[Box] Grossmann SG-Woodbox – Die Lösung aller Probleme des modernen Gitarristen?

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Einleitung
Die beste Investition seit einer langen Zeit!!! Wer kann heute noch einen 100 Watt Vollröhren-Top auf gut klingender Betriebslautstärke betreiben? Ich kann es leider nicht mehr ohne Weiteres. In meiner aktuellen Mietwohnung ist zwar alles sehr gut gedämmt und die Wände sind aus dickem Beton aber die Infrastruktur, also Wasserleitungen und Lüftungen, haben dazu geführt, dass die Lautstärke meiner Musik bei einigen meiner Nachbarn wirklich oberhalb des Tolerablen liegt. Zusätzlich muss ich sagen, dass meine Ohren nach meinen Sessions auch gescheit geklingelt haben. Aber so ist das nun mal wenn man ein 100Watt Top betreiben möchte. Es ist einfach zu laut! Punkt!
Es ist zu laut für eine Mietwohnung und es ist auch zu laut für das menschliche Gehör. Bevor Ihr das folgende lest, seid gewarnt: Der folgende Abschnitt stellt meine persönliche Meinung dar und ist nicht der Diskussionsgegenstand dieses Threads.
Für mich ist der echte und beste E-Gitarren Sound der Sound aus einem 100Watt Vollröhrenamp mit Pentoden (also EL34 oder 6L6) der aus einem V30 Speaker kommt. Vielleicht liegt es nur an der Prägung in meiner Jungend, wo die meisten der Aufnahmen mit derart Equipment aufgenommen wurden. Ich habe Vieles probiert wie EL84-Amps und sogar Hybridamps besessen. Zu dem nutze ich gerne digitale Simulation (Amplitube 4[habe 5 schon gekauft], Bias Amp 1+2, Guitar Rig 5, Overloud 2 und weitere). Gerade die Simulationen klingen gut aber irgendwie klingt es nie so richtig geil. Aus diesem Grund haben sich bei mir mittlerweile einige 4x12 Boxen und 100Watt Tops angesammelt. Leider konnte ich diesen bei mir daheim nie den Sound entlocken den ich eigentlich immer mit diesem Gear fest assoziiert hatte. Lediglich bei den wenigen Gigs die ich mal spielte, ging wirklich die Sonne auf. Aber dafür lohnen sich die Amps eigentlich kaum. Trotzdem fand ich immer, dass der durch das „Bed-Room-Volume“ beinahe schon kastrierte 100Watt Vollröhrenamp immer noch einen Tick besser klingt als alle anderen Lösungen. Meiner Meinung nach hat das verschiedene Gründe. Zum einen ist es die Funktionsweise der Amps. Wer kennt das Problem nicht? Zwischen 7:00 und 7:45 passiert nichts und der Amp macht keinen Mux. Aber zwischen 7:45 und 20:00 liegt Handylautsprecher und Club-Gig-Lautstärke. Bei 21:00 werden einem dann schon mit schmutzigen Händen und langen schartigen Fingernägeln die Ohren abgerissen. Trotzdem klingt das Ganze am besten, wenn der V30 einen gewissen Hub hat und auch dieser wiederum für schöne Interaktion mit dem Outputtransformer sorgt. Für meine Musik ist die Endstufensättigung irrelevant, weil es bei mir um high-gain Anwendungen geht und diese in aller Regel in der Vorstufe generiert wird während die Endstufe so tight und klar wie möglich das Signal verstärkt.
Damit ist mein streitbarer Exkurs hauptsächlich zu Ende. Wie will man also all das erreichen, ohne dass es laut ist? Der Mastervolume Regler hat mir nicht geholfen. Der nächste relativ populäre Schritt ist ein Attenuator. Ich habe verschiedene probiert einschließlich dem SPL-Reducer, dem THD Hotplate und nun zuletzt dem Webber Mass 200. Damit sind die Kategorien „resistive“ and „reactive“ Load abgedeckt. Für mich waren die Attenuator keine zufriedenstellende Lösung. Der Sound wird zu sehr eingefärbt und klingt langweilig. Wahrscheinlich ist der fehlende Speakerhub ein Grund und die in gestörte Interaktion zwischen Outputtransformer und dem wechselnden Wiederstandes des Speakers (Impedanz). Leider konnte hier auch der Webber Mass 200 nicht überzeugen, obwohl das Gerät sogar einen internen lautlosen Speaker hat, welcher o.g. Zusammenspiel nachbilden soll. Auch die Verwendung als reine Last und das anhängen einer IR per PC hat gut geklungen aber es war einfach nicht richtig geil. Das ist sehr schade, weil ich weiß, dass die Amps auf der Bühne richtig geil klingen.
Das war leider eine sehr lange Einleitung aber ich glaube, dass sie notwendig war um zu verstehen wieso ich nun diese relativ unpopuläre und teure Methode zur Klangerzeugung und Aufnahme gewählt habe. Denn nachdem alle Lösungsansätze für mich nicht zufriedenstellend klangen und zu allem Überfluss meine Nachbarn gestört haben, habe ich mich wieder an die Grossmann Isolationsbox erinnert, über welche ich vor Jahren in einer Gitarrenzeitschrift interessiert gelesen habe.
Als letzte Lösungsmöglichkeit vor einem Umzug habe ich mir die SG-Woodbox bestellt. Es handelt sich um eine Isolationbox, welche in Deutschland hergestellt wird. Sie soll die Lautstärke um bis zu 30db reduzieren und gute Möglichkeiten bieten im inneren der Box Mikrophone zu platzieren. Im Gegensatz zu anderen Isolationsboxen sind die Grossmann-Boxen so konstruiert, dass der Sound der Mikrophone durch die Konstruktion, also kleine Box in einem winzigen Raum nicht wirklich verfälscht wird. Der initiale Kontakt mit dem Inhaber war sehr freundlich. Ich bat darum die Möglichkeit zu haben, vier Mics in der Box unterzubringen. Dies wurde ohne Probleme möglich gemacht, obwohl auf der Webseite max. 3 Mics für die Box vorgesehen sind. Ich habe mich für die Woodbox aus Nussbaum entschieden, weil sie sehr gut in meinen Raum passt und wie ein schönes Möbelstück aussieht. Als Speaker habe ich einen 16Ohm V30 gewählt. Mehr Details findet ihr auf https://grossmann-audio.de/produkt/sg-woodbox.

Unpacking & Erster Eindruck

Die Lieferung der Box hat wie bei der Bestellung bereits kommuniziert fast 4 Wochen gedauert und kam in 3 Paketen (Unterteil, Deckel, Speaker). Die Fertigung erfolgt in einer Werkstatt der Lebenshilfe, was ich sehr positiv finde. Die Verpackung war höchst professionell und extrem sicher. Ich glaube, ich musste noch nie so viel Kraft aufwenden um die Kartons für den Papiermüll entsprechend zu zerkleinern. Alles war wirklich perfekt. Die Plastikfolien waren genau abgemessen und präzise geklebt. Der Aufbau ist extrem einfach und wie beschrieben leicht durchführbar. Die Box sieht wunderschön aus und die Lieferung war vollständig. Das Produkt weist eine makellose Qualität auf.

Genauere Betrachtung
Ich habe schon vor Ankunft der Box alles präpariert, sodass es gleich hätte losgehen können. Leider hatte ich vor lauter Freunde über die Box meine 9 Monate Tochter eingeschränkt beobachtet zwar direkt neben mir aber genau vor dem Weinregal in einem Bettchen deponiert, sodass vor der genaueren Betrachtung erstmal eine längere Showeinlage mit viel Küchenrollen, Klopapier, zahlreichen Kehr- und Feggerätschaften, Tüten sowie Staubsauger notwendig war. Dann aber war ich nochmal sehr beeindruckt von der hohen Qualität. Es wirkt fast wie eines dieser modernen Elektroprodukte (e.g. Apple); die Box ist für sich genommen schon schön anzuschauen und makellos. Ich habe gleich meine Mics installiert (s.u.) und angefangen zu spielen. Im inneren der Box befinden sich Anschlüsse für Speaker und Mics. Außen an der Box sind dann ganz unkompliziert Buchsen wo alles angeschlossen werden kann. Das erste Resultat ohne auch nur irgendwas zu genau zu justieren klang schon super. Ich betreibe meine Amps nun bei etwa 21:00 und das Ganze ist nicht viel lauter als ein Handylautsprecher nur mit etwas mehr Bass. Über meine Monitore lässt sich die Lautstärke viel einfacher regulieren als am Master und das Ganze geht auch ohne Soundveränderungen von statten (Psychoakustik natürlich ausgeschlossen).
Nach etwas Nachbessern bei den Mic-Positionen muss ich sagen, dass ich das erste Mal im Leben mit einem Gitarrensound zufrieden bin. Ein weiterer massiver Vorteil für mich ist, dass ich die Box in geschlossenem Zustand nicht mehr anfassen muss und sich deswegen die Mikrophonpositionen nicht verändern. D.h. ich habe nun einen guten und fixen Sound. Früher musste ich die Mics irgendwann wieder von der Box entfernen, weil sie gestört haben. Außerdem kommt es bei frei im Raum stehenden Mics über die Zeit immer zu einer Dislokation.

Bilder
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Soundfiles

Damit man sich ein Bild machen kann habe ich vier verschiedene Genres mit der Box aufgenommen: Clean, Rock, Metal und Prog. Hierfür habe ich vier Mikrophone in gleicher Lautstärkte und zusammen gemischt verwendet: SM57, e906, MD421 und R121(siehe Bilder). Bei Clean und Rock hört man eine Ibanez Jem 7v über einen Bogner XTC 20th anniversary und für Metal und Prog eine strandberg Boden 7 natural über einen Engl Special Edition. Für die Clips habe ich bewusst auf EQs oder irgendwelche Maßnahmen verzichtet. Die Mics gehen alle ganz neutral in die DAW und wurden von dort als *.wav exportiert. Bei Rock und Clean habe ich versucht an klassischen Dingen etwas die Dynamik zu demonstrieren. Grossmann selbst sagt, dass das aufgenommene Signal in der geschlossenen Box bei der Close-miking-Technik praktisch nicht durch den kleinen geschlossenen Raum negativ beeinflusst wird. Bei größeren Entfernungen der Mics zum Speaker gibt es zur Kompensation für den kleinen geschlossenen Raum Vorschläge für Veränderungen am EQ. Bei meinen Mic-Positionen finde ich es nicht notwendig. Eigentlich fallen die durch die Box wohl verursachen Veränderungen sowieso in Bereiche die ich beim Bearbeiten gerne selbst in einer ähnlichen Weise mit dem EQ bearbeiten würde. Letztlich finde ich also, dass es nicht „boxy“ klingt. Dies wird wohl vielen Isolationsboxen nachgesagt, ist aber bei der Grossmann box, a.e. konstruktionsbedingt, sicher nicht der Fall.

https://soundcloud.com/jonathan-nadjiri/clean/s-IvQt5EAuawg

https://soundcloud.com/jonathan-nadjiri/rock/s-SAO0CxW55b4

https://soundcloud.com/jonathan-nadjiri/metal/s-0uHTj6oZDUz

https://soundcloud.com/jonathan-nadjiri/prog/s-terSvgSKIA9


Pro & Kontra
Pro
- klingt fantastisch und ist für mich die beste Lösung für einen guten Gitarrensound
- kleiner als eine gute 4x12
- leiser als eine gute 4x12
- günstiger als eine gute 4x12 (ca. 1k€)
- schöner als eine 4x12
Kontra
- ist am Ende keine laut aufgerissene 4x12 aber genau das will man ja auch nicht haben. Darum kein echtes Kontra.​

Fazit
Ich bin das erste Mal so richtig zufrieden mit meinem Gitarrensound. Ich habe mehr Platz in meinem Studio und die Box sieht viel schöner aus als eine klassische Box. Ich kann jetzt zu jeder Tag- und Nachtzeit mit meinem optimalen Gitarrensound Musik machen und das Ganze auch zu jeder Zeit in einer für mich perfekten Qualität aufnehmen. Dabei bleibt das Setup auf ideale Weise konserviert. Zu guter Letzt habe ich trotz intensivem Testen und Spielen noch keine negative Rückmeldung von Nachbarn bekommen. Für mich war das die beste Investition der letzten 10 Jahre! Daher eine ganz klare Kaufempfehlung!
 
Eigenschaft
 
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Ich nutze schon seit vielen Jahren die Grossmann (bei mir Fat-Box) und habe mir sogar irgendwann noch das Flightcase dazu geleistet, weil es noch ein paar dB mehr Dämpfung macht.
Die Anwendung wird bei mir perfekt durch den Umstand, dass ich mein Studio in einem unserer Kellerräume einrichten konnte, von dem auch noch unser Heizungskeller abgeht. So steht die Isolationbox in ein separaten Raum, was in so fern von Bedeutung ist, dass so ein Ding ja dennoch eine Geräuschquelle ist.
Solange man nur über Kopfhörer spielt, ist dass kein Problem, will man aber eine Abhörsituation über Nahfeld Studio Monitore realisieren, brummelt eine Isolationbox doch etwas vor sich hin.
Ansonsten kann ich viel aus dem „Review“ nur unterschreiben! Bei der Speakerwahl hatte ich auch lange einen V30 und mag den Lautsprecher auch in meinen anderen Boxen. Ich wollte dann aber doch wissen, ob da noch „mehr“ geht und bin nach etwas Suchen bei einem Jensen Blackbird gelandet, in meinen Ohren etwas breitbandiger und „runder“ klingt.
Bei der Mikrophonierung halte ich es einfacher: „Standard“, ein SM57 mit 3 cm Abstand und on Axis auf den Rand vom Spreaker Cone.

Wenn ich jedoch heute nochmal vor der Aufgabe stehen würde, eine Silent Recording Umgebung aufzubauen, würde ich wahrscheinlich in Richtung Torpedo oder Ox gehen, weil das schon eine Menge weniger Geraffel ist. Auch von den Kosten her läppert es sich, wenn man es realistisch betrachtet: Box, Speaker, Mikro und bei mir noch das Flight Case da stecken am Ende auch gut 1000€ drin... ich sehr aber auch überhaupt einen Grund das System zu ersetzen.
 
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@InTune
Danke für Deine Ergänzungen! Das sind wichtige Punkte. Besonders der Aspekt mit der Lautstärke der Box im Raum. Ich spiele tatsächlich gerne mit Kopfhörern. Aber auch über die Monitorboxen klingt es gut wenn man sie laut genug macht. Das ist aber immer noch viel leiser als eine konventionelle Box bei gut klingender Lautstärke.
Auch beim Preisaspekt hast du recht. Das ganze erfordert doch relativ viel Infrastruktur die kostet. Allerdings hab ich jetzt so viel versucht und jetzt endlich das Richtige gefunden, sodass es mir das wert ist. Sparen können hätte ich mir eher die anderen Kompromisslösungen.
Ich habe heute übrigens mit meinem Nachbarn gechattet; der hört gar nichts mehr. Also alles ist perfekt!
Schönen Sonntag Euch allen!

Grüße J
 
Grüße an alle, bin wohl zu spät zu dem Thema hier, hinterlasse aber meine Erfahrungen als gitarrenspielender Komponist und Produzent. Hoffe das ist OK für euch.

Ich bin vor Jahren von eine Grossmann SG-Box zu SPL Transducer und danach auf eine Ox Box gewechselt - immer auf der suche nach dem optimalen Sound - und nun bin wieder zurück, diesmal zur Fatbox. UAD Ox war schon nicht schlecht und vielleicht hole ich mir wieder eine als Alternative. Aber mit der Fatbox arbeite ich am liebsten. Sie ist auf meinen Deluxe Reverb mit passendem Jensen und SM57 plus AKG Grossmebraner eingestellt. Ich bevorzuge aber kleineren Amps so im 15-30 Watt Bereich.

Die Box ist jederzeit Einsatzbereit und stört niemanden. Wenn ich sie nicht brauche, rollt sie in eine Ecke und aus dem Blick.

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Die Qualität ist durchaus sehr ernst zu nehmen. Wir waren gerade Album der Woche beim Saarländischen Rundfunk und der Gitarrensound fällt überwiegend positiv auf, merkt keiner - wahrscheinlich auch weil es sich gut mit reinen Studioaufnahmen mischt und verträgt. Es gibt nichts besseres für den ambitionierten Homerecorder :sneaky:. Vielleicht hole ich mir eine zweite für meinen britischen VOX und spare mir das umrüsten des Jensen auf den Blue Bulldog. Luxusproblem, aber man wird auch älter.

Im Grund sind aber alle Lösungen (Grossmann, SPL Transducer, Palmer, Ox Box, Torpedo ...) brauchbar, aber mir behagt der Sound über die Fatbox einfach besser, klingt organischer und echter und bietet auch eine veröffentlichungsreife Qualität.

Machst es gut Kollegen.
 
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Servus,

Ich konnte nicht widerstehen, diese Iso-Cab endlich im Mini-Heimstudio einzusetzen. Aktuell ist die SG-Box mit einem Jensen Blackbird (100 W, 8 Ohm) bestückt. Der Lautsprecher wird gerade noch eingespielt. Parallel werden 3 Mics (SM7B, SM57 u. SM58) in ihrer Abnahme und Position in der Box getestet.

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Erster subjektiver Eindruck mit dem JB: Ausgewogener Sound. Der Lautsprecher läßt sich gut mit den größeren Amps kitzeln, ohne seine Ausgewogenheit zu verlieren.

Sehr spannend.

Cheers

FunkyDuke
 
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Meine ehrliche Erfahrung mit der Grossmann SG Box

Ich will kein Spielverderber sein, aber ich habe zu dieser Box eine ziemlich klare Meinung, weil ich die schon mal zwei Jahre lang hatte... und bitter bereut habe!

Selten hat mich ein Equipment-Kauf mehr frustriert als die SG Box. Für Demos, für’s Üben im Wohnzimmer oder um den Amp mal kurz leise anspielen zu können – ja, dafür ist das Ding völlig okay. Aber für ernsthafte Studio-Aufnahmen ist sie in meinen Ohren schlicht nichts... die macht mehr kaputt als ihr denkt!

Das merkt man leider nicht sofort. Am Anfang klingt alles irgendwie „brauchbar“. Dann wechselt man den Speaker – erst den zweiten, dritten, fünften – in der Hoffnung, dass endlich dieses „echte Amp-Feeling“ kommt… bzw. die Aufnahme schon passen dürfte, denn klingt ja nach Amp usw.
Und irgendwann merkt man: Der kleine Raum unter dem Deckel ist das Problem!

Wenn man dann mal mit einem hochauflösenden Kopfhörer wie dem Audeze MM-500 oder guten Studiomonitoren hört,
hört man es sofort:

Dieser Mini-Raum unter dem Deckel der SG-Box hat eine ganz eigene Resonanz – und die prägt sich unangenehm hörbar in jedes Signal ein.

Es klingt, als wäre der Sound leicht „unter einer Decke“, dumpf und belegt. - wie so einer Grauüberzug oder sowas... Der kleine Raum hat halt enorm viele Reflektionen!!! Und diese gegen natürlich auch ins Mikrofon: Massenweise Early Reflections! Die versauen die ganze Aufnahme! Das skurile dabei: Man hört es selbst nicht: Erst wen man mal nach rund 1-2 Monaten die Aufnahme hört und dann mal zu normalen Aufnahmen vergleicht, nimmt man es wahr...

Fairnesshalber muss man aber sagen:
Die Verarbeitung, Verkabelung und der gesamte Aufbau sind absolut top. Da gibt’s handwerklich nichts zu meckern – das ist alles super solide gemacht und wirkt professionell. Auch die „Bild-Quality“, also Finish, Lackierung und Anmutung, sind klasse. Rein optisch und technisch sieht die Box großartig aus – sie klingt nur leider nicht so, wie sie aussieht.

Ich will niemandem die Freude nehmen – aber wer glaubt, mit der SG-Box Studioqualität zu bekommen, wird auf Dauer wahrscheinlich enttäuscht.
Für mich war’s ein lehrreiches Experiment, aber kein Keeper.

Ohne Witz ist man da mit einem Kemper viel besser bedient als mit diesem Teil.

So lieb ich an sich die Idee habe leise aufnehmen zu können: Ich kann nur davon abraten, sich sowas anzuschaffen...
 
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Wahrscheinlich ist das auch mehr Geschmackssache, als eine in Fels gemeisselte Tatsache.
Eine Box zu mikrophonieren ist alleine schon eine Wissenschaft. Wenn man zwei oder mehr Mikrophone nimmt wird es noch komplexer wegen der Phasen. Ob man bei dem zugegeben kleinen Volumen "early Reflections" hört, wage ich zwar zu bezweifeln. Bei mehreren Mikrophonen kann das wie gesagt mit den Phasen schwierig werden, zumal bei einer Isolation-Box es schon Aufwand ist, die Positionen zu variieren.
Auf der anderen Seite kann man bei Kemper, OX & Co bei der Suche nach der "IR" auch gaga werden...

Aber vielleicht ist mein Anspruch auch zu niedrig. Ob eine Aufnahme auf "Studio-Niveau" ist oder nicht, könnte ich auch nicht benennen. Meine Ergebnisse mit dem Helix sind eigentlich nicht besser oder schlechter, sondern allenfalls anders...
 
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Ich habe diese Iso-Box noch nicht selbst probiert, aber zur obigen Anmerkung, ob man "early Reflections" hört - falls ja, dann als den Effekt, daß sich das Originalsignal vom Speaker mit den vielen schnellen Reflektionen einer anderen Fläche mischt - das nennt man "Kammfilter" und das kann schon deutlich hörbar sein. Aber wie gesagt, ob und wie stark es diese IsoBox betrifft - keine Ahnung.
 
das nennt man "Kammfilter" und das kann schon deutlich hörbar sein
ja genau, Kammfilter :D Wer sich mit Raumakustik beschäftigt, kann das Problem gut...

Naja man hört die nicht so direkt, weil das Mikrofon ja direkt über dem Speaker steht. Die Raumanteile sind dann nicht so laut und sie liegen enorm kurz unter dem Direktsignal, sodass sie quasi mit in den Klang verschmelzen, was natürlich in einem nicht so guten Klang mündet.

Ich hatte mehrere Speaker / Mics probiert: Aber im Grunde klang alles immer nach ähnlicher Soße...

Das beste ist es, ein sauberes D.I. aufzunehmen und dann Reamping mit echten Amps zu betreiben.
(Für Demos usw. reichen natürlich die Modeler völlig aus... oder man kombiniert den echten Amp mit Models, um den Sound noch dicker zu bekommen...)
 
Der Kammfilter den ich meine findet nicht im Raum um die Box statt, sondern IN der Box. Der Schall der in einem kleinen geschlossenen Volumen nicht wegkommt und sich daher einfaltet wie ein Blätterteig, sich gegenseitig auslöscht und zu einem verschwommenen Bild der Gitarre wird. Das kann man in einer schlechten 4x12" haben (im Inneren der Box, kommt aber leider durch die Pappe der Membrane wieder nach aussen) oder im Falle von einer IsoBox im Volumen vor dem Speaker, in dem das Mikrofon steht.
Das konkrete Beispiel der IsoBox hat da Dämmmaterial, weil die Leute von dem Problem wissen. Weil von unterschiedlichen Erfahrungen damit berichtet werden frag ich mich, woran das liegt.. und vielleicht ist das Problem erst dann ausgeprägt wenn es richtig laut wird in der IsoBox und nicht jeder nutz die Box soo laut?
 

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