[Amp] Mesa/Boogie Mark III - DRGX No Stripe

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. Großartig. So detaillierte Infos habe ich noch nie zu den Röhren im Mark III gesehen!

Also zu klanglich fertigen Vorstufenröhren ist noch zu heißer Class A Bias in der Endstufe ontop gekommen
Woher wusstest du das? Was bedeutet heißer Bias?
Ich hab nen Blue Stripe, sagt das was über den Bias aus?
 
Als ich im Review geschrieben habe, ich habe den Amp geserviced, heißt das quasi das, was da steht, hab ihn nirgends hingebracht, sondern habe den Amp selbst durchgemessen und die defekten Teile getauscht. Auf dem ab Werk gesetzten Bias Resistor ist parallel noch ein zweiter etwas grobschlächtig draufgelötet worden, da bin ich dann natürlich skeptisch geworden und hab erstmal die Werte geprüft (da du neugierig scheinst, hab ich dir mal ein Foto davon angehängt, siehe roter Pfeil, der grüne Widerstand gehört da eigentlich nicht hin).

20230824_185139.jpg


Bias ist nichts anderes, als die Ruhestromeinstellung der Endstufenröhren. Normalerweise lässt man ja den Ruhestrom neu einstellen, wenn die Endstufenröhren getauscht werden, Boogies sind aber von der Schaltung so konzipiert, dass der Ruhestrom immer fest ist.
Das hat den Vorteil, man muss beim Tausch der Endstufenröhren keine Ruhestromanpassung vornehmen. Da man normalerweise Röhren in "gematchten Paaren/Quads/usw." kauft, und damit die Röhren passend zueinander selektiert werden, kann man aber normal seinen gewünschten Wert durchgeben und man bekommt das passende Paar.
Für den Ottonormalverbraucher hat Mesa das so gelöst, dass die Röhren mit Farbcodes kommen, was dann je nach Farbe einen bestimmten Ruhestrombereich widerspiegelt, von kaltem nach heißem Bias sortiert sind die Farbcodes wie folgt:
Red -> Yellow -> Green -> Grey -> Blue -> White

Und normalerweise kann man seinem Röhrenhändler des Vertrauens dann auch sagen, ich hätte gerne Röhre X auf Mesa Farbcode Y gematcht und bekommt dann das passende geliefert.
Beim Mark III (und auch beim Mark II) ist es halt bei den Simuls so, dass das äußere Paar deutlich heißer läuft, als das innere Röhrenpaar, deshalb auch die unterschiedlichen Farbcodes(Red/Green bzw Yellow/Grey) bei den Endstufenröhren.
Das trifft besonders zu, wenn man die Amps (ich behaupte mal Mesa typisch) mit nicht superlauten Master Einstellungen spielt.
Natürlich hat der "richtige Bias" immer eine gewisse Toleranzspanne, in der man sich da bewegen kann, und der eigene Geschmack entscheidet da natürlich auch mit, aber mit Farbcode Blau auf dem äußeren Röhrenpaar ist mein Amp klanglich definitiv außerhalb seiner Wohlfühlzone gewesen.

Mach dir da nicht zuviele Gedanken, ich würde jetzt erstmal nicht davon ausgehen, dass jemand an deinem Amp rumgebastelt hat, von daher sollte eigentlich alles passen. Und bitte tu mir den gefallen, wenn du dich mit Röhrenamps nicht auskennst, lass den Amp in seinem Gehäuse und schraub ihn NICHT auf, das kann schnell im Krankenhaus oder lebensgefährlich enden.

Zum Stripe, Blue Stripe ist wirklich nur die Revision der Schaltung, der Blue Stripe ist die aggressivste Variante des Mark IIIs (siehe Review, der Abschnitt mit den Stripes und den Werksmods).
 
Grund: dreher in den Farbcodes...
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@Prozac:
Habe den Faden dieser Tage erst entdeckt, danke dir für die ausführliche Beschreibung.
Als Mark-III-Besitzer seit 1987 mit Ser-NR. 18xxx – Purple Stripe – kann ich deine Ausführungen bestätigen. Es geht das Gerücht um, diese Amps wären schwer einzustellen, man müsste immer einen Kompromiss eingehen etc. Meistens sind das Leute, die nur kurz Zeit hatten, diesen Amp zu spielen. Ich gebe zu, so war es auch mal in einem Manual zu lesen, von einem Wes Montgommery zu Motörhead zu switchen, wird in der realen Welt wohl nicht gefragt. Aber im Studio kann man jeden Sound rauskriegen, den man braucht. Und Pedale gibt es ja auch.
Der Amp reagiert halt, wenn man an den Knöpfen dreht, und natürlich beeinflussen sich die Regler bei den passiven Klangregelungen. Ohne GEQ Metallica zu bekommen halte ich für schwierig.
Ich spiele meinen nun seit 1987 und hatte am Anfang keine Ahnung. Wenn ich mir aber Aufnahmen aus der Zeit anhöre, wundere ich mich immer wieder, wie gut der sich durch den Mix schneidet. Eine sehr gute Basis. Ich unterfordere den Amp im Moment mit der Simul-Einstellung, nur die beiden äusseren Röhren in meinem MansCave. Aber wenn du mal am spielen bist, merkst du, er ist ein richtiges Instrument, das inspiriert. Und der Cleansound .... nie einen besseren gehört.

Soweit mal, ich habe evtl noch ein paar Fragen zu Voicings und wo diese entstehen, das können wir vielleicht in Zukunft besprechen.
Jörg
 
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Ja, glaube das fieseste an dem "Reagieren" beim drehen ist halt, wenn man Fotos von den Settings macht, den Amp komplett auf was anderes einstellt um z.B. ein Fender Clean zu bekommen, und dann alles wieder zurückkurbelt, dann klingts irgendwie gefühlt doch anders als vorher. Und dann ist man gefühlt 15 Minuten am Poti/GEQ drehen mit den leichtesten/mikrometerartigsten Bewegungen am drehen, um Sound und Feeling wieder so hinzubekommen, wie es gewesen ist... geht zumindest mir irgendwie so.
Denke das kann gerne zum Frustfaktor beitragen.
Der Simul-Modus ist aber eigentlich der, wo alle Röhren laufen, 75 Watt beim Purple. :unsure:

Aber ja, versuche dir natürlich, sogut es geht, Infos zu geben, wenn du fragen hast, kannst dann auch gerne ne PM dalassen

Cheers
 
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Ja sorry, Class A, hast nat. recht.
Ja, ich kann ihn meistens ganz gut zurück biegen, habe aber auch nicht das Hifi Ohr.
Was mich mehr irritiert, kann auch Psychoakustik sein, dass der Leadkanal mir vorkommt, als würde er vieeel mittiger, nasaler klingen als früher. Es stört mich fast heute. Vielleicht auch ein anderes tonverständnis? Wo in der Kette soll man denn dort ansetzen. Der EQ bringt nicht so viel. welche Bauteile könnte man dazu ins auge fassen. Kathoden caps?
Jörg
 
Nein, bildest du dir nicht ein, die ganzen Marks sind eher mittig gevoiced, istn Feature von dem Amp, und grade die Mark II und IIIs haben ja auch -neben dem typisch perkussiven Attack- auch diese "cocked Wah/halb offen stehendes Wahwah - Mitten". Und gerade auch der No- bis Red-Stripe hat das Ganze auch am extremsten.
Von den Einstellungen, würde ich vermutlich dann den Pull-Treble-Shift deaktiviert lassen, der begünstigt diese Art Sound schon sehr, prinzipbedingt, verlierst du dann halt auch etwas Gain.

Bevor du die "Mega Lötaktion" startest (möchte an der Stelle niemanden von seinem Glück abhalten), würde mir spontan einfallen -falls du 4x6L6GC verbaut hast- , evtl. die äußeren Endstufenröhen durch EL34 ersetzen, falls du welche rumliegen hast. Das lässt den Amp etwas breiter klingen, wenn auch nur im Simul Modus, Class A klingt dann logischerweise anders, da EL34.

Wenn ich nach deiner Beschreibung erstmal ein Bauteil ins Auge fassen würde, wäre das vermutlich C516. Das ist die 0.01µF Presence Cap, die ist beim No- bis Red-Stripe doppelt so hoch, wie bei den Marks davor und danach. 0.0047µf ist der "klassische Wert".
Der höhere Wert gibt dem Amp mehr NFB, macht ihn etwas tighter, dunkler und glatter im Klang, aber halt auch mittiger, deshalb würde ich da ansetzen, vielleicht löst das ja schon das Problem.
Wäre ein einziges Bauteil, bekommt man auch dadurch schnell/easy wieder in den Ur-Zustand, und der halbierte Wert bringt das Ding auch näher an einen IIC+ (Purple ist schaltungstechnisch am nächsten zum C+).

Edit: Zum halbierten C516 wechselt normal der R238 Wert von 3.3k auf 1.5k... sorry vergessen, kannst aber logischerweise beide Varianten probieren....
 
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Danke für deine ausführliche Antwort. Das NFB wirkt doch auf den gesamten Amp, nicht wahr? Die beiden clean Kanäle sind eigentlich gar nicht so mittig und nasal. Aber ich werde das trotzdem ausprobieren. Wie du sagst es ist nur ein Bauteil dass ist schnell raus und reingelötet.
Vielleicht sollte ich mir mal den ganzen Amp zur Brust nehmen nach fast 40 Jahren und Cap Jobs machen. Kohlepress raus Metallfilm rein etc. Das blöde ist, ich müsste wohl auch die Optokoppler tauschen, die haben in der Vergangenheit schon mal Probleme gemacht. Ich merke das ja nicht, weil ich nur in einem Kanal spiele mit Pedalen o. Umschalten.
Oder lasse ich ihn besser unverbastelt?
 
Ich schreib dir ne PN, damits nicht Off-Topic zum Review wird ;)
 
Ja, sorry.
 
Ich finde Eure Konversation sehr interessant und durchaus zum Thema passend.
 
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