Bögen mit versus Bögen ohne Spannmechanismus

gupjek
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[Vorweg-Disclaimer: Bin kein Streicher, aber interessiert.]
In der westlichen, klassischen Musik spannt man ja die Bögen mit mechanischen Teilen. Wie es hier im traditionellen/volksmusikalischen Bereich aussieht, weiß ich nicht so recht. Kemençe wird anscheinend auch mit gespanntem Bogen gespielt, zumindest heutzutage. Bei, ich nenne sie mal, 'Bordun-Streichinstrumenten' wie Talharpa oder Crwth hab ich Videos gesehen in denen die Leute den Bogen beim Spiel mit dem Finger spannen. Das erscheint mir einleuchtend, is vermutlich so einfacher alle Saiten auf einmal zu spielen. Im Nahen sowie Fernen Osten ist diese Art zu streichen offenbar weiter verbreitet. Kamanche, Sarinda, Morin Khuur wären da Beispiele die mir einfallen. Allerdings habe ich bei diesen drei Beispielen auch Videos gesehen mit westlichen Bögen.

Im Kontext der Morin Khuur wird ja gerne darauf hingewiesen, dass das Spannen mit den Fingern eine sensiblere, feinfühligere Kontrolle des Klangs ermögliche.
Ich bezweifle nicht, dass man mit genügend Übung mit Bögen mit sowie ohne Spannmechanismus beachtliche Dynamiknuancen spielen kann. Ebensowenig bezweifle ich, dass es einen großen Unterschied macht ob ein Spannmechanismus vorhanden ist oder man mit den Fingern den Bogen spannt.

Mich würde sehr interessieren was Streicher dazu sagen.
Welche Stärken und Schwächen hat das Spiel mit einem Bogen mit Spannmechanismus?
Welche Stärken und Schwächen bietet das Spielen bei dem der Bogen manuell gespannt wird?
 
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Ich bin jetzt zwar kein erfahrener Streicher und kenne mich mit den verschiedensten Streich-Instrumenten nicht so aus, sondern fange gerade erst an wieder Geige spielen zu lernen ... Aber ich schreibe jetzt mal trotzdem, was mir zum Thema einfällt:

Bögen mit Spannmechanismus für traditionelle Streich-Instrumente wie Violine, Viola, Cello, Kontrabass gibt's ja auch schon ziemlich lange – ca. 200 Jahre bzw. etwas länger (?), und die sind ja schon seit langem etabliert und so gesehen auch schon traditionell. Wenn jemand aber ganz altertümlich spielen möchte, dann wird er halt einen Bogen verwenden, wie es sie vor dieser Entwicklung gab. Bei anderen Streich-Instrumenten, wo andere Bogenkonstruktionen Anwendung finden, wird man wohl entsprechende Bögen einsetzen.

Natürlich hat man durch manuelle Kontrolle der Spannung der Haare beim Spielen eine weitere Dimension.
Ist der Bogen mit dem Spannmechanismus gespannt, bleibt die Spannung nicht konstant, sondern steht in Relation mit dem Druck, den man auf die Saiten ausübt und entsprechend mit der Stärke der Reibung zwischen den Haaren und den Saiten, wobei hier auch die Beschaffenheiten von Haaren, Saiten und Kolophonium-Einsatz noch einen Einfluss haben. Spieltechniken, wo man die Saiten mit der Stange des Bogens anschlägt mal ausgeklammert.

Kann man die Spannung des Bogens losgelöst vom ausgeübten Druck auf die Saiten beim Spielen manuell kontrollieren, erschließt das natürlich eine weitere Dimension der Klangkontrolle. Die Frage ist nur, bei welchem Instrument das üblich ist, bei welchem nicht. Wenn es Instrumente gibt, wo verschiedene Bögen-Konstruktionen eingesetzt werden – da würde ich dann halt das nehmen, was einem lieber ist. Will man diese weitere Dimension oder nicht.

Die Dimensionen bei Spannmechanismus, abgesehen von der fest eingestellten Spannung wären dann wohl: 1. Druck auf die Saiten, 2. Geschwindigkeit der Bogenführung, 3. Kontaktstelle im Sinne von der "Punkt" auf der jeweils gespielten Saite zwischen dem Steg und dem Griffbrett, 4. Winkel des Bogens, wobei der Winkel selbst schon alleine 3 D wäre.
Ohne Spannmechanismus käme halt die 5. Dimension dazu: Die Spannung der Haare losgelöst vom ausgeübten Druck auf die Saiten, die eben nicht mehr fest vorgewählt wurde, sondern während des Spiels beeinflusst werden kann.
 
mit solchen "alten" Bögen sind die "modernen" Spieltechniken wie Pizzikkato, Martelée usw. auf der Geige nicht möglich.
Sie machen eher bei mittelalerlichen Instrumenten Sinn.
Der Druck lässt sich bei modernen, mechanisch gespannten Bögen, sehr gut dosieren und es kommt selten vor, dass man mehr als zwei Saiten gleichzeitig streichen muss.
Ich persönlich sehe keine Vorteile der älteren Bögen und bin froh um die modernen, leichten Bögen.
 
Ich bin da auch "moderner" Streiher und habe noch nie einen Bogen ohne Spannmechanismus gespielt. Ich sehe auch keine Vorteile - wenn es sein müsste, könnte ich auch bei meinem Bogen die Spannung über den Mittelfinger verändern - das würde aber bei meinem breiten Cellobogen viel Kraft,... kosten. Einfacher ist es über Bogendruck.
 
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Wahrscheinlich ist das Ganze nur ein „Internetphänomen“.
Streichinstrumente sind dermaßen komplex und anspruchsvoll für den Spieler, dass ich z. Bsp. nicht das geringste Interesse verspüre, mich ins Mittelalter zu begeben.
Da arbeite ich lieber mit bewährten, aber auch modernen Mitteln an Spieltechnik, Intonation, Ausdruck, Phrasierung ...;)
 
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dass ich z. Bsp. nicht das geringste Interesse verspüre, mich ins Mittelalter zu begeben....;)
Ich schon - mit etwas Glück hab ich die Möglichkeit, aus 3 halbkaputten Gamben 2 spielfertige zu machen - als Lohn ist dann eine für mich :)
 
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