Anspruch und Wirklichkeit - eine teilphilosophische Betrachtung

also minderwertigkeitskomplexe habe ich, wenn ich am drumset sitze nicht.
aber vielleicht liegt das daran, dass ich auch hin und wieder klassisches schlagzeug spiele und somit auch melodie und harmonie bedienen kann (durch malletinstrumente. auch pauken sind tonal). das drumset ist da teil des ganzen schlagwerkinstrumentariums.
ich kann diese minderwertigkeitskomplexe aber andererseits auch gar nicht nachvollziehen. jeder, der sich das schlagzeug als instrument aussucht, sollte sich bewusst sein, dass man im bandkontext i.d.r. nur zur rhythmusgruppe zählt.
dass man von anderen auch dazugezählt wird, ist deshalb logisch und außerdem ist es doch nun wirklich latte, ob man "nur als schlagzeuger" tituliert wird, so lange man gerne "nur schlagzeuger" ist. man selbst weiß ja besser um die eigene rolle in der band.


außerdem möchte ich noch einmal loswerden, dass ich das kotzen vom begriff "drummer" bzw. "drums" im deutschsprachigen kontext bekomme! was spricht gegen das wort "schlagzeuger"?
 
Ich habe auch keine Minderwertigkeitskomplexe, wenn ich am Set sitze und mich gut fühle dabei und einen richtig geilen Groove raushaue, dann denke ich mir immer: So muss sich Gott fühlen! :D
(aber nur wenns groovt wie sau, ansonsten... :rolleyes:)
 
Warum "nur" Schlagzeuger?
Der Schlagzeuger hat einen verdammt wichtigen Job zu erledigen und ich geh da mit dem gleichen Ehrgeiz ran, wie die Gitarristen in meiner Band auch. Jeder trägt seinen Teil bei und jeder würde fehlen, wenn er nicht da wär. Also ich hab da keine Minderwertigkeitskomplexe. Natürlich ist man ersetzbar, aber das sind auch Gitarristen, Bassisten, Sänger, Keyboarder, etc.
Mein Lehrer hat neulich gesagt, der Schlagzeuger ist der Busfahrer, der ganz entspannt und konstant fährt und keinen Quatsch macht, so dass die Gitarristen und Basser, die hinten im Bus sitzen, sich sicher fühlen und ganz entspannt spielen können.
Wir Schlagzeuger sitzen vorne und fahren ! Also warum Minderwertigkeitskomplexe?
 
Nur zum Verständnis. ICH habe mit dem Begriff "nur" Schlagzeuger zu sein keine Probleme, ganz im Gegenteil ich bin stolz drauf. Es wurde einem wohl eher eingeredet.

Im Grunde ist doch der am Schlagzeug der heimliche Bandleader. Der an der "Schiessbude" zählt i. d. R. die Songs an, passt auf das keiner seinen Einsatz verpasst und sorgt dafür, dass alle gleichzeitig aufhören. Was will man mehr?
Jede grosse Band hatte auch einen grossen Schlagzeuger. Wenn bei einer Band mit mehreren Gitarristen einer nix drauf hat, stört das nicht so sehr.
Wenn aber der Drummer eine Niete ist, wird die Band nie gut.

Jeder gute Gitarrist hatte meist auch einen guten Drummer - ich denke da nur an Mitch Mitchell bei Jimi Hendrix.
 
Mein Lehrer hat neulich gesagt, der Schlagzeuger ist der Busfahrer, der ganz entspannt und konstant fährt und keinen Quatsch macht, so dass die Gitarristen und Basser, die hinten im Bus sitzen, sich sicher fühlen und ganz entspannt spielen können.
Finde ich ein tolles Bild!

Und wenn das Publikum nicht immer durch den Hintereingang einsteigen und mal öfter bei dem Busfahrer vorne zahlen würde, wäre auch alles alles alles wunderbar. :gruebel: :D ;)

Neee - paßt schon. :cool:
 
Superklasse-Thread, der sich wirlich wohltuend abhebt von manch anderen Themen hier!:great::hail:
Hier meine zwei Senfkörner zu Teilthemen:

Erstens:
Genauso aber ertappe ich mich auch ständig dabei, wie ich einen groove oder fill stumm bewundere und mir sicher bin, diesen niemals beherrschen zu können. Blöd, wenn man so spät beginnt!
Geht mir häufig auch so, aber ich verliere nicht die Hoffnung. Nein, falsch, ich versuche nie die Hoffnung zu verlieren, durch hartnäckiges Üben mir manche Sachen doch "noch" (bin 42 J. alt:)) anzueignen, aus Spaß an der Freud dann. Ich weiß aber immer noch nicht, ob ich mich als Schlagzeuger oder Drummer bezeichnen sollte, denn

zwotens:

Und Drummer sind meiner Meinung nach natuerlich auch Musiker, da man ja nach laengerem Bandzusammen sein auch in den Songwritingprozess mit eingreift und seine eigene Vorstellung von Musik entwickelt, welche man dann zusammen mit der Band probiert umzusetzten.

Ich würde einen Schritt weitergehen, jenseits der ja woanders bereits breitgetretenen Diskussion, ob Drummer Musiker sind etc.:
Das rhythmische Fundament von Musikstücken zu erschaffen sollte die Angelegenheit desjenigen sein, der sich dazu berufen fühlt. Nur ist das doch grundsätzlich überhaupt nicht auf EIN Instrument (Schlagzeug) oder EINE Person (Drummer) beschränkt.
Denn meiner Meinung nach, die aus meiner eigenen musikalischen Genese herrührt, kann doch ein Klavier, eine Gitarre, natürlich Percussion jeglicher Art durch die jeweilige Spieltechnik das rhythmische Fundament bilden oder, besser gesagt, ist doch Musik an sich zu einem extrem großen Teil durch Rhythmus geprägt.

Ich finde es übrigens gut, dass BumTac das Thema hier persönlich aufgezogen hat, denn dann kann ich das, was ich gerade geschrieben habe, mal durch eigene Beispiele untermauern von INSTRUMENTEN, die ich auch halbwegs leidlich beherrsche und die im Grunde meine vielfältigen musikalischen Interessen widerspiegeln:

KLAVIER: Als 13-,14jähriger habe ich alles von Bartok gespielt, was für mich spielbar war -> Rhythmen & Taktwechsel z.T. sehr komplex

GITARRE: durch Zugucken und Abhören habe ich in der der Vergangenheit gerne irische Jigs & Reels begleitet, einfache Akkorde, aber durch hohes Tempo und Schlagmuster wieder rhythmisch anspruchsvoll

POSAUNE: Ob in Big Band oder moderner Kammermusik,
ein fetziger Rhythmus ist wohl auch bei der Hin- und Her-Trompete:) unzweifelhaft immer dabei....

In letzter Zeit habe ich an unserer Schule MARIMBA und auch Vibraphon für mich entdeckt, besonderes natürlich für afrikanische und lateinamerikanische Stücke.

So, und jetzt kommt´s: Die Grundlage für all diese Instrumente ist ja wohl unzweifelhaft der RHYTHMUS, und die Faszination und Freude daran habe ich von Kindesbeinen an besonders im Hinblick auf (das) Trommeln gehabt, aber es hat halt auch dank der Unterstützung durch meine Eltern auch für andere Instrumente gereicht.

Will sagen: Eigentlich KANN doch der Rhythmusgeber, der Groover, der Überblickhaber von Takt und Metrum nur im
_______________________________________________ZENTRUM______________________________________
einer Band oder eines Musikstücks sein.
Und bei Pop-Rock-weiß-ich-was ist das ja schon der Drummer.
Bei Musik anderer Kulturen kann das allerdings schon anders sein.

Also um es kurz zu machen: die AUFWERTUNG des Drummerimages sollte auf irgendeine Agenda :D

N schönen Sonntag allen!

Grüße
Michael
 
Zuletzt bearbeitet:
Pearl ist viel besser als Tama!









....Oops, falscher Thread :D

Kleiner Schbass am Rande. Ich hab' zwar mittlerweile schon wieder einiges von dem vergessen, was hier drinsteht, aber sei's drum.

Meiner Ansicht nach gehen die Ansichten hier ein wenig am eigentlichen Problem vorbei. Ich muß allerdings dazusagen, daß ich mehrere Instrumente spiele und deswegen ohnehin nicht als reiner Drummer denken kann. In erster Linie bin ich Künstler (auch wenn das zu Unrecht hierzulande einen negativen Klang haben mag....), dann Musiker und erst dann Drummer oder Gitarrist oder Sänger etc.
Das mag sich banal anhören, ist aber von enormer Bedeutung, weil es die Grundeinstellung von jemandem ans Licht bringt.
Sich selbst "nur" als Drummer zu sehen, ist Teil des Problems. Nicht falsch verstehen, jedes Instrument hat den gleichen Wert, völlig egal ob es sich um die "USS Bozzio" handelt oder eine Nasenflöte.
Ich bin übrigens nicht der Meinung, daß allgemein gedacht wird, trommeln könnte jeder. Meiner Erfahrung nach bewundert das Publikum den Drummer eher am meisten (nach dem Sänger natürlich, aber dieser ist ja auch das Aushängeschild und deshalb im Fokus) und viele würden sich zutrauen, Bass oder Gitarre zu spielen/lernen, aber bei den Drums sagen die meisten "Um Gottes Willen, sowas bekäme ich nie hin!"

Naja, die Erfahrungen mögen auseinandergehen, aber das ändert nichts am eigentlichen Punkt. Ich finde es im übrigen gar nicht verkehrt, wenn sich jemand zuerst als Teil einer Band und erst dann als Drummer sieht. Auch das sagt etwas aus, und ich kann gar nicht sagen, wie oft ich schon nach jemandem mit einer solchen Einstellung gesucht habe. Viele kommen mit einem gewaltigen Ego daher und machen genau damit alles kaputt. Ich weiß nicht, wie viele von Euch Studioarbeit machen und evtl. davon leben, aber Egotrips werden dort nicht gerade gern gesehen - und Egotripper kriegen keine Jobs, weil man mit ihnen einfach nicht arbeiten kann.

Wenn natürlich jemand sagt, ich gehöre zur Band "X" weil er sich schämt zu sagen "Ich bin Schlagzeuger", dann ist das wieder ein anderes Problem. Aber da geht's nicht um das Instrument, sondern ganz allgemein um eine Art von Selbstvertrauensmangel, würde ich mal sagen.
Ein Beispiel: Als ich vor ca. 10 Jahren anfing, Gesangsunterricht zu geben und mich Leute fragten, was ich denn so mache, sagte ich: "Ich bin Gesangslehrer." Dann kam als Antwort meist sowas wie: "Ach ja? Und davon kann man leben?"
Wenn ich heute gefragt werde, sage ich: "Ich bin Gesangslehrer." - aber heute kommt als Antwort eher ein "Wow! Das stelle ich mir wahnsinnig toll vor."
Es sind heute noch genau dieselben Leute die fragen und meine Antwort ist auch genau dieselbe. Der einzige Unterschied ist, daß ich heute wirklich überzeugt von dem bin, was ich tue und damals war ich eben noch reichlich unsicher. Sowas spielt eine große Rolle und das Gegenüber merkt's, wenn auch nicht bewußt. Ganz davon abgesehen, daß es einem selbst viel besser geht. Es gibt auch diese Story von den drei Maurern, die gefragt werden, was sie machen. Der erste sagt: "Ich mauere", der zweite: "Ich verdiene 8,- die Stunde" und der dritte: "Ich baue das großartigste Gebäude der Welt." Man kann das jetzt Chaka-mäßig ausschlachten wenn man will, ich hab's auch mal in einer Art Motivationsbuch gefunden - aber vom Prinzip her ist es ganz richtig.
Ich kenne Leute, die haben tolle Jobs, verdienen einen Haufen Geld etc. und ich wollte nie und nimmer mit ihnen tauschen. Und ich kenne Leute, die haben zu gut deutsch gesagt Sch...jobs, und ich habe mich schon dabei ertappt zu denken 'Stimmt, eigentlich ist Müllmann gar nicht so schlecht.' :)
Der einzige Unterschied ist, daß die Letzteren mit sich selbst im Reinen sind - und das ist das, was am Ende zählt. Wobei es überhaupt gar keine Rolle spielt, ob man nun der versierteste Müllmann überhaupt ist - obwohl der mit der richtigen Einstellung wohl ohne Frage besser in seinem Job ist.
Das heißt, egal welches technische Level man als Drummer hat, man braucht sich vor nichts und niemandem zu verstecken oder gar zu schämen. Phil Rudd ist kein schlechterer Drummer als Dave Weckl - die Maßstäbe sind völlig unterschiedlich. Beide passen perfekt in ihren Bereich und darum geht's. Ist Lars Ulrich ein perfekter Drummer? Beileibe nicht, aber er ist der perfekte Drummer für Metallica...

Also, für alle, die sich schämen: Wenn Ihr einen guten Job macht, seid mit Recht stolz - wenn nicht, dann macht ihn besser. Für Pflaumentum gibt's keine Entschuldigung, sorry.
Und wer jetzt immer noch denkt, es käme auf Technik oder die Anzahl der Schläge an, dem kann ich auch nicht helfen :rolleyes:
 
Hallo in die interessante Runde und …

… insbesondere hallo BumTac - ich stelle mal ein Zitat aus Deinem zweiten Beitrag vorneweg …

Leute - Ihr habt (erwartungsgemäß) genauso reagiert, wie ich mir das erhofft und gewünscht habe!
… und gehe trotzdem inhaltlich auf den Ausgangs-Thread ein - ;) - und zwar mit Fragen an Dich (so einfach kommst Du aus so ´ner Nummer nicht raus :):

Skeptisch betrachtet, glaube ich sagen zu können, daß ich mich im direkten Vergleich mit einer Vielzahl an Hobby Schlagzeugern messen könnte, auch wenn das überhaupt nicht in meinem Interesse liegt.
Wer misst denn und was misst einer, wenn er misst? Da es angeblich gar nicht Dein Interesse ist, stellt sich Dir die Frage vielleicht eher deshalb, weil Du Dich oft (bzw. immer?) gemessen fühlst.

Einerseits sage ich mir immer wieder, daß es in erster Linie darauf ankommt, meiner Band den rythmischen Zusammenhalt zu geben, …
Wieviel Dienstleistung braucht eine Band …

… andererseits wünsche ich mir aber auch, ab und an mit etwas besonderem hervorzustechen - auf mich aufmerksam machen zu wollen.
… oder: wie abstrakt sind die (individuellen) Motive und Sehnsüchte?

metaljünger;4174817 schrieb:
Da denkt man, man ist ein akzeptabler Schlagzeuger, …
So denkt wahrscheinlich auch ein Angestellter im Dienstleistungsgewerbe, …

metaljünger;4174817 schrieb:
… schließlich spielt man seit 10 Jahren, hat in mehr oder weniger jungen Jahren angefangen, also auch die Zeit des schnell lernen mitgenommen …
… der seinen Aufwand angemessen honoriert bekommen möchte (ich glaube, so ist es z. B. bei Symphonikern).

metaljünger;4174817 schrieb:
… und will ein eigentlich simples Lied wie Paradise City mitspielen und aufnehmen und schon hat man Probleme. Am Einfallsreichtum schadet es nicht, der ist da, aber die simpelsten 4/4-Grooves wollen plötzlich nicht mehr klappen.
Da fängt man an, nachzudenken. Ich meine, das allergrößte Talent besitze ich mit Sicherheit nicht, aber nach 10 Jahren sollte man ein Paradise City doch wohl mal fehlerfrei spielen können :rolleyes:
Vielleicht ist "Fehlerfreiheit" eine Anforderung, die nicht den Musiker hervorbringt, sondern erstmal vor allem Angst.

insgesamt dient mir Musik als Ausgleich zum Alltag. Die Ambitionen Drums wirklich gut zu beherrschen habe ich eigentlich recht früh begraben ...
Was u. U. den Sinn für Musik erst schafft ;).

Mittlerweile macht der seinen Job in der Band wirklich gut, die anderen Leute in der Band spielen schon wesentlich länger und individuell besser, aber insgesamt gibt die Band trotz seiner "mangelnden" Erfahrung ein gutes Bild ab.
Was ist ein gutes Bild?

Ich habe während der letzten Kieler Woche täglich ein paar Stunden in einem Drums-Vorführzelt Dienst getan. Dieses stand in direkter Nachbarschaft zu einer Bühne, auf der viele Kieler Bands auftraten (Amateure, Semi-Profis). Danach war mir klar, wie ähnlich das Sportarten wie Synchron-Springen, Eis-Paarlauf oder rhythmischer Sportgymnastik ist, wo eine Jury Punkte für technische Ausführung und "künstlerischen" Ausdruck vergibt. Und die Motivation der Band, ein gutes Bild abzuliefern, und die kritische Rezeption des (Fach-)Publikums komplementieren sich dabei zu einem fatalen Bündnis, durch das die Entwicklung musikalischer Identität/Individualität kräftigst behindert wird.

Natürlich beeindruckt er mit seinem Drumming niemanden, aber die Band passt zusammen und für das "normale" Publikum reicht es.
Von der Vorstellung eines "normalen" Publikums rate ich dringend ab!

Was interessiert es mich ob jemand individuell besser ist als ich...
Hauptsache meine Band macht gute Musik. :)
Das gefällt mir besser. Obwohl man sich vielleicht doch stets dafür interessieren sollte, wenn einem bei jemand anderem was imponiert. Vor dem Hintergrund unterschiedlicher Karmas, zu deren Bewältigung jeder auf ganz eigene Voraussetzungen und Vorzüge verwiesen ist, muss ja nicht immer gar so viel Neid im Spiel sein.

… je weiter ich vorangekommen bin, desto stärker bin ich Musiker geworden, im gleichen Maße abnehmend Instrumentalist.
So in etwa seh´ ich´s wohl auch.

… machen wir Musik. Das ist ein Geben und Nehmen, das ist Gleichberechtigung, wahrscheinlich ist das sogar das Leben...!?
Wolf Vostell (der für sich die Erfindung des Happenings reklamierte) sieht Kunst (ganz allgemein) als eine Metapher für "Leben". - Und solange die "Gleichberechtigung" nicht in "Demokratie" ausartet, ist Kunst tatsächlich möglich.

Obwohl in der modernen westlichen Musik fast kein Stück ohne Schlagzeug oder Rhythmusinstrument auskommt, hat diese Instrumentengattung doch nicht den Stellenwert wie Saiten- oder Tasteninstrumente.
In anderen Kulturkreisen ist das ganz anders (Afrika). In Indien müssen Tablaspieler jahrelang üben, richtige Könner werden da als Volkshelden verehrt. Ähnlich verhält es sich im arabischem Raum mit Darabuka-Spieler. .
Das ist vielleicht nicht ganz richtig. Hierzu mal ein Link zu einem Text, in dem Yaya Diallo berichtet, was es in Afrika bedeutet, ein Djembefola (Djembe-Spieler) zu sein:

http://drumjourney.com/world/make/index.htm

Man kommt leider immer nur auf die Hauptseite. Auf dieser einfach in der linken Spalte auf "Articles" klicken, ganz unten in der Artikelliste kommt dann die Rubrik "Drum Journey Stories and Bios - dort: Djembe and Djembefola.

Ich kopiere mal den hierfür wesentlichen Inhalt raus (einfach überspringen, wenn´s zu langatmig vorkommt):

  • Yaya Diallo: When you play the djembe you are a Djembefola, no matter your talent or speed in playing, you express yourself. Whether you play to pass the time or as a professional, either way you are a Djembefola. All guitar players are not Jimi Hendrix, Eric Clapton or B. B. King … etc. Please, stop the illusions and the myths.

    Yaya Diallo:
Very young, I was attracted to the instruments: djembe, balafon, tama and bara. I wanted to learn in a serious way. Idelighted in accompanying the Djembefolaw in the religious ceremonies for the events of the Komo. I consider myself as a musician who seeks to combine sounds for useful purposes.

The Social Status

A Djembefola is considered as: worthless, good-for-nothing, ignorant, idiot, stupid, incapable, mokolankolo, waste of the society, frivolous personality, not trustworthy. Nobody wants to bring into the world a Djembefola. A Djembefola hasn't the right to speak when the discussion is about serious matters. It is an insult to be treated as a Djembefola. Hey! Who are you? You are nothing but a Djembefola. To better understand the depth and magnitude of the situation I present the following examples.

a) Marriage

Everyone or all families who respect themselves will never give their daughter in marriage to a Djembefola (frivolous, irresponsible, scurrilous character). In 1992 I scoured the region of Bougouni (Mali) in search of a master Djembefola. In Massakorobougou I met a man of 53 years old who was known as the leader of the djembefolaw. He gave me a confession. Diallo he said to me, "My biggest crime was that I loved to play the djembe when I was young. I traveled to all the villages in the region with my djembe. When there was an important manifestation somewhere they came looking for me. Very naïve, I thought I was loved by everybody. In all the villages my status as a Djembefola was never doubted. When I attained the age to marry nobody wished to give me their daughter in marriage. This is what one calls the ransom for glory! All my friends have children, a wife, a family, and myself … nothing. Today, how does my reputation as an excellent Djembefola serve me. If this continues I am going to kill myself. Do you understand me, Diallo! What sadness!";

Mamadou Diabeté is the son of Sidiki Diabaté, one of the best cora players of all time. The young man makes the best coras in Mali but he doesn't like to play them. All his brothers, of whom the most celebrated is Toumani Diabaté, play the cora. He is considered a nobody in this famous family of griots. Don't compare Djembefola with djeli (griot). He explained to me how he suffered to find a wife. The reputation of Toumani helped him a lot. I love Sidiki Diabaté. Anything that could hurt one of his children disturbs me, even if it is the reputation of a Djembefola. The Diabaté family is a renowned family of djelis. To say that a djeli is a djembefola is a great insult for the djeli. One must not confuse djeli with djembefola. A djeli is very respected; a djembefola is not.

To finish looking at the so-called djembe masters, how many among them have married an African woman? Many have married foreigners and for the most part they are white women. The Djembefolaw are the new heros for the whites. None are prophets in their own country. Think of it!

b) Respect

No one respects a Djembefola in Mali. The word of a Djembefola, Djembefola Koumou or Mannan-Mannankouma (Bambara) is zero.

In Massakorobougou the elders gathered at the chief of the Komo to welcome me. It was automatically understood that I was a former initiate of Komo. The information they gave me feels useful even today.

"Nianti,"; a fictitious name of a djembe player, began to speak, thus interrupting an elder. The latter became enraged and told him, "You must not interrupt when I speak. Who are you here? You haven't even a woman here."; 

Diallo! You see this idiot is nothing more than a djembe player and he permits himself to interrupt me, me, a respectable man. It is because you are here that this "Kounfi Yèyèdombali"; cut into my speaking. In Bambara, "Kounfi"; refers to a kind of dimwit, a simpleton, basically an idiot. "Yèyèdombali"; signifies a person who doesn't know himself.

M. Sidibé left his birthplace in Wassoulou to try his luck in Bamako. In this city he had only two choices, either be a delinquent or a Djembefola. He opted for the second alternative. He began by playing accompaniment and gradually climbed all the levels of a Bamako style Djembefola. He was recruited by "les Ballets Maliens."; To the inhabitants of his village he was working for the government. In this way he was able to marry a girl from his village; from this union, he had a daughter. Unfortunately, his wife suddenly died. He is incapable of seeking another woman. Everyone knows he is a Djembefola even in his village. He is burned everywhere. His family, the family of his ex-wife and the community in Bamako want him to give up taking care of his daughter. How can a good-for-nothing bring up a child. A Djembefola is an imbecile without morals, education, discretion, honesty, dignity … etc. The list of prejudices never ends.

c) My Personal Case

I go to Mali once or twice a year. In 1999, I traveled from Montreal to Bamako via Casablanca. From Casablanca to Bamako I was on the same flight as the soccer team Djoliba. Sitting next to me on the trip was a sports journalist. Having introduced ourselves to each other, I explained to him what I was doing in North America and in the world in general. He was impressed with my work and my goals. He said, "It's a shame you are not known in Mali. I will do everything I can so Malians can benefit from your life experience. I had the mischance of showing him my book titled "The Healing Drum."; On the first page he saw my photo with a djembe. He asked me who this is. I answered it is myself. He said to me, "Great brother, it is here where things get complicated; you are a Djembefola. There is nobody who is going to read an article about the deeds of a djembe player. The project to make me known in Mali was dropped. In Mali, I remove the first page with my photo before showing the book to my former classmates. With my family in Fienso there is a copy of the book without my picture.

In brief, a Djembefola is worth nothing, absolutely nothing. I'll tell a bad joke that will shock some people. That doesn't matter. Here is the monster insult.

A brain collector enters a store where they sell human brains. The salesperson takes pleasure in showing the merchandise in stock.

1. Here, this is the brain of a doctor. It is worth 100 dollars per kilo. 2. This is the brain of a professor; this costs only 200 dollars per kilo. 3. This one here belongs to a salesman. It is worth 300 dollars per kilo. 4. Here you have brains that have the same price, 500 dollars per kilo: violinist, cora, balafon, tama and guitar players … etc.

The salesperson made the rounds of the store showing all the merchandise going from the cheapest to most expensive.

Madame, he said, "I am going to show you a masterpiece, the brains of Djembefola. This costs only 2000 dollars per kilo. The collector, aghast, stupefied, asked the salesman, " Sir, what is so special about these brains? The cost is more than those of a doctor or professor etc.

Madame! exclaimed the salesman. Are you aware of the number of Djembefolaw it takes to obtain even one kilo of brain matter. To sum up, a Djembefola has no brains. If there is anything, there are only traces. Because of drum circles the prices are going to double soon.

You see, I am not presenting myself to a popularity contest. The kings and queens of the djembe are only kings and queens of idiocy, of stupidity. This is the path of idiots and good-for-nothings. To say that a Djembefola is a god is an insult to God, to Allah. Dear fanatics, groupies! Forget about deifying and elevating the Djembefolaw to the level of God.

Some free advice my friend and son of Amadou Hampathe Bah gave me, "It belongs to the Africans to speak about Africa to the foreigners and not the foreigners, as intelligent as they are, to speak of Africa to the Africans.

Note: In my life I only know two categories of humans, those who love me and those who detest me. I have a principle, hatred is free and love is not negotiable.

Dennoch: alle guten Bands die ich kenne und alle Bands, die mich geprägt haben, hatten hervorragende drummer und das hat man auch gehört und gespürt und gemerkt - jedenfalls als Musiker.
Nochmal zu meiner Kieler-Woche-Erfahrung: bei einem Großteil der Bands hatte ich den Eindruck, die jeweiligen Trommler fragmentieren (statt zusammenzuhalten oder zu tragen) den Vortrag der Band, wie in den Proben verabredet. Das kann natürlich oft auch an der ungewohnten Situation auf einer großen Bühne zu tun haben.

Übrigens habe ich ein Phase gehabt, in der ich ausprobiert habe, ob ich aus dem Hobby einen Beruf machen soll und ich habe mich dagegen entschieden und diese Entscheidung nie bereut. Neben gewissen Illusionen über den Lebenswandel und die materielle Basis von Pofis und Semi-Profis, dem Sehen dass nur unbedingte Leidenschaft einen die diversen Ochsentouren und die Unberechenbarkeit von Erfolg durchhalten lassen, spielte auch eine Rolle, dass ich mir eingestehen musste, technisch noch sehr stark hätte zulegen zu müsssen und auch wirklich keinen Bock hatte, jedes Genre und jedes Publikeum zu bedienen oder bedienen zu wollen.
Und jetzt?

Das rhythmische Fundament von Musikstücken zu erschaffen sollte die Angelegenheit desjenigen sein, der sich dazu berufen fühlt.
Hmm …

Mir ist im Zusammenhang mit unserem Rumba-Clave-Thread im Percussion-Bereich folgender Gedanke gekommen - Hintergrund sind die enorme Vielfalt und die Verschobenheiten, mit der diese rhythmische Grundfigur gespielt wird und evt. sogar die entscheidende Charakteristik einer kubanischen Rumba-Band ausmacht, für die sie im kulturellen Kontext sogar berühmt werden kann:

Wir wissen, dass sich die kubanischen Musiker an der Clave orientieren, nicht an einer gleichmäßigen Zählzeit (z. B. 4/4). Daraus ergibt sich nicht zuletzt das spezifische Feel, für das wir diese Leute bewundern. Würde so einer mit uns eine Session machen und dabei die Clave spielen, hätten wir ein Problem, weil wir möglicherweise nicht erkennen, ob sie in 4/4 oder 12/8 gespielt ist (und dem Typen das obendrein völlig wurscht ist, weil die konkret gespielte Clave das Gesetz darstellt). - Käme ich mit derselben (oder gar einer eigenen) Clave-Interpretation zu solch einer Session, würde man mich sicherlich korrigieren bzw. davon ausgehen, dass ich unfähig bin. Egal wie berufen ich mich fühle. Trotz der Clave-Funktion wäre ich nicht das Gesetz.

Es geht also um sowas wie Autorität, die einer hat oder nicht. Und umgekehrt: um Respekt für die Empfindungen und Instanzen anderer Menschen. Meine Frage wäre deshalb: Entwickeln sich die Autoritäten noch im Band-Verbund oder sind sie (bereits von Anfang an) Wirkungs-Vorstellungen, denen bis zu "akzeptabler Form" nachgekommen werden muss? Ist eine Band also hauptsächlich ein Bild, das genre-mäßig akzeptabel auf eine Bühne zu bringen ist?

Mag sein, dass es mit meinem Alter zu tun hat, aber täusche ich mich, dass im Zuge equipment-technischer Entwicklungen, musikindustrieller Ausbreitungs-Strategien und der Manie, einzelne Genres immer weiter zu unterteilen (bis dahin, dass "Blues" als Begriff wieder auftaucht aber kein Blues mehr ist :p) Musik immer gleichförmiger wird? Ich habe vorhin mal den Vergleich zum Eiskunstlaufen gebracht - irgendwann interessiert es nur noch den Eiskunstlauf-Experten, ob sich jemand vier- oder nur dreimal um die eigene Körperachse drehen kann. Und selbst von denen kommen Aussagen, dass solche Kriterien dem eigentlichen Reiz der Sportart nicht entsprechen, man aber nix dagegen tun könne, weil akrobatische Mehr-Leistung selbstverständlich in Form von Punkten zu honorieren ist.

Wenn ich das mal auf meine Musik-Bedürfnisse übertrage, heißt das: ich werde langsam müde, akzeptablen Instrumentalisten für die mühsame Beherrschung ihrer komplexen Gerätschaften in Abwägung von Talent und imitatorischer Genre-Stimmigkeit gerecht werden zu sollen, wenn ich auf ein Konzert gehe. Ich möchte vielmehr erleben, dass Leute miteinander Musik machen, es schaffen, im Hier und Jetzt unter den Bedingungen zu kommunizieren, die man sich in den Proben erarbeitet hat usw. Dabei kann auch (gerne!) was schief gehen, ohne dass mir dadurch der Genuss verdorben wird, denn entscheidend ist, ob die einzelnen Band-Mitglieder auf das "Hier-Und-Jetzt" überhaupt Einfluss haben, oder ob lediglich Ablauf-Automatismen innerhalb eines Apparate-Komplexes abgerufen werden (können) und auch die Animationen, die mich zu pflichtgemäßen Begeisterungsbekundungen zwingen sollen, meistens schon wie Zitate aus der CD-Sammlung wirken.

Gibt´s überhaupt noch experimentierende Rock-Musiker? - Welche, die ihre Aufmerksamkeit auf die Bedingungen für Musik richten und (Achtung!) nicht auf die Wirkungen.

Grüße
olliB. …
 
Zuletzt bearbeitet:
Puh, anstrengend soviel Text zu lesen. Ist aber ein klasse Thread! :great:


Ich spiele erst seit einem knappen Jahr und bin deshalb noch nicht wirklich weit. Allerdings habe ich schon auf vielen Konzerten neidisch die Schlagzeuger und ihr Können beobachtet. Aber gerade soetwas zu beobachten gibt mir den Ansporn mich hinzusetzen und zu üben, üben und nochmals üben.

Hatte, als ich noch zur Schule ging, Instrumentalpraktischen Kurs als Fach gewählt und durch das Abwählen einiger Leute habe ich mich bereiterklärt ans Schlagzeug zu gehen. Bei den Proben "unserer" Band (waren in dem Kurs genug Leute für 2 Gruppen) wurde es besonders auffällig, wie wichtig meine Position im Kontext ist. Durch teilweise hartes Üben haben wir es dann doch geschafft unseren Auftritt über die Bühne zu bringen.

Dass die Schlagzeuger im Allgemeinen nicht so groß gewürdigt werden, wie sie es eigentlich sollten, geht an mir bisher vorüber. Ich weiß, was ich kann und bin stolz darauf. ;)
 
Ich möchte vielmehr erleben, dass Leute miteinander Musik machen, es schaffen, im Hier und Jetzt unter den Bedingungen zu kommunizieren, die man sich in den Proben erarbeitet hat usw. Dabei kann auch (gerne!) was schief gehen, ohne dass mir dadurch der Genuss verdorben wird, denn entscheidend ist, ob die einzelnen Band-Mitglieder auf das "Hier-Und-Jetzt" überhaupt Einfluss haben, oder ob lediglich Ablauf-Automatismen innerhalb eines Apparate-Komplexes abgerufen werden (können) und auch die Animationen, die mich zu pflichtgemäßen Begeisterungsbekundungen zwingen sollen, meistens schon wie Zitate aus der CD-Sammlung wirken.
Jau, das isses!:great:
Und genau das habe ich bei mehreren Sessions letzte Woche im Rahmen einer Studienfahrt in Dublin erlebt, und zwar - obacht!:) -genreübergreifend! Session, Konzert, Musikerlebnis, das ist irgendwie egal, wie ich das jetzt nenne, aber auf jeden Fall war da eine Menge "Hier-und-jetzt" und vor allem ganz viel musikalische Kommunikation oder kommunikationsfreudige Musik. Es gibt so was!

Gibt´s überhaupt noch experimentierende Rock-Musiker? - Welche, die ihre Aufmerksamkeit auf die Bedingungen für Musik richten und (Achtung!) nicht auf die Wirkungen.
:gruebel: Wieso sollte das jetzt nur auf Rockmusik beschränkt sein? Es gibt doch hinsichtlich Experimentierfreude auch nicht wirklich mehr oder weniger Beschränkungen als in anderen Musikrichtungen
Um noch einmal zu Irland zu kommen: Das Experimentellste, was es derzeit in der Hauptstadt gibt, ist dies: http://www.axis-ballymun.ie/theatre/Default.691.html , s.a.
http://www.facebook.com/event.php?eid=16188629932

Cheerio!
 
Hallo in die interessante Runde und …

Und jetzt?

…
Zur Zeit mache ich homerecording, bei dem das Ziel ist, die Grundlage der songs so zu erarbeiten, dass sie von unterschiedlichen Leuten "richtig" aufgenommen werden können.

Ob das klappt, weiß ich noch nicht, ich komme aus Zeitmangel auch nicht regelmäßig dazu, sehe aber ein paar songs deutlich wachsen.

Wenn das andere klappt, werde ich wohl als drummer ab und zu weiter mitmischen in der "jam-Band" (die treten allerdings unregelmäßig auf und etwa einmal im Monat), vielleicht mache ich mit dem Bassisten eine Art "group in group" auf - aber das wird sich alles zeigen. Und da kann es auch gut sein, dass ich eher meine Gitarre auspacke.

x-Riff
 
:gruebel: Wieso sollte das jetzt nur auf Rockmusik beschränkt sein? Es gibt doch hinsichtlich Experimentierfreude auch nicht wirklich mehr oder weniger Beschränkungen als in anderen Musikrichtungen
Ich habe das Gefühl, dass im Bereich der Rockmusik die meisten Klischees unterwegs sind. Das bedeutet, man kann sehr viel schwerer zu einer Individualität finden als in anderen Musikrichtungen, die weniger typische Vorbilder in Sachen genre-mäßigem Habitus bereit halten. – Künstlerischen Ausdruck findet sich ja erst infolge einer Bearbeitung von (eigene) Klischees – sonst wird´s bestenfalls ein Mix aus Imitations-Fragmenten, den so möglicherweise noch kein anderer präsentiert hat.

Das ist z. B. der Eindruck, den ich von Vielem in der heutigen Musik habe, d. h. mir Neues" eher von der Medien-Branche eingeredet wird als dass es wirklich passiert.

Ich weiß nicht, inwieweit bestimmte Business-Aspekte schon bei Amateuren verinnerlicht sind. Aber seit einiger Zeit fallen mir immer mehr Bands auf, die sich inhaltlich-textlich an den Gefühlslagen Pubertierender orientieren, obwohl einige Mitglieder (oder gar der Sänger selbst) schon den End-Zwanzigern zuzurechnen sind. Täusch´ ich mich darin?

Ein weiterer Aspekt von Texten, der mich nachdenklich macht, ist, dass immer mehr mit dem "Du" hantiert wird, und zwar suggestiv! Statt dass Sänger von sich und ihren Regungen singen, werden Vorgänge häufig mit "Du denkst …", "Du fühlst …" etc. beschrieben und damit (mein) Gefühl vorgestanzt, d. h. untergeschoben, was zu empfinden richtig ist.

Wenn Rockmusik nicht nur Genre und Habitus sein will (im Klischee verkommt), müsste jede Band eigentlich ein eigenes Experiment sein. Allerdings: "Experimentieren" ist nicht gleich "Ausprobieren". Ein Experiment besteht in der Formulierung und Setzung von Bedingungen für das, was sich ereignen soll – eben nicht in der Festlegung von Form als solcher. Ein Experiment ist also keinesfalls das arbeitsteilige Zusammenbrezeln von Geschmackskomponenten (und Lieblings-Klischees). Gerade Drummer ziehen sich oft darauf zurück, bei Was-Auch-Immer lediglich für das "Fundament" zuständig zu sein.

Um noch einmal zu Irland zu kommen: Das Experimentellste, was es derzeit in der Hauptstadt gibt, ist dies: http://www.axis-ballymun.ie/theatre/Default.691.html , s.a.
http://www.facebook.com/event.php?eid=16188629932
:gruebel: Das würde ich u. U. als Vorstufe von Experimentieren gelten lassen.

:great: :)

Gleichfalls!
olliB. …
 
ich habe jetzt alle Posts nochmals durchgelesen - die allermeisten sind sich doch unglaublich einig, einige wissen es nur nicht.

Mehr oder weniger wortgewandt (wortgewaltig) ist das Gemeinsaftlich Geschaffene der Mittelpunkt - eigentlich unabhängig wer was wie viel beigetragen hat - wie ich finde eine sehr gute Basis um kreativ Musik zu schaffen.

Sehr interessantes Thema - eigentlich lapitar, aber wichtigst um mal drüber zu sprechen.
 
Ich weiß nicht, inwieweit bestimmte Business-Aspekte schon bei Amateuren verinnerlicht sind. Aber seit einiger Zeit fallen mir immer mehr Bands auf, die sich inhaltlich-textlich an den Gefühlslagen Pubertierender orientieren, obwohl einige Mitglieder (oder gar der Sänger selbst) schon den End-Zwanzigern zuzurechnen sind. Täusch´ ich mich darin?
Nee, da hast Du wirklich Recht. Die Frage ist, ob´s Businessorientierung, mangelnde Lebenserfahrung oder halt auch textlich nicht ausgeprägte Experimentierfreude ist.
Ist natürlich schwierig, jetzt ALLE Rockmusik, die auch noch von relativ jungen Leuten gemacht wird, über einen Kamm zu scheren.
Außerdem schweife(n) wir (ich) etwas ab :redface:
Aber das mit dem imperativen "Du" bei Songtexten stimmt wirklich.
Vielleicht ist es heute aber manchmal etwas zu uncool, sich über eigene Gedanken oder Gefühle klar zu werden, falls man so etwas überhaupt hat. Mit etwas Sorge erfüllt mich auf jeden Fall, dass vier ehemalige Schüler von mir, von denen besonders der Gitarrist und der Schlagzeuger richtig feurig und originell waren, jetzt relativ langweilige Rockmusik machen - und damit "radiotauglich" geworden sind :igitt::bang:
Und woran liegt das? Keine Ahnung, aber auf jeden Fall schreibt der Sänger nicht gerade spannende Texte...

Für heute lasse ich´s mal gut sein, sonst werd ich noch zum Nörgler..:)
 
Hallo in die interessante Runde und …

… insbesondere hallo BumTac – ich stelle mal ein Zitat aus Deinem zweiten Beitrag vorneweg …


… und gehe trotzdem inhaltlich auf den Ausgangs-Thread ein – ;) – und zwar mit Fragen an Dich (so einfach kommst Du aus so ´ner Nummer nicht raus :):

Nun, olli, ich glaube eigentlich nicht, daß es mir an (Musiker- und oder Schlagzeuger-)Selbstbewusstsein mangelt. Un dennoch stelle ich mir eben häufig die im Ausgangspost beschriebenen Fragen, die mich zweifeln lassen, ob dem wirklich so ist. Ich bin mir fast sicher, daß ich mittlerweise ein besserer Schlagzeuger denn Gitarrist geworden bin, und tue mich eben doch immer wieder schwer, dies offensiv zu vertreten. Warum?
Daher habe ich diesen thread ins Leben gerufen, um mal andere Meinungen und Selbstverständnisse zu lesen und evtl. das Eine oder Andere für mich selbst abzuleiten.

Ich vermute, daß ich nicht an mangeldem Selbstbewusstsein "leide", sondern vielmehr an eigenem Erwartungsdruck. Ich will viel mehr, als ich zu investieren bereit und auch in der Lage bin (Familie, Beruf, ...).
Oder anders gesagt, ich versuche auch durch diesen thread mein eigenes "Musikerbild" ein wenig zurechtzurücken.

Der zweite Grund dieses threads war und ist, aus purer Neugier angetrieben, einfach nur etwas von Anderen zu erfahren und die ausgeleierten Pfade der großen Mehrzahl hiesiger threads zu verlassen. Ich hoffe, das wird nicht negativ aufgefasst?!
 
Hallo Bum Tac
Ob man sich nun als Musiker oder Schlagzeuger sieht,ist doch eigentlich völlig egal.Hauptsache man hat Spass an dem was man macht.Spiele auch Gitarre(seit 1968 mit klassischer Ausbildung)und seit 1972 Schlagzeug.Ich sehe mich als reinen Schlagzeuger mit guten Fähigkeiten auf der Gitarre.Ob jetzt jemand noch besser spielt ,ist mir völlig egal.Ich weiß was ich kann und das ist mehr wie genug.Innerhalb unserer Band komponiere ich alle Songs und schreibe auch die Texte.Seine Ansprüche sehr hoch zu setzen,macht glaube ich jeder Musiker der hoch hinaus will.Selbstzweifel kommen da immer mal auf.Sei immer stolz auf das was du kannst.

Gruß PearlDR
 
Die Frage ist, ob´s Businessorientierung, mangelnde Lebenserfahrung oder halt auch textlich nicht ausgeprägte Experimentierfreude ist.
Ja klar, weiß man´s nicht.

Ist natürlich schwierig, jetzt ALLE Rockmusik, die auch noch von relativ jungen Leuten gemacht wird, über einen Kamm zu scheren.
Um Gottes willen – will ich natürlich nicht! Einiges kam mir halt eher sportlich vor (statt musikalisch). Und ich kenne es, dass nach Auftritten die "Leistungen" der Beteiligten gerne aus entsprechender Sicht beurteilt werden bzw. sie selber es auch tun. Akzeptiert man bestimmte Leistungsbemessungskategorien, ergibt sich eine entsprechende Möglichkeit (und der Wunsch?) zu vergleichen. Wenn also Bands (bewusst oder unbewusst) auf ihre Bewertbarkeit hinarbeiten, müssen sie für Vergleichbarkeiten sorgen. Und wenn die Kriterien im Bereich "Besser-Schlechter" angesiedelt sind, führt das gleichzeitig zur Verfestigung bestimmter Stilmittel, da erst diese die Referenz für eine derartige Unterscheidbarkeit bilden. Durch Experimenten gerät man dem gegenüber u. U. zu Ergebnissen, die jenseits üblichen Vergleichsdenken liegen und deren Honorierung "fraglich" ist.

Nun, olli, ich glaube eigentlich nicht, daß es mir an (Musiker- und oder Schlagzeuger-)Selbstbewusstsein mangelt. Un dennoch stelle ich mir eben häufig die im Ausgangspost beschriebenen Fragen, die mich zweifeln lassen, ob dem wirklich so ist. Ich bin mir fast sicher, daß ich mittlerweise ein besserer Schlagzeuger denn Gitarrist geworden bin, und tue mich eben doch immer wieder schwer, dies offensiv zu vertreten. Warum?
Dafür braucht es dann vielleicht ein Selbstbewusstsein, das von Zweifeln bzgl. individueller "instrumentalistischer" Fertigkeiten frei ist. Erst dann kommt der Musiker zum Vorschein, wie WilliamBasie ihn versteht (bzw. ich denke, dass er´s so meint).

Ich vermute, daß ich nicht an mangeldem Selbstbewusstsein "leide", sondern vielmehr an eigenem Erwartungsdruck. Ich will viel mehr, als ich zu investieren bereit und auch in der Lage bin (Familie, Beruf, ...).
Welche Art ist das "mehr", das Du Dir vorstellst (und das in Dir sogar Druck erzeugt)?

Oder anders gesagt, ich versuche auch durch diesen thread mein eigenes "Musikerbild" ein wenig zurechtzurücken.
Das ist tatsächlich ein extrem spannendes Unterfangen. Ich hoffe, die Umstände (Familie, Beruf, …) lassen dabei alle Entwicklungen zu ;).

Der zweite Grund dieses threads war und ist, aus purer Neugier angetrieben, einfach nur etwas von Anderen zu erfahren und die ausgeleierten Pfade der großen Mehrzahl hiesiger threads zu verlassen. Ich hoffe, das wird nicht negativ aufgefasst?!
Ich denke, es hat sich schon gezeigt, dass dem nicht so ist.

Grüße
olliB. …
 
Man ist mit sich selbst wohl am kritischten. Geht mir jedenfalls immer so.
Selbst nach einem gutem und gelungenem Gig sucht man nach Fehlern und überlegt was man besser machen könnte.
Ist wohl auch richtig, nur so kann man weiterkommen.

Wird das allerdings schon zwanghaft und man schraubt Erwartungen so hoch, das man sie nicht erfüllen kann, führt das wohl eher zu Frust.
Man entwickelt sich auch automatisch weiter, wenn man am Ball bleibt. Vor Jahren hätte ich manche Sachen, die ich jetzt spiele noch nicht gekonnt.
Das ist aber auch nicht so wichtig. Daraus einen Wettbewerb zu machen halte ich sowieso für schwachsinnig.
Wenn ich mich mit anderen messen will, gehe ich in einen Sportverein. Musik sollte eher verbinden als Konkurrenz schaffen.

Das Musik grenzenlos ist, war für mich schon immer das wichtigste daran gewesen. Wenn ich überlege mich welchen Leute ich schon zusammengespielt habe. Manchmal konnte man sich zwar kaum sprachlich verständlich machen, aber musizieren ging immer.
Leider wird in letzter Zeit das Verbindende an der Musik ausgeblendet.
Es kommt sogar schon soweit, dass sich Fans bestimmter Musikgenres, sie sich nur um Nuancen unterscheiden, gegenseitig fertig machen.
Das wird wohl auch von bestimmten Medien geschürt. Für sowas hab ich nur Kopfschütteln übrig und das entzieht sich meinem Verständnis.

Das wäre auch mal eine eigene Betrachtung in einem gesondertem Thread wert (wenn es den nicht schon gibt?)
 
... Es kommt sogar schon soweit, dass sich Fans bestimmter Musikgenres, sie sich nur um Nuancen unterscheiden, gegenseitig fertig machen ...
...du meinst, es gibt Hoffnung, daß die sich gegenseitig ausrotten und wir geläutert und mit weniger ballast in die musikalische Zukunft gehen können...:cool::eek:;)
 
Tach alle Zusammen!
Erstmal muss ich sagen : Ein wirklich lustiges und spannendes Thema.

In meinen Augen gibt es kein schöneres Instrument, optisch wie spielerisch, als das gute alte Schlagzeug.
Man ist doch immer bestrebt weiter zu kommen, sich neue Grooves, Fills und Techniken draufzuschaffen. Das passiert aber nicht wettbewerbbedingt, sondern aus der eigenen Lust am Spielen. Ganau das macht uns ( meiner Meinung nach) zu Drummern. Mir geht es nicht darum mich mit anderen zu messen. Wie viele Schlagwerker gibt bzw. gab es die um ein vielfaches besser waren/sind als ich oder du oder wer auch immer? Es sind unzählige, aber die Leidenschaft verbinden unabhängig von irgendeiner Technik oder von sonst etwas. Wir als Schlagzeuger sind das Herz einer Band. Wir geben den Songs leben und Seele, wir beginnen sie ( im meisten Falle ) wir beenden sie und zwischendrinn geben wir ihnen ihren ganz eigenen Charakter.
Nebenbei, ist es nicht so dass beim Eintreffen der Bands bei einem Konzert es der ( meist mit einem kleinen Bäuchlein gezierte - ich nehme mich da nicht aus ) Schlagzeuger der anderen Band ist der herkommt um sich und seine Bandkollegen vorzustellen und darauf besteht erst mal ein gekühltes Bierchen zu trinken!? So lange wir nicht auf einer Bühne stehen sind wir der Ruhepol in der Band.
Ich liebe mein Instrument.
Ich bin Musiker, mein Instrument is die Schiessbude!
 

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