Vor allem zum "1. Beispiel" von
@MS-SPO muss ich leider noch meinen Senf dazugeben, hauptsächlich in bezug auf den erstzunehmenden Hinweis von
@Leitgeb auf "ernstzunehmende Notenausgaben":
Tatsächlich in ernstzunehmenden Notenausgaben auf die Schnelle nichts gefunden, [...]
Es geht um Debussys Arabesque No. 1 aus dem ersten Beispiel:
1) Geborgt vom Klavier meiner Frau. [...]
Dieses Beispiel zeigt vor allem die Vielfalt, die Variation der Notierung, je nach Anforderung des jeweiligen Taktes. "Zeigen, worum es dem Komponisten geht."
Ich weiß ja nicht, aus welcher obskuren Quelle diese Notenausgabe stammt, es kann jedoch kein professioneller Hintergrund sein.
Zumindest würde ich mich in Grund und Boden schämen, so etwas zu verkaufen.
Ich habe ein paar Ausschnitten die Version von C. F. Peters (jeweils rechts) gegenübergestellt, um zu zeigen, wie es aussieht, wenn Profis am Werk sind.
Einen Bogen bei einer Dynamikbezeichnung zu beginnen, ist zumindest komisch.
Die halbe Pause überschreitet die Taktmitte und man hätte besser, wenn überhaupt, zwei Viertelpausen gesetzt.
Eigentlich wechselt die Stimme vom unteren ins obere System und wieder zurück und man hätte überhaupt keine Pausen gebraucht (siehe Peters).
Die Triolenziffer 3 steht viel zu weit vom Balken weg.
Die Bögen sind vollkommener Murks.
Bogen über der Crescendo-Gabel ist schlecht.
Die bei Peters (und allen anderes professionellen Ausgaben) S-förmigen Bögen sind zwar aufwendig zu gestalten (geht keinesfalls automatisch), aber was die linke Version abliefert, ist einfach nur peinlich.
Oder wie Wilhelm Busch gesagt hätte: "Aber wehe, wehe, wehe! Wenn ich auf das Ende sehe!".
Besonders negativ fallen die völlig unnötig grausam ungleichmäßigen Notenabstände ein. Warum??? Wie kommt so etwas zustande???
Man vergleiche den gleichmäßigen Fluss bei Peters.
Ein Bogen, der durch die Notenköpfe geht, ist ebenfalls nicht akzeptabel.
Es mag ja sein, dass die Noten von irgendeinem freien Privat-Machwerk stammen, auf jeden Fall erfüllen sie keinerlei Ansprüche, lassen Acht- und Lieblosigkeit erkennen und dienen schon allein deshalb nicht als Beispiel für "ernstzunehmenden" Notensatz.
Dann wäre es ja gut (naja) und es ist schön, wenn sich engagierte Laien mit dem Satz von Debussy beschäftigen, aber für einen Verlag wäre das eine Katastrophe und ich würde mich an deren Stelle in Grund und Boden schämen.
Die Balken folgen allerdings der (professionellen) Vorlage, was aber eher der Vorlage als den Fähigkeiten des Neu-Notensetzers zuzuschreiben ist.
Viele Grüße
Torsten