LI, eben ihn und sein Alter Ego ...

Auch der Refrain ist rund: Rhythmisch und positiv und doch mit einem Widerspruch (will man da überhaupt hin, in die Gegenwelt? Lässt sich das verhindern?) und er nimmt das Thema ALTER prima auf mit ausreichend Platz für die Hörer, etwas zu hören und etwas zu interpretieren.

In den Strophen ist es mir nicht konkret genug, um die Story dann zusammen zu bauen - oder: Das, was ich daraus bauen würde, stünde stets unter dem Zweifel, dass das der Autor kaum gemeint haben kann. Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass gerade das es ist, was Dir gefällt: Der Text wird in jedem Kopf zu etwas eigenem, einer eigenen Story (richtet sich dann an so grob Generation Ü50(?))
Gut möglich, dass es mit Musik und gesungen noch (doch) mehr sagt.

In den Strophen finde ich für einen Song auch die unterschiedliche Zeilenlängen/Betonungen zumindest herausfordernd.

Einzelaspekt: "Weltweites Netz" - war auch für mich sofort das WWW - mit dem Zusatz "Phantasie" wird es da zum einen rausgeholt, zum anderen scheiter ich an dem Bild, Phantasie als weltweistes Netz zu sehen ... die Erklärung, beides als Dimension zu sehen, find ich da gut.

Redaktionelle Anmerkung: hält mich auf Trab
 
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Herzlichen Dank @Frank_de_Blijen.

Am besten gefällt mir tatsächlich - der Titel. Alter und Ego - sagt so viel und gibt auch viel Raum, um viel hineinzuinterpretieren. Das "und" ist das einfach supergeschickt eingefügt und so bekommt das "Alter" plötzlich auch die Bedeutung von alt sein, ohne dass es das Alter Ego verschwinden ließe. Ich bin also auf einen Text eingestimmt, der sich um das LI dreht - und das LI ist nicht mehr so ganz jung und es gibt mehrere Ebenen des LI, eben ihn und sein Alter Ego ...
… und verschiedenste Welt(an)sichten, wobei ich mir nicht sicher bin, wie weit das normal ist. Jedenfalls freue ich mich, dass meine Freude an diesem Wortspiel wenigstens theoretisch nachvollziehbar ist. :)
Auch der Refrain ist rund: Rhythmisch und positiv und doch mit einem Widerspruch (will man da überhaupt hin, in die Gegenwelt? Lässt sich das verhindern?)
Oder nimmt man immer mehr verschiedene Welten wahr? Ergeben all diese Welten DIE Welt? Fehlt dem Menschen eine Heimat-Bindung an die Welt? Schlägt er sich vor allem mit Gegenwelten rum? Findet er aus diesen Gegenwelten in eine heimische Welt?

Was mich betrifft: Ich liebe Gegenwelten, weil ich Widersprüche „förmlich“ suche! Was bleibt mir als Schreiber sonst übrig? ;)
Das, was ich daraus bauen würde, stünde stets unter dem Zweifel, dass das der Autor kaum gemeint haben kann.
…oder es ebenfalls nicht besser zusammenfügen kann. Oder mag? :cool:
Wobei ich mir auch vorstellen kann, dass gerade das es ist, was Dir gefällt: Der Text wird in jedem Kopf zu etwas eigenem, einer eigenen Story (richtet sich dann an so grob Generation Ü50(?))
Danke.:) ;)
In den Strophen finde ich für einen Song auch die unterschiedliche Zeilenlängen/Betonungen zumindest herausfordernd.
Ja, Proportionalität hab ich nicht gesucht und könnte bei der Vertonung noch mehr vermieden werden!
Einzelaspekt: "Weltweites Netz" - war auch für mich sofort das WWW - mit dem Zusatz "Phantasie" wird es da zum einen rausgeholt, zum anderen scheiter ich an dem Bild, Phantasie als weltweistes Netz zu sehen ... die Erklärung, beides als Dimension zu sehen, find ich da gut.
verbindest du denn das WWW eher mit Fakten?

Ich denke oft darüber nach, warum sich viele Menschen in Texten mehr Klarheit wünschen. Sehen sie klare Wege und wollen sich bestätigt sehen? Oder sollen ausgerechnet die Künstler ihnen einen Weg weisen? ;)
 
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Ich denke oft darüber nach, warum sich viele Menschen in Texten mehr Klarheit wünschen. Sehen sie klare Wege und wollen sich bestätigt sehen? Oder sollen ausgerechnet die Künstler ihnen einen Weg weisen?
Es gibt da schon zwei Pole - vom sehr klaren Text, der wie in einer Reportage etwas beschreibt und dann wenig Raum für Interpretation gibt über einen Text, der mit Metaphern und Andeutungen arbeitet und in dem dann viel Raum für Interpretationen steckt bis hin zu Texten, bei denen es dann schwer wird, Bilder und Andeutungen zu finden, die man interpretieren könnte. Manchmal stütz dann die Musik den Inhalt bzw. die Gedanken, den Inhalt zu erfassen und zu interpretieren. Bei "Alter und Ego" war ja genau das Deine Frage: Reicht der knappe Text, um die Story aufzunehmen? Und da ist mein Empfinden: Vielleicht hätt ich nicht gern mehr Klarheit, aber mehr Inhalt, mehr Info, die mir hilft, die Story zu lesen/hören/fühlen - bin da ein recht nüchterner, analytischer Mensch, dem es leichter fällt, wenn er viele Daten zum verarbeiten bekommt ;)
... und: Ja, ausgerechnet Künstler sind es, die vielen Menschen helfen, einen Weg zu finden. Das ist doch eine der großartigen Eigenschaften von Kunst: Sie schafft es, Menschen Trost zu spenden, Mut zu machen, anzufangen, sich anzustrengen .... gerade Musik hat da oft magische Kräfte. Das kennen sicher sehr viele ganz individuell, dass sie "ihren" Song hören, um aus einem Tief zu kommen und reicht bis hin zur Marschmusik beim Militär, die auch nicht aus Versehen so ist, wie sie ist. Manche Künstler setzen das recht bewusst ein, anderen ist es eher unangenehm. Aber die Wirkung ist bestimmt oft mehr als nur schön zu hören .... und die Texte tragen dazu bei.
 
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Es gibt da schon zwei Pole - vom sehr klaren Text, der wie in einer Reportage etwas beschreibt und dann wenig Raum für Interpretation gibt über einen Text, der mit Metaphern und Andeutungen arbeitet und in dem dann viel Raum für Interpretationen steckt bis hin zu Texten, bei denen es dann schwer wird, Bilder und Andeutungen zu finden, die man interpretieren könnte. Manchmal stütz dann die Musik den Inhalt bzw. die Gedanken, den Inhalt zu erfassen und zu interpretieren
Dasn sehe ich auch so ähnlich. :)
Bei "Alter und Ego" war ja genau das Deine Frage: Reicht der knappe Text, um die Story aufzunehmen?
Ja, genau das interessiert mich am meisten.
Und da ist mein Empfinden: Vielleicht hätt ich nicht gern mehr Klarheit, aber mehr Inhalt, mehr Info, die mir hilft, die Story zu lesen/hören/fühlen - bin da ein recht nüchterner, analytischer Mensch, dem es leichter fällt, wenn er viele Daten zum verarbeiten bekommt ;)
Ah, meinst du mit nüchtern, dass du etwa in der der dichten Reihung / munteres Vogelgezwitscher—> Morgensonne—> Winter / nichts Besonderes siehst? - Hm… das kann ich durchaus nachvollziehen! DAS Bild sollte ich vielleicht mehr zuspitzen?

Denn häufig ist es meine vorrangige Absicht, das Unregelmäßige in der scheinbaren Regelmäßigkeit leise zu betonen. So wie mich beispielsweise morgens oft das schöne Babyface meiner schlafenden (erwachsenen) Partnerin verblüfft! :) usw.

Würde ich diese Beobachtungen zuspitzen, bekämen sie mE leicht etwas zu Spektakuläres, was ich SOOI aber gar nicht wahrnehmen, Es sind eher diese ganz kleinen Beobachtungen, die mich spontan erinnern an meine (oder fremde) starre Vor-URTEILE.

Ist das nachvollziehbar? Gerade fällt mir für derartige Texte das Wort „Spinn‘ -Webe“ ein. :cool:
 
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Was ich mit "mehr Info" meine, für eine Story, ist, dass ich aus diesem Teil

Ein neuer Morgen
Spatzen lärmen
und Kinder

Ich erwache
In der Sonne
Es ist Winter

Ein neuer Fall ins
Weltweite Netz
der Phantasie

ein neuer Start
Zum Sinn des Lebens
ein letztes Spiel
zwar eine sehr konkrete Situation erkenne - das LI ist Spätaufsteher, da am neuen Morgen schon die Sonne scheint, es lebt urban, da Spatzen und Kinder zu hören sind, und das LI startet etwas. So - nun kann die Story losgehen, das Startbild ist da.

In den weiteren Strophen ist es ähnlich (das Babyface könnte auch ein Kind sein), es ist mehr eine Situation als eine Geschichte. Durch den Refrain kommt eine Wertung hinzu und so ist das auch gut, nur für mich noch keine Story - die Konflikte seh ich auch nicht. Das meinte ich mit nüchtern (vielleicht auch phantasiearm), mir reicht es nicht, um genug "Konfliktstoff" zwischen den Zeilen zu entdecken.

Und ... als "Situations-Song" kann das natürlich ein prima Titel werden, mit der Musik dazu verändert sich die Wirkung eines Textes ohnehin noch einmal.
 
Ich nehme den Text genau so wahr wie @Frank_de_Blijen

Ist das nachvollziehbar? Gerade fällt mir für derartige Texte das Wort „Spinn‘ -Webe“ ein.
Dein Schaffensprozess und Deine Ziele oder Absichten sind für mich nachvollziehbar - der Text ist es für mich nicht (jedenfalls mit diesen Zielen oder Absichten verglichen).
Und deshalb beschreibt vorliegender Text betont MEINE Weltsicht. Mein Handwerk gestattet mir zwar Variabilität, aber meine „Künstler-Seele“ will sich authentisch zeigen. Ich weiß, dass es Menschen gibt, die in meiner Sichtweise die ihrige erkennen. Und dann wird sogar der Inhalt zweitrangig.

Man hört auf einer Party plötzlich einen Fremden von sich erzählen und bereits seine Art zu reden macht ihn interessant und sympathisch…
Wenn der Text die erreichen soll, die mit Dir die Welt fühlen und sehen - klar. Das tun gewissermaßen DADA-Texte auch
Nein, lieber @x-Riff , ich sehe einen Text wie eine Melodie. Sie besteht immer nur aus wenigen Tönen… und spaltet dennoch SOFORT die Zuhörerschaft. ;-)
und spalten sofort die Zuhörerschaft, weil diejenigen, die nichts damit anfangen können, sich mit Schaudern abwenden oder der Sensationslust oder der eigenen Selbstsicht wegen (nur nichts verpassen) bleiben und nicht gehen können oder wollen - und der verstehende Rest bleibt.
Ich denke oft darüber nach, warum sich viele Menschen in Texten mehr Klarheit wünschen. Sehen sie klare Wege und wollen sich bestätigt sehen? Oder sollen ausgerechnet die Künstler ihnen einen Weg weisen?
DAS ist für mich nicht die Alternative. Es geht mir in Auseinandersetzung mit Deinem Text nicht um Texte, die eine klare Botschaft haben oder ein Publikum, das den Weg gewiesen haben möchte. Das willst Du mit diesem Text eh nicht.
Außerdem hatte ich früher den Ehrgeiz, jeden lukrativen Auftrag im Sinne des jeweiligen Auftraggebers zu Ende zu führen. Allein schon deshalb, weil jeder schwierige Auftrag das eigene Handwerk vervollkommnet. Aber mit den Jahren fragte ich mich zunehmend, warum ich eine mir fremde Weltsicht aneignen und bebildern sollte.
DAS ist auch nicht mein Thema bei Deinem Text. Ich nehme Deinen Text eh als Deine Äußerung, egal ob als Auftrag oder nicht - ganz einfach, weil Du ihn hier reingestellt. Deine (möglichen oder tatsächlichen) Auftraggeber*innen sind mir mit ihren Anliegen egal - bis zu dem Punkt, wo Du sie für Deinen Text als wichtig deklarierst und das als Information hier reingibst.


Es geht mir darum, dass mich Dein Text nicht zu verschiedenen Lebenswelten und nicht zu einer Gleichzeitigkeit führen, dass ich keine Konflikte spüre und keine Gegenwelten und dass es mich weiterhin dahin zieht, die das weltweite Netz mit dem Internet assozieren - etwas, das für mich durch die Zeile
und erwach in
meinem Selfi
für mich bestätigt wird.

Irgendwie habe ich das Gefühl, Deine ausführenden Auskünfte, Absichten und schriftstellerischen Hintergründe, sollen sozusagen den Hintergrund dafür liefern, die es braucht, um den songtext so aufzunehmen wie Du ihn verstanden haben willst.

Herzliche Grüße

x-Riff
 
Lieber x-Riff, herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort. :)

Irgendwie habe ich das Gefühl, Deine ausführenden Auskünfte, Absichten und schriftstellerischen Hintergründe, sollen sozusagen den Hintergrund dafür liefern, die es braucht, um den songtext so aufzunehmen wie Du ihn verstanden haben willst.
Nein, ich habe weder Ambitionen, meine Texte nachträglich zu erklären noch durchsichtiger zu machen. Ich schreibe hier ja nicht für Andere, sondern nur unter Anderen.

Die Reaktionen Fremder auf meine letzten Texte reichen von „habe vieles nicht verstanden, aber dafür eine ungewöhnlich seltsame Spannung im Text gespürt bis zu „habe nichts verstanden und mich darum gelangweilig.“ Ich setz mich diesem Meinungsgemisch halt solange aus, bis ich klüger geworden bin oder nicht… ;)

Ein wichtiger Grund für diesbezügliche Ausdauer ist, dass mich ja andere Menschen auch im realen Leben oft unzureichend verstehen, ohne dass dabei etwas zu Bruch geht. Und auch meine Missverständnisse können Prozesse auslösen, die sowohl unangenehm wie auch angenehm enden können.

Eine weiteres Erklärung für mein eher unbekümmertes Herangehen ist , dass ich in Texten sehr gern mit etwas Unerklärlichem konfrontiert werde und mich Allesversteher sofort maßlos langweilen. Ich zeige am liebsten mein Erstaunen und nur sehr ungern mein (eh letztlich trügerisches) Gefühl für eigenen Durchblick.:p
 
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