Beides muss fĂŒr mich passen, damit ein Musiker die Bezeichnung "groĂartig" verdient. Wenn man den Definitionsrahmen dafĂŒr was man als groĂartig ansieht nicht so eng steckt, dass am Ende noch höchstens ein paar Hand voll Leute weltweit ĂŒbrig bleigen, hat man die Bedeutung des Wortes "groĂartig" nicht richtig verstanden.
Hier kann ich Dir nicht folgen, das klingt fĂŒr mich recht widersprĂŒchlich: Ich hĂ€tte jetzt vermutet, dass nach DEINEM MaĂstab (handwerkliche Perfektion + KreativitĂ€t/eigener Stil/Songs) doch nur eine Handvoll Musiker (Gitarristen) ĂŒbrig bleiben. Gleichzeitig kritisierst Du dies aber?
Ich wĂŒrde ja behaupten: Technisch perfekte Gitarristen gibt es vermutlich Zehntausende auf der Welt, die kennt aber niemand. Unter den wenigen Hundert Gitarristen, die musikgeschichtlich wirklich eine Bedeutung haben, sind aber wohl eher wenige, die Deinen Anspruch an "technische Perfektion" genĂŒgen. DafĂŒr haben sie - jeweils zu ihrer Zeit, einen vielleicht kleinen, aber eben doch wichtigen, weil individuellen, neuen, kreativen Beitrag zur Weiterentwicklung von Instrument wie der Musik geliefert haben.
Ein Beispiel: Ein meiner Meinung nach groĂartiger, technisch atemberaubender, gleichzeitig kreativer und stilvoller Gitarrist ist Guthrie Govan. Trotzdem wird der nie die Bedeutung eines Page, Iommi, Hendrix etc. erlangen, weil er eben in einer Band gespielt hat/spielt, die die PopularitĂ€t und Relevanz von Led Zeppelin, Black Sabbath etc. erreicht.
Vor dem Hintergrund wĂŒrde ich gerne mal lesen, wen Du als "groĂartig" ansiehst!? Das können ja nicht viele sein!?
Swing heiĂt fĂŒr mich, das ist federnd auf den Beat gespielt. Und, Ringo ist ein emotionaler und rhythmischer Drummer, das geht immer in den Bauch oder in die Beine.
Schöner Beitrag, der anhand weniger Beispiele schnell wieder ins Bewusstsein ruft, wie vielseitig, kreativ und originell Ringo tatsÀchlich war. Wenn man genau hinhört, spielt er eben keineswegs immer "simpel" oder "dasselbe", sondern kann genauso schleppen wie auf den Punkt oder nach vorne spielen. Je nach dem, was der Song braucht.
FĂŒr mich ist z.B. "Paperback Writer" ein StĂŒck, dass â wenn man den zeitlichen Kontext sieht â unfassbar rockt. Ăberhaupt haben die Beatles im Vorbeigehen in einzelnen Songs Genres und Stile gestriffen, bzw. mit erfunden, auf denen andere Bands ganze Karrieren gegrĂŒndet haben. Diese Bandbreite macht die Beatles fĂŒr mich einzigartig. Und Ringo konnte die dafĂŒr nötige Bandbreite als Drummer auch bedienen, wie Du gut dargelegt hast (im Prinzip ist ja jeder einzelne Beatles-Song ein Beleg dafĂŒr).
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Kleiner Nachtrag noch, fĂŒr alle, die mal etwas tiefer in die Beatles einsteigen wollen (
@whitealbum wird das wissen):
Musik wurde bis Ende der 60er zu Hause ĂŒberwiegend in Mono wiedergegeben, Stereoanlagen waren die Ausnahme. Deswegen hatte der Mono-Mix der Beatles Alben PrioritĂ€t, in den wurde 90% der Zeit investiert. Der Stereo-Mix war eine nachrangige Geschichte, der dann in den letzten 10% der gebuchten Zeit erledigt wurde. Nichtsdestotrotz wurden dort dann auf die Schnelle die bei den Beatles oft zu hörenden "lustigen" Stereo-Experimente gemacht wie z.B. "Gitarren und Chorgesang links, Hauptstimme in der Mitte und Drums und Bass rechts ... Das hat vordergrĂŒndig was "originelles", klingt aber aus heutiger Sicht doch eher cheesy - und verĂ€ndert vor allem das Timing.
Das heiĂt: Help, Revolver aber auch Sgt. Pepper MUSS man unbedingt mal als MONO-Mix (und laut ...) hören. Das Klangempfinden ist ein ganz anderes, die Band rĂŒckt zusammen, man hört dann eigentlich erst, wie tight die wirklich spielen, rocken, grooven, swingen ...