Behringer Xenyx Q502USB + 1002FX messtechnisch betrachtet

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Wenn der Name Behringer fällt, löst das meistens kontroverse Reaktionen und Diskussionen aus, die das ganz Spektrum vom "Pfui, geht gar nicht" bis "super, voll zufrieden" abdecken.
Bei der Fülle der angebotenen Gerätschaften, die Behringer schon immer auf den Markt warf ist das ja auch zu erwarten und da es sich dabei meistens um Technik der billigeren oder preiswerteren Art handelt, ist es auch nicht verwunderlich, wenn da gelegentlich auch mal magere Kost dabei ist.

Die Kleinmixer ist durch die Xenyx-Serie im Sortiment vertreten und die darf man preislich als wirklich billig bezeichnen. Hoch-professionelle Technik darf man da natürlich nicht erwarten, aber mitunter werden die kleinen Xenyxe arg in den Boden gestampft und schon mal auch als Schrott bezeichnet.
Da ich zwei Mixer aus der Serie selber besitze für Gelegenheiten, wo ich nur mit ganz kleinem "Besteck" unterwegs bin, und ich im übrigen für diese Anwendungen zufrieden mit ihnen bin, habe ich die beiden mal messtechnisch zur Brust genommen um nachzuprüfen, ob die Messergebnisse meinen subjektiven Eindruck unterstützen. Ich werde die Messungen nur kurz erläutern, aber nicht vertiefend kommentieren, da ich der Meinung bin, dass jeder daran interessierte sich aus den Grafiken selber seine Meinung bilden kann.

Bei den beiden Kleinen handelt es sich um das Q502USB (in einem anderen Thread hatte ich davon geschrieben, es sei die Version ohne USB, aber da hatte ich mich getäuscht, aber ich hatte die USB-Schnittstelle noch nie genutzt) und das 1002FX (tatsächlich ohne USB).
Die Messoftware ist "hpw-works" [http://hpw-works.com/], auf dem PC läuft Win7 64-bit, für die Ausgabe der Testsignale und die Abnahme am analogen Ausgang des 1002 diente ein RME-Fireface als Interface. Hpw-works ist Multi-Schnittstellen-fähig, so dass die Software sowohl über das RME ein Signal ausgeben als auch über die USB-Schnittstelle des 502 das Signal empfangen kann.

Das 502USB ist class-compatible und es gibt keinen speziellen Treiber dafür, sondern es wird von Windows selbständig erkannt und installiert. ASIO ist daher jedoch nicht verfügbar (ggf. mit ASIO-for-all, das ich aber nicht nutze).
Angesprochen wurde das 502 von hpw-works über den WASPI-Treiber, ich konnte 24-bit als Format einstellen (alle Messungen ansonsten mit 44,1 kHz). Mit dem MME und dem WDM-Treiber lief das 502 zwar auch, aber damit war der Digitalausgang schon bei kleinen Eingangspegeln übersteuert, so dass diese nicht nutzbar waren. Mit WASPI lief alles einwandfrei.

Die folgenden Messungen habe ich gemacht:
- Rauschpegel des Mikrofon-Eingangs, der dazu mit einem ohmschen Widerstand mit 150 Ohm abgeschlossen war. Damit liegt der Eingang nicht offen, ist aber auch nicht kurzgeschlossen und der Widerstand simuliert ein angeschlossenes Mikrofon
- diese Messung habe ich mit verschiedenen Poti-Stellungen gemacht, bei Drehreglern habe ich die Stellung in den Bildunterschriften mit einer "Uhrzeit" angegeben, 12 Uhr entspricht also einer mittleren Stellung.
- Test mit einem sehr sauberen, also verzerrungsfreien 1 kHz-Testsignal am Line-Eingang, eingepegelt bis knapp unter der Vollaussteuerung
- Intermodulationstest (IM) mit zwei gleichzeitig anliegenden Signalen 11+12 kHz, ebenfalls knapp unter Vollaussteuerung respektive mit derselben Aussteuerung wie das 1 kHz-Signal

Beim Aussteuern des 502USB habe ich festgestellt, dass man die roten Clip-Anzeigen-LED´s wirklich ernst nehmen sollte. Wenn diese hell aufleuchten ist der Wandler schon leicht übersteuert, wogegen der analog-Ausgang gerade noch nicht clippt.

Bei den Rauschteppichmessungen ist der Wert THD+N relevant, bei den Messungen mit anliegendem Testsignal (1 kHz resp. 11+12 kHz) nur der THD-Wert.



Hier die Ergebnisse für das 502USB:

Input 150R_Gain+Kanal+Master 12 Uhr
Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master 12 Uhr.jpg



Input 150R_Gain 15 Uhr_Kanal+Master 12 Uhr
Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master 12 Uhr.jpg




Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master 15 Uhr
Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master 15 Uhr.jpg



Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master alle Maximum
Input 150R_Gain Maximum_Kanal+Master alle Maximum.jpg



1 kHz_Gain 11 Uhr_Kanal+Master 12 Uhr
1 kHz_Gain 11 Uhr_Kanal+Master 12 Uhr.jpg




IM 11+12 kHz_Gain 11 Uhr_Kanal+Master 12 Uhr
IM 11+12 kHz_Gain 11 Uhr_Kanal+Master 12 Uhr.jpg




Und hier die Ergebnisse für das 1002 (kein Effekt geschaltet):
Hinweis 1: Da ich zur visuellen Kontrolle des eingespeisten Testsignals Signals am rechten Ausgang des 1002 ein Oszilloskop angeschlossen hatte, gibt es bei diesen Signal-Messungen nur die Anzeige für den linken Kanal. Beim 502 hatte das angeschlossenen Oszilloskop keine Ausgang blockiert, da ja der USB-Ausgang direkt gemessen wurde.
Hinweis 2: Bei den Rauschmessungen unterscheiden sich beim 1002 die beiden Kanäle deutlich stärker als beim 502, was durch einen aufgedrehten anderen Kanal verursacht wurde, dessen Pan-Pot auf ganz rechts gedreht war. Den Fehler habe ich erst nach der Messung bemerkt - sorry!
Es gilt hier die Messung für den linken Kanal!
Da die Mittenstellung der Pan-Potis bei den billigen Geräten wahrscheinlich nicht zu 100% präzise ist, weichen die Kanäle wohl immer ein wenig voneinander ab.


Input 150R_Gain 12 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB
Input 150R_Gain 12 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB.jpg



Input 150R_Gain 15 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB
Input 150R_Gain 15 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB.jpg




Input 150R_Gain 15 Uhr_Kanal 15 Uhr_Master 0dB
Input 150R_Gain 15 Uhr_Kanal 15 Uhr_Master 0dB.jpg



Input 150R_Gain Maximum_Kanal 12 Uhr_Master 0dB
Input 150R_Gain Maximum_Kanal 12 Uhr_Master 0dB.jpg




1 kHz_Clip-LED_Gain 11 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0db
1 kHz_Clip-LED_Gain 11 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0db.jpg




IM 11+12 kHz_Clip-LED_Gain 11 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB
IM 11+12 kHz_Clip-LED_Gain 11 Uhr_Kanal 12 Uhr_Master 0dB.jpg




Ich hoffe, ich kann den daran interessierten damit eine kleine Hilfestellung bieten.
Die gemessenen Werte weisen die Geräte nicht als Spitzentechnik aus, was auch utopisch gewesen wäre. Dennoch sind sie bei praxisgerechten Pegeln vergleichsweise rausch- und verzerrungsarm, wobei die Messungen meinen subjektiven Eindruck bestätigen.
Grundsätzlich empfiehlt es sich, bei Geräten dieser Preis- und Qualitätsklasse Mikrofone mit relativ hohem Ausgangspegel zu verwenden, vor allem, wenn man sie für Aufnahmen verwenden möchte. Für PA-Zwecke hatte ich an beiden Mixern auch schin mal ein MD421 im Einsatz und das hat auch funktioniert bei einer Nahabnahme des Instruments. Mit Line-Pegeln sollte es ohnehin keine Probleme geben, wobei es sich empfiehlt, einen gewissen Headroom zum Clipping einzuhalten.

Gruß, Jürgen
 
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Nachtrag:

Den Gleichlauf der Kanäle habe ich heute Abend noch mal mit dem Oszilloskop überprüft. Tatsächlich ist der Gleichlauffehler in der Mitten-Position der Pan-Pots beim 1002 etwas größer als beim 502. Das hat meinen ober erwähnten Messfehler insofern noch etwas verstärkt. Hinsichtlich der Ergebnisse zum Rauschverhalten und den harmonischen Verzerrungen verhalten sich die Kanäle aber so weit gleich, dass man die Unterschiede darin zwischen den Kanälen vernachlässigen kann.
 

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