Auftritt im Gefängnis

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Hi,

wir haben einen Gig in nem norddeutschen Knast reinbekommen...mich würde mal interessieren, ob andere hier schon Erfahrungen mit solchen Gigs gemacht haben und wie das für sie war. Mein Vater hat mit seiner PsyRock-Band vor Jahren mal in 'nem Knast gespielt und meint, das wäre eins der intensivsten Konzerte der Bandgeschichte gewesen...sowas erwarte ich eigentlich auch.

Es gab 2007 schon einen ähnlichen Thread und Verhaltensregeln und so stehen da schon drin, mich würden aber speziell persönliche Erfahrungen interessieren :)

Grüße,
shib
 
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Ich kann dir gerne, bitte löschen wenns zu OT ist, Erfahrungen ausm dem Aufenthalt im Knast geben. Denn ab und zu spiele ich Handball gegen den Gefangensportverein hier bei mir in der Stadt. Und zwar ist es ein unerwartet entspanntes Unterfangen mit Denjenigen seine Zeit zu verbringen. Einfach unbefangen hingehen und Spaß haben. Angst haben braucht man nicht, Wärter sind ja schließlich auch noch da. Bei uns gibt es danach immer noch Kaffee und Kuchen, glaube kaum dass die da Bier ausschenken werden. Worauf Ihr euch aber einstellen müsst ist die Kontrolle eures ganzen Equipments.
 
Hei, ich kann dir von Erfahrungen mit Musik im Gefängnis berichten. Es geht zwar in meinem Fall nicht um ne Rockband, sondern um einen Posaunenchor, der bei einem Adventsgottesdienst Musik gemacht hat. Im speziellen Fall ist da aber kein Unterschied, denn die Insassen sind über jede Abwechslung froh, die sie bekommen. Wir hatten bei unserem Auftitt primär "schwere" Jungs im Auditorium aber man spürte, dass sie sich zum Großteil wirklich gefreut haben. Teilweise war der Blick in die Gesichter zwar erschreckend, vielen sah man Drogenprobleme tatsächlich an (meine Mutter hat lange beruflich mit Menschen aus diesem Milieu zu tun, aber niicht nur ihrem Blick fielen die Zeichen auf), einige sahen auch aus, wie im typischen Klischee-Krimi, aber Angst braucht man nicht zu haben ;-)
nichts desto trotz habe ich es als nur positiv in Erinnerung. Es wurde mitgesungen, hinterher bei Kaffee und Kuchen erzählt, irgendwie war es einfach freundlich bewegend. Wir wurden bedient und der Tisch wurde uns gedeckt und es war eine Gastfreundschaft spürbar, bzw vielmehr die Freude, uns diese Gastfreundschaft entgegen bringen zu können.
Es war erstaunlich wie offen die Gefangenen uns Fremden gegenüber waren. Ich unterhielt mich länger mit einem sehr jungen Mann (anfang 20), er erzählte mir, dass er bald raus könne und einen Teil seiner Geschichte, ich war da grade erst 18.
Es wurde aber einer auch während des Gottesdienstes des Raumes verwiesen, weil er sich ununterbrochen mit Kameraden unterhalten hat, dies würde vom Anstaltspfarrer initiiert.
Alles in allem wirklich eine krassse Erfahrung, macht ihr sie auch selbst!

Mo
 
ich kann die beiden obigen Posts so bestätigen, ich war 3x als Teil der Rhythmusgruppe eines Gospelchores in einer JVA, beim ersten Mal hatte ich vorab schwere Zweifel, ob das dort überhaupt jemanden interessieren würde.
Und schwer überrascht von der sehr sehr positiven Stimmung beim + nach dem Konzert - da kann sich manche "freie" Kirchengemneinde eine dicke Scheibe abschneiden...

Extrem nervig waren die Eingangskontrollen, die haben tatsächlich in jedes Rohrstück meiner Drum-Hardware reingeleuchtet, die Felle vom Schlagzeug mußten alle runter, meinen Ersatzteil- und Werkzeugkoffer durfte ich gar nicht mit reinnehmen.
 
Wir haben in meiner alten Band das auch mal diskutiert, aber teilweise kontrovers. Einer von uns meinte sinngemäß: "Willkommene Abwechselung für die Insassen schön und gut - ich habe ja kein Problem damit, für Steuerhinterzieher zu spielen. Aber den Gewaltverbrechern einen schönen Abend zu machen, dafür bin ich nicht der richtige."
 
Hi,

ich habe auch einmal in der JVA Stuttgart Stammheim (2006) gespielt. Mein Eindruck damals war, das Interesse an der Musik hielt sich im Rahmen, es war für die Insassen mehr eine willkommene Gelegenheit miteinander sprechen zu können. Vielleicht lag es auch an uns Musikern oder der Musik, die wir darboten. Die Häftlinge mussten aber auch auf ihren Stühlen sitzen bleiben. Wie auch immer, es war jedenfalls eine interessante Erfahrung einen Knast und die Zustände drinnen kennen zu lernen. Ein gemeinsames "gemütliches" Miteinander, oder die Möglichkeit mit Häftlingen zu sprechen, hatte es damals nicht gegeben. Und die ganz schweren Jungs dürfen an solchen Veranstaltungen nicht teilnehmen.
Also ich finde es ist eine gute Sache, wenn wir Musiker dort auftreten. Es gibt im Übrigen in Facebook eine Seite "Initiative Rock im Knast" http://www.facebook.com/groups/184765961558507/

Gruss Helmut
 
Und die ganz schweren Jungs dürfen an solchen Veranstaltungen nicht teilnehmen.

Das ist natürlich richtig, aber ich meine hier wären es min. 4 Jahre Haft gewesen. Aber ich weiß es nicht mehr ganz genau,

Mo
 
Wenn Du Lust hast, kannst Du Dir hier mal einen Radiobericht und ein Interview über ein Konzert in einem Berliner Frauenknast anhören. Das Konzert hatten wir (also meine Sängerin Cora Lee mit kleiner Besetzung) im letzten Sommer; im Interview erzählt Cora etwas darüber, wie sie es empfand: Link zum Beitrag

Wichtig für uns war, die Frauen dort mit einzubeziehen und nicht nur "zu beschallen". Mitunter gibt es auch eine Knastband. Ein Vorgespräch mit den Sozialarbeitern vor Ort ist sinnvoll.
 
Nach dem was ich jetzt so alles gelesen habe würde ich echt gerne mal in einem Gefängnis auftreten!
 
unbedingt annehmen:) So ein Auftritt bleibt in Erinnerung:)
 
Danke für eure Antworten! Leider hat das mit dem Auftritt doch nicht geklappt, wir waren der Knastkulturinitiative wohl trotz der Tatsache, dass wir nur den reinen Sprit fürs Fahren und sonst garnix bezahlt haben wollten, noch zu teuer. Tja.
 
Bekannte von mir haben mit ihrer Metalband im Knast gespieltz und gemeint, dass das irgendwie sau Cool war, da die insassen ja sowas nicht alle tage erleben und das echt zu schätzen wissen und sich natürlich auch entsprechend Benimmpunkte erarbeiten mussten. Der Umgangston ist halt nicht mit einer Englischen Teerunde zu vergleichen :D

AAABER: Wenn ihr in den Männerknast geht, solltet ihr keine weiblichen Bandmitglieder haben, die Leute sehen in der Regel keine Frauen und sind da wohl ziemlich spitz. Unser Kumpel hat uns ausdrücklich empfohlen NICHT in den Knast zu gehen, da wir ein weibliches Bandmitglied haben.
 
Wir haben in meiner alten Band das auch mal diskutiert, aber teilweise kontrovers. Einer von uns meinte sinngemäß: "Willkommene Abwechselung für die Insassen schön und gut - ich habe ja kein Problem damit, für Steuerhinterzieher zu spielen. Aber den Gewaltverbrechern einen schönen Abend zu machen, dafür bin ich nicht der richtige."
Darf ich den Beitrag mal zitieren und da nochmal einhaken? Finde das nämlich einen ziemlich guten Einwand.
Generell habe ich nichts dagegen, Strafgefangenen ein wenig Abwechslung in ihren sicherlich nicht ganz so tollen Alltag zu bringen. Aber welche Leute genau sitzen denn eigentlich bei solchen Veranstaltungen? Weil für z.B. Vergewaltiger oder heimtückische Mörder zu spielen - also da hätte ich persönlich auch ein Problem, das würde ich einfach aus Prinzip ablehnen. Resozialisierung hin oder her. Hier wurden ja schon die schweren Jungs angesprochen. Wie "schwer" sind die denn dann so?
 
Wir haben auch mal vor mehreren Jahren mit einer Rock/Pop Band in einer JVA gespielt und haben dann auch mit den Beamten gesprochen und die meinten das wir nicht vor den "ganz schweren Jungs" gespielt haben. Genaueres kann weiß ich leider nicht mehr aber ich kann sagen das es schon ein Auftritt der "anderen Art" war der aber sehr viel Schbass gemacht hat und die Insassen hatten offensichtlich auch Spaß dabei und haben den Auftitt Interessiert verfolgt :) (also eher das Gegenteil von Helmuts empfinden)
 

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