Scheinbar gibts keine die alles hat.
Ja und nein.
Das Problem an der Geschichte ist, dass wir alle unterschiedlich hören, dass der Raum einen großen Einfluss auf den wahrgenommenen Klang hat und es zig Möglichkeiten gibt den Klang zu formen.
Von Plektren über Saiten bis hin zur Anschlagposition.
Aber es gibt auch Gitarren, die sehr ausgeglichen sind. Das muss aber nicht umbedingt ein Qualitätsmerkmal sein.
Letztlich ist das alles sehr subjektive Wahrnehmung.
Es sagte dieser "Fachmann" "die Gitarre mit den tollen Tiefen und Höhen und weniger Präsenz im mittleren Bereich, wo ja meist die menschliche Stimme liegt, passt perfekt für Sänger die sich begelieten wollen.
Die Theorie dahinter also hat der Sänger eine mittlere Tonlage dann umrahmen Tiefen und Höhen das gut. Eine Gitarre mit klarern Mitten würde dem eher den Platz rauben.
Ist das so?
Das ist ehrlich gesagt erstmal ziemlicher Quatsch, der zumindest eine ganze Menge an zusätzlichen Informationen und Erklärungen braucht, damit man überhaupt anfangen kann darüber zu diskutieren.
Erstmal sind hier "Höhen", "Mitten" und "Tiefen" überhaupt nicht definiert. Insofern sind alle Aussagen, die man darüber macht subjektiv individuell und überhaupt nicht vergleichbar.
Was für dich "Tiefen" sind, könnten für mich noch "Mitten" sein, je nachdem wo man anfängt diese Bereiche zu definieren.
Ein einfacher Weg das etwas aufzudröseln, kann man ja gucken, welche Töne man so singen kann und welche eine Gitarre spielen kann:
Beides ist super einfach:
Wikipedia gibt uns eine Übersicht über übliche Stimmlagen. Also Bereiche in denen geübte Sänge über längere Dauer einen Ton sauber halten können. Natürlich gibt es Ausnahmesänger, die noch ein deutlich größeres Spektrum abdecken können, aber für uns "Normalos" reicht das als Orientierung allemal. Die meisten von uns werden diese Tonbereiche nicht sauber singen können.
Nehmen wir an, dass du mit deiner "tiefen" Stimme ein Bass bist, dann ist der übliche Ton, den du sauber unten erreichst das große E mit ~82Hz und du deckst etwa zwei Oktaven ab, bist zum eingestrichenen e' mit ~330Hz.
Die typische Gitarre ist so gestimmt:
Wer die Tabelle versteht, erkennt, dass das "tiefe" E auf der Gitarre ganz rein zufällig genau diese ~82Hz hat und die hohe E-Saite rein zufällig genau die ~330Hz.
Die Gitarre hat dann allerdings noch eine Oktave (plus ein paar Töne mehr), die ganz rein zufällig ungefähr bis dorthin gehen, wo eine typische Sopranistin singen würde.
Man kann also zusammenfassend ziemlich simpel sagen, dass Gitarre und Gesang (egal welche Tonlage man singt) im gleichen Frequenzspektrum liegen.
Insofern ist die Aussage, dass die eine Gitarre eine höhere/tiefere Tonlage hat und deswegen besser zu höherer/tieferer Gesangslage passt nicht richtig.
Alle Gitarren in Normalstimmung haben den gleichen Tonumfang.
Das ist aber auch nicht das, was dein Mensch mit seiner Aussage gemeint hat, denn worüber wir eigentlich reden müssten, sind die Obertöne.
Wenn bei der Aussage von "Höhen" und "Tiefen" geredet wird, ist eigentlich gemeint, dass manche Gitarre einen "helleren" Klang (also mehr Obertöne) haben, als andere.
Hier liegt auch einer der wesentlichen Unterschiede zwischen ausgebildeten und unausgebildeten Sänger. Hier liegt auch der Grund, wieso z.B. ein Opernsänger ein ganzes Orchester übertönen kann.
Wen das genauer interessiert, der kann sich mal zum sogenannten "Sängerformant" schlaumachen.
In kurz: Es gibt gewisse Obertonbereiche (um 3000Hz), die für uns z.B. "schöne"/"volle" Klangfarben ausmachen. Ausgebildete Sänger können durch ihre Technik in diesem Beriech viele Obertöne erzeugen.
Es ist auch der Bereich, der für das Sprachverstehen wichtig ist und mit dem wir z.B. Stimmen von verschiedenen Personen unterschieden können.
Das Problem, beziehungsweise der Zusammenhang zwischen den Tönen auf der Gitarre ist Folgender:
Jeder Ton, den du auf der Gitarre spielst, hat nicht nur die Grundfrequenz, also z.B. ~82Hz beim E, sondern auch noch alle möglichen Obertöne in unterschiedlichen Ausprägungen:
Für unser E mit 82Hz wären das z.B. all diese Obertöne:
164Hz,
246Hz
328Hz
410Hz
492Hz
574Hz
656Hz
738Hz
820Hz
902Hz
und und und, bis du sie nicht mehr hören kannst.
Alle diese Obertöne schwingen immer mit, auch wenn du nur einen einzigen Ton auf deiner Gitarre spielst und machen letztlich den Klang aus. Das ist der Unterschied, warum z.B. ein Klavier anders klingt, als eine Flöte, auch wenn sie den gleichen Ton spielen: Die unterschiedliche Gewichtung der Obertöne. Sie bestimmt Stimmfarbe, Klangfarbe etc
Um den Bogen zu deinem Anliegen zu schlagen:
Wenn du dir nun eine Bariton-Gitarre kaufst, erweiterst du deine Grundtöne um ein paar Töne nach unten.
Das sind dann aber wirklich nur die tiefsten ~5 Töne auf der tiefen E-Saite. Alles andere bleibt vollkommen gleich.
Und auch diese fünf zusätzlichen Tone haben genauso ein Obertonspektrum und kollidieren genauso mit deiner Stimme, wie die normale Gitarre auch.
Es mag sein, dass deine Bariton-Gitarre besser zu deiner Stimme passt, aber das hat dann weniger mit den zusätzlichen tiefen Tönen zu tun, als mit der Klangfarbe / den Obertönen.
Und du könntest den gleichen Effekt erreichen, indem du z.B. andere Saiten aufziehst, ein weicheres Plektrum benutzt oder eine andere Gitarre in Normalstimmung kaufst, die besser zu deiner Stimme passt, als deine aktuelle.
Und es mag auch gut sein, dass sich das manchmal einfach von Stück zu Stück unterscheidet, wenn du z.B. ein Stück mit vielen tiefen Tönen singst, kann das besser/schlechter mit deiner Gitarre harmonieren, als ein Stück, wo du eine höhere Melodie singst.