Das meine ich tausendprozentig ernst, mein Guter. Such mal nach dem User Dredg. Richt ihm nen schönen Gruß von mir aus und frag ihn mal nach dem Typ, der in einem unserer lokalen Musikschuppen mit irgendeiner günstigen Strat und nem Marshall MG mehrere Engls und ihre nachher nicht mehr ganz so stolzen Besitzer mit ebenfalls entsprechend teuren Instrumenten gegen die Wand gedrückt hat. Ich habs selbst nicht gehört, habe aber im Umfeld unter anderem einen Profimusiker, der sich seine Brötchen ausschließlich damit verdient, Musik zu machen. Der hatte kurzfristig von einem Schüler zur Reparatur mal eine Pacifica 412 zur Hand und hat damit einen Strat-Ton gefahren, den du bei vielen Mexicos vergeblich suchst. Von daher reicht mein Vorstellungsvermögen dafür locker aus. Was die Hardware dabei taugt ist letztendlich wurscht, wenn du gut bist kannst du solche Unzulänglichkeiten gekonnt kaschieren.
Nicht der Preis spielt heute eine Rolle, zumindest nicht ausschließlich. Natürlich ist es richtig und vollkommen nachvollziehbar, dass eine Gitarre um 2000 Euro definitv besser klingen wird, als eine für 500, auch wenn das hier einige vehement bestreiten.
Aber gerade wegen dem koreanischen Überangebot (die Koreaner bauen nämlich mittlerweile fast auf dem Niveau der Japaner) bist DU als Musiker und der, der es noch werden will, gefordert, intensivst zu vergleichen. Hersteller wie Ibanez und LTD bieten Einheitsbrei und gerade Ibanez hat mMn in den letzten Jahren abgebaut, trotzdem können sich diese Instrumente teils sogar mit Leichtigkeit mit den wesentlich teureren der traditionellen Marken messen.
Und es ist ein trauriger Fakt, dass altgediente Hersteller wie Fender (noch nicht so schlimm, die neuen Players-Modelle sollen sogar richtig gut sein) und allen voran Gibson sich weniger auf Qualität als vielmehr auf Kosteneffizienz berufen, was dann dazu führt, dass gerade bei exotischen Hölzern wie Mahagonie schonmal Gurken dabei sind, die weder lang gelagert noch gut gewachsen sind. Und auch PRS und ESP hatten schonmal bessere Zeiten, wobei es nach wie vor sehr gute Gitarren, aber eben keine exzellenten Instrumente sind.
Wenn du wirklich hinter einem guten Customshop her sein solltest, halte dich heute vor allem an unbekannte Marken bzw. Geheimtipps, diese Hersteller bzw kleinen Werkstätten haben ein hohes Bedürfnis einen guten Ruf aufbauen zu können. Zu den kleineren Marken gehören eben RAN aus Polen (wobei die mir mit ihrer Preispolitik und ihren Wartezeiten inzwischen etwas auf den Keks gehen), Shamray aus GUS, LAG aus Frankreich (wiederbelebt) und Manne aus Italien sowie auch gern vergessean, Godin aus Canada, wobei die letzen drei keine wirklichen Customshops sind, aber dennoch sehr gute Instrumente bauen.
Die Geheimtipps sind hingegen aus USA Carvin, Anderson Guitarworks (hier merkst du jeden Cent in der Gitarre), John Suhr und aus Japan Tokai und Edwards. Alles Gitarrenhersteller die zwar in ihren jeweiligen Produktionsländern eine exzellenten Ruf genießen und im Falle von Carvin eine über 60jährige Tradition haben, bei uns aber aber meist aus Gründen der Verfügbarkeit fast vollständig unbekannt sind.
So jetzt noch zu deinen anderen Einwürfen, die Sache mit dem ultimativen Gitarristen lass mal sein, wenn jemand sich als solcher bezeichnet und gleichzeitig nen miesen Sound hat, ist er das definitiv nicht. Denn dieser jemand hat verschlafen, dass gerade der Sound aus den Fingern und damit unmittelbar von dir kommt. Es gibt einen schönen Spruch von meinem Lehrer: 80% Mensch, 20% Gitarre. Wenn es demnach mit dir nicht gut läuft und du nicht erkennst, wohin du willst, wird es auch mit dem Instrument nicht weitergehen. Das ist eine Sache, an der du dein ganzes Leben arbeiten wirst, denn es gibt immer Hochs und Tiefs und mit beiden musst du klarkommen, insebsondere dann wenn auf ein Hoch ein Tief folgt.
Deshalb: weniger die Technologie heranziehen und viel mehr an der eigenen TECHNIK arbeiten, besonders an der Technik, sich unmissverständlich durch sein Spiel ausdrücken zu können.
Ich hoffe du verstehst, was ich nach diesem "kurzen" Absatz bezogen auf die 300 Euro-Gitarre meine.
Dann noch was zu RAN:
Schau mal in meine Signatur, da ist der Thread verlinkt, hier habe ich Bilder gepostet. Meine Konfiguration war ein Mahagoni-Korpus, mit 15mm Quilted Maple-Decke und durchgehendem Ahornhals sowie Ebenholz-Griffbrett. Geworden ist daraus eine Konstruktion aus Mahagoni-Korpus mit o.g. Decke, dem Ebenholz-Board und einem durchgehenden MAHAGONI-HALS! Fällt dir was auf?
Die Gitarre klingt absolut göttlich, wenn auch an der Bridge etwas dünn (was aber auf den SH-4 an dieser Position zurückzuführen sein könnte) und gerade die Splitsounds sind für das, was die Humbucker hergeben, eine Wucht, das Holz schwingt und atmet wären dem Spielen. DENNOCH darf ein solcher Fehler NICHT passieren, wenn mir die Gitarre so nicht gefallen hätte, wäre die ganze Sache ein wirtschaftlicher Totalschaden geworden.
Dazu war die Kommunikation die reinste Katastrophe, wenn ich mit den Gesprächen mit meinem Zwischenhändler für meine neue Carvin in England vergleiche.
Ich habe für die Gitarre damals 1680 Euro bezahlt, dafür sticht sie so manche PRS aus. Wenn ich mir aber vor Augen führe, dass nach einem Jahr exakt die gleiche Gitarre nun 500 Euro mehr kosten soll, frage ich mich schon, ob das bei Wartezeiten von bis zu 18 Monaten gerechtfertigt ist, noch dazu, wenn die Möglichkeit besteht, dass der komplette Schuss nach hinten losgeht.
Vor einem Jahr habe ich RAN dafür noch verteidigt, mittlerweile hat sich die Euphorie gelegt und ich seh die Sache sehr nüchtern und neutral.