Bertone Locatelli Restaurierung

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Zuerst ein wenig zur Firma Bertone Locatelli.
Der Sitz des Akkordeon Herstellers Bertone Locatelli lag in Vercelli, dem dritten Zentrum der Akkordeonherstellung in Italien, neben Castelfidardo und Stradella. Hinter dem Namen verbergen sich zwei Personen, Carlo Bertone und Eusebio Locatelli. Der Vorname Eusebio läßt die Vermutung aufkommen daß zumindest er auch aus Vercelli stammt, da Sant'Eusebio di Vercelli ein örtlicher Heiliger ist. Es sind außer den Jahren der Existenz der Firma praktisch keine weiteren Angaben zur Historie der Firma einfach recherchierbar. Angegeben werden in verschiedenen Listen von Akkordeonherstellern 1921-1948/49. Andere bekannte Akkordeon Hersteller aus Vercelli sind/waren Cooperfisa, Guglielmo Ranco sowie auch die nun in Lyon beheimatete Firma Cavagnolo.
Das hier vorgestellte Instrument entstammt sicherlich den 40iger Jahren, da es schon über eine über der Tastatur, wie schwebend, gelagerte Registerleiste verfügt. Diese wirkt jedoch sehr wie "nachträglich" angebracht, was natürlich so nicht stimmt. Es zeigt nur daß das Instrument aus der Übergangszeit zwischen, auf der Rückseite der Klaviaturlade angebrachter Registerschieber, und einer modernen (Nachkriegs) Registermechanik stammt. Da die Firma 1948/49 geschlossen wurde, ist dies nach oben hin die zeitliche Begrenzung. Ein wenig irritierend ist, daß manche Bertone Locatelli Akkordeons die durch Recherche zu finden sind, moderner gestaltet sind als dieses hier Vorgestellte. Sie weisen auch eine eleganter integrierte Registermechanik auf. Zwei Möglichkeiten: Entweder stimmt das Datum der Schließung der Firma nicht, oder mein Instrument ist ein paar Jahre älter. Sicherlich wurden nach dem Krieg auch noch Bestände von Vorkriegsmodellen montiert und gegebenfalls leicht modernisiert/modifiziert.



Schon der erste Blick verrät daß es sich um ein Luxusinstrument der Zeit handelt. 120 Bässe, 9 Register im Diskant, eine durchaus ästhetische Gestaltung des gesamten Akkordens im Art-Deco Stil. Viele Luxus Akkordeons der Zeit sind allzu oft im Stil der Schow-Akkordeons übersäht mit Strass-Steinen und Perlmutt. Dieses hier, erfreulicherweise, übt da Zurückhaltung.



Erstanden habe ich das Akkordeon im Elsaß, dem Heimatland meiner Vorfahren. Dort findet man relativ häufig Tastenakkordeons, während im restlichen Frankreich eher das Knopfakkordeon vorherrscht. Ich bat einen nahezu ortsansässigen Freund es abzuholen.
Ein paar Wochen später stattete ich dann ihm einen Besuch ab, schon lange ungeduldig darauf die Neuanschaffung in Händen zu halten.

Äußerlich ist das Instrument leidlich bis relativ gut (fürs Alter) erhalten, keine zusätzlichen Bohrungen, nahezu keine fehlenden Verzierungen, keine größeren Schadstellen oder Ausbrüche, keine Fehlteile etc..




Äußerlich fallen dann schon ein paar Details auf, wie die hier zu erkennende Umrahmung des Bassgurteinlasses sowie der Öffnung für die Rändelmutter der Gurtverstellung.



Ein weiteres interessantes Détail sind die neben den Bassknöpfen angeordneten Schallöffnungen, rechts und links. Bis dato hatte ich das noch nie gesehen.



Auch das Bassverdeck ist mit aufwändigen Ornamenten als Schallöffnungen versehen wie hier zu erkennen


Interessant auch die dezente Abdeckung der Öffnung für die Klaviaturachse:


Und nicht zuletzt der auseinandergezogene blaue Balg mit Leinenbezug:


Es war "spielbar", wenn man darunter versteht, daß ein Ton erzeugt wurde wenn der Balg ausgezogen oder zusammengedrückt wurde,die Bassmechanik gängig, die Klappen schließen alle halbwegs dicht, ein paar Töne unangenehm daneben, aber halt alles funktionierend (irgendwie). Letztendlich aber eine gute Basis für eine Komplettrestaurierung. Und mir war natürlich vor dem Kauf klar auf was ich mich da einlassen würde.
Meine Freund meinte schon vorab am Telephon, daß das Instrument aber einen gehörigen "Bums" hätte. Das kann man schon so sagen.
Einmal zerlegt konnte ich dann auch endlich die inneren Werte erkennen. Einige Details sind recht außergewönlich und aufwändig, andere dann eher so wie ich es von meinen Cantulias her kenne: Im Innern sind die Holzteile eher nur sehr grob bearbeitet wo nicht die Funktion eine höhere Präzision verlangt. Andererseits muß man aber auch berücksichtigen, daß das Instrument aus Kriegszeiten bzw. frühen Nachkriegszeiten stammt.


Der Bass ist wie hier zu erkennen 5 chörig ausgeführt, es verfügt über zwei Register, betätigt über einen Registerschalter!
Er funktioniert mit einem Rastenmechanismus und kehrt immer wieder in eine Ausgangsstellung zurück, d.h. man muß zum Wechsel des Registers lediglich die eine Taste drücken, und dann wieder drücken, und dann wieder drücken...


Für ein Akkordeon mit nur zwei Registern im Bass sicherlich die bessere Lösung als zwei Tasten, da einfacher zu bedienen.


Auch die Bassmechanik ist sehr solide und übersichtlich ausgeführt, die obere Partie der Akkordmechanik mit den Knopfdrückern ist als Gesamtteil herausnehmbar. Das ist einfacher als heute bei italienischen Instrumenten üblich.
Der Endanschlag der Knopfdrücker besteht aus mit Garn umsponnenem Kupferdraht. Immerhin hat man sich damals dort schon Gedanken um eine Dämpfung des Anschlages gemacht (auch wenn Kork oder Filz dort angebrachter wären)


Praktisch alle Bauteile des Akkordeons sind mit Stempeln gemarkt, meiner Meinung nach ein wenig inflationärer Umgang damit. Auf der Innenseite der Bassabdeckung ist hier auch die Seriennummer (97) zu erkennen.


Hier nun das Diskantteil von Innen:

Gut zu erkennen die innenliegende Balgdichtung, Teile der Registermechanik und die 4 Stimmstöcke mit den Stempeln.
Das Instrument verfügt über Doppeloktavstimmung mit einer zusätzlichen Schwebetonreihe im 8", ist , also 4 chörig im Diskant.
Die meisten Schrauben, Bolzen und Hebel sind aus Messing gefertigt, die sonstigen Metallteile erfreulicherweise ohne Rost.
Die Schraubverbindungen der Registerkulissen sind mit Schraubensicherungslack gegen Lösen gesichert. Ein Détail welches Sorgfalt erkennen lässt.


Wie hier zu erkennen sind alle schwarzen Tasten sowie diejenigen Weißen, die auf die Stimmstöcke der schwarzen Tasten ausgelagert sind, mit einem Hebelmechanismus der Clavishebel versehen:


Noch ein paar Worte zum Balg.

Wie schon oben zu erkennen liegt die Balgdichtung im Innern des Gehäuses und nicht, wie zumeist üblich, zwischen den Außenkanten des Balgrahmens und den Gehäusen. Dies alleine bringt den Vorteil, daß eine außgeleierte Balgnagelbohrung im Bass sowie Diskantgehäuse keinen Einfluss auf die Dichtheit des Akkordeons hat. Doch Bertone Locatelli ist noch weiter gegangen um die Dichtheit rund um die Balgnägel herum sicherzustellen. Balgrahmenseitig sind Messingbuchsen eingelassen, mit passgenauen und verschleißfreien Bohrungen für die Balgnägel.

Das alles alleine ist schon super, doch man ging noch weiter wie folgende Aufnahme zeigt:

Man hat Balglederecken an der Innenseite des Balgrahmens um den "Ausgang" der Messingbuchsen angeklebt. Damit hat man jeglichen Luftverlust über die Balgnägel ausgeschlossen. Ein unglaublicher Aufwand.
Irgendwer hat im Laufe der Geschichte des Akkordens wohl mal die Balgnägel, in verschiedener Länge, vertauscht, so daß ein zu langer Balgnagel dann "schön" mehrere der Ledertaschen durchlöchert hat.
Der Balg verfügt auch auf der Innenseite Kalikostreifen.

Nun zu den Stimmstöcken, Stimmplatten und Ventilen.
Die Stimmstöcke selber sind nicht aus besonders hochwertigem Holz, doch die Stimmstocksohle ist recht präzise aus m.E. Buche gefertigt.


Im Diskant sind die Tonlöcher rechteckig, im Bass ist es eine Mélange aus runden und rechteckigen, letztere für die per Registerschieber gesteuerten Chöre. Die Registerschieber im Diskant sind in die Füllung integriert, die der Baßseite befinden sich in der Stimmstocksohle.


Die Stimmplatten sind alle nicht gewachst sondern auf Leder genagelt.


Dies ist insofern interessant, da dies hauptsächlich für Länder gefertigt wurde in welchen diese Befestigungsart üblich ist. Da in Frankreich dies die Regel ist, wäre es ein Indiz dafür daß das Instrument für den französischen Markt produziert wurde, vielleicht hat aber Bertone Locatelli auch generell diese Befestigung der Stimmplatten bevorzugt. Da wäre ein Vergleich mit anderen Instrumenten der Fa. von innen interessant. Diese Nagelung der Stimmplatten, mit Lederdichtung zwischen Stimmstock und Platte, bedingt auch andere Hölzer für den Stimmstockkörper. Das Holz darf nicht zu fest und dicht sein, da es sonst durch die Nägel reißen würde. Man verwendet dafür wohl Ulmenholz.
Die Qualität der Stimmplatten scheinen Maschinenplatten zu sein, die Nieten der kleinen im Piccolo liegenden Messingplatten sind jedoch handgenietet.
Natürlich sind die Ventile aus Leder. Was muß dem Akkordeon widerfahren sein daß der Stimmstock zu reparieren war?


Restaurierung:
Ziel der Restaurierung soll auf jeden Fall ein gut zu spielendes Akkordeon sein, doch aufgrund des Alters und der Seltenheit soll genauso Wert darauf gelegt werden daß so viel wie möglich an Originalteilen und Substanz bewahrt wird. Da werde ich dann immer wieder vor einem Konflikt stehen. Das fängt schon bei den Ventilen an. In Bezug auf gute Ansprache und Zuverlässigkeit wären Plast-Ventile im Großteil des Diskantes angesagt, doch das würde auch den Klang verändern und original wäre es auch nicht. Daher wird es wohl bei Lederventilen bleiben, aber warscheinlich, mehr als original, mit Federn verstärkt. Der nächste Punkt wäre die Nagelung der Stimmplatten. Ich bin ziemlich sicher, daß das Instrument mindestens einmal komplett renoviert wurde, inklusive einer Neunagelung der Platten. Darauf schließen die aus verschiedensten zusammengeschusterten Stücken zusammengesetzen Lederdichtungen.
Was würde mich erwarten wenn ich die Stimmplatten entfernen würde? Wahrscheinlich ein Stimmstock mit Nagellöchern übersäht. Lösung wäre dann die Platten mit Wachs zu befestigen. Doch keine Lösung im Sinne das alles so original wie möglich bleiben soll, letztendlich hat dies ja auch einen Einfluß auf den Klang. Und der soll ja auch so nah wie möglich am Original der 40er dran sein. Schön sind die benutzen Lederreste wahrlich nicht. Nach eingehender Prüfung werde ich da eine Entscheidung treffen müssen.
So das weitere Zerlegen hat begonnen:
Ein Haufen Tasten liegt da nun vor mir, alle sind schon mit Bleistift durchnummeriert, auch dies ein Zeichen daß schon einmal eine Grundüberholung durchgeführt wurde.


Hier die zerlegte Registermechanik, sie war sehr kompliziert aus dem Gehäuse zu separieren, aber vorher war die Tastatur nicht zerlegbar:


So hier das Ende des 1. Teils der Restaurierung mit der Vorstellung des Instrumentes. Ich werde in lockerer Folge den Fortschritt der Arbeiten anfügen.
Übrigens hat Herr Diaz aus D. auch ein solches Instrument restauriert, es ist auf seiner HP mit guten Photos zu finden. Es handelt sich aber um das entsprechende Knopfakkordeon.:
http://www.media-konkret.de/akkordeonshop/gx3/de/bertone-locatelli-c-griff-120-bass-musette.html
Es ist ein wenig anders dekoriert, vor allem mit Strass-Steinchen, wobei ich mir nicht sicher bin ob das keine "Verschönerung" seitens Herrn Diaz ist welcher so etwas liebt.
Wer weitergehende Informationen über diesen Akkordeonhersteller bzw. Unterlagen darüber hat kann sich natürlich gerne melden.

Roland
 
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Hallo Roland,

irgendwie scheint es nicht so viele Akkordeonisten zu geben,
die sich auch für historische Instrumente begeistern können.
Sie passen oft vom Klang nicht so sehr in Zeitgeschehen,
gerade das hat mich aber daran interessiert.
Ich hatte einige alte französische Jazznoten aus den 40ern ,
sowie Noten von dem Clown Grock und wollte einfach mal wissen,
wie die auf den original Instrumenten klingen.

Bei ebay stößt man dann mal auf solche Schätzchen,
bei denen es dann auch keine Mitbieter gibt und die dann erstaunlich günstig zu haben sind.
Oft sind die Instrumente auch so alt, daß man nicht wirklich erwarten kann ,
sie noch in spielbarem Zustand anzutreffen, da viele doch zumeist durch Feuchtigkeit ein finales Ende erreicht haben...
Ich selbst wurde einige Male angenehm überrascht.

Was mich auch sehr begeistert sind oft die kleinen Details.
Meist , wie bei Deiner Bertone Locatelli , technische Raffinessen ,
die vielleicht sogar moderner sind, als die heutiger Serienmodelle.
Doch da dies noch eher in Kleinstarbeit entstand ,
war es in der seriellen Fabrikation unwirtschaftlich.

Mein schönstes Stück war eine fast 80 Jahre alte Fratelli Crosio .
Erstaunlich waren die alten Lederventile , sie waren so handverlesen,
daß sie selbst nach dieser Zeit von ebenso fest, wie geschmeidig waren.
Der Klang in dem Musette war so dermaßen scharf , da taten einem schon fast die Zähne weh...
fratelli_4.jpg
fratelli_10.jpg


Schönen Gruss,
Ludger
 
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Salut Ludger,

ja da hast Recht, früher hat man oft mehr Liebe zum Détail haben können, da spielte der Handwerkerlohn/ Zeitaufwand nicht so die Rolle. Andererseits sehen heutzutage höchpreisige Akkordeons von Innen wesentlich sauberer verarbeitet aus als früher. Man verwendet nun teils Edelhözer für die Stimmstöcke, fast Holzkanten an, schleift und lackiert die Gehäuse innen.
Und gespannt bin ich natürlich auf das Resultat am Ende, also wie das Instrument dann klingt. Bezüglich der Schwebetonreihe werde ich erstmal nach Neu-Ventilierung eine Tabelle des Ist-Zustandes der Frequenzen erstellen und mal schauen ob da (noch) eine Kurve raus zu erahnen ist. Wenn ja, dann werde ich die Schwebetonreihe auch so widerherstellen. Das kann natürlich letzendlich ganz schön schmerzhaft, wenns Tremolo brutal ist, werden. Dann werde ich mir ein paar alte Edith Piaf-Stücke ins Repertoir aufnehmen müssen.
Generell finde ich natürlich alle alten Akkordeons interessant, sei es als Punkt in der Weiterentwicklung der Akkordeontechnik, oder als Dokument des Geschmackes der Zeit (Dekor und Form). Doch letztendlich mich ernsthaft damit beschäftigen, möchte ich mich nur mit solchen bei denen ich mir vorstellen kann sie auch wirklich zu nutzen. Meine Frau meint immer wenn ich wieder irgendso ein altes Teil (nicht nur Akkordeon) anschleppe "Meine Wohnung ist kein Museum". Ich persönlich finde, daß ein Akkordeon zum Spielen erst da anfängt für mich interessant zu sein wenn es Registriermöglichkeiten gibt.
Fratelli Crosio ist eine in Frankreich über alle Maßen angesehene Firma. Wie ich sehe hat Deine auch genagelte Stimmplatten welche zudem auch noch perfekt aussehen! Dafür hat vermutlich meine Locatelli eine erheblich größere Erfahrung im Spiel - sprich da hat sie schon viel mehr über sich ergehen lassen müssen. Aber wird schon werden...
Wenn man rational darüber nachdenkt ist es irrwitzig solch eine " alte Kiste" von Grund auf zu renovieren, da werden sicherlich gut 100 Std. "drauf" gehen, wenn nicht mehr. Und der "Wert" am Ende ist immer nur so hoch wie jemand bereit ist dafür zu geben, und der Preis den Monsieur Diaz für sein Knopf Bertone-Locatelli aufruft muß erst mal erziehlt werden. Er spiegelt eher nur wider wieviel Arbeit auch er da rein gesteckt hat, bzw. stecken mußte um es in solch einen Zustand zu versetzen. Aber diese letzten Überlegungen spielen bei diesem Instrument für mich keine Rolle. Das ist einfach eine Freude und Herausforderung solch ein altes aber doch schon komplexes -zudem noch originell gestaltetes- Instrument wieder zum Leben zu erwecken.

Roland
 
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Wenn man rational darüber nachdenkt ist es irrwitzig solch eine " alte Kiste" von Grund auf zu renovieren, da werden sicherlich gut 100 Std. "drauf" gehen, wenn nicht mehr. Und der "Wert" am Ende ist immer nur so hoch wie jemand bereit ist dafür zu geben, ...

Das finde ich überhaupt nicht irrwitzig! Rational betrachtet ist es irrwitzig Gegenstände in denen bereits viele Resourcen (an Material und Arbeitszeit) gebunden sind auf den Müll zu werfen und im Gegenzug neue zu produzieren die noch mehr Resourcen binden. Die sogenannte betriebswirtschaftliche Denkweise greift einfach viel zu kurz, weil so viele Kosten (bspw. Umweltfolgen, soziale Folgekosten usw.) unzureichend berücksichtigt werden, bzw. stillschweigend auf die Allgemeinheit abgewälzt werden. (Michael Carolan beschreibt das sehr anschaulich in seinem Buch: Cheaponomics)

Ich finde es toll wie ihr solche ehrwürdigen Instrumenten wieder instand setzt und mir juckt es nach jedem Post selbst in den Fingern, vielleicht habe ich ja in 20 Jahren selbst einmal das Know-How und die Muße dazu. Ich plane ersteinmal einen simplen Midi-Umbau einer alten Elektravox als Einstieg. Und bis es soweit ist habe ich ja noch meine monatlichen Repaircafes während derer wir - Brüder im Geiste - schnöde Fahrräder, Nähmaschinen, Staubsauger und Digitalkameras vor dem Müll bewahren.

Wenngleich Ihr die Wertschätzung auch nicht in monetärer Form für eure Arbeit erfahrt, oder zumindest nicht in dem Maße wie es gerecht wäre so ist das einem irrwitzigem System geschuldet, und nicht einer irrwitzigen Idee.

In diesem Sinne freue ich mich über weitere inspirierende Posts.

Max
 
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@cantulia Es war schön, dich auf dem Akko-Treffen kennen zulernen. Leider ist mir aufgefallen, dass ich vor lauter coaching und üben keine anderen Akkos, auch nicht deine :( probiert habe. Ich teile deine Liebe zu den alten Akkos uneingeschränkt, du hast ja meine kleine Sammlung gesehen. Ich finde, diese Akkos haben einen ganz eigenen Charme, und wenn man - wie in meinem Fall - zumindest die Namen der (verstorbenen) Vorbesitzer und die Verwendung des Akkos kennt, ist es einfach etwas besonderes, auf ihnen zu spielen.
Wenn ich die Bilder deiner Arbeit betrachte, juckts mich auch richtig in den Fingern. Ich weiß, dass ich das genauso gut wie du kann - zumindest bis die Kiste zerlegt ist :D.
Demnächst wird die Reparatur (oder das Reparatürchen) der Imperator in Angriff genommen, das wird für mich dann die Premiere.
 
So, nun die letzten Wochen wurden genutzt und die Restaurierung des Instrumentes ist ein wenig fortgeschritten. Wieviele Stunden weiter ich bin, schwierig zu sagen, da die Restaurierung einiger Instrumente parallel läuft. Ich versuche die Arbeiten zu rationalisieren, d.h. wenn ich mit Gehäusereparaturen und Celluloid-Arbeiten beschäftigt bin, bessere ich, falls angebracht, mehrere Instrumente aus.
Irgendwie kam mir vor 4 Wochen noch eine Scandalli Polifonico 96 TS "zugeflogen" , welche wohl ein arbeitsreiches Leben auf der Reperbahn hinter sich hat und dementsprechend ihr Ausehen, aber auch die Substanz des Gehäuses stark gelitten hatte. So bot es sich an Gehäusearbeiten dieser beiden Instrumente parallel auszuführen. So konnten die Trocken- und Abbindezeiten genutzt werden und das mehrmalige Ansetzen von Celluloid-Matsche-Pampe rentierte sich.
Das Diskantgehäuse als auch der Balg sind nun fertig.
Im einzelnen:
Der Balg,
an für sich noch gut im Zustand, benötigte neue Kalikostreifen, rundum.

Doch nach Abziehen der alten abgenutzten Streifen stellte sich heraus daß einige der Balgeckenschoner (welches Wort) lose waren, und es wurden immer mehr welche sich als nicht fest sitzend erwiesen. Die Ursache? Nun, es handelt sich um ein Akkordeon der 40iger, d.h. Ponal oder Pattex waren noch nicht auf dem Markt. Bei der Herstellung von Akkordeons wird viel Holz verarbeitet welches zu dieser Zeit noch mit Heißleim, also Knochenleim, Hautleim oder Fischleim verklebt wurde. So sinnvoll die Verwendung von Knochenleim, mit seinen anderen Eigenschaften als der heute übliche Weißleim auf PVA-Basis, im Instrumentenbau ist, so sehr widerspricht doch seine Eigenschaft der Verwendung wenn eine dauerhafte, wenn auch geringe, Elastizität nötig ist. Es zeigte sich also daß sowohl die Balgstreifen, als auch die Balgecken mit Knochenleim angebracht waren.
Interessant daß auch, wie hier sichtbar, Kalikostreifen auf der Innenseite des Balges angebracht wurden:

Knochenleim wird, wenn erkaltet, hart (was bei akustischen Instrumenten zwecks Schallübertragung ideal ist). So verwendet man beim Gitarren- und Klavierbau vorzugsweise Knochenleim/Heißleim. Zur Befestigung von Balgstreifen und Metallecken ist dies nicht wirklich sínnvoll. Auf Dauer hält dieser sehr harte Leim nicht die Bewegung des Balges aus zumal nach Jahrzehnten der Leim auch noch spröder wird.
Letztendlich habe ich mich entschlosen alle Balgeckenschoner behutsam zu lösen.
Danach kam die mühselige Arbeit die Knochenleimreste am gesamten Gewebe des Balges zu entfernen. Wo er nicht abzubröseln war mußte ich mit heißem Wasser den Leim aufweichen und dann entfernen. Doch das heiße Wasser löst natürlich auch den Leim der das Gewebe auf dem Karton hält...
Vorher:

Nachher:

Auf die Ecken des Balges, unter den Balgeckenschonern, habe ich jeweils einen kleinen dünnen Streifen blauen Gewebes zur Verstärkung aufgeleimt. Ich benutze für Leimarbeiten am Balg Buchbinderleim welcher zum Lumbecken gedacht ist. Er behält eine hohe Elastizität. An für sich ist er nicht sehr von Ponal verschieden, doch bei diesem Leim bin ich sicher daß er Pappe und Gewebe nicht durch irgendwelche sauren Zusatzstoffe schädigt. Bei Ponal, da ja für Holzverleimungen bestimmt, bin ich mir da nicht so sicher. Die alten, originalen Balgeckenschoner habe ich vom Oxyd und innen von den Knochenleimresten befreit und gerichtet. Mit einem Pinsel erst das Gewebe an den Ecken mit Leim bestrichen, dann die Metallecken von Innen. Zügig die Ecken auf den Balg stecken und ausrichten und nochmals fest Richtung Innenseite des Balges drücken. Ein feuchter Lappen muß parat liegen um den herausquellenden überschüssigen Leim zu entfernen. Alle Ecken sollten recht zügig angebracht werden damit am Ende noch eine Chance besteht alles zusammen gleichmäßig anzudrücken und auszurichten. Ich habe den Balg nach Anbringen der Balgeckenschoner in eine Buchpresse gelegt und einen breiten Zurrgurt mit Ratschenverschluß um den Balg gelegt. Damit konnte ich nun gleichmäßig, sanft und gleichzeitig brutal die Balgeckenschoner andrücken. Nach einer Viertel-Stunde nochmals alles raus, um abermals herausquellenden Leim zwischen den Falten zu entfernen, dann blieb das Ganze über Nacht in der Presse.

Die Kaliko-Streifen peinlichst genau auf gleiche Länge schneiden und längs in der Mitte falten. Am besten jeweils jeweils für eine Seite, denn durch ihre Elastizität behalten sie die Knickkante nicht sehr lange. Wichtig ist zudem, beim Schneiden der Kalikostreifen von der Rolle, darauf zu achten sie immer gleichherum abzulegen. Denn ansonsten ist die "Maserung" der Streifen andersherum gerichtet. Das fällt am Ende, wenn der Eine Streifen mal so herum, dann ein paar Streifen anders herum, dann wieder wie der erste liegen, enorm störend auf. Da gehört etwas Disziplin und Ordnung dazu nicht durcheinander zu kommen.
Zum Anbringen der Kalikostreifen mittel Pinsel die Balgkanten gleichmäßig bestreichen. Ich habe jeweils drei Balgkanten und Balgstreifen mit dem Leim bestrichen und dann angebracht und ausgerichtet. Überschüssiger Leim muß sofort entfernt werden. Beim Anbringen und Ausrichten der Balgstreifen immer das Ganze im Blick behalten und immer wieder die Kantenflucht im Verhältnis zu den Metallecken peilen, sonst wandert man leicht ab.
Die Streifen mehrmals gut andrücken. Am Ende nochmals alle Falten auf herausgequollenen Leim prüfen, bzw. nochmals Abwischen. Und dann wieder in die Presse. Dann nach 15 min nochmals raus und nochmal auf Leimreste überprüfen und säubern, dann nur mit 'nem dicken Buch beschwert zum Trocknen ablegen.
Der Balg ist nicht perfekt geworden, auf einer Seite ist dann doch ein Streifen "falschherum" , und auf einer kurzen Seite bin ich mit der Kantenflucht ein wenig abgewandert, nicht viel aber doch bemerkbar. Aber insgesamt sieht er wieder gut aus und ist vor Allem wieder gut beisammen.

Passend zum Akkordeon, nach Anfertigen einer Schablone mit der Gehäuseform, habe ich dann noch einen Balgschutz genäht. Aus dunkelblauem Leder einer Stärke von ca. 0,8mm besteht die Außenhülle. Innen ist ein recht dichter Filz 4mm Stärke eingeschoben, zusätzlich kommt noch zur Versteifung eine 1mm Einlage aus Polycarbonat (bruchsichere Plaste). Dieser Aufbau ist hier zu erkennen:

Nach abgeschlossener Restaurierung des Instrumentes werde ich noch am Diskantgehäuse nach passenden Stellen suchen um Druckknöpfe anzubringen. Dann erst werden die Gegenparts am Balgschutz angebracht. Dies ist der Grund dafür daß noch die letzte Verschlußnaht fehlt.
Da noch genügend Leder vorhanden war, habe ich auch gleich einen "neuen" Bassgurt genäht. Als Ausgangsbasis diente der vom Leder her noch sehr gut erhaltene Bassgurt eines geschlachteten Transivox-Akkordeons. Wie praktisch immer bestand die Polsterung aus Schaumstoff mit Kunstleder kaschiert. Sowohl der Schaumstoff als auch das Kunstleder sind recht schnell vergänglich, während das Leder meist noch gut ist. Also bekam der Ledergurt eine neue Polsterung aus 4mm Filz sowie eine neue Umhüllung aus dem gleichen dunkelblauen Leder wie der Balgschutz, passend zum blauen Balg.

Diskantgehäuse:
Ein Riss im Außengehäuse auf Ebene der Aluminium Füllung, Anrisse im Celluloid im Bereich der Übergänge zu den Wangen, rechts und links der Tastatur, versprödete -und damit undichte- Verleimung des Diskantgehäuses mit der Aluminiumfüllung, fehlende Ornamentteile, sowie diverse Fehlstellen, tiefer Macken und Kratzer im Celluloid.




Das Gewicht des Gehäuses ist trotz seiner imponierenden Größe gering, da es sehr dünnwandig ausgeführt und leichtes Holz benutzt wurde. Die Füllung besteht (schon) aus einer Aluminiumplatte.

Dies hat den Vorteil daß die Registerschieber in ihr auf Dauer relativ reibungsarm gleiten können. Ganz anders Holzfüllungen, welche im Laufe der Zeit dazu neigen sich zu verziehen, was einerseits zu Undichtigkeiten im Bereich der Stimmstocksohle, und andererseits zu klemmenden und schwergängigen Registerschieber führen kann.
Hier gibt es das Problem also nicht, alle Registerschieber, schön aus Messing, gleiten leichtgängig.

Von der Innenseite des Diskantgehäuses kann man gut sehen wie das Gehäuse aus verschiedenen Holzstücken zusammengeleimt wurde um dann von außen die Gehäuseform durch Schleifen herausarbeiten zu können.


Einerseits holzsparender als aus dem Vollen zu arbeiten, aber warscheinlich noch wichtiger ist, daß das aus mehreren Holzeinzelteilen zusammengeleimte Gehäuse ein viel geringeres Risiko der Rissbildung und des Verzugs zeigt (Bsp.Tischlerplatte). Während zur Bearbeitung der Außenseite sicherlich schon Schleifmaschinen benutzt wurden, erkennt man an der Innenseite der Wangen eindeutig die Spuren eines handgeführten Hohlbeitels der zur Aushöhlung der Wangen benutzt wurde.

Da die Füllung die Trennwand zwischen dem Druckraum mit den Stimmstöcken einerseits und dem Außenraum mit den Diskantklappen anderderseits darstellt, muß sie dicht in das Gehäuse eingebunden werden. Die Aluminiumfüllung wurde rundherum mittels Heißleim mit dem Diskantgehäuse aus Holz verleimt. Wie schon oben angeführt verprödet aber dieser Knochenleim und nur partiel war diese Verklebung noch vorhanden, der Rest weggebröselt. Auch wenn es heutzutage sicher sinnvollere Kleber für so eine dauerlastische Verbindung zwischen Aluminium und Holz gibt, habe ich mich entschlossen es trotzem genauso, wie vor rund 70 Jahren, mit Knochenleim neu anzudichten. Alle verbliebenen, splittrige, alte Leimreste mußten also herausgekratzt werden und dann ließ ich die Ritzen und Fugen rings um die Alu-Füllung mit dem Knochenleim volllaufen (oh jeh mit drei L). Das Ganze zweimal da der Leim nach Abbinden einen ziemlichen Schwund hat.

Schön ist der im Bereich der Durchführung für die Betätigungswellen der Registermechanik mit Bleistift geschriebene Vermerk : 9 RegistrI


Diesen ca. 2mm hohen und 2cm breiten Riss habe ich durch Einleimen eines mehrschichtigen Furnierstreifens ausgespant.
Erst den Riss freikratzen:

dann einen aus mehrlagigem Furnier zusammengeleimten und passend bearbeiteten Span einleimen:


Nach Abbinden bündig abgeschnitten und ca. 1mm tief freigekratzt um dem Celluloid Raum zu schaffen.:

-
Celluloid ist ein interessantes Material. Bestehend aus Cellulosenitrat und Campher besticht es schon durch den ihm eigenen Geruch der stark an kampherhaltige Erkältungsalben erinnert. Außer als dekorative Deckschicht für Akkordeons wurde/wird Celluloid für photographisches Filmmaterial aber auch für z.B. Tischtennisbälle benutzt. Celluloid ist extrem entzündlich und explosiv, was dazu führte daß es als Trägermaterial für photgraphisches Material seit Anfang der 50iger Jahre des 20. Jhdts. vom sogenannten "Safety Film" abgelöst wurde. Dieser bestand dann aus Polyester und war nicht mehr so brandgefährdet. In der ersten Hälfte des 20. Jhdts sind reihenweise Kinos aber auch Filmarchive aufgrund entzündetem Celluloid in Flammen aufgegangen.
So unangenehm diese leichte Entflammbarkeit des Materials ist, überzeugt es dennoch durch andere Eigenschaften. Als Matte, in eine Lösung aus Aceton und Wasser getunkt, oder auch nur für eine definierte Zeit dem Dampf von reinem Aceton ausgesetzt wird es elastisch, biegsam und lässt sich dehnen und ziehen. Diese Eigenschaft macht man sich zugute und nutzt sie um die, wie oben erklärt aus verschiedensten Holzstücken zusammengeleimten, Holzgehäuse von Akkordeons mit einer homogenen Beschichtung zu versehen. Im Vergleich zu einer Lackierung bieten sich mehrere Vorteile.
1. unempfindlicher und haltbarer
2. Fehlstellen im Holz spielen keine Rolle
3. keine Risse im Lack durch Leimfugen
4. Mehrfach aufpolier- und abschleifbar
5. nahezu unsichtbar reparierbar
6. durch einrühren von Farben in die Celluloidmasse sind einfach "dekorative" Marmorierungen à la Perlmut-Effekt erziehlbar.
Nachteile:
1. zeitaufwendig
2. so gut m.E. Aceton auch riecht, so ungesund ist doch das ihm dauerhafte Ausgesetztsein.
Der Zeitfaktor spielt natürlich bei den heutigen Löhnen eine andere Rolle als früher, so daß einige Firmen schon dazu übergegangen sind ihre Akkordeongehäuse zu lackieren und dem Kunden dies als Vorteil anpreisen.
Dem zweiten Nachteil könnte man mit einer Absauganlage und einem entsprechend ausgerüsteten Raum entgegenwirken, doch auch dies kostet.
Insgesamt ist eine Lackierung wesentlich billiger, da sie auch weniger Nacharbeit erfordert.
Wie angeführt löst sich Celluloid in Aceton. Dies mache ich mir bei der Reparatur von Rissen, Beschädigungen und Fehlstellen zunutze. Statt Lagerfeuerakkordeons direkt ins Feuer zu werfen und mich am grellen Aufflammen des Gehäuses zu erfreuen, häute ich so ein Akkordeon erstmal, ziehe ihm das Celluloid so gut es geht ab. Mit Akkordeons halte ich das so ähnlich wie Mister Ford mit seinem Modell T, ein Akkordeon hat schwarz zu sein...

Aus reparaturpraktischer Sicht ist das zumindest das Einfachste.
Ziel ist das Celluloid in Aceton aufzulösen um eine Flüssigkeit zu erhalten, welche in der Lage ist Risse und Fehlstellen auszufüllen aber auch um als Kleber eingesetzt zu werden. Dazu schneide ich mir kleine Schnipsel und gebe diese in ein kleines Schälchen, hier ein Porzelan-Laborschälchen. Dazu gebe ich etwas Aceton.

Man kann es nun abgedeckt ca.15 min stehen lassen. Nach dieser Zeit hat sich das Meiste des Celluloids schon aufgelöst oder ist zumindest als zähe klebrige Masse schon eingeweicht. Mit einem Stäbchen rühre ich nun die Masse immer wieder unter, gebe gegebenenfalls noch etwas Aceton dazu, bis eine gleichmäßige, klumpenfreie Lösung entsteht. Je nach dem was ich damit machen will, stelle ich durch Hinzugabe oder Verdunstenlassen eine Viskosität ein die ich benötige. Das Aceton verdunstet sehr schnell, daß man immer wieder etwas Aceton hinzufügen muß um die Viskosität im Laufe des damit Arbeitens beizubehalten.

Die Viskosität sollte recht dünnflüssig sein um gerissene und lose Stücke durch Kapilarwirkung zu unterwandern und so durch Anlösen wieder mit dem Untergrundholz zu verbinden. Um tiefe Risse zu füllen sollte es eher eine dickflüssige Pampe sein. Bei tiefen aufzufüllenden Stellen sollte man in mehreren Schichten arbeiten und immer wieder dazwischen trocken lassen. Mehrfaches Auftragen kann nötig sein um die erforderliche Schichtdicke zu erzielen.
Hier am Beispiel der ausgespanten Stelle :
Erstes Auffüllen mit dickflüssiger Celluloid-Pampe

Hier ein zweiter großflächigerer Auftrag, etwas dünnflüssiger eingestellt.:

Hier mit grobem Schirgelleinen etwas bearbeitet:

Hier nun wieder weitgehend in Form gebracht, doch oh weh an einer Stelle ist's durchgeschliffen:

Also erneutes Aufragen von Celluloid:

Zum Auftragen der Flüssigkeit benutze ich kleine Retouchierpinsel, der Feinste zum Auffüllen von tiefen Kratzern hat die Stärke 000 für größere Stellen tut's auch ein kleiner Schulpinsel.
Bei größeren Fehlstellen schneide ich mir ein möglichst genau passendes Stück aus meinem Rohmaterial aus, tunke es für ein paar Sekunden in die vorher angerührte Lösung, und drücke es sodann auf die Fehlstelle und verschmiere es mittels einer Messerschneide auf der Oberfläche.
Nach Trocknung der ausgebesserten Stellen müssen diese geschliffen werden, am besten mit Nassschleifpapier und ein wenig Wasser. Angefangen mit ca. 240er Schmirgel bis 1200 Schmirgel vorsichtig die ausgebesserten Stellen an die Umgebung anpassen. Auf jeden Fall vermeiden die umgebenden Stellen unnötig abzutragen, denn die Celluloid Schicht ist stellenweise, vor allem da wo es um Ecken und Biegungen gezogen wurde, nur wenige 10tel mm dick. Es kann stellenweise sinnvoll sein das Naßschleifpapier mit doppels. Klebeband auf ein flaches Eisstäbchen aus Holz ö. ä. aufzukleben, so kann man gezielter schmirgeln.
Nach dem ersten Schleifen sind dann höchstwarscheinlich immer noch Fehlstellen oder "Lunker" sichtbar. Dann ist erneutes Ausbessern angesagt. Zuletzt nimmt man eine immer dünnflüssigere Lösung und bepinselt auch etwas die Umgebung.
Hier nun nach Schleifen in unpoliertem Zustand:

und nun die fertig polierte Ecke:

Die Risse in den Übergängen, rechts und links, der Tastaturvorderkante zu den Klaviaturwangen wurden genauso repariert:



An zwei Stellen des Diskantgehäuses waren Ornamente unvollständig. Diese Verzierungen bestehen aus Aluminiumsteifen von ca. 1mm Stärke welche in Celluloid gebettet, ähnlich Einlegearbeiten, auf der Celluloid-Oberfläche des Gehäuses angebracht sind. Einer dieser Streifen war auf einem seitlichen Ornament gänzlich verloren, ein anderer der mittig angebrachten Verzierung unvollständig.:




Das ganze Gehäuse wurde komplett leicht überschliffen, wie erklärt mit immer feiner werdendem Naßschleifpapier, bis hin zu einer Körnung von 1200.
Dann muß poliert werden, dies geschieht mit Watte und einer Politur. Ich benutze dafür eine "Lackreiniger" Politur für Kraftfahrzeuglacke. Im Gegensatz zu den meisten Auto-Polituren ist darin kein Wachs oder ähnliches enthalten, es handelt sich um eine rein abrasive Politur die für "härtere" Fälle gedacht ist, also um tiefe Kratzer auszupolieren.
Dies ist nun das Endergebnis:


Der "neue" Tasten-Anschlagfilz stammt auch aus der Spender Transivox, soll ja alles italienisch bleiben:).





Als kleiner Vorgeschmack:

Als nächstes sind die Tasten mit den Klappenbelägen dran.
 
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Mir fehlen die Worte. Mein Respekt, @cantulia. Ich hoffe, du hälst uns auf dem Laufenden. Bestimmt interessieren sich einige für diese Bastelarbeiten, die du voller Elan vorantreibst. Mich würde dann schließlich auch interessieren, wie das Instrument klingt. Aber deine Instandsetzungsprojekte werden ja noch ein wenig dauern, denke ich mir.
 
Toller Bericht, freue mich schon auf die Fortsetzung.

wie schaffst du es, die Celuloid-Lösung so aufzubringen, dass es beim Verdampfen des Acetons keine Luftblasen in der aufgetragenen Masse gibt.

Das ist bei mir meist ein sehr unschönes Problem, weshalb ich dieses Verfahren nur bei einfachen Instrumenten verwende, um die Ecke (meist sind es ja die Ecken, die einen Schaden haben) einfach wieder schwarz zu bekommen.

Das Celluloid löse ich in einem 25 ml Portionsgläschen für Marmelade auf. Das Aceton löst die Dichtung nicht an, jedoch ist sie nicht ausreichend dicht für Aceton. Nach ca einem Monat ist der Inhalt dann trocken und muss neu gelöst werden.

Schwarz ist bei Celluloid auch nicht gleich schwarz. Bei Hohner wurden die meisten Instrumente in schwarz überzogen. Nicht jedoch aber die alten Golas, die Farbe ist so etwas wie 'dunkelanthrazit'. Bei meiner Gola wurde eine Stelle mit schwarz ausgebessert, das ist zu sehen, aber nur wenn man es weiß.
 
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Hallo Roland!

Das Forum-System erlaubt mir nicht, zweimal hintereinander Meine Voll-Kekse Dir zu vergeben. Deshalb möchte ich Dir auf diesem Form und Weise für Deinen wundervollen und tollen Beitrag bedanken! Es ist äußerst wertvoll und informativ! SUPER!!! :great::great::great:

Herzliche Grüβe, Vladimir
 
Vielen Dank an Alle die mich hier mit Komplimenten, Lob und oder Keksen überhäuft haben.
Es freut mich riesig, und natürlich wird es mit den Restaurierungsberichten weiter gehen.
Doch im Moment habe ich außer meinem Prachtstück der Bertone Locatelli, 2 Lucias, 2 Sonatinas sowie eine Scandalli in Arbeit. - Und oft ist mir auch das Üben und Spielen wichtiger, so daß es größere Zeitspannen geben kann bis es Neues zu berichten gibt. Aber es geht schon weiter und in Wirklichkeit bin ich auch schon weiter, doch ich möchte zusammenhängende in sich geschlossene Berichte einstellen.

Mich würde dann schließlich auch interessieren, wie das Instrument klingt. Aber deine Instandsetzungsprojekte werden ja noch ein wenig dauern, denke ich mir.
Ich bin auch stark darauf gespannt wie das Instrument nach der Restaurierung klingen wird, letztendlich ist es das was über seinen Wert fürs musizieren entscheidet. Doch auch dann wenn es am Ende klanglich nicht überzeugt (was ich aber natürlich auch bei der Restaurierung beeinflussen kann), bleibt es ein restaurierungswürdiges historisches Zeugnis, so daß die Arbeit in keinen Fall vergebens ist.

wie schaffst du es, die Celuloid-Lösung so aufzubringen, dass es beim Verdampfen des Acetons keine Luftblasen in der aufgetragenen Masse gibt.

Schwarz ist bei Celluloid auch nicht gleich schwarz. Bei Hohner wurden die meisten Instrumente in schwarz überzogen. Nicht jedoch aber die alten Golas, die Farbe ist so etwas wie 'dunkelanthrazit'. Bei meiner Gola wurde eine Stelle mit schwarz ausgebessert, das ist zu sehen, aber nur wenn man es weiß.

Da sprichst Du natürlich eine Problematik an. Auch in meinem Bericht gehe ich schon auf die "Lunker" (Lufteinschlüsse) ein. Wenn man geschickt vorgeht, kann man das aber in den Griff bekommen. Zuerst sollte man beim Lösen des Celluloid in Aceton nicht zu heftig umrühren sondern eher langsam und bedächtig, zweitens sollte beim Auffüllen, wie auch schon erwähnt eine recht dickflüssige Celluloid Pampe angesetzt werden, welche dann nicht so viel Lösungsmittel enthält welches verdunsten muß. Aber ausschließen kann man solche Mikroporen nicht. Auf dem Photo mit der grob bearbeiteten bereits ausgebesserten ausgespanten Stelle kannst Du gut erkennen daß auch dort diverse Lufteinschlüsse vorhanden waren. Da geht dann nur eines, erstmal halbwegs grob in Form in Form bringen und dann erneut mit einer nicht zu dickflüssig eingestellten Lösung eine dünne Schicht aufzutragen, auch über die beschädigte Stelle hinausgehend, damit beim erneuten Schleifen nicht die Umgebung zu sehr darunter leidet. Und wenn dann immer noch störende Lufteinschlüsse da sind, dann halt nochmals nachbessern. Auch daher ist es sinnvoll, so es geht, mit kleinen in Aceton angelösten Celluloid-Stücken Stellen auszubessern.
Ein anderer Punkt ist auch der Staub, der sich auf der Lösung absetzen kann.
Doch die Frage ist auch die Erwartungshaltung welche man an solch eine Reparatur hat.
An einem neuwertig aussehenden Akkordeon mit einer makellos mikrokratzerfreien polierten Oberfläche eine Reparatur durchzuführen welche nacher absolut nicht sichtbar ist, würde ich mir nicht zutrauen.
Doch erfreulicherweise spielen wir ja auch die Akkordeons, so daß praktisch jedes Instrument - auch die gut erhaltenen- genau betrachtet immer klein(st)e Kratzer und Macken tragen. Und wenn man ordentlich arbeitet kann man duraus ein Ergebnis bekommen so daß der reparierte Schaden sich nicht von der restlichen Oberfläche abhebt. Wenn man genau den Ort der Schadensstelle kennt, wird man unter bestimmten Lichtsituationen schon was erkennen können. Denn auch da hast Du recht, schwarz ist nicht unbedingt gleich schwarz. Es muß alles stimmig zur Umgebung passen. Bei meiner Wellblechente habe ich schon andersherum neulackierte Anbauteile "angepasst", d.h. ich habe die Oberfläche künstlich gealtert, durch Sandstrahlen, in Säure/Lauge legen. Ein neulackiertes Teil würde, absolut dominat, nicht zum patinierten Originalzustand gepasst und das Gesamterscheinungbild gestört haben.
Andererseits finde ich es auch nicht besonders schlimm, bzw. sogar manchmal richtig, daß etwas ein wenig seiner Geschichte preisgibt.
Hier am Beispiel eines großen Schadens an einer Polifonico. Die Schraube vom Druckknopf für den Balgriemen war ganz brutal herausgerissen und hat das Holz und natürlich das die Schadensstelle umgebende Celluloid stark beschädigt.

Mit einem Kreisschneider habe ich ein ca. 40mm großen Stück Celluloid entfernt, dann erst das Holz durch Ausbohren der beschädigten Partie und Einleimen eines Rundholzes repariert und dann ein genau passendes Stück Celluloid mit dünnflüssig eingestellter Celluloid-Lösung "aufgeklebt". Dann die Nahtstelle nochmals eingepinselt und geschliffen + poliert.


Die reparierte Stelle ist absolut nicht auffällig, weil sie ins Gesamtbild des restlichen Zustandes passt. Es wäre sicherlich mehr drin gewesen die Reparaturstelle zu verbergen, doch hier ist es stimmig und erzählt einfach auch was.
Nochmals vielen Dank für Euer Interesse

Roland
 
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Nachdem nun einige Zeit verging und auch erhebliche Mengen Wasser den Rhein hinuntergeflossen sind ist es Zeit über weitere Fortschritte der Restaurierung des Locatelli Akkordeons zu berichten. In der Zwischenzeit überholte ich in Gänze 3 andere Akkordeons die benötigt wurden .

Zwei Cantulia Sonatinas, eine Sonatina 4 sowie eine weitere Sonatina 4bi mit dem Sonder Acryl-Klappenverdeck als auch zwei Cantulia Bambi 29 befinden sich gerade in der Halbzeit ihrer Restaurierung. Aber das Akkordeon „Basteln“ ist auch nur eine meiner Beschäftigungen so daß es manchmal etwas dauert bis ich über den weiteren Fortgang berichten kann.

Manchmal lasse ich auch die Zeit ein wenig für mich arbeiten in der Hoffnung daß sich eine Lösung findet. So kann das schlichte Suchen nach bestimmten Schrauben zu einem nicht lösbaren Problem werden.

Letzter Stand war daß das nackte Diskantgehäuse fertig war. Als nächstes wandte ich mich der Klaviatur zu.

Klaviatur:

Das Grundgerüst einer Taste besteht hier aus dem Clavishebel welcher aus Aluminium Flachprofil besteht. Auf dieses hochkant stehende Flachprofil wurde ein gefrästes und mit einer Nut versehenes Holzstück gesteckt welches zwecks Halt mit dem Clavishebel seitlich verstiftet wurde. Auf dieses Holzgerüst wurden dann weitere Holzklötzchen für die Vordertaste geleimt, das Ganze dann von der Ober- und Vorderseite geschliffen und mit dem Tastaturbelag, hier aus dickem Celluloid, belegt. Auch hier sieht man daß am nicht von außen sichtbarem Holz kein Wert auf säubern oder bearbeiten gelegt wurde.



So ergibt sich eine recht leichte aber auch stabile Konstruktion. Die Lagerung der Taste auf der Spindelachse (Drehpunkt) geschieht hier nicht im Holz. Auf das Aluminium Flachprofil sind seitlich zwei große Messingscheiben aufgenietet um die nötige Lagerbreite aber auch Führung im Holzrechen zu gewährleisten.



Diese Sandwich-Konstruktion Messing/Alu/Messing ist dann mit der nötigen Bohrung für die Spindelachse versehen. Am anderen Ende des Clavishebels liegt dann der Träger für den Klappenbelag, die Tonklappe. Diese besteht, wie natürlich zu dieser Zeit üblich aus Holz. Die Verbindung von Tonklappe zu Clavishebel stellt irgendeine Art von Kleber her, es handelt sich nicht wie sonst bei italienischen Akkordeons üblich um Wachs. Man erkennt gut wie der alte Belag sich verdichtet und den Öffnungen in der Füllung angepasst hat.





Jede einzelne Taste habe ich von herausgequollenen Leimtropfen befreit, die Holzoberflächen leicht überschliffen, unsaubere Kanten begradigt, die Ränder der Celluloid-Auflage entgratet sowie das Celluloid poliert. Die Messingscheiben habe ich vor Montage an den Außenseiten mit einem weichen Graphitstift berieben.

Da ich versuche die Arbeit zu rationalisieren habe ich bei‘m Klappenbeläge-schneiden direkt für verschiedene Akkordeons welche angefertigt. Sehr gut geht das mit einer Hebelschneidemaschine.



Man muß wohl darauf achten daß der Belag mit dem Leder nach oben liegt denn sonst franst der Belag aus und verzieht sich.



Die Klappenhebel für die schwarzen Tasten sind extra gelagert um einen günstigen Klappenhub zu bewirken. Sie bestehen aus Eisendraht mit am Ende aufgeleimter Holzklappe.



Interessant ist hier die Verbindung von Clavishebel zu Klappenhebel. Auf die Holzklappe ist senkrecht stehend ein Stück aus Hartleder aufgeleimt. Durch eine Bohrung in diesem wird das Ende des Clavishebels gesteckt. Bei der Hohner Lucia sowie Atlantic dienen dazu die sogenannten Wechselgummis.



Aufgrund der leicht veränderten Belagdicke mußten natürlich die Tasten neu ausgerichtet werden was mittels Richten der Alu-Clavishebel geschieht.

Nach Montage der neu belegten Klappen mußten auch diese ziemlich penibel neu ausgerichtet werden damit der Belag wirklich plan an der Füllung anliegt. Einfacher wäre es gewesen die Verbindung Hebel-Tonklappe zu lösen und dann auf die platzierte Tonklappe neu aufzuleimen. Dann wäre kein Neuausrichten nötig gewesen. Doch ich wollte die originale Klebeverbindung und auf den Klappen für die Halbtonstasten auch die Kaschierstreifen bewahren.



Lederdichtung Stimmstohle- Füllung:



Wie hier gut zu sehen ist war der Zustand der Lederdichtung, welche für den luftdichten Übergang Stimmstocksohle-Füllung zuständig ist, desolat.

Auf der Diskantseite besteht die Füllung schon aus einer Alu-Platte wie auch heute bei Akkordeons üblich. Einfache Instrumente hatten noch lange eine Füllung aus Holz welche sich aber im Laufe der Zeit verziehen kann. Diese Alu Platte ließ sich einfach durch Entfernen von ein paar Senkkopfschräubchen herausnehmen. Mittels eines Schabers habe ich vorsichtig das alte Dichtleder entfernt.



Zurück blieben Reste des Klebers aber auch Fasern vom Leder. Es war recht mühselig die Platte von diesen Resten zu beseitigen, keine Ahnung was für Kleber die dafür damals verwendet haben.

So hier ist mein großes Lederstück aus welchem ich für dieses Akkordeon die neuen Lederdichtungen im Diskant als auch für’s Bassteil geschnitten habe.



Beim Leder kommt es darauf an daß es einerseits relativ weiches Leder ist, gleichmäßig in der Dicke, relativ dünn (besser für die Klangentwicklung), und einseitig eine relativ rauhe Oberfläche hat. Dieses Stück Leder war gut geeignet.

Die Alu-Füllung kann man gut als Schablone auf das Leder legen und mittels einer scharfen Cutterklinge die Ausschnitte anfertigen.





Mit Pattex klebte ich die neue Dichtung auf die Füllung.

Hier ein Bild des Diskantteils ohne wieder montierte Füllung so daß man gut die Messing- Registerschieber und deren Arbeitsweise erkennen kann.



Interessanterweise ist keine Dichtung zwischen der Alu-Schieberführungsplatte und der Füllungsplatte vorgesehen.
Hier nun mit montierter neu belegter Füllung.



Auch schön zu erkennen die Durchführungen der Wellen für den Registerautomaten. 9 Durchführungen für die 9 Registerdrücker. Diese Durchführungen verbinden den drucklosen Raum unter dem Diskantverdeck mit dem druckbelasteten Raum im Innern des Instrumentes, sie sollten also mit einer möglichst engen Passung zu den durchzusteckenden Wellen versehen sein um den Luftverlust zu minimieren. Perfekt sind sie hier in dieser Hinsicht nicht, aber es wird kein Verschleiß sein sondern eher der Umstand daß eine Akkordeonwerkstatt keine Metall-Präzisionswerkstatt ist welche sich mit Passungen und Reibahlen auskennt.


Intermezzo: Die Suche nach den passenden Schrauben:

Ein Punkt weswegen ich lange Zeit nicht weitergekommen bin, ist, daß ich die kleinen Schräubchen erneuern wollte welche das rechtwinklig abgewinkelte Ende der Klappenhebel der Halbtontasten auf der Füllung lagernd befestigen. Ganz naiv angegangen habe ich sie vermessen und neue Senkkopf Holzschräubchen in 2x10mm bestellt um dann festzustellen daß sie in den alten Schraublöchern nicht packten. Ein nochmaliges Vermessen der alten Schräubchen ergab dann daß ihre Maße nicht 2,0 x 10mm waren, sondern 2,1x10mm. Und tatsächlich gab es früher, bis in die 70er Jahre, Holzschrauben in anderen Abmaßen als heute. Sie entsprachen der DIN 97. Früher gab es 2,1mm , 2,4mm, 2,7mm, 3mm, heutzutage nur noch 2,0mm , 2,5mm, 3,0mm. Also begab ich mich auf die Suche nach einem alten Päckchen mit 2,1x 10 Senkkopf Schrauben am liebsten in Messing. Beim bekannten Verkauftsportal habe ich in den letzten 1 ½ Jahren regelmäßig nachgeschaut, - kein Angebot- . Es ist verflixt, es kann doch nicht sein daß so etwas „völlig normales“ wie kleine Holzsschräubchen einfach nicht zu bekommen sind.



Die Verbindung mit Holzschrauben beim Akkordeonbau sind sowieso m.E. ein relativ heikles Thema, da Holzschrauben einfach nicht dazu geeignet sind mehrfach raus- und reingeschraubt zu werden. Wenn man vorsichtig `rangeht und gefühlvoll die alten Gewindegänge erst mit der Hand „sucht“ bevor man dann mit dem Schraubendreher festzieht, kann man das zwar ein paar Male machen. Doch wehe da war schon jemand vor einem dran und hat die Schräubchen einfach so wieder festgezogen. So typische Fälle für solche oftmals ausgenudelten Schraublöcher sind die für das Diskant- oder Bassverdeck oder auch bei älteren Instrumentes die für die Registerbetätigung. Das sind alles Bauteile die im Laufe eines Akkordeonlebens öfter mal abgeschraubt/entfernt werden müssen. In der Regel herrscht dann dort ein wildes Konglomerat an verschiedenen Schraubengrößen. Denn das einfachste Mittel gegen ein ausgenudeltes Schraubloch ist eine größere Schraube……:(. Und beim nächsten Mal hilft dann gegen ein ausgenudeltes Schraubloch der schon größeren Schraube eine noch größere Schraube….

Das scheinen zumindest viele der „Akkordeonreparateure“ zu denken. Daß eine größere Schraube zum Einen erheblich das Design mit ihrem zu großen Kopf verunstaltet, zum Zweiten die Durchgangsbohrung auch entsprechend aufzuweiten ist, interessiert scheinbar wenige. Genausowenig, ob’s ne Holzschraube, Spax, Blechschraube, Schlitz-Halbrundkopf oder Kreuz-Senkkopf ist. Was man alles an solchen verbastelten Akkordeons entdecken kann ist erschreckend. Doch letztlich liegt der Fehler beim Hersteller indem er an solchen Stellen nicht für eine Verbindung gesorgt hat welche mehrfach ohne Probleme zu lösen und wieder festzuziehen ist. Daher baue ich meine Gebrauchsakkordeons an solchen Stellen immer auf metrische Gewindeschrauben um indem ich im Holzgehäuse Gewindebuchsen einlasse.

Dies kam aber beim Bertoni Locatelli nicht in Frage denn es sollte original bleiben und an dieser Stelle wäre dies auch nicht machbar und sinnvoll mit einer Gewindeschraube. Das umgebogene Ende der Klappenhebel stellt die Lagerstelle des Hebels dar. Um dieses abgewinkelte Ende bewegt er sich schwenkend. Die kleinen Holzschräubchen dienen dazu einerseits den Hebel zu befestigen, andererseits um auch sein Spiel einzustellen. Der Senkkopf der Schraube drückt mit seiner Flanke gegen den Draht. Sie muß so weit eingedreht werden daß der Hebel zwar weitgehend spielfrei aber auch nicht zu schwer geht. Bei einer Holzschraube kann man dann im passenden Moment einfach aufhören und die Schraube sitzt fest, bei einer Gewindeschraube wäre dies nur mit Hilfsmittel wie Schraubensicherung möglich.

Zurück zur Beschaffung der Schrauben. Ich habe mittlerweile mehrer Päckchen alter Senkkopschrauben bekommen, so 2,1 x 7 , 2,1 x 13, 2,4 x 10 aber einfach keine in 2,1x 10.




Da die Schrauben durch die Aluminium Füllung hindurchgehen hätte ich für dickere Schrauben, à la 2,4x10, diese etwas aufbohren müssen, was schon heikel genug wäre ohne ins Holz darunter zu bohren. Aber auch darunter das Holz ist nur eine schmale aufgeleimte Holzleiste die auch nicht viel Material bietet. Genauso scheute ich mich die ganze Zeit die längeren 2,1x13 Schrauben zu benutzen weil ich davon ausging daß es doch nur eine Frage der Zeit sein kann daß ich endliche eine Packung mit der richtigen Schraubengröße finden würde. Doch nun nach 1 ½ Jahren der Suche nach der richtigen Schraube habe ich mich, damit das Projekt noch vorwärts kommt, dann doch zu der Lösung mit den längeren Schrauben in 2,1x13 entschlossen.

Die Konstruktion der Klaviatur mit ihrer relativ schmalen Lagerung auf der Spindelachse (erst recht weil die natürlich auch schon ein wenig ausgeschlagen ist) als auch die nicht spielfreie Verbindung der Clavishebel der schwarzen Tasten zu den Klappenhebeln, macht aus der Klaviatur eher eine Klapperatur. Nicht zu vergleichen mit einer heutigen Klaviaturpräzision. Ich bin gespannt wie stark dies im Spielbetrieb sich bemerkbar machen wird. Aufgrund der Konstruktion wäre es sehr schwierig gewesen die etwas verschlissenen Bohrungen auszubuchsen, vielleicht einfacher eine neue Spindelachse mit 1-2/10tel Übermaß einzupassen. Notfalls muß ich da dann nochmals ran wenn im Spielbetrieb es unerträglich ist. Das Problem dabei ist dann daß die ganze Registermechanik dafür nochmals ausgebaut werden müßte, und dies ist wirklich eine umständliche Tortur bei der Bertone Locatelli!

Damit bin nun bei der Registermechanik angelangt.

Registerautomat:



Die Registerbetätigung ist, wie ich finde, relativ archaisch oberhalb der Tastatur in Form einer herausragenden, schwebenden Lade angebracht. Für mich wirkt dies fast so als ob die nachträglich angebracht worden ist, was sie natürlich nicht ist. Das war schon immer so. Aber ich vermute stark daß bei diesem Modell vorher eine Registerbetätigung wie in den 30iger Jahren üblich, rückseitig der Klaviatur, vorgesehen war. Nach dem Krieg kamen dann die Kulissenregister mit ihren Automaten auf und dies scheint mir eine der ersten Lösung dafür zu sein. Noch nicht ganz ausgereift was die Montage/Demontage sowie Justierung betrifft, aber durchaus absolut funktionell und leichtgängig. Auch die Gestaltung dieser Registerlade ist außergewöhnlich. Die Registerlade besteht aus einem Verbund zwischen Aluminiumplatten und zwei seitlichen Holzklötzen. Wie das Diskant- und Bassgehäuse ist auch die Registerlade mit Verzierungen versehen. Auch hier gab es Fehlstellen bzw. Beschädigungen der Ornamente aus Aluminiumstreifen. Ich habe sie ergänzt und neu in Celluloid eingebettet.

Zerlegt hatte ich das Diskantgehäuse komplett vor knapp drei Jahren. Zur Demontage der Tasten mußte die Registermechanik ausgebaut werden. Anders ging es nicht. Die Registerdrücker in der Lade sind schwenkbar angeordnet und tragen an ihrem Ende korpusseitig einen Messinghebel.



In diesen eingehakt ist jeweils eine Öse eines Drahtes. Es gibt neun Registerdrücker, das Instrument ist 4 chörig. Also gibt es 4 Kulissen welche durch neun Schwenkhebel angesteuert werden. Die 9 Schwenkhebel benötigen 9 Durchführungen zur anderen Seite der Füllung. Registerdrückerseitig tragen die Schwenkhebel kleine Hebel aus Messingblech welche auf der Welle mit Muttern befestigt sind. Ihre Orientierung ist durch Abflachungen des Gewindes auf der Welle gegeben. Die oben schon erwähnten Drähte welche in die Hebelenden der Registerdrücker eingehakt sind stellen die Verbindung zwischen den Hebelenden und den Registerdrückern dar. Aufgrund der zeitlichen Distanz zwischen Demontage des Registerautomaten und nun der Remontage hatte ich vorher gehörig „Bammel“ davor ob ich‘s wieder so zusammenbekommen würde. Natürlich hatte ich Photos vor der Zerlegung angefertigt, aber zwischenzeitlich sind die Einzelteile mehrfach umhergeräumt worden und die teils von mir mit Bleistift angebrachten Beschriftungen, 1-9 etc., nicht mehr lesbar. Hier alle Bestandteile des Registerautomaten.



Das Schwierige besteht darin daß erst die Tastatur montiert sein muß und nur danach die Registermechanik eingebaut werden kann. Das bedeutet daß an den Calvishebeln vorbei erst die an den Registerdrückern schon eingehakten Drähte mitsamt den Messinghebeln gefädelt werden müssen. Es ist eine Fummelsarbeit mit Pinzette (und immer wieder Fluchen).



Und dann kommt es noch schwieriger, nämlich das auffädeln der Messinghebel auf das Gewinde tragende Wellenende der Schwenkhebel mit seinen Abflachungen. Alles mit Pinzette, schlechter Sicht und tief unten unter den dicht an dicht liegenden Clavishebeln. Einmal aufgefädelt kann der Hebel immer noch runterfallen, da die Welle einfach noch zur anderen Seite aus der Durchführung flutschen kann. Also muß man mit einer Hand beständig von der Rückseite gegenhalten. Wie gut daß ich Beidhänder bin. Dann muß zuletzt auch noch die Befestigungsmutter mit Pinzette plaziert werden um dann, einmal in Position, mit einem Runddraht gehalten zu werden damit sie nicht herunterfällt.



Was sie natürlich 3-4 mal tut bevor man Erfolg hat. Einmal mit dem Draht in Position muß man dann versuchen die Mutter mithilfe eines kleinen Schraubendrehers o.Ä. auf das Gewinde zu bringen, in kleinen Schritten immer ein klein wenig mehr. Wenn das Gewinde einmal gepackt hat geht es besser mit zwei diagonal angesetzten Hilfswerkzeugen. Dann bis zum Anschlag aufdrehen. Das Problem ist jedoch daß man dort einfach mit keinem Maulschlüssel, Ring oder gekröpften Ringschlüssel kommt. Dabei besteht dann auch das Risiko die sorgfältig ausgerichteten Clavishebel zu verbiegen. Ich habe eine Methode gefunden wie es dann doch irgendwie ging. Es ist schwierig genug um einen Durchgang für den kleinen 8er Maulschlüssel zu finden, aber es ist unmöglich mit ihm die Mutter zu drehen da einfach kein Spielraum dafür zwischen den vielen Hebeln besteht. Ich habe mich nun von hinten rangarbeitet indem ich den betreffenden Schwenkhebel um seinen Bewegungsradius gedreht hat. Dies war nicht viel, vielleicht so 5-10°. Dann mußte an der Mutter der Maulschlüssel andersherum plaziert werden um von der Rückseite her wieder die Mutter 5-10° fester zu ziehen. Ein mühsames Unterfangen. Aber letztlich ging es dann doch. Zu allerletzt noch einen Tropfen Sicherungslack auf Mutter und Wellenkopf.



Da keine Stellschrauben oder ähnliches zum Justieren des Registerautomaten vorhanden sind passiert dies durch die Verbindung, bestehend aus seltsam geformten Drahtösen, zwischen den Registerdrückern und den Hebeln an den Betätigungswellen. In ausgebautem Zustand fielen diese Drahtösen öfters ab im Laufe der vergangenen Jahre so daß ich nicht mehr sicher war welche Drahtöse zu welchem Hebel gehörte. Auch durch Nachdenken kommt man da nicht weiter. Anhand eines Photos vor der Demontage habe ich dann die richtige Reihenfolge erahnt. Die Feinjustage nach Montage des gesamten Automaten mußte dann definitiv per zurechtbiegen dieser unzugänglichen Drahtösen erfolgen.



Diskantverdeck:

Eine wesentlicher Bestandteil des äußeren ersten Eindrucks des Akkordeons ist das Diskantverdeck.



Dieses hier ist recht aufwändig gestaltet und im Art-Deco Stil gehalten. Es besteht aus dünnem Alumimium Blech welches mit Celluloid belegt wurde, Die Ornamente wurden herausgesägt wie üblich. Zusätzlich wurde auf das Celluloid genauso wie beim Diskant- oder Bassgehäuse „Zierrat“ in Form von dünnen Streifen aus Aluminium aufgelegt, eingebettet in Celluloid. Aufgrund der teils sehr dünnen verbleibenden Ränder, teils nur 2-3mm breit, ist das Diskantverdeck recht fragil und das Alublech war an mehreren Stellen durchgerissen. Aluminium löten, erst recht so dünnes, ist sehr schwierig und ohne Zerstörung der Celluloid Rückseite sowieso unmöglich.





Als erstes habe ich das Diskantverdeck wieder in die richtige Form gebracht so daß es spannungsfrei auf das Diskantgehäuse passte. Nach reiflicher Überlegung wie ich eine unsichtbare aber haltbare Reparatur anstellen könnte entschloß ich mich von der Rückseite eine dünne aber stabile Leiste aus VA-Federstahl mit einem Zweikomponentenkleber anzubringen. Die Idee kam mir auf der Straße als ich mehrere solcher dünner Federstahlstreifen fand. Es handelt sich nämlich um die Verstärkungsfedern welche in modernen Scheibenwischern parallel zur Gummilippe mit angebracht sind. Sie waren für den Zweck ideal. Damit der Kleber funktioniert müssen die Oberflächen angerauht und mit Aceton entfettet werden. Das Ergebnis ist eine solide und unsichtbare Reparatur.





Natürlich habe ich die Celluloid Fehlstellen ergänzt.

Und hier ist es fertig:


Das Diskantgehäuse ist nun statisch, mechanisch und optisch wieder in gutem Zustand.

Hier ein paar Photos vom Resultat:











Ende Bericht Diskantseite!:)

In Kürze folgt die Fortsetzung welche sich mit dem Bassteil auseinandersetzt.

Vielen Dank an die die sich bis hierhin durchgearbeitet haben, ich hoffe daß der recht nüchterne Text durch die Photos ein wenig aufgelockert wurde.
 
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Hallo Roland,

das ist ja unfasslich, was Du an der ollen Kiste als Restaurator geleistet hast. Dein Bericht ist eigentlich viel zu schade, dass er nur in diesem schnöden Internet-Medium veröffentlicht wird. Hast Du schon einmal dran gedacht, Deine Erfahrung allgemein und Deine Arbeiten an diesem konkreten Instrument im Besonderen zu Papier zu bringen. Es gibt zwar einige Bücher über Akkordeon-Reparatur, aber mir fällt spontan ein, dass sich Deine Erfahrungen z.B. im Akkordeon Magazin als mehrteiliger Beitrag gut machen würde. Jedenfalls fände ich es schade, wenn Deine Leistung nur hier im Akkordeon-Forum stünde und mit der Zeit in den Tiefen des Internets versacken würde.

Viele hochachtungsvolle Grüße

morino47
 
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Sagenhaft die Restaurierung aber nicht weniger liebevoll auch die Konstruktion.
Die Menge der Stempel zeugt davon.
Der wußte was er kann !
Das ist Kunst.
Nicht nur technisch aber das natürlich auch.
Auf die Uhr geguckt hat der ganz sicher bei seiner Arbeit auch nicht.
Die Messingteile, ein Traum von mechanischer Schönheit.
 
Vielen Dank für Eure Resonanzen, sei es in Form von Keksen, Likes oder Kommentaren. Ich weiß daß mein Restaurierungsbericht nur einen kleinen Teil der Forumleser interessiert und daß das "Sich-"Reindenken" mit so viel Text nicht ganz einfach ist. Umso mehr bin ich über Eure positive Resonanz erfreut. Danke auch Morino47 für Deine Anregung den Bericht einem Printmedium anzubieten. An für sich stehe ich auch eher auf Gedrucktes als die unendlichen Weiten des Internets, zumal ich schon wirklich schlechte Erfahrung damit gemacht habe daß über Jahre sorgfältig erstellte Threads (betraf da 2CV-Technik) von einem Tag auf den nächsten einfach verschwunden waren da das privat betriebene Forum dicht gemacht hat. Das war wirklich eine sehr ärgerliche Sache und seitdem halte ich mich mit Berichten zurück. Ich habe jedoch hier den Eindruck daß das Musikerboard ein einmaliges und tolles Forum ist welches von so vielen aktiven und motivierten Moderatoren und Teilnehmern getragen wird daß es sehr sehr unwarscheinlich ist daß der Inhalt einfach so verschwinden wird. Es würde sicherlich immer eine Lösung gefunden das Forum weiter zu erhalten bzw. seinen Inhalt in ein Neues zu übertragen.
Trotz Allem hätte ich natürlich nichts dagegen wenn der Restaurierungsbericht, sinnvoller Weise in etwas kompakterer und mehrteiliger Form sowie etwas mehr der Leserschaft angepasst, in einem Printmedium veröffentlicht würde. Ich gehe aber davon aus daß die Redaktion der betreffenden Zeitschrift vermutlich doch hier mitliest und bei Interesse auf mich zukommen würde.
Die Restaurierung ist schon einiges weiter fortgeschritten und auch das Bassteil ist nahezu fertig, die Photos sind gemacht. In Kürze folgt also der nächste Teil.

Liebe Grüße und "Frohe Ostern" an Alle,

Roland
 
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Ich gehe aber davon aus daß die Redaktion der betreffenden Zeitschrift vermutlich doch hier mitliest und bei Interesse auf mich zukommen würde.
Hie rvermute ichdass der Weg andersrum zum Erfolg führen dürfte: Die Zeistschrift ist tatsächlich immer auf der Suche nach lohnenswerten Beiträgen. Aber so groß ist der Redatkionsstab dann doch wieder nicht, dass die aktiv groß auf Suche gehen könnten. Aber wenn ihnen ein interssanter Artikel , gut aufbereitet angeboten wird, dann glaube ich dass sie die Gelegenheit packen werden.. zumal im Moment der Chefredakteur , soweit ich weiß selber Cantulia Fan ist. - Es wäre zumindest definitiv nicht der erste Artiklel aus der Feder eines unserer User, die zuerst ihr Projekt hier beschrieben haben und dann nachfolgend im Akkordeonmagazin nochmal einen Artikel dazu veröffentlicht hatten.

So oder so deine Beiträge über die Restauration deiner Akkordoens sind super intereessant - sehr detailreich und anschaulich... und was du allerdings nur hier im Forum dazu bekommst ist ein direktes Feedback und Diskussion;)
 
An für sich stehe ich auch eher auf Gedrucktes als die unendlichen Weiten des Internets, zumal ich schon wirklich schlechte Erfahrung damit gemacht habe daß über Jahre sorgfältig erstellte Threads (betraf da 2CV-Technik) von einem Tag auf den nächsten einfach verschwunden waren da das privat betriebene Forum dicht gemacht hat. Das war wirklich eine sehr ärgerliche Sache und seitdem halte ich mich mit Berichten zurück.
<OT>
Ja das ist total ärgerlich. Ich hab genau dieselbe Erfahrung gemacht. Freilich ging es dabei nicht um den 2CV, sondern um die Herstellung und die Programmierung von Prozessoren und Microcontrollern für Hobbyisten. Ein Weg, das Vergessen zu vermeiden, führt eventuell über github. Dort kann man auch statische Homepages mit begrenztem Speicherplatz erstellen, so dass das Wissen für die Nachwelt zugänglich bleibt. Ach ja: Die github-Open Source-Welt gehört Microsoft. Die machen nicht so schnell pleite. Ich kenne jetzt deinen IT-Level nicht, aber wenn du ein wenig HTML kannst und bereit bist, deine schönen Fotos zu komprimieren, könnte das weiterhelfen...
</OT>


Das wars auch schon. Ich bin gespannt, wie es bei Dir weitergeht, @cantulia.
 
Keine Sorge, das Musiker-Board gibt's jetzt seit 20 Jahren, und im Gegensatz zu altbackenen Printmagazinen, die doch oft/schnell in der Blauen Tonne landen, gibt's hier auch auch für (mindestens) die nächsten 20 Jahre dauerhaften Content!

Und nun bitte wieder zurück zum interessanten Thema...
 
Egal ob Akkordeon, Harmonium oder Orgel die Mechanik und Präzision mit der diese Dinge Funktionieren ist faszinierend, auch wenn einem selbst ein bestimmtes Instrument klanglich weniger zusagt. Ich finde es immer gut wenn jemand ein Instrument für die Zukunft erhält.

Trotz Allem hätte ich natürlich nichts dagegen wenn der Restaurierungsbericht, sinnvoller Weise in etwas kompakterer und mehrteiliger Form sowie etwas mehr der Leserschaft angepasst, in einem Printmedium veröffentlicht würde.
Ich bezweifle allerdings das die Leserschaft heute noch Bedarf an solchen Berichten hat. Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft. Heute setzt sich keiner mehr hin und investiert Stunden/Wochen/Monate/Jahre um an einem Instrument zu schrauben. Amazon und co liefern billig aus China binnen weniger Stunden etwas neues damit das alte weg kann... Leider bist du/wir einer der wenigen die so was noch machen.
 
Ich bezweifle allerdings das die Leserschaft heute noch Bedarf an solchen Berichten hat.
Hallo Christian_Hofmann,


ich vermute, du befasst dich eher weniger mit Akkordeons - denn wenn du dich hier mal etwas weiter durchlist, dann wirst du feststellen, dass a) Akkordeons insbesondere die älteren äußerst robust und langlebig sind und sich deshalb Reparatuern auch heute noch häufig lohnen... und b) speziell ältere teilweise auch heute noch wegen ihres Klangs gesucht werden.

... und c) Musikinstrumente nicht grundsätzlich mit beliebigen anderen Geräten des Konsumalltags verglichen werden können, weswegen auch heute noch ein gutes "mechanisches" Musikisntrument teuer ist und mitunter nicht einfach kopiert werden kann und dewegen die Konkurrentz von "asiatischen Billigstprodukten" nicht zu fürchten braucht - denn hier besteht oftmals noch der Unterschied zwischen "Musikinstrument zum Spielen" und "Spielzeug das wie Musikinstrument aussieht".


Und schon aus diesen Gründen kann ich dir versichern, finden sich hier viele User die an solchen Renoverungsberichten interessiert sind. :)
 
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