Anspruch und Wirklichkeit - eine teilphilosophische Betrachtung

BumTac
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Hallo Alle,
wie Ihr wisst, mache ich nur selten threads mit neuen Themen auf, zum Einen, weil es nicht viel gibt, was hier nicht schon irgendwie und irgendwo beantwortet worden wäre, zum Anderen, weil ich mittlerweise über das Stadium des Nicht-Wissens hinaus bin.

Genau dies brachte mich zum Nachdenken, eine Eigenschaft, die ich trotz aller Bemühungen auch nach 43 Jahren noch nicht ablegen mag! Jedesmal, wenn mich jemand fragt, welches Instrument ich spiele, antworte ich sinngemäß mit "Ich bin der Drummer der Band xxx". Niemals sage ich "Ich bin Drummer"!
Warum, frage ich mich? Liegt es daran, daß ich ursprünglich von der Gitarre komme und mich über die Jahre zu meinem eigentlichen Lieblingsinstrument durchgearbeitet habe?
Oder daran, daß ich aufgrund dieser Tatsache erst in den letzten Jahren angefangen habe, dieses Instrument etwas ernsthafter zu betreiben, Unterricht zu nehmen und in einer Band zu spielen?
Oder liegt es schlicht und einfach daran, daß ich mit meinen eigenen technischen Fertigkeiten nicht da bin, wo ich als Drummer sein sollte, um mich als solcher zu bezeichnen?

Skeptisch betrachtet, glaube ich sagen zu können, daß ich mich im direkten Vergleich mit einer Vielzahl an Hobby Schlagzeugern messen könnte, auch wenn das überhaupt nicht in meinem Interesse liegt. Genauso aber ertappe ich mich auch ständig dabei, wie ich einen groove oder fill stumm bewundere und mir sicher bin, diesen niemals beherrschen zu können. Blöd, wenn man so spät beginnt!
Einerseits sage ich mir immer wieder, daß es in erster Linie darauf ankommt, meiner Band den rythmischen Zusammenhalt zu geben, andererseits wünsche ich mir aber auch, ab und an mit etwas besonderem hervorzustechen - auf mich aufmerksam machen zu wollen.
Der Zuschauer soll ruhig auch bemerken, daß da ein guter Drummer hinten am set sitzt. Etwas Geltungsbewusstsein ist also durchaus vorhanden.

Liegt hier wohlmöglich ein Grund verborgen, warum ich mich mit einem vergleichsweise umfangreichen set ausgestattet habe? Übertünche ich vielleicht mangelnde Fähigkeiten mit Masse? Size does matter?

Warum lege ich so großen Wert darauf, mein Ur-Instrument Gitarre bei jeder Gelegenheit auszugraben, wenn ich doch ein optisch auffälliges Instrument spiele, welches ich sicherlich in gutwertiger Qualität bedienen kann?
Warum lege ich so großen Wert darauf, mich als "Musiker" zu titulieren, mehrere Instrumente spielen zu wollen, zu singen und mittlerweise gar zu komponieren?
Leide ich wohlmöglich an der Schlagzeuger Krankheit - mangelndes Selbstbewusstsein als Drummer? Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen...!

Erzählt doch mal etwas von Euch, abseits der langweiligen Themen "wie schnell", "wie viel" und "wer spielt was". Was ist Euer Anspruch als Musiker und/oder Drummer?
Wem mein post zu intelektuell daher kommt, möge Ihn einfach ignorieren.

BumTac
 
Eigenschaft
 
Zuletzt bearbeitet:
Ach, da sagst du was, Gerd! *sigh*
Da denkt man, man ist ein akzeptabler Schlagzeuger, schließlich spielt man seit 10 Jahren, hat in mehr oder weniger jungen Jahren angefangen, also auch die Zeit des schnell lernen mitgenommen (anders als im Vergleich zum Gitarrespielen, das ich erst vor einem Jahr angefangen habe und wo ich auch merke, dass es schon etwas langsamer geht... vll auch mangelndes Talent? :eek:) und will ein eigentlich simples Lied wie Paradise City mitspielen und aufnehmen und schon hat man Probleme. Am Einfallsreichtum schadet es nicht, der ist da, aber die simpelsten 4/4-Grooves wollen plötzlich nicht mehr klappen.
Da fängt man an, nachzudenken. Ich meine, das allergrößte Talent besitze ich mit Sicherheit nicht, aber nach 10 Jahren sollte man ein Paradise City doch wohl mal fehlerfrei spielen können :rolleyes:
Ich hab in meinem gesamten Schlagzeugerleben noch kein einziges mal auf hohem Niveau recordet, noch nie wirklich lang eine gute Band gehabt, die meiste Zeit bestand eigentlich eher aus so Splitterprojekten, die sich nach mehr oder weniger kurzer Zeit wieder aufgelöst haben, obwohl man am Anfang wirklich gute Ideen hatte...
Sicher, ich motze hier auf hohem Niveau, ich spiele das geilste Instrument der Welt, aber irgendwann kommen einem dann halt schon so Gedanken, das ist wohl wahr. Dahört man von anderen Schlagzeugern wie einem Chris Adler (der jetzt sicher nicht mein Vorbild ist), die mit 20 anfangen und in weniger Jahren zu einem der gefeiertsten Drummer der Branche werden. Wieso? Und wieso nicht bei mir? :)

Ich hab diesen Thread jetzt einfach mal als Thread zum Nachdenken aufgefasst, ist das korrekt?

Ist aber eine echt gute Idee, werde hier sicher noch öfter mal schreiben! :)
 
Ich verstehe genau, was du da sagst.

Ich habe bei mir genau das gleiche Problem. Ich bin zwar erst zarte 19 Jahre alt, aber habe auch schon mit 12 angefangen. Auch ich habe, genau wie du, das Problem, manchmal das Gefühl zu haben, mehr herausstechen zu müssen und besser zu sein bzw. zu zeigen, dass ich kein 0-8-15 Drummer bin, wie jeder 2., der halbwegs einen 4/4 Rockbeat aus seinen Fingern zieht, obwohl er niemals richtig an einem Drumset gesessen hat.

Auch ich habe öfter das Gefühl, mich als Musiker titulieren zu müssen (oder gar wollen?) und das ich immer besser werden muss, obwohl ich wohl genau wie du in meiner Altersklasse die meisten Hobbydrummer (Betonung liegt auf "Hobby"!) wohl in die Tasche stecke. Was ich nicht zuletzt darauf zurückführen will, dass ich bei einem Diplomschlagzeuger professionellen Unterricht habe.

Eigentlich ist dazu nicht mehr viel zu sagen. Ich habe viel zu oft genau die gleichen Gedanken wie du, allerdings muss ich dazu sagen, dass ich mir schon länger eine Theorie zurechtgelegt habe, und zwar: Wenn man an sich selbst den Anspruch hat, besser zu sein, als man eigentlich ist, muss man üben. Wer dann nicht übt, kann auch nicht besser werden. Wenn man sich immer nur ärgert und mit sich selbst diskutiert, warum man denn nicht besser wird und sich dafür selbst plausible Erklärungen macht, lässt das dich vielleicht ein wenig besser fühlen, aber du wirst auf keinen Fall von alleine besser. Und damit zu metaljünger: Warum sind diese Leute so gut? Weil sie geübt haben - bis zum geht nicht mehr.

Zu BumTac wieder: Meine Ansprüche an mich selbst sind, dass ich mir bewusster bin, dass ich kein schlechter Drummer bin, was ich auch weiß, was mir auch andere sagen, sogar mein Lehrer, von dem ich erwarten kann, dass er weiß, wovon ich rede. Und dass ich mit dem Gedanken lebe und klarkomme, üben zu müssen, um besser zu werden. Manchmal verliert man das aus den Augen, kennt ihr bestimmt alle, wenn man z.B. irgend einen Beat spielen will und gleich schneller werden will, es aber überhaupt nicht geht, weil man ihn nichtmal langsam beherrscht (wie mein Lehrer zu sagen pflegt: "Check it out slowly!").
Das sind meine Ansprüche an mich selbst, um deine Frage zu beantworten, wobei diese doch klare Vorstellung immer wieder von den Gedanken in deinem obrigen Post gestört werden - leider.

Aber sonst, einfach weitermachen und dranbleiben, wenn man nicht zufrieden ist: arbeiten!

Ich hoffe, das trägt zum Threadsinn bei und lässt dich dich ein bisschen besser fühlen.

Liebe Grüße :)

Bacchus


PS: Wirklich genialer und durchdachter Thread. Großes Lob :)
 
Ich weiß nicht, vll hast du, falls das auf mich bezogen war, mich etwas flasch verstanden: Also, es ist nicht so, dass ich unbedingt rausstechen will oder wahnsinnig viel besser sein will (klar gibt es einige Techniken, die ich immer noch nicht wirklich draufhabe und gerne, sehr gern können würde!! Aber für MEIN Spiel, damits mir leichter fällt und ich mehr spielen kann, was ich spielen will ;)), sondern sagen wir mal so: Ich persönlich finde, dass ich für die 10 Jahre, die ich spiele, noch nicht das kann, was man erwarten könnte (sicher, das liegt eben auch am Talent: Jemand, der ein riesen Talent hat, ich schätze da zum Beispiel einen Drummer Ziesi oder Sanderdrummer so ein, der wird in 10 Jahren sicher weitaus mehr können wie ich, ich will das jetzt nicht an Zahlen festhalten, nur so zum Vergleich halt). Ich spiele sicher nicht schlecht, habe manchmal so meine "lichten Momente" :D in denen ich wirklich gut spiele, aber an normalen Tagen... ne! :(
Liegt bei mir vielleicht auch ein Bisschen daran, dass ich eher der Typ bin, für den es grooven muss, das reicht mir meistens schon, deswegen hab ich bisher nie so viel Augenmerk auf Technik gelegt, wie vielleicht notwendig gewesen wäre. Das war sicher ein Fehler!
 
Ein sehr interessantes Thema, eigentlich sogar nicht nur für Drummer. :)

Was die Grundfrage des Threaderstellers angeht: ich bezeichne mich ganz frech als Drummer. Seit gestern.

Ich habe mich gestern nach ca. 18 Jahren das erste Mal wieder an ein Drumset gesetzt. Ich habe zwei Stunden lang gespielt und mich zu 100% Prozent "zu hause" gefühlt.
Ob ich jemals ein wirklich "guter" Drummer werde, steht auf einem anderen Blatt, das tut für mich persönlich aber bei der grundsätzlichen Definition keine Rolle.
Das Drumming hat mir die Zifriedenheit gegeben, die mir die Gitarre nicht so geben wollte, das Drumming hat mir die Art von Spaß bereitet, die mir die Gitarre nicht geben konnte, das Drumming ist einfach richtig für mich. Deswegen bin ich Drummer und werde es nach menschlichem Ermessen auch bleiben.

Und allen, die sich von anderen verrückt machen lassen und einreden lassen, sie seien keine Musiker:
vielleicht abgesehen vom Gesang ist das Trommeln die erste und älteste Musik der Welt.
Jahrtausende vor Jammerhaken, Marshall-Verstärkern und sonstwas.
Und 3/4 der Gitarristen, Keyboarder oder sonstwas sind ohne "Taktgeber" aufgeschmissen.
Natürlich sind wir Musiker. :great:
 
Hi BumTac! :)

Ich liebe es, wenn solche Threads eröffnet werden!
Ist zwischen all den fachmännischen Posts, die hier stehen sollten, immer wieder eine willkommene Abwechslung!

Dein Problem kenne ich, Gedanken darüber gemacht habe ich mir bislang allerdings noch nicht.
Vorweg: Ich bezeichne mich als Schlagzeuger. Wenn mich jemand fragt, ob ich ein Instrument spiele, sage ich, dass ich Schlagzeug spiele. Schon alleine das gibt mir Anlass dazu darüber nachzudenken, ob es da zwischen Schweizerdeutsch und Schriftdeutsch Unterschiede gibt. Sagt ihr etwa alle Drummer?

Ich kann deine Gedankengänge verstehen, kann mir allerdings nicht genau ein Bild davon machen, wieso du dich als "Drummer der Band" bezeichnest.
Darf man fragen, wo du am häufigsten danach gefragt wirst? Für mich würde es Sinn machen, wenn man dir diese Frage oft im Gig-Kontext stellt. Wenn mehrere Bands spielen, kann ich es nur allzu gut nachvollziehen, dass man sich da "als Drummer der Band (xyz)" ausgibt.
Wenn man es spezifizieren soll, gibt man additiv den Namen der Band noch mit an.

Die Attribution erfolgt in diesem Fall meiner Meinung nach auf die Situation. Wenn du also an einem Festival bist, wo eh schon Bands spielen, ist es für mich gut verständlich, dass man sich als "der Drummer" ausgibt, da vielleicht im optimalsten Falle noch die Bandkollegen beiseite stehen. Und wenn nicht: Es hat ohnehin genug Musiker an so nem Festival.
Wo ich gleich schon beim nächsten Punkt wäre: Man identifiziert sich, im gesetzten Falle, dass du an einem Festival wo ihr spielt gefragt wirst, als "den Drummer der Band." Man betont damit vielleicht unbewusst, dass man soeben nen Gig hatte, oder noch einer bevorsteht. Man unterstreicht damit vielleicht, dass man hier als Mitwirkender tätig ist, was den Status am Festival selber vielleicht auch etwas erhöht.
Wenn Bandkollegen nebenan stehen, antwortet man vielleicht mit "ich bin der Drummer", um gleich zu verdeutlichen, dass die Jungs an deiner Seite ebenfalls zur Band gehören. Man stellt dem Fragenden somit die Band gleich unterschwellig vor.

Das alles bezieht sich auf die Hoffnung, dass du das oft im Festival- und/oder Bandkontext gefragt wirst. Falls nicht, ist meine Hypothese verwerflich.
Ich kann mir allerdings wirklich nicht vorstellen, dass dich bei einem Familienfeste jemand fragt, ob du nebenbei musizierst, und du dann Antwortest: "Ja, ich bin der Drummer!"

Wenn du dass dann tust, wird sich der Fragende Onkel nämlich erst einmal umsehen, ob der Rest der Band auch noch irgendwo in der Küche steht :D

... dass du damit Unsicherheiten zu verdecken versuchst, oder das unbewusste Prozesse sind, weil du mit gewissen Dingen noch nicht klar kommst, halte ich erst einmal für abwegig. Solltest du meine Ansicht widerlegen, schauen wir weiter! ;)

Alles Liebe,

Limerick :)
 
Ich versuche mal nicht ganz so ausschweifend zu sein.

1.) Gerd, Nagel-auf-Kopf-Treffer, du! ;)

2.) Mein Anspruch an ein Instrument ist, dass es mir vornehmlich Freude bereiten soll. Sei es optisch, sei es klanglich, sei es das Spielen selbst. So wie andere irgendwas Sammeln, macht es mir Freude zu musizieren, solang das gewährleistet ist, ist alles gut ;)

3.) Leider ist die "Wirklichkeit" manchmal etwas kontrastierend zum Anspruch... d.h. nach langer Abstinenz läuft vieles nicht mehr so rund, man muss sich - altbekannt - auf den Hosenboden setzen und üben, üben, üben. Solang aber auch das nicht in Frust ausartet sondern in das Erlebnis: "war nur etwas eingerostet, läuft wieder", ist auch das nicht schlecht ;)

insgesamt dient mir Musik als Ausgleich zum Alltag. Die Ambitionen Drums wirklich gut zu beherrschen habe ich eigentlich recht früh begraben... nicht gänzlich, aber doch zum größten Teil. Das hängt mit meinem Realismus zusammen: 2 Instrumente (Trompete spiele ich bedeutend länger... ein Sax habe ich auch noch rumstehen) gleichermaßen zu bedienen geht einfach nicht. Mal ist das eine etwas häufiger frequentiert, mal das andere... alle, die ihr mehr als 1 Instrument spielen kennen das sicherlich. Hängts bei den Drums, greif ich lieber zur Trompete (und ihr zur Git. etc.) ;)

Ich bin zufrieden songdienlich zu spielen (egal welches instrument) und vor allem die Erfahrung einer Band bzw. eines Orchesters zu haben als zusätzliches soziales Gefüge. Musik nich nur als reines musizieren, sondern eben auch das miteinander, das macht mich happy und ein geregeltes miteinander gehört auch zu meinen ansprüchen an musik innerhalb einer band.

Also als Konklusion:
Anspruch: Spaß haben
Wirklichkeit: irgendwie dem Anspruch anpassen :D


edit: dementsprechend ist auch mein Set geartet. Alles was man braucht ist drin und dran, aber eben kein highendkram, sondern solides arbeitszeug.
 
Ich melde mich jetzt einfach mal aus der Bassisten-Ecke:

Im Endeffekt ist es doch egal, wie gut/perfekt man spielt und wie lange man spielt.
Wie bereits erwähnt muss es passen.

Ich kenne Leute die reden immer über sich, dass sie seit 12-15 Jahren Gitarre oder Drums spielen und wenn sie dann mit ihren Bands auftreten denke ich mir manchmal "was hat der in den letzten 12 Jahren gemacht?? Geübt sicherlich wenig, geschwätzt sicherlich viel..." ;)

Hingegen kenne ich auch einen Drummer der erst seit 3 Jahren spielt (ist auch schon über 20) dafür, aber gleich nach einem Jahr in einer Band eingestiegen ist und auch im Unterricht immer nur auf Rockmusik abgezielt hat.
Mittlerweile macht der seinen Job in der Band wirklich gut, die anderen Leute in der Band spielen schon wesentlich länger und individuell besser, aber insgesamt gibt die Band trotz seiner "mangelnden" Erfahrung ein gutes Bild ab. Er beschränkt sich auf das Wesentliche, tightes Drummen, die übergroßen Fills und Moves lässt er weg, bzw. kann er nicht und der Rest passt. Natürlich beeindruckt er mit seinem Drumming niemanden, aber die Band passt zusammen und für das "normale" Publikum reicht es.

Man muss immer überlegen was man will. Ich bin wahrscheinlich in meiner Gegend ein der stärkeren (Eigenlob stinkt) Hardcore-Punkrock-Rock-Basser. In anderen Musikbereichen bin ich dafür am Bass eine Null. Rock'n'Roll und Oldie gehen noch, aber Reggae, Pop oder RnB, keine Chance, da bin ich eine Null. :D

Selbst mit dem erreichten Niveau zufrieden zu sein ist wichtig (ohne eine Verbesserung zu vergessen). Was interessiert es mich ob jemand individuell besser ist als ich...
Hauptsache meine Band macht gute Musik. :)
 
Selbst mit dem erreichten Niveau zufrieden zu sein ist wichtig (ohne eine Verbesserung zu vergessen). Was interessiert es mich ob jemand individuell besser ist als ich...
Hauptsache meine Band macht gute Musik. :)

Gibt genug, für die sowas extrem wichtig ist. Dabei ist genau wie im Fußball, das Kollektiv ist wichtig, die Individuellen Finessen sind dann das Tüpfelchen auf dem I. Aber wenn die Basis net stimmt, dann bringt die komplette Schönspielerei nichts ;)
 
vielleicht habe ich jetzt auch den Sinn nicht ganz begriffen...

ich habe in ganz jungen Jahren als Schlagwerker angefangen, habe mir die Grundlagen erarbeitet, mein Instrumentarium mehr oder weniger zu beherrschen, aber je weiter ich vorangekommen bin, desto stärker bin ich Musiker geworden, im gleichen Maße abnehmend Instrumentalist.

Heute bewege ich mich als Musiker unter Musikern, wobei ich "zufällig" Schlagwerker bin, andere sind Bassisten, Pianisten, etc. und zusammen machen wir Musik. Das ist ein Geben und Nehmen, das ist Gleichberechtigung, wahrscheinlich ist das sogar das Leben...!?
 
Warum lege ich so großen Wert darauf, mein Ur-Instrument Gitarre bei jeder Gelegenheit auszugraben, wenn ich doch ein optisch auffälliges Instrument spiele, welches ich sicherlich in gutwertiger Qualität bedienen kann?
Warum lege ich so großen Wert darauf, mich als "Musiker" zu titulieren, mehrere Instrumente spielen zu wollen, zu singen und mittlerweise gar zu komponieren?
Leide ich wohlmöglich an der Schlagzeuger Krankheit - mangelndes Selbstbewusstsein als Drummer? Kann ich mir eigentlich kaum vorstellen...!

Diese Krankheit ist mir aber auch bekannt und ist bei vielen Schlagzeugern zu beobachten. Ich selbst bringe mich in der Band vermehrt durch Recording, Producing, Samples-Programmieren, Key-Sounds und Basistracks einspielen ein. Ich hab da auch schonmal drüber nachgedacht, ob es mit einem Drummerkomplex zu tun hat.
Wenn ich mich zurück erinner, denke ich, dass es zum einen aus der Notwendigkeit entstanden ist (weil das irgendjemand in die Hand nehmen musste) und ich zum anderen danach immer mehr Interesse dafür entwickelt habe. Ob das ganze auch damit was zu tun hat, dass ich unterbewusst mehr Musiker als nur Trommler sein wollte, weiß ich nicht, habe ich mich aber auch schonmal gefragt.
 
Diese Krankheit ist mir aber auch bekannt und ist bei vielen Schlagzeugern zu beobachten.
Oha, da hast du jetzt aber was in's Rollen gebracht! Ich werde mich darauf achten, ob dafür im DSM-V eine neue Sparte erwähnt wird, wenn ich die fünfte Auflage in den Händen halte! :rolleyes:

Was du aber sagst sind interessante Gesichtspunkte! Vielleicht hat es tatsächlich damit zu tun, dass man sich "als Musiker" sehen will, und sich durch den Zusatz "...der Band" unterschwellig dazuordnet. :gruebel:

Wenn es in der Diagnostik neues zum Drummerkomplex gibt, werde ich es euch wissen lassen :D

Alles Liebe,

Limerick
 
Hey ihr,

ich kann nicht viel zu diesem Thema beitragen. Da ich diesen Thread ehrlich auch nicht ganz verstehe, ich nehme mal Folgendes als Kernaussage für diesen Thread:

... antworte ich sinngemäß mit "Ich bin der Drummer der Band
xxx". Niemals sage ich "Ich bin Drummer"!

Meine Statment dazu; ich bin Schlagzeuger! Ich bin immer Schlagzeuger, egal wo ich stehe, wo ich liege, ob ich im Urlaub bin oder gerade in der Sauna. Man kann es drehen und wenden, wie man will. Einfach nur Schlagzeuger. Eine Band brauche ich nicht als Identifikationsmerkmal. Ob nun Drummer bei Billy Talent, The James Last Orchester oder einer lokalen Reggaeband, spielt für mich absolut keine Rolle. Ich bin was ich bin, Schlagzeuger.

Mal kurz zu meiner Situation und zur Verdeutlichung. Fangen wir doch schonmal bei mir in meiner Wohnung an. Man kommt durch die Eingangstür und schon lächelt einem, ein TD4 ins Gesicht. Fertig mit Sticks und Kopfhörer. In der Abstellkammer dahin, weil man ja seine Klamotten bei die Nassen Schuhe legen soll (lt. Sido zu mindest :D) hängt ein Paiste Alpha Poster. Neue Klamotten gibt es im Schlafzimmer, wo dann auch schon mein geliebtes Yamaha Set auf mich wartet. Auf dem Bett liegen erneut Sticks und das große Übungspad. Auf dem Weg dort hin stolpert man auch noch über den Flur und meine Snaresammlung. Schön mit frischen Klamotten geht man ins Wohnzimmer, wo dann ein weiteres Übungspad mit passenden Sticks liegt. Alternativ, kann ich mich 2 Gitarren und einem Bass widmen. Beim nächsten Ausflug, warten dann auch schon meine Sticks im Auto auf mich. "Für den kleinen Drummer zwischendurch" ;)

Warum erzähle ich das? Weil ich nun der Meinung bin, man sollt erkennen, dass sich bei mir alles um diese Instrument dreht. Egal bei welcher Band ich bin. Ich habe in meiner 11,5 Jährigen "Karriere" viele verschiedene Bands gehabt und habe es nie zu etwas gebracht. Keine CD rausgebracht, kaum Auftritte gehabt, keine Reputationssteigerung, gar nichts. Bin ich jetzt weniger Schlagzeuger? Weil ich nämlich nicht sagen:" Ich bin Drummer der Band XY"? Nein. Bin ich mehr Drummer, wenn ich sage:" Ich bin Drummer."? Ganz sicher auch nicht!

Alle Profidrummer können auch ein anderes Instrument spielen, das ergibt sich häufig, weil sie viel mit anderen Musikern zu tun haben. Benny Greb zum Beispiel spielte unsprünglich Trompete, Aaron Solowoniuk (Billy Talent) Tuba, beide sind beim Schlagzeug gelandet. Sind sie nun weniger Drummer, weil sie von anderen Instrumenten kommen? Ich denke nicht. Innerlich trommeln alle mit dem Finger auf das Lenkrad oder den Tisch.

Interessante Zusammenstellung, Benny Greb und Aaron Solowoniuk. Zwei typsche Fälle von Drummern! Benny, Drummer durch und durch, beschäftigt sich mit allem was es am Set gibt, spielt Clinic, gibt Workshops, begleitet und ruft XX Projekte ins Leben und steht nur auf der Bühne oder im Studio. Aaron hingegen würde man wohl ohne Billy Talent gar nicht kennen. Beides sind mein Augen aber gleichwertige Drummer, weil sie einfach ihr Hobby leben und zum Beruf gemacht haben. Wo mir der erste Punkt viel, viel, viel wichtiger ist. Sie leben ihr leben als Musik. Richtig, als Musik. Das ist der springende Punkt.

Musik oder nicht Musik, das ist hier die Frage. :great:

Ich greife auch häufig zu meinen Nebeninstrumenten, weil ich einfach gerne Musik mache. Egal ob Schlagzeug oder Gitarre. Was ist so schlimm daran, wenn man sich auch irgendwann wieder auf seine Wurzeln beruft und ständig die Gitarre in die Hand nimmt. Da denke ich mal, gar nicht. Man sollte es einfach nur in vollen Zügen genießen Musik zu machen und mit ganzem Herzen dabei sein. Egal ob mehr oder weniger Drums oder ob man von einem anderen Instrument kommt oder welches man gerne und schon immer mal spielen wollte.

Eigentlich wäre das nun ein prima Abschluss, aber ich möchte doch gerne noch ein paar Gedanken loswerden (wenn wir eh schon dabei sind :rolleyes:)

Mich drängt schon immer eine Gedanke auf, würde man manchen Drummer überhaupt kennen, wenn sie nicht bei der Band XY spielen würden? Ich mein, würde man Chad Smith überhaupt nur jemals wahrgenommen haben, wenn ich nicht hätte bei den Red Hot Chili Peppers Schlagzeug gespielt? Anders herum gibt es so geniale Band Drummer, die zu weit aus mehr fähig sind, aber es nicht zeigen. Die kennt man nur als Schlagzeuger der Band XY. Egal ob Solo-Drummer oder Band-Drummer, in meinen Augen machen diese Leute keinen Unterscheid, solange sie sich selber treu bleiben.

Wieder zu meiner Person, ich bin ein mittelmäßiger bis schlechter Drummer. Genau so, wie an der Gitarre und dem Bass. Ich übe (gerade in letzter Zeit) nicht viel. Resultat ist, ich bin unsauber und sehr beschränkt in meinen Fähigkeiten. Will ich mehr? Ich weiß es nicht. Anfangs war ich so perfektionistisch mir gegenüber veranlagt, dass ich dran gekaputt gegangen bin. Heute nehme ich mich nicht mehr so ernst und liebe es einfach nur noch die Sticks in die Hand zunehmen und ob nun ein super geiles und noch nie dagewesenes Solo bei rauskommt oder eine 4/4 a la Phil Rudd ist mir schnurz. Einfach trommeln, das ist die devise.

Ach Gott, jetzt habe ich doch wieder so viel geschrieben... :redface:

Leute, ganz ehrlich. Es ist egal, welches Instrument und bei welcher Band wir spielen, hauptsache, wir haben Spaß und sind mit uns selber im Frieden (wenn auch manchmal etwas unendschlossen ;) ).

Wir lesen uns!
 
Was ist Euer Anspruch als Musiker und/oder Drummer?

Ich nehme mal diese Frage als Kernpunkt des Threads bzw. als Ausgangspunkt fuer meine Antwort.
Wie schon einige ueber mir, komme ich zu einem aehnlichen, wenn nicht gar gleichen Ergebnis.

Natuerlich kennt man es, wenn man andere Drummer sieht und diese tolle Sachen machen, wonach man dann bei sich denkt: "Wie lange spielt der schon?" oder "Kann ich das auch?" bzw. "Wieso kann ich das nicht?" etc.... Aber was man daraus dann fuer sich selber macht, bzw. wie man damit selber umgeht, ist eine individuelle Sache.

Ich fuer spiele insgesamt ca. 7-8 Jahre. Fuer diese Zeit sollte es mir eigentlich moeglich sein, besser zu spielen. Da ich jedoch Autodidakt war bzw. bin und die ersten Jahre komplett ohne irgendwelche Technik zu beachten an mir vorbei gingen, (+ meine spaetere Uebungsabneigung) ist das alles auf mich persoenlich zurueck zu fuehren.

Ich fuer meinen Teil kann damit aber mittlerweile sehr gut leben. Ich wuerde behaupten, dass ich nicht unbedingt schlecht spiele, aber ich auch kein wirklich richtig guter Drummer bin. Spielen tue ich zur Zeit in vier (verschiedene Stilrichtungen) Bands und diese sind alle zufrieden mit dem was ich hinter der Kiste mache.
Natuerlich stosse ich da ab und an mal an meine Grenzen oder kann Sachen, die ich mir gerade zu einer gewissen Stelle im Lied vorstelle, nicht genauso umsetzten, aber durch den oben genannten Punkt muss bzw. kann ich mich da meist mit mir selber arrangieren, sprich ich bin zufrieden mit dem was ich kann bzw. nicht kann. :)

Mein Fazit:
mir soll drummen Spass machen und das tut es so lange die Mukke stimmt, ich mit den Leuten in der Band Spass habe und mein Drumming ins Bandgefuege passt und die Mitmusiker zufrieden sind. Das war bzw. ist bisher immer der Fall gewesen. :)
Deswegen kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich Schlagzeuger bin.

Und Drummer sind meiner Meinung nach natuerlich auch Musiker, da man ja nach laengerem Bandzusammen sein auch in den Songwritingprozess mit eingreift und seine eigene Vorstellung von Musik entwickelt, welche man dann zusammen mit der Band probiert umzusetzten.
 
...hab' grad keine Zeit, alles zu lesen und selbst was zu schreiben - aber guter Thread!!!
Ich komme drauf zurück...
 
Hi Gerd,

super, mal wieder ein sehr interessantes Thema.

Wir sind ja ungefähr gleich alt und ich kann mich auch noch erinnern, wie man fast mitleidig belächelt wurde, wenn man sagte, dass man Schlagzeug spiele.
Für viele war (bei manchen mag es heute noch so sein :rolleyes:) das aber kein "richtiges" Musikinstrument.

Mag sein, dass daraus so eine Art "Minderwertigkeitskomplex" erwachsen ist. Schnell sagt man, dass man auch noch ein anderes "Melodieinstrument" spielt.

Ich habe zwar mit 15 oder 16 angefangen Schlagzeug zu spielen, hatte aber nie richtig Unterricht. Ich hab mir alles mehr oder weniger selbst beigebracht. Bei mir waren auch länger Pausen (auch schon mal 10 Jahre), da hab ich wieder viel verlernt.
Technisch bin ich wohl bestimmt keine grosse Leuchte und auch meine drummerischen Vorbilder sind eher die, die nicht gerade für Filigrantechnik bekannt sind, wie Phil Rudd und Max Weinberg.

Natürlich sind Leute wie Jojo Mayer, Mike Portnoy und dergleichen schon klasse anzusehen. Ich weiss aber, dass ich da in diesem Leben nicht mehr hinkomme. Ich werde wohl auch keine Rockstar mehr.
Ich mache Musik weil sie mir Spass macht. Und bei Gott, den haben wir, wenn ich mit meinen Jungs abrocke.
Das soll natürlich nicht heissen, dass ich mich nicht weiterentwickle. A bissla was geht imma, sagen wir Franken. Es wird aber sicher nicht so sein, dass ich mich stundenlang hinsetze um einen bestimmten Fill oder Groove zu üben.
Ich spiele sowieso eher intuitiv. Kommt wohl daher, dass ich es nicht "nach Vorschrift" gelernt habe, sondern mir meinen eigenen Weg gesucht habe.

Das mit dem Minderwertikeitskomplex, könnte echt war sein. Man braucht sich da nur Phil Collins, Terence Trent D'Arby und Iggy Pop ansehen. Die wollten auch mal im Rampenlicht stehen.
In unserer Setlist haben wir den Song "The River" von Springsteen. Da singe ich und spiele Bluesharp (unser Rhythmusgitarrist spielt dann Schlagzeug). Das ist schon cool, mal auf der Bühne vorne zu stehen.
Als bei einem Auftritt neulich, die Leute dieses Lied als Zugabe wollten, ging mir das schon runter wie Öl.

Meine Bandkollegen nennen mich immer grossspurig "Best Drummer alive". Ich halte mich eher für mittelmässig. Naja es gibt sicher hunderte die es sicher besser können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich spiele jetzt auch nicht direkt ein "Melodieinstrument", nur ein wenig Taste. Aber wenn mich wer fragt bin ich Schlagzeuger. Mit Leib und Seele - nicht nur für die Band X. Um eine Coryphäe zu werden habe ich auch zu spät angefangen und habe zu wenig Zeit zum üben.

Ich habe auch ein vergleichsweise großes Set aber ich schlage/spiele jedes Instrument am Set (achtung jetzt wirds theatralisch) aus voller Überzeugung, nicht nur weils toll aussieht oder gerade mal da ist.

Minderwertigkeitskomplex pff... Das älteste Instrument auf diesem Planeten, Ursprung und Thema unzähliger Legenden und Mythen, Grundstein und wichtiger Bestandteil diverser kultureller Ausprägungen und Religionen.

Geh mal zu "altgermanischen" Festen zu kulturellen Wallfahrtsorten bzw. Kultstätten wie den Externsteinen - da geht richtig die Post ab (frag bloß nicht wie wenns mal donnert) und die wenigsten die dort musizieren spielen irgendwelche tonalen Instrumente ;)

Ich weiss da stand nichts von Teiltheologischer Betrachtung aber ich finde das ist auch ein wichtiger Aspekt.
 
Leute - Ihr habt (erwartungsgemäß) genauso reagiert, wie ich mir das erhofft und gewünscht habe!
Ich wollte eigentlich nur mal eine Selbstverständnis-Diskussion lostreten und dabei die mitunter übelst eingefrorenen Board-Gepflogenheiten aufbrechen. Das erscheint mir gelungen!
Ich wollte einen offenen Meinungsthread, gar nicht im Sinne endloser Diskussionen, sondern eher im Sinne von "So seh´ ich das"... ebenfalls gelungen!
Einige - viele sogar - haben tolle Beiträge verfasst, obwohl sie z. T. die Sinnhaftigkeit in Frage gestellt haben.

Ich bin begeistert, sage herzlich Danke und möchte jeden ermutigen, sich zu beteiligen.
Über "welches Becken?", "was haltet Ihr von...?" und "wie ist das set?" können wir uns oft genug auslassen...!
 
Etwas möchte ich noch anfügen:

Obwohl in der modernen westlichen Musik fast kein Stück ohne Schlagzeug oder Rhythmusinstrument auskommt, hat diese Instrumentengattung doch nicht den Stellenwert wie Saiten- oder Tasteninstrumente.
In anderen Kulturkreisen ist das ganz anders (Afrika). In Indien müssen Tablaspieler jahrelang üben, richtige Könner werden da als Volkshelden verehrt. Ähnlich verhält es sich im arabischem Raum mit Darabuka-Spieler.

Die Trommel-Heroes kennt hierzulande (ausserhalb der Drummerzunft selbst) kaum jemand.
 
Mein erstes Instrument war das drum und ich habe es mit zunehmender Begeisterung und Kenntnis über 25 Jahre gespielt.

Im klassischen Rock ist man zwar zusammen mit dem Basser "der Wasserträger" der Musik und das leidige Vorurteil, jeder könne drum und zumindest jeder Gitarrist auch Bass spielen, zehrt zwar mitunter an den Nerven und können einem gehörig auf den Senkel gehen, aber letztlich ist es wie mit jedem anderen Vorurteil auch: man darf sich davon nicht abhängig machen.

Ich selbst habe es auch immer anders empfunden - sowohl beim Spielen selbst als im Gefüge der jeweiligen Bands. Allerdings bleibt: ein drum ist sowenig wie ein Bass ein Instrument, mit dem man - bis auf Soli und bestimmte Ausnahmen abgesehen, ein Musikstück bestreiten kann. Ein drummer und auch ein Basser brauchen eine Band. Ein Gitarrist kann auch am Lagerfeuer oder als singer/songwriter Musik machen. Auch stimmt, dass Gitarristen und Sänger in der Regel mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen und auch mit ihren Fertigkeiten mehr im Vordergrund stehen.

Dennoch: alle guten Bands die ich kenne und alle Bands, die mich geprägt haben, hatten hervorragende drummer und das hat man auch gehört und gespürt und gemerkt - jedenfalls als Musiker. Wer Sessions mitbekommen oder selbst auf Sessions oder jams gespielt hat, wird das blind bestätigen können. Wer Prog-Rock gehört hat oder andere anspruchsvollere Musik (Yes, Genesis, Gentle Giant, King Crimson, Led Zeppelin und viele andere) aufmerksam gehört hat und dies nicht begreift, hat für mich schlichtweg den Schuss nicht gehört. Das gleiche gilt für alle prägenden 3-Mann-Combos im Rock: von Jimi Hendrix über Cream bis zu Nirvana, von vielen Blues- und soul- und Funk-Bands mal ganz abgesehen.

Und noch viel mehr gilt das für weite Bereiche des Jazz und nicht-europäische Musik (Afrika, Lateinamerika).

Irgendwann habe ich mal parallel Gitarre angefangen, weil ich Texte gemacht habe und die vertonen wollte. Außerdem war damals eh die Zeit von Punk und wave, wo ein Einstieg als Gitarrist recht einfach war. Mittlerweile spiele seit einigen Jahren E-Gitarre und fühle mich wohl dabei, obwohl es immer noch eine rechte Herausforderung ist.

Aber neulich habe ich bei einer jam-session wieder hinter dem drum gesessen - und ich fühlte mich wunderbar eins mit diesem Teil und mit dieser Rolle - obwohl ich handwerklich weit weniger umsetzen konnte als ich vom Kopf her wollte. Aber dieses Instrument ist so dermaßen der Hammer und das Zusammenspiel mit dem Bass kann so dermaßen Spaß machen - kurz darauf haben wir den jam coram pulikum erneut gespielt - einfach klasse.

Wer nicht begreift, wie viel es ausmacht, in time zu sein, die Zeit und die Betonung zu gestalten, mit Dynamik zu arbeiten und wer nicht begreift, dass Teamplay und Zurückhaltung sowie Dampf und solistische Einlagen zur rechten Zeit die Grundbedingungen von Musik sind als unglaubliche Gemengelage von Disziplin und Freiheit - der hat für mich einfach nichts begriffen, und zwar auf keinem Instrument.

Übrigens habe ich ein Phase gehabt, in der ich ausprobiert habe, ob ich aus dem Hobby einen Beruf machen soll und ich habe mich dagegen entschieden und diese Entscheidung nie bereut. Neben gewissen Illusionen über den Lebenswandel und die materielle Basis von Pofis und Semi-Profis, dem Sehen dass nur unbedingte Leidenschaft einen die diversen Ochsentouren und die Unberechenbarkeit von Erfolg durchhalten lassen, spielte auch eine Rolle, dass ich mir eingestehen musste, technisch noch sehr stark hätte zulegen zu müsssen und auch wirklich keinen Bock hatte, jedes Genre und jedes Publikeum zu bedienen oder bedienen zu wollen.

x-Riff
 

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