Berufsmusiker? Wer kann davon leben?

  • Ersteller the_gun
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William Basie hat es mal wieder wunderbar auf den Punkt gebracht.

Meine 5 Cents:
Was macht ihr für Musik, welches Instrument, welche Jobs?

Ich bin Sängerin (spiele zwar auch Gitarre, aber nur für den Hausgebrauch, für die Bühne reicht mein Können nicht). Ich singe viel auf Hochzeiten (auch in der Kirche), Firmenevents, Messen, Jazz-Brunches, Weihnachtsfeiern, manchmal Open-Airs, Strassenfeste, Clubgigs.

Wie seit ihr dahin gekommen, wie war eure Laufbahn?

Mittlerweile blicke ich auf eine lange Laufbahn zurück.
Angefangen habe ich als junges Mädel in einer Wave-Band, wir haben nur eigene Musik gemacht, ich habe die Texte geschrieben und würde mal behaupten, keine so schlechte Texterin zu sein (auch in späteren Jahren habe ich immer wieder mal eigene Musik gemacht, aber das ist zwecklos, wenn man davon leben will. Deshalb ist das mittlerweile kein Thema mehr für mich).
Parallel dazu folgte eine (klassische) Gesangsausbildung, später bin ich auf Contemporary umgestiegen. Mein Studium habe ich mir mit Tanz/Coverbands finanziert. Allerdings konnte ich irgendwann weder Bierzelte noch Tanzmucke ertragen und habe mir eine Nische gesucht. Ich liebe Jazz, Chanson, Latin.... und das ist genau das, was ich mittlerweile mache. Übrigens ist Jazz eine Musikrichtung, die einem enorme künstlerische Freiheiten bietet und viel Raum für eigene Interpretationen lässt (was man von Covermucke nicht gerade behaupten kann).
Natürlich unterrichte ich auch viel. Ohne Unterrichten schafft man es nicht, von Musik zu leben - ich kenne jedenfalls keinen Kollegen, der nicht unterrichtet.

Und wie sind eure Tips für die Menschen, die es "wirklich schaffen wollen" von der Musik zu leben, egal auf welche Art?

1. Beherrsche Dein Handwerk
2. Schaff Dir ein Netzwerk
3. Sei zuverlässig und kollegial
4. Schau auch mal über Deinen eigenen musikalischen Tellerrand
5. Schmink Dir ab, reich und berühmt zu werden - sei froh, wenn Du deine Rechnungen bezahlen kannst

Übrigens, William Basie, mit einem selbständigen Partner/in, der nicht klammert, funktioniert das Musikerleben durchaus.....
 
Zuletzt bearbeitet:
... Übrigens, William Basie, mit einem selbständigen Partner/in, der nicht klammert, funktioniert das Musikerleben durchaus.....

ich weiß...;);)
Viele Musiker leben in einer Familie, die sehr gut trägt, haben Kinder - was den finanziellen Aspekt aber auf keinen Fall kleiner macht.

Aber ich kenne auch die Kehrseite: Streß in den Partnerschaften, der sich weit in die Arbeit mit reinzieht - niemand hat den Kopf frei für die Musik, wenn er damit rechnen muß, wenn er nachts nach Hause kommt daß seine Frau ausgezogen sein könnte... - im allerschlimsten Fall das Klavier mitgenommen hat...:eek::D
 
also als Amateur Musiker zu sein ist auch nicht befriedigend. Man hat zwar u.U. weniger finanzielle Sorgen was Mietzahlungen , Heizrechnungen usw angeht , aber wenn schon ein Berufsmusiker nicht viel Zeit für seine Musik selbst hat(wegen allerlei Verpflichtungen und zeitraubenden Organsiationskram), wie siehts dann erst bei den Amateur-Musikern aus ?

ich bin Amateur Musiker, arbeite im Wechselschichtdienst, hab am Tag geteilte Schichten (im Schnitt 3 in der Woche) plus 4-6 mal im Monat noch die Nacht , dann Feiertage und 2-3 Wochenenden im Monat arbeiten....da kann man sich auch ausrechnen wieviel Zeit zum Musik machen, üben, bleibt :(
 
ist schon toll, daß dann noch ein verträumter Provinz-Heini auf den gleichen Flur stehen will, falls mal die anderen fünf zufällig ausfallen.

Bevor ich jetzt was dazu sage. Wen addressiert du hier gerade mit deiner Aussage?
 
Bevor ich jetzt was dazu sage. Wen addressiert du hier gerade mit deiner Aussage?
an dich nicht!
Deine Aussagen sind im großen und ganzen in Richtung Realität.


ich bin 50 Jahre dabei, allein der Gedanke mit Menschen arbeiten zu müssen, die keinerlei Gespür für die Grundlagen und Anforderungen des Berufs haben, die lassen mich gelegentlich etwas grob argumentieren.
 
Achso, ich dachte weil du Bezug auf den "Träumer" genommen hast. Als solchen hab' ich mich ja selbst bezeichnet. Nur halt eben im desillusionierten Sinne. Im Moment ist es echt hart - mal denke ich, man müsse mehr lenken und leisten, aber dann sehe ich wieder Musiker, die Leute vor allen Dingen mit ihrer Naivität und ihrem Spaß auf der Bühne zu den Konzerten holen. Es scheint mir in der Musik ein wenig wie in der Liebe zu sein - wenn du es unbedingt willst, passiert gar nichts und wenn du nicht mehr damit rechnest hast du auf einmal Glück. Tja, jetzt spricht wohl der Träumer wieder ;)
 
Träumer sollten unbedingt beim Träumen bleiben und nicht den Musikbetrieb stören...

Ich habs in New York hautnah miterlebt, ein Weltklasse-Spieler hat einen Studio-Job, fünf weitere Weltklasse-Spieler stehen auf dem Flur und warten, daß der, der den Job hat krank wird, kein Taxi bekommt, etc.

Und das sind alles Musiker, die problemlos jeden Job machen können, jede Stilart bedienen können, jede Art von Noten lesen können, alle für First-Takes bekannt sind... - ist schon toll, daß dann noch ein verträumter Provinz-Heini auf den gleichen Flur stehen will, falls mal die anderen fünf zufällig ausfallen.

Mann, Mann, Mann, befaßt euch doch mal etwas mit der Realität!

Ich kenne einige Dutzend Berufsmusiker hier in Deutschland persönlich, von vielen anderen kenne ich zumindest die Lebensumstände, deutlich weniger als 10% kommen nur deshalb einigermaßen finanziell über die Runden, weil sie unterrichten - unterrichten können sie meist nur, weil sie ein Papier vorweisen, auf dem Diplom steht.
Das Musikmachen als solches ist für die überwiegende Mehrzahl nur eine Randerscheinung, live sowieso, die werden aufgefressen vom Unterricht, vom eigenen Managment (das sich die überwiegende Mehrheit nicht leisten kann in fremde Hände zu geben), vom Unterwegssein und vielem alltäglichen Scheißkram mehr.
...und dann such dir mal eine Frau, die das auch mitmachen will...

Zum Glück haben nicht alle Menschen die selben Ziele! Die New York-Situation klingt ein wenig so, wie wenn man Stories über Models hört...oder im Fernsehen sieht... Sind die zwischendurch eventuell auch kotzen gegangen? Also, eindeutig nicht das, was ich darunter verstehe, Musik/ Kunst zu machen und damit zufrieden zu sein und irgendwann beruhigt in die Kiste zu steigen. Also, was leisten diese Menschen denn für einen Beitrag zur Gesellschaft? Ich wette, keinen gehaltvollen oder kreativen oder ideellen. Die Huren der Industrie! Man kann sich ja mal mit anstellen fürn paar verschissene Euronen oder Dollar, auch wenns danach hintenrum ein wenig schmerzt.

Bei der überheblichen Art, wünschte ich, du würdest dich outen - also, was du machst. Erzählen, mit wem ich mich schon so unterhalten hab und wo ich was erlebt hab, was allerdings andere Menschen betrifft, wertet mich leider nicht auf...
 
Zum Glück haben nicht alle Menschen die selben Ziele! Die New York-Situation klingt ein wenig so, wie wenn man Stories über Models hört...oder im Fernsehen sieht... Sind die zwischendurch eventuell auch kotzen gegangen? Also, eindeutig nicht das, was ich darunter verstehe, Musik/ Kunst zu machen und damit zufrieden zu sein und irgendwann beruhigt in die Kiste zu steigen. Also, was leisten diese Menschen denn für einen Beitrag zur Gesellschaft? Ich wette, keinen gehaltvollen oder kreativen oder ideellen. Die Huren der Industrie! Man kann sich ja mal mit anstellen fürn paar verschissene Euronen oder Dollar, auch wenns danach hintenrum ein wenig schmerzt.

Bei der überheblichen Art, wünschte ich, du würdest dich outen - also, was du machst. Erzählen, mit wem ich mich schon so unterhalten hab und wo ich was erlebt hab, was allerdings andere Menschen betrifft, wertet mich leider nicht auf...

Ich habe weder ein Problem damit, Dienstleistungsmusik zu machen, noch Klavierunterricht zu geben. Bin ich auch so eine Hure?

Ich frage mich, welchen Beitrag Du zur Gesellschaft leistest, daß Du Dich in dieser Art und Weise über "die Huren der Industrie" auslässt? Wovon lebst Du?
 
Ich habe weder ein Problem damit, Dienstleistungsmusik zu machen, noch Klavierunterricht zu geben.

Ich auch nicht, Funkeybrother.
Und ich habe schon einige Berufe gehabt, außerdem ein geisteswissenschaftliches Studium absolviert.... aber ich wollte immer singen. Früher habe ich für Musik gebrannt. Gut, mit den Jahren lässt dieses Brennen nach und das handwerkliche Können tritt an seine Stelle - was nichts Schlechtes bedeuten muss !
Ich bin eins mit mir, wenn ich auf der Bühne stehe, glücklich, wenn ich singen kann. Und es macht mich stolz, wenn meine Gesangsschüler mit der Zeit besser und sicherer werden und das vor allem selber merken und sich darüber freuen.
Das alles wäre nicht möglich, wenn ich keine "Dienstleistungsmusik" machen würde. Wäre ich in meinem alten Rock/Indie/Alternative-Umfeld hängen geblieben (das sicher sehr ehrenwert war), dann würde ich Musik heute - wenn überhaupt!- nur noch als Hobby betreiben und könnte wahrscheinlich froh sein, wenn wir alle 2 Monate irgendwo spielen könnten - und für JUZ-Auftritte wäre ich jetzt längst viel zu alt, ebenso wie meine damaligen Mitstreiter ;)
Viele einstige Weggefährten machen übrigens gar keine Musik mehr - mit den Jahren relativieren sich viele Dinge, die man für unveränderlich gehalten hat. Plötzlich ist man mit Geldverdienen beschäftigt, hat Familie, und für Musik ist kein Platz mehr im Leben. Oder man ist erfolglos geblieben, oder die Band ist auseinander gegangen, und man kehrt der Musik enttäuscht den Rücken. Alles Dinge, die ich bei ehemaligen Mitmusikern mitbekommen habe.

Der Entschluss, hauptberuflich auf Musik umzusteigen, erfordert einen hohen Grad an Professionalisierung. Und das muss Kreativität nicht ausschließen - im Gegenteil! Mit der bösen Industrie hab ich ohnehin nichts zu tun.....
 
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Ich habe weder ein Problem damit, Dienstleistungsmusik zu machen, noch Klavierunterricht zu geben. Bin ich auch so eine Hure?

Ich frage mich, welchen Beitrag Du zur Gesellschaft leistest, daß Du Dich in dieser Art und Weise über "die Huren der Industrie" auslässt? Wovon lebst Du?

Schön für dich, wenn du kein Problem damit hast! Wenn ich von "Huren der Industrie" spreche, meine ich, glaube ich, andere Leute, als die, die irgendwo Unterricht geben. Wenn du allerdings "Dienstleistungsmusik" machst, könnte es schon gut möglich sein, dass du auch gemeint bist.

Was ich mache und wovon ich lebe, tut hier absolut nichts zur Sache - und zwar deshalb, weil ich weder behaupte, schon fünfzig Jahre groß im Geschäft zu sein und mir auch keinen Namen eines großen Big Band-Komponisten gebe und außerdem, weil ich nicht in der Form um mich schlage, wie der besprochene Herr...

Außerdem glaube ich -ich weiß es allerdings nicht genau- ging es im Eingangspost eher darum, eine Band zu gründen, tolle Musik zu machen und dann so richtig davon leben zu können - Rockstar bla bla bla... Oder irgendwas größenwahnsinniges, wie z.B. ein großer Produzent zu werden???

Das mit dem Beitrag zur Gesellschaft war womöglich wirklich ein wenig übertrieben. Allerdings frage ich mich, was solche Marionetten, wie Tokio Hotel oder dieser beste Freund von Dieter Bohlen (mir fällt der Name glücklicherweise nicht ein!) tatsächlich für einen Beitrag leisten.
Ich finde, dass kritische Künstler, die eher im Untergrund agieren und vielleicht durch ein wenig Glück irgendwann doch bekannt werden, definitiv einen gehaltvolleren, weil nämlich kritischen Beitrag leisten. Und ich glaube, würde man der breiten Masse andere Musik anbieten, als immer wieder den gleichen blöden Schlager, dann würden die/ wir das auch hören und es würde sich niemand daran stören. Im ersten Moment vielleicht, aber das würde schon angenommen. Wieso will eigentlich niemand in kleineren, wie auch größeren Orten, zum Stadtfest ne Band hören, die ihre eigene Musik schreibt?! Überall nur noch Coverbands... Die verdienen damit Geld, das ziemlich schlecht zu reproduzieren, wofür sich ein anderer irgendwann mal den Arsch aufgerissen hat. Und möglicherweise hat das, was da musikalisch passiert, derjenige, der es schrieb, auch irgendwann gefühlt und ernst gemeint...

Es gibt definitiv Leute, die es mit ihrer eigenen Kreativität geschafft haben und sich dafür nicht verbiegen oder verkaufen müssen. Dass das Arbeit ist, ist natürlich klar. Aber auf keinen Fall ist es vergleichbar mit Brötchen backen oder Wände hochziehen. Weil da gibt es einen kleinen Unterschied: ein Bäcker verkauft ein Produkt ohne großen ideellen Wert - ein Verleger übrigens auch. Ich glaube aber nicht, dass ...hm... Goethe oder Nietzsche (sind bekannt, deshalb diese Beispiele) Bücher geschrieben haben, weil es mal wieder Zeit war, was auf den Markt zu werfen, um damit Geld zu verdienen, sondern, weil sie etwas zu sagen hatten. Die Jazzer in Amerika auch nicht. Auch die ganzen Volksweisen, die es auf der Welt so gibt, sind nicht entstanden, weil irgendjemand Geld damit verdienen wollte.
Die Leute, die den ideellen Wert aller möglichen Kunst zerstören, sind die, die den Scheiß verkaufen. Und daraus ist mittlerweile (seit den 40ern oder 50ern) so eine riesige Industrie geworden...ekelhaft... Da geht es schon lange nicht mehr um Musik oder Kunst, sondern um Kohle! Und wer das aktiv unterstützt, der sollte sich vielleicht auch mal Gedanken über die Realität, auch im historischen Kontext, machen.

Hoffe, das ist nicht zu wirr...

Peace.
 
Zuletzt bearbeitet:
Außerdem glaube ich -ich weiß es allerdings nicht genau- ging es im Eingangspost eher darum, eine Band zu gründen, tolle Musik zu machen und dann so richtig davon leben zu können - Rockstar bla bla bla... Oder irgendwas größenwahnsinniges, wie z.B. ein großer Produzent zu werden???

Davon war nicht die Rede - vielleicht hättest Du besser noch mal nachgeschaut.
Es ging einzig und allein darum, wie man mit Musik Geld verdienen oder sogar davon leben kann - in welcher Form und mit welchen Jobs auch immer.
Dazu gehört für mich alles mögliche - von Musikunterricht bis Vertonung von Werbespots - von Musiktherapie bis Straßenmusik.

Hoffe, das ist nicht zu wirr...

Doch, ist es...
 
Mr. Bullinksy,

wenn Du anfängst, Kunst nach wertvoll und wertlos zu unterscheiden, begibst Du Dich auf Glatteis. Es gibt zwar extreme Fälle, wo ich geneigt bin, Dir zuzustimmen, aber etwas abseits der ganz klaren Fälle wird es schnell schwierig. Und auch Trivialmusik ala Bohlen und Co. hat vielen Menschen schon schöne Stunden beschert, was ich nicht verkehrt finden kann. Auch wenn es ein Fabrikprodukt ist und ich es mir nicht anhören will.

Dass Du Dir anmaßen willst, den ideellen Wert von Kunst zu beurteilen und zwischen gut und schlecht zu unterscheiden, führt nirgendwo hin. Außer in eine unselige Vergangenheit, aber ich bin mir sicher, dass das nicht Deine Absicht ist. Aber das ist eine mögliche letzte Konsequenz daraus, wenn man absolute Maßstäbe an Kunst anlegen will.

Auf der anderen Seite ist es natürlich legitim, wenn Du für Dich selbst entscheidest, was Du machen willst und was nicht.

Banjo
 
@bullinsky
Kennst du den Unterschied zwischen Musiker und Künstler?
Ein Musiker macht was er verkauft und ein Künstler verkauft was er macht. Soweit so gut, aber verkaufen muss jeder wenn er was zum beißen haben will.
PS: ich hoffe du gestehst W A Mozart den Künstlerstatus zu und bejast seinen Wert für die Gesellschaft, dennoch MUSSTe er komponieren weil er sein ganzes Gels verhurt und versoffen hatte.
 
Na da bin ich ja froh, dass es auch noch Leute gibt, die das Thema dieses Threads richtig verstanden haben!
Denn es ging definitv weder darum, dass ich mit sabberndem Maul hier sitze, um zu erfahren wie ich Rockstar werde, noch darum eine Band zu grünen und DEN Song zu schreiben.
...
Das Mozart-Beispiel finde ich super! Nicht nur Mr. M sondern auch vor allem auch Bach und die Komponisten vor Mozarts Zeit, wären nach Bullinskys Definition "musikalische Huren" gewesen und hätten demnach in ihrer Musik keinerlei ideelle Werte oder wirkliche Kunst gehabt...
Interressant ist doch dabei, dass nahezu 70% von Bachs gesamtem Werk, Auftragskompositionen bzw. funktionelle Musik war. Bach hat eine Zeit lang allein (abgesehen von nicht musikalischen Jobs) vom Komponieren von Totenmessen und Motetten gelebt. Die hat er am Fließband geschrieben, klingt makaber. Jedoch hatte Bach die Fähigkeit neben Künstler, eben auch Musiker zu sein, der sein Handwerk perfekt beherrscht und somit sind alle seine Totenmessen von betäubender Schönheit und waren DESWEGEN so gefragt. Wenn ich diesen Exkurs endgültig ausufern lassen darf: Die einzigen mir bekannten großen Werke von Bach, die AUSSCHLIEßLICH der Musik wegen geschrieben wurden und somit in der Musikwissenschaft als "autonome Musik" gelten; sind "Die Kunst der Fuge" und "Das musikalische Opfer". Und das waren auch welche seiner letzten.

Was ich sagen will;
wenn man Künstler ist, Freigeist, Kreativer - wie auch immer man es nennen mag - dann ist das sehr löblich und man leistet einen unglaublich tollen Beitrag zur Gesellschaft etc.
Aber Geld verdienen kann man damit nur noch in den selstensten Fällen. Man muss sein Handwerk gut beherrschen UND durch seine Arbeitsmoral und Persönlichkeit ebenfalls glänzen.
Niemand bucht einen unglaublich tollen Gitarristen, der aber ein totales Arschloch ist und immer zu spät kommt. Dann lieber den, der ein paar Takes mehr braucht, mit dem man aber sehr gerne abreitet.

Ich fand es sehr interressant übrigens, was Bell* berichtet hat. Sie hat für sich einen (scheinbar sehr zufriedenstellenden) Weg gefunden, Musik und das reale Leben zu verbinden.
Und genau das, was sie berichtet, nämlich dass viele ihrer damaligen Weggefährten inzwischen keine Musik mehr machen, finde ich so bedenklich. Und deswegen habe ich diesen Thread aufgemacht. Weil ich so nicht "enden" möchte! Lieber prostituiere ich mich für Unterricht, für Werbejingles, für Coverbands, um eben nebenbei mein kleines persönliches nicht prostituiertes Projekt machen zu können. Das ist mir tausendmal lieber als vielleicht dickes Geld zu verdienen, mit nem 9-5 Job, aber jeden Abend erschöpft und unglücklich ins Bett zu fallen.

Ich hoffe das war alles verständlich.
 
Wieso will eigentlich niemand in kleineren, wie auch größeren Orten, zum Stadtfest ne Band hören, die ihre eigene Musik schreibt?!

Keine Ahnung, aber offensichtlich ist es so. Warum soll jemand der ein Instrument beherrscht das nicht nutzen und damit Geld verdienen?
 
Zitat von Mr. Bullinsky
Wieso will eigentlich niemand in kleineren, wie auch größeren Orten, zum Stadtfest ne Band hören, die ihre eigene Musik schreibt?!

Weil man da saufen und feiern will. Und eben auf dem Tisch mitgröhlen und das geht nur wenn man die Lieder kennt.
"Die Band war gut" heißt nämlich aus dem Otto-Normal-Musikkonsumentendeutsch übersetzt:
"Die Band hat Lieder gespielt die ich kenne und gern (weil oft!!!) höre.

GERN WEIL OFT nicht OFT WIEL GERN
Grundlagen der BWL
 
N'abend, ein bissl hat der Bulinsky ja recht. Ich steh eher am anderen Ende der Signalkette und mische, bzw bediene technisch alles was zahlt. Nenne mich auch selbst eine "mediennutte". Nein ich bin nicht der mit dem nick aus dem paforum, aber der Mann bringts auch auf den Punkt :)
Mir is voellig egal, ob da auf der Buehne Kontrabass mit Ziehharmonika spielt, oder 5 versoffene Freaks, die mir die Kabel vollspeiben.

Leben von Musik - da sag ich sofort Coverband! Es gibt imho keinen schnelleren Weg da Kohle zu machen. Hin und wieder seh ich die Rrechnungen solcher bands und denk mir, ich haett frueher was ueben sollen und auch covern :)
Also hier reden wir bei den wirklich handwerlich guten UND charismatischen bands von gut 1200€ im Monat pro musiker nach Abzug von Steuern, SV und sonstigen Auslagen. Bei manchen noch mehr. Hatte da 2 DJ's die immerhin 6k€ pro Gig nehmen. So lässts sich leben. Als wegen Schlechtwetter abgebrochen wurde ( die 2 mussten garnicht auf die Buehne) gabs immer noch 3k€.
Bei der Coverband kommt unter Umstaenden wieder der Faktor Prostitution ins Spiel, man hoert da so einiges mit im Vorfeld, wenn da ein paar Hundert Pensionisten sitzen und die Band sich das Publikum am 50l bierfass erst schoensaufen muss.
Aber als gute Coverband bist du, wenn du bei der Setlist den aktuellen Publikumsgeschmack triffst, sofort dort, wo ne Band mit eigenem Programm erst nach wochenlangem Airplay hinkommt.

Das waere dann der andere Fall. Konsequent eigenes Programm. Hier seh ich nur 2 Extreme, naemlich Clubgigs und Sozialhilfe, bzw Nebenjob, oder halt grosser Durchbruch. Wobei auch der zeitlich limitiert ist. Oft landen solche Bands nach jahren dort, wo die Coverband schon immer war :)

Da gabs mal nen englischen Produzenten, der meinte, wenn man ihm 7 Millionen Pfund gibt und alle Vollmachten, dann verdient er mit jeder Idiotenband Geld. Das hat er dann auch in irgendeiner Fernsehsendung eindrucksvoll bewiesen, ganz aehnlich wurde das mit Ashley Simpson gemacht, das waere der eine Weg. Der andere Weg funktionierte Ende der 70er, Anfang der 80er - Prince zum beispiel - wo man sich wirklich raufspielen konnte. Das waren dann aber auch Ausnahmemusiker und geschaeftlich extrem intelligente Leute. Ob sowas heut noch geht weiss ich nicht. Ist man sich nicht zu schade um sich fuer sein Ding WIEDER in irgendeiner Form zu prostituieren, dann gehts wohl.
Nur sein Ding durchziehen weils vielleicht gut ist - wen interessierts, wenn man 257 Radiosender, 150 fernsehsender, youtube, myspace, am Wochenende 2 Dutzend live Konzerte und noch irgendein downloadoportal hat? Du musst erstmal den Sprung zur Wahrnehmnungsgrenze des geneigten Publikums schaffen.

cu
martin
 
Nur sein Ding durchziehen weils vielleicht gut ist - wen interessierts, wenn man 257 Radiosender, 150 fernsehsender, youtube, myspace, am Wochenende 2 Dutzend live Konzerte und noch irgendein downloadoportal hat? Du musst erstmal den Sprung zur Wahrnehmnungsgrenze des geneigten Publikums schaffen.

Das ist ein sehr wichtiger Punkt - die extreme Übersättigung. Sie erschwert das Leben von Musik zusätzlich.
 
Das ist ein sehr wichtiger Punkt - die extreme Übersättigung. Sie erschwert das Leben von Musik zusätzlich.

Ja, das ist wirklich war!
Und deswegen habe ich bewusst irgendwo am Anfang dieser Diskussion geschrieben, dass man über die Musik hinaus eben ein guter Geschäftsmann oder wenigstens erprobter Internetnutzer sein sollte.

Wir erleben das ja selber in unserer Band. 40% aller Gigs, Kontakte, Fans usw., die wir an Land ziehen, kommen über myspace.
Dann 40% über Beziehungen.
Wir haben als kleine Schulband angefangen und das erste Vitamin B das wir hatten war unser Musikleherer, der uns nen Probenraum verschafft hat. Aber Wenn man immer immer unbeirrt weitermacht, kommt man auch weiter. Deswegen haben wir mittlerweile deutlich mehr Vitamin B am Start als am Anfang.

Aber wenn man genau hinsieht, ist diese Übersättigung ein sehr schnelllebiges Ding. Im großen Buiz war das schon immer so, ohne dass man dagegen was tun konnte.
Aber im kleinen Rahmen, in lokalen Musik- und Bandszenen, kann man was dagegen tun. Wir spielen nun seit 6 Jahren als Band zusammen, was für unser jeweiliges Alter (wir sind alle 20)die durchschnittliche Lebensdauer einer Band übersteigt.
naja naja naja, jetzt schweife ich ab...

was ich noch sagen will:
Es ist eben wichtig für sich den richtigen Weg zu finden!
Der eine ist vll zufrieden, wenn er ausschließlich in Coverbands spielt und dafür sein Geld bekommt.
Der andere hingegen weigert sich vll strickt ,sich so zu "prostituieren" und macht nur sein eigenes kreatives Ding - ist dann aber auch bereit mit weniger Geld auszukommen, oder sich andere Jobs zu suchen.
Der Dritte wiederum macht eine Mischung aus beidem und so muss jeder seinen Weg finden.
...was aber - und darin sind wir uns ja hier alle einig - eine sehr sehr harte Sache in der Musik ist.
Aber ist es nicht auch gerade dass, was den Reiz ausmacht?
Für etwas hart zu arbeiten und dann sich wenigstens am Ende der Woche auf einen Gig zu freuen?

Egal wie es uns allen mit der Musik noch wiederfahren wird, ich bin der Meinung, dass es ein großes Privileg ist, dass wir überhaupt diese Leidenschaft haben! Dass wir uns überhaupt diese Gedanken machen!

Manchmal frage ich mich echt, wie so viele Menschen es schaffen, ohne Musik (im Sinne von selber machen) auszukommen.
Ich könnte das nicht.
Ich brauche das. Und wenn es nur ein Gedanke für einen neuen Text ist, oder ich auf der Gitarre ein paar billige Akkorde schrammel.
Ich könnte nicht ohne.
Und deswegen werde ich auch sehr sehr viel dafür geben, dass ich das weitermache.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
.... Es ist eben wichtig für sich den richtigen Weg zu finden!
Der eine ist vll zufrieden, wenn er ausschließlich in Coverbands spielt und dafür sein Geld bekommt.
Der andere hingegen weigert sich vll strickt ,sich so zu "prostituieren" und macht nur sein eigenes kreatives Ding - ist dann aber auch bereit mit weniger Geld auszukommen, oder sich andere Jobs zu suchen.
Der Dritte wiederum macht eine Mischung aus beidem und so muss jeder seinen Weg finden ...

Solange dem so ist, und die Auswahl besteht, ist doch alles prächtig!
...aber ich führe diese Diskussion hier im Board schon ziemlich lange - und es gibt einen extrem deutlichen Trend:
Ganz viele, die nur "ihr eigenes kreatives Ding" machen und dieses fast militant als ausschließlichen Weg behaupten (und über mich als "Gebrauchsmusiker" herfallen), sind bei exsessiven hartnäckigen Nachfragen handwerklich gar nicht in der Lage was anderes zu machen...

Ich habe da nichts dagegen! Aber ich bin dafür, die Kinder beim Namen zu nennen.
 

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