Big Band Akkorde

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muetzenfisch
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Hallo Gemeinde, ich habe folgendes Problem:
Seit etwa zwei Jahren Spiele ich jetzt Gitarre und bezeichne mich als fortgeschrittener Anfänger. Barre's, Pentatonik etc. klappen ganz gut, das Umgreifen bei manchen Dingen ist noch etwas hakelig. Jetzt soll ich in einer BigBand mitspielen. Die Noten des Repertoires habe ich bekommen und hier liegt das Problem. Es sind zwar die Akkorde über die einzelnen Takte geschrieben aber das sind teilweise solche utopischen Griffe, damit komme ich nicht zurecht. Gibt es eine Möglichkeit nach alternativen Akkorden zu suchen, sagen wir mal statt Ebm6/9 einfach Em. War jetzt nur ein Beispiel. Für Hilfe wäre ich dankbar. Man hört die Gitarre ja nicht besonders laut und ich kann mir vorstellen den einen oder anderen Ton auch leichter zu spielen.
Danke schon mal für die Hilfe.
muetzenfisch
 
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Erst einmal herzlich Willkommen im Musiker-Board :)

um ehrlich zu sein, wirst Du nicht drumherumkommen die "richtigen" Akkorde zu spielen. D.h. Du musst sie Dir raussuchen und üben

...sagen wir mal statt Ebm6/9 einfach Em. War jetzt nur ein Beispiel...
Du hast sicherlich bei dem "Em" das "b"chen vergessehn zu schreiben. Aber auch sonst unterscheiden sich Ebm und Ebmoll6/9. Es sind halt 2 unterschiedliche Akkorde ;-)
Ich war mal in einer ähnlichen Situation wie Du. Deswegen kann ich den Gedanken das irgendwie "einfacher" zu machen gut nachvollziehen. Aber in den Jazzarrangements stehen nun mal die angegebenen Akkorde, die durchaus Sinn machen, zu dem was der Rest des Orchesters spielt. Dabei ist es eigentlich auch unerheblich, ob die Gitarre laut oder leise ist. Es passt halt auch leise nicht zusammen ;-)
Als Tipp kann ich Dir folgendes mitgeben:
Suche Dir die "krummen" Dinger aus dem Netz. Es gibt zu jedem Akkord unzählige Tabs (auch in verschiedenen Umkehrungen und Lagen). Erstell´ Dir eine Liste mit den Akkorden, auf die Du immer zurückgreifen kannst. Übe die problematischen Wechsel erst langsam und dann immer schneller. Du wirst irgendwann feststellen, dass diese Akkorde kein Mysterium sind. Sieh es als Herausforderung die Akkorde von den Stücken so zu spielen, wie sie da stehen. Und ich garantiere Dir, Du wirst großen Spaß daran entwickeln, weil sich diese Dinger echt geil anhören :)
 
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Hi,

also das gute ist, man muss als Gitarrist nicht unbedingt jede Option des Akkordes auspielen - dafür gibts ja Pianisten im Optionswahn *duckundflitz* :evil:

Du musst wissen welche Töne wichtig sind und die spielst Du auf jeden Fall - die anderen nur wenn sie gerade günstig liegen.
Grundton und Quinte kann man meist getrost weglassen (sofern es sich um eine reine Quinte handelt)

Die wichtigsten Töne im Akkord sind Terz und Septime (oder in Deinem Fall die Sexte, da diese ja quasi anstatt der Septime gespielt wird)

D.h. die Akkorde die man auf jeden Fall beherrschen muss sind x7, xmaj7, xm7 sowie die mit verminderter oder übermäßiger Quinte (dim bzw. aug). Ferner dann noch mmaj7, kommt aber schon seltener vor.

Damit kommt man schonmal gut durch einen Song, vor allem beim ersten Durchspielen.

Von o.g. Akkordfamilien ist dann als nächstes wichtig die Umkehrungen zu finden bzw. Akkordvoicings die den Grundton auf Unterschiedlichen Saiten haben (E, A, und D-Saite reicht erstmal aus).

Alle weiteren angegebenen Optionen des Akkordes KANN man spielen, sofern sie charakteristisch für den Song sind und/oder gerade gut zu greifen sind.

Übrigens lässt sich Dein Ebm6/9 u.a. so spielen:
E x
A 6
D 4
G 6
H 6
e x

ist gar nicht so kompliziert wie die Akkordbeschreibung vermuten lässt ;-)

Kurzum: Du kommst um das Üben und Draufschaffen nicht rum, es gibt aber ein paar Dinge (s.o.) die Dir das ganze erleichtern. Vor allem wenn Du von den Barré-Akkorden kommst musst Du Dir erstmal abgewöhnen alle Saiten/Optionen spielen zu wollen. Meist reichen 3-4 Töne im Big-Band-Gefüge um den Akkord darstellen zu können - manchmal auch nur 2 (probier mal spaßeshalber ein Dur-Blues-Schma nur mit Terz und Septime zu spielen - funktioniert sogar nur mit Gitarre gespielt ausgezeichnet!)

Gruß
Marco
 
Zum Schummeln, so lange bis die richtigen Akkorde sauber klappen, kann man auch erstmal auf nen klassischen, geschlechtslosen Powerchord zurückgreifen: Grundton + Quint + Oktave

Allerdings sind gerade die Töne, welche die Akkorde häufig zu Fingerbrechern machen, jene, die auch den speziellen Klang/Character eines Songs ausmachen. Es lohnt sich also den richtigen Akkord zu lernen.
 
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Vielen Dank euch allen. Ich sehe schon, es wird nicht einfach. Ich werde mal versuchen, mich da durch zu arbeiten.
 
..manchmal ist ein Kapodaster hier auch ein Segen... (oder sogar ein Halbton tiefer zu stimmen, um etwas besser mit den sonst "krummen" Tonlagen in denen die Bläser gerne unterwegs sind zurecht zu kommen...)
 
Hallo Muetzenfisch!

Es gibt dazu ein wirklich wunderbares Buch von Charlton Johnson: Swing & Big Band Guitar.

Dort wird genau erklärt und gezeigt, welche Akkorde ein Gitarrist in einer Big Band spielt und wie man beim Akkorde vom Blatt spielen die Chords entsprechend reduzieren oder eben auch erweitern kann. Absolute Empfehlung!

Als Einstieg hilft dir vielleicht auch dieses Video:


Da geht's zwar um Western Swing, aber das ist ja der kleine Bruder vom Big Band Swing. ;-) Da hast du schonmal die ersten nützlichen Dur-Griff mit Umkehrungen.

Liebe Grüße, Sebastian
 
:rofl: das kenn ich aus meiner Zeit in der Fachhochschul-Band. Jeweils einer von uns Gitarristen musste immer bei der BigBand aushelfen :igitt: Die Musik von denen war klasse, aber die Akkorde:stars:Damals hatte ich nicht den Ehrgeiz, mir das draufzuschaffen (damals gab es noch kein Internet).
Ich habe Zahlen hinter dem Schrägstrich und alles was ich sonst nicht kannte, ignoriert :embarrassed:Heute würde ich es korrekt spielen wollen. Meist sind die Akkorde gar nicht so schwer, man kennt sie nur nicht auswendig. Such Dir im Internet mit Google oder z.B. mit http://chordfind.com/ ein geeignetes Voicing und male Dir das Bildchen aufs Notenblatt, z.B. so
Ebm6-9_03.jpg

oder in Kurzschreibweise (x-8-x-8-7-8) , egal.
Allerdings war meine Erfahrung damals auch, dass die Gitarre klanglich völlig unterging zwischen all den Bläsern. Wenn ein Wechsel gar nicht klappen will, würde ich allerdings lieber eine einfachere Variante sauber spielen, z.B. Ebm6, anstatt den korrekten Akkord unsauber.
Für mich selber bei Üben mag ich inzwischen den jazzigen Klang solcher Akkorde sehr.
 
Zuletzt bearbeitet:
Es macht sehr viel Sinn, einmal zu "studieren", wo denn welche Töne für die Akkorde liegen. Nimm dir mal einen Dur-Barree-Akkord mit Grundton auf der E- oder A-Saite und such die Quint auf der nächst höheren Saite. Wo liegt die verminderte, wo die übermäßige Quint? Welcher Ton ist die Terz? Das Griffbrett wird mit einem Mal viel transparenter.
 
Auf der Meta-Ebene ist die Situation doch total super: Du lernst viel Neues. Und selbst, wenn Du anfangs "nur" rausgesuchte Akkorde nachspielst... in Schritt 2 suchst Du Dir Akkorde wo auch der Wechsel einfach ist... in Schritt 2 wird der Grundton weggelassen oder der Akkord sonstwie vereinfacht... und Zack haste wirklich was gelernt.
 
Die Noten des Repertoires habe ich bekommen

Das Repertoire besteht überwiegend aus welchen Stilarten?

Gibt es eine Möglichkeit nach alternativen Akkorden zu suchen, sagen wir mal statt Ebm6/9 einfach Ebm.

Punkt 1: Ja, genau so wird es in Sachen BigBand und Gitarre tendeziell gemacht. Der Grund ist folgender: Die Akkordbezeichnungen beziehen sich eigentlich immer auf den Gesamtsound der Band. Für diese Färbungen - also hier z.B. 6 und 9, sind meist eh die Bläser zuständig. Es ist deshalb völlig unerheblich, ob die Gitarre das dann auch noch spielt oder nicht. Viel wichtiger bei der "Funktion" der Gitarre in der Bigband ist die Rhythmik. Du arbeitest in erster Linie zusammen mit den Drums und dem Bass.

Alles, was in Deinem Sheet steht, kannst Du im Grunde komplett reduzieren auf folgende Typen:

Dur bzw. Dur 7
Moll bzw. Moll 7
Dur maj 7

und gelegtlich mal kann vorkommen

Vermindert (dim)
Übermäßig (aug)

Das war's schon. Damit bist schon mal komplett auf der sicheren Seite.

Punkt 2: Damit Dir ein Sound gelingt, der zum Gefüge hörbar noch was beiträgt,

- reduzierst Du die Anzahl der gespielten Stimmen auf maximal 3 (3-Note-Comping, 2-Note-Comping).
- legst du die Chords so zurecht, dass sie sich aussschließlich auf den Saiten H, G und D befinden (oder sogar nur auf G und D). Sowas nennt man Spielen mit "String-Sets". (Ist in vielen Pop/Rock Songs ohnehin so üblich, da es einfach transparenter, konkreter und aufgeräumter klingt, als wenn alle immer alles spielen ;)).

Die Gründe sind ebenfalls im Zusammenklang zu suchen: Diese Saiten klingen auf der Gitarre am durchsetzungsfähigesten. Akkorde z.B. wo Stimmen noch auf der hohen E-Saite liegen, werden von den Bläsern eh untergebuttert.

Ich zeige dir nachher noch ein paar verblüffende Beispiele für dieses Reduzieren, bei dem man wie gesagt zwei Fliegen mit einer Klappe erwischt: Man bricht man sich nicht Finger und trägt gleichzeitig optimal zum Sound der Band bei. Jetzt erstmal Kaffee trinken ;)
 
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Hans hat schon gute Ratschläge gegeben. Ich kann dir noch raten dich mit Freddie Green bzw. Freddie Green Voicings zu beschäftigen, oder auch in manchen Büchern als Shell Voicings bezeichnet. Das sind Voicings, welche aus Grundton, Terz und Septime bestehen, sie werden auf 3 nebeneinander liegenden Saiten gegriffen. Im Gegensatz zu den String Sets von Hans sind Freddie Green Voicings hauptsächlich auf der dicken E-A-D und auf A-D-G aufgebaut. Allerdings sind auch hier erfahrene Big Band Gitarristen der Meinung, das Freddie Green sich hauptsächlich auf die Saitengruppe A-D-G beschränkt hat.

Die Freddie Green Voicings sind eigentlich das, was jeder Big Band Gitarrist als erstes lernt, wie Hans schon sagt sind eigentlich nur D und G Saite wirklich hörbar im Big Band Kontext. Der Pianist schüttet das Stück meistens mit vielen Voicings zu, für den Gitarrist bleibt meist nur übrig sich 2 Ton oder 3 Ton Voicings zu nehmen und mit einem Viertelrhythmus noch mehr Drive in die Sache zu bringen. Bei modeneren Big Band Sachen kann auch mal ein bisschen mehr drin sein ;-)
 
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Weiter geht's. Neben den bereits erwähnten Vorteilen hat das 3- oder 2-Note-Comping einen weiteren unschlagbaren Vorteil: Es entfallen komplizierte Umgreifaktionen zwischen unterschiedlichen Saiten und Barrees kommen nicht vor. Damit lassen sich schnelle Passagen nicht nur viel flüssiger (und damit rhytmisch exakter!) sondern tonal auch schlüssiger in den Bandsound einfügen.

Hier mal ein Beispiel: Gefordert ist in schnellem Tempo: / A7 A7 F#9 F#9 / Hm7 Hm7 Bb13 Bb13 / A7 ..... (= 2 Takte mit Anschlag auf jedem Viertel). In der Spielpraxis kann man das sehr simpel und effektiv lösen. Da die ganzen Erweiterungen von Gitarre in BB-Sound nicht erwartet werden, brechen wir das auf 7er-Chords runter:

A7--F#7--Hm7---Bb7--A7
------------------------------------------------------------
5-----7-----7------6------5-----------------------------------
6-----9-----7------7------6-------------------------------------
5-----8-----7------6------5-------------------------------------
-----------------------------------------------------------------
-------------------------------------------------------------------


Das läuft schon ganz gut, oder?

Da Gitarristen faule Säcke sind, bauen wir noch eine weitere kleine Vereinfachung ein, indem wir das F#9 behalten:

A7--F#9--Hm7---Bb7--A7
------------------------------------------------------------
5-----9-----7------6------5-----------------------------------
6-----9-----7------7------6-------------------------------------
5-----8-----7------6------5-------------------------------------
-----------------------------------------------------------------
-------------------------------------------------------------------

Flutscht doch wie geschmiert ... Nun noch alle anderen Saiten sauber abdämpfen, kräftig reinhauen und die vormals kryptische Akkordfolge hat ihre grifftechnischen Schrecken komplett verloren.

Nun das,was neu gelernt bzw. neu gedacht werden muss:

Da bei den abgespeckten Chords die Grundtöne fehlen (braucht man umso weniger, je größer die Besetzung ist), fehlt es dem Gitarristen an der beliebten optischen Orientierung. die müssen wir uns nun denken.

Aus dem uns bekannten Vollakkord A7 bleiben nur noch die gefetteten Töne übrig - der nicht gespielte Orientierungsgrundton ist rot:

5
5
6
5

7
5

Desselben bei einem Moll7-Akkord (hier also in A)

5
5
5
5

7
5

Nächstes Beispiel: Moll andere Lage und Griffweise - hier Dm7:

5
6
5
7

5
-


oder Emaj7:

4
4
4
6

7
0


Faustregel ist: Es reicht sogar die Terz (groß oder klein) und die Septime (groß oder klein), um einen Akkord in einem Bandrahmen knackig darzustellen.

Daraus folgt die nächste verblüffende Reduktion:

A7 D7 A7 E7 D7 A7
----------------------
-----------------------
6--5---6---7--5---6--
5--4---5---6--4---5---
-----------------------
------------------------

Wichtigst: Je mehr Musiker am Werk und umso lauter alles, desto reduzierter spielt der erfahrene Gitarrist, damit man ihn hört - und halt nicht umgekehrt! Und weil sein Akkordspiel somit riffartige Qualität annehmen kann (Smoke on the Water ist nichts anderes als eine Akkordfolge, die auf Two-Note-Quartkläne abgespeckt wurde!).


Die Krönung der Reduktion ist dann die Bigband-Legende Freddie Green. Der hat seine rhythmische (!) Aufgabe teils auf nur einen einzigen (!!) Ton reduziert (allerdings sehr raffiniert, um dem Bass nicht ins Gehege zu kommen).
 
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Zusätzlich zu allem hier schon gesagten (Hans3, Ginod) noch der Ratschlag, die BB-Gitarre als absolutes Rhythmusinstrument zu begreifen, und Jazz als Musikstil, der hauptsächlich eine rhythmische Veranstaltung ist.

Kein Bandleader wird von Dir erwarten, daß Du fette und komplizierte Voicings spielen kannst ... womöglich noch in einem Höllentempo.
Was er aber von Dir erwarten wird (und er wird Dir sehr dankbar dafür sein), ist ein rhythmisch mindestens einwandfreies, im besten Fall sogar komplexes und bereicherndes Spiel.

Zwei Themengebiete, mit denen Du Dich in diesem Zusammenhang auseinandersetzen solltest:

- Four to the bar (Ein Schlag auf jeder Viertel. Nicht mehr und nicht weniger. Klingt einfach, ist aber in der Praxis sehr schwer so zu spielen, daß es wirklich rhythmischen Drive erzeugt und nicht Langeweile).
- Komplementär-Rhythmik (das ist überhaupt die Essenz des rhythmischen Spiels: Erkennen, wo die rhythmischen Löcher im Groove-Gefüge sind, und diese dann mit sinnvollen rhythmischen Strukturen füllen)

LG-
Thomas
 
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Hi,
zu den obigen Posts, die ich mal so richtig gut finde, fällt mir noch eine kleine Ergänzung ein.
Gerade im Swing sind sehr viele Standards ähnlich und bestehen aus kleineren Bausteinen, die immer wieder vorkommen.
z.B. II V I - Verbindungen, Turnarounds und noch einige mehr, die ich leider nicht richtig musiktheoretisch benennen kann.
Ich finde es lohnt sich, sich diese in zumindest Voicings (Grundton E-Saite und Grundton A-Seite) draufzuschaffen und bei Bedarf abrufbar zu haben.
Gruß
 

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