Anders sieht es aus wenn im Konzert ein Akkordeonspieler als Solist auftritt. Und auch da muss dann ein Spieler möglichst bis hinten hin den Saal beschallen können.
Ist ein Argument, aber ein begrenztes.
Erstens: wenn der Solist übertönt wird, war zuallermeist nicht der Solist zu leise, sondern der Rest der Truppe zu laut. Ja, ich weiß, da muß man sich manchmal extrem zurückhalten - und leise spielen kann auch nicht jeder mit jedem Instrument. Aber erstmal läufts fast immer darauf hinaus. Es steht ja auch nicht an jedem Solo ff.
Zweitens: schlimmstenfalls gibts für solche Fälle ja auch noch Mikrophone und Verstärker. Auch wenn man oft den Aufwand scheut oder das Know-How fehlt ist das in vielen Fällen am Ende die Lösung mit dem besten Ergebnis, sofern es mit Sinn, Verstand und Know-How gemacht wird. Einfach nur ein SM58 direkt an den Diskant halten geht natürlich nicht wirklich gut.
Drittens: das mit dem weit tragenden hellen Ton stimmt nur bedingt. Hohe Frequenzen unterliegen in Luft stärkerer Dämpfung. Das Cassotto verstärkt bis ca. 500 Hz, was ein guter Kompromiß zwischen maximaler Gehörempfindlichkeit (meist so bei 1000 Hz) und Dämpfung in Luft ist. Das bringt Reichweite. Mit viel Energie 2 kHz und mehr rauszublasen, die von der Luft viel stärker gedämpft werden, ist eher kontraproduktiv. Und wenns an Höhen fehlt kann man ja auch EP registrieren.
Das bei ausgeglichenem Spiel in 8' weittragendste Instrument das ich kenne ist definitiv eine historische Gola, die seit Jahren von Michael Nille (Konzertmeister AO Baltmannsweiler) gespielt wird. Da spielt auch die Druckfestigkeit der Stimmzunge sicher eine Rolle, an Kraft wirds dem Spieler in dem Fall nicht mangeln.
Kurz danach kommt eine Morino VIN eines früheren Vereinskameraden, die natürlich übel schwer ist, aber auch richtig laut kann ohne daß das Instrument "schreit". Gilt allerdings wohl nicht für alle Morino VI gleichermaßen.
Laut sind auch noch ein paar Beltuna doppelcassottos, wobei die gerne das Problem haben daß sie kaum ausgeglichen spielbar sind weil ein paar wenige Töne (so 1/2 Oktave) extremlauter sind als der Rest. Auch einige Instrumente, die Gomez Senior damals für Trossinger Studenten gefertigt hat, tragen mit Cassotto sehr weit - allerdings finde ich bei denen die linke Hand manchmal arg überbetont.
Nicht-Cassotto-Instrumente klingen oft beißend, aber ich kenne eigentlich keines das man im Freien wirklich weit hört. Außer ein paar steirischen Harmonikas, und bei denen natürlich vor Allem die Helikon Bässe. Oh, und die XS ist in der Disziplin tatsächlich sowas wie ein Überraschungs-Champion, die kann in Anbetracht der Größe echt erstaunlich laut.