Und eine nachvollziehbar lineare Wiedergabe bekommt man eben nur mit HiFi-tauglichem Equipment ohne Nahbesprechungseffekt, Höhenanhebung und ähnliche Klangkosmetik hin.
Das ist der falsche Ansatz und interessiert im Grunde niemanden... weil kein Gehör dem anderen gleicht und „linear“ sowieso keine Eigenschaft des Gehörs ist.
Die Lösung des Rätsels ist genau so simpel wie (gleichzeitig) kompliziert:
Hörerfahrung... und die erfordert (leider) zumindest ein wenig Zeit... aber vor allem:
Offenheit gegenüber den Eindrücken und eine (zunächst mal) wertfreie Beurteilung.
Mein Avatar zeigt ein Telefunken TD20 (billiges Tonbandmikro für 5€ vom Trödler an der Ecke). Gekauft weil gerade ein Telefunken V676 eingetroffen war und ich den unbedingt ausprobieren wollte. Zu der Zeit null Erfahrung mit solchem Equipment, aber natürlich extrem hohe Erwartungen.
(der V676 ist tatsächlich eines der besten Preamp Designs ever)
Ich habe dann damit meine Gitarre aufgenommen und war begeistert von den Details.
Die total (kranke!) Höhenlastigkeit
ist mir nicht mal aufgefallen.

Stichwort: es ist ein Telefunken Preamp - also muss es gut sein.
Peinlich, peinlich...
Warum klang es shice ? Weil der V676 mit falscher Impedanz am Interface hing und so weit jenseits seiner Spezifikation betrieben wurde.
Das habe ich erst Schritt für Schritt gelernt. Probieren... genau hinhören, versuchen den Eindruck „objektiv“ zu beschreiben, korrigieren, wieder hören, was anderes probieren... etc.
Will sagen: ich weiss sehr genau, wie es ist von irgendeiner Geschichte felsenfest überzeugt zu sein, die sich anschliessend als nonsense herausgestellt hat.

Inzwischen würde ich mich „experienced“ nennen, allerdings mit einem starken Hang zu eigenen Präferenzen. Inkompatibel mit dem „normalen“ Studio-Betrieb.
Ich habe dir ein bestimmtes Interface empfohlen, weil ich dessen Vorverstärker sehr genau kenne, auch im Vergleich zum „benchmark“ V676.
Solche Preamps sind in der Lage
jede Nuance eines beliebigen Mikrofons abzubilden.
Und genau da fängt die Arbeit an. Aufnehmen, Hören, Parameter ändern, Vergleichen.
Ist leider kein Schnellschuss aus der Hüfte, aber mit der Zeit bessert es sich...
Der Einfachheit halber sollte man das möglichst unter identischen Bedingungen abhören.
Ein
guter Studio-Kopfhörer ist da die günstigste Möglichkeit.
Das Modell ist im Grunde egal, sollte aber
für dich auf quasi „alles“ anwendbar sein.
(bei mir ist es ein AKG K601 über den ich wirklich
alles anhöre, dh ich kenne inzwischen auch seine Schwächen und kann zB für bestimmte Bass-Sounds kurzfristig „wechseln“ - statt am EQ zu drehen)
Du wirst deine Meinung im Laufe der Zeit sicher (uU mehrfach) ändern... einfach weil du mehr Erfahrung sammelst.
Momentan ist imho dein grösstes „Problem“ der Vergleich mit anderen und der Wunsch bestimmte Rollen zu erfüllen.
Ist völlig ok,
aber es schränkt dein Gehör in ungeahnter Weise ein. Ernsthaft.
(nennt sich Psycho-Akustik und kenne ich auch von mir selbst)
Das heisst jetzt auf keinen Fall, dass es komplett in die Tontechnik abdriften muss.
Aber die beschriebenen Mechanismen kennt hier praktisch jeder.
Wie weit man da durch will, kann (und sollte) jeder für sich entscheiden.