Changes auswendig

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Trumpet-Jo
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Mal was zur Abteilung Jazz.Wers drauf hat,spielt natürlich ohne Noten.Für mich als Trompeter ist es auch nicht so schwehr Themen auswendig zu lernen aber - die Changes,die Akkorde,das fällt mir schwehr ! ´Hat jemand Erfahrung,wie das am besten zu schaffen ist ? Bei Soul,Blues und Rock Nummern habe ich auch keine Probleme,aber versucht mal die Akkorde von Jazz Messengers Stücken zu lernen ! Ideen ?
 
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damit hab ich auch probleme, würde mich auch mal interresieren :great:
 
Schwierig:great: Da hilft nur Scales und Akkorde auf der Kanne dudeln, wenn es geht auch von anderen anhören um sie ins Ohr zu bekommen, und dann eben mit harmlosen Stücken anfangen...Also mit auswendig lernen durch lesen oder theoretische Übungen bin ich gar nicht weitergekommen-wobei ich Leute kenne, denen sowas mehr hilft als praktisches Üben...
 
Sorry aber wenn man Changes auswendiglernen will hat das prinzipiell nichts mit Scalen zu tun.

Scalen brauch ich als tonmaterialfundus um daraus zu improvisieren.

Um Changes zu lernen muß ich sie hören können.
Hiermit meine ich allerdings das innere Ohr, nicht Taubheit.
- Bei einfachen Formen wie Jazz-Messengers sollte man hier mit Stufen auskommen können, sprich singt als erstes die Basstöne. Das wiederholt man solange bis sie wirklich in Fleisch und Blut übergegangen sind.
Wichtig: Wenn ich die Grundtöne der Akkorde nicht ständig parat habe bin ich im off.

- Je nach komplexität des Standards/Songs und meinem jeweiligen können kann ich dann mit Guidelines fortfahren.
Sprich: Ich singe nicht mehr die Grundtöne sondern die Funktion- oder Spannungstöne in Stimmführungstechnisch logischem Ablauf. Man vermeidet hier den Grundton und nimmt eher die passenden Nonen her.

Wenn man dies hier eine kurze (bei manchen längere) Zeit gemacht hat, stellt man fest das man die Changes gar nicht auswendiglernen muß, man hört was kommt (einfache Formen wie Cantaloop Island oder Watermelon Man als Beispiel, da muß auch keiner Nachdenken was grad kommt).
Nennt sich Formales Hören.
Hier gilt eine im Jazz allgemeine Regel. Wenn ich die Form (Ablauf der Changes) nicht empfinden kann kann ich einen Song nicht spielen. Empfinden ist in der Music gleichbedeutend mit hören deshalb zerlegt die Harmonien und singt sie.
Wie heißt es bei jedem guten Blechbläser so schön: Was ich nicht singen kann kann ich nicht spielen.

Zum Abschluß:
Falls hier jemand Giant Steps spielen möchte oder ähnliche Intervallstrukturen: vergeßt das mit den Guidelines, funktioniert nicht.


Und zu guter Letzt das Thema Scalen:

Changes beschreiben den Wechsel der Harmonien eines Stückes.
Sprich: Jede Harmonie hat logischerweise ihre eigene Scale.

Wenn ich nun für mehrere Harmonien eine Scala mir zurechtlege ist das nichts anderes wie ein Weichspüler. Ich vereinfache mehrere Harmonien und fasse sie im Grunde zu einer Stellvertretenden zusammen.

Um über mehrere Changes spielen zu können, seis z.B. Body and Soul oder There will never be another you, muß ich natürlich für jede Harmonie die richtige Scala können (und zwar intuitiv ohne Nachzudenken) diese bringt mir aber nichts für das merken der Harmonien.
Scalen sind nur Möglichkeiten für die spätere Anwendung.
Und bitte Vorsicht, beim Improvisieren gilt meistens: WENIGER IST MEHR
 
Hallo Trumpet Joe,

Fontana’s Beitrag sagt eigentlich schon ziemlich viel über die Vorgehensweise Changes zu erlernen. Ein weiterer Ansatzpunkt zu diesem Thema wären auch folgende Überlegungen:

90% aller Harmoniefolgen gebräuchlicher Jazz-Standards können auf ein paar wenige Formeln (Kadenzen) reduziert werden. Es wäre daher ratsam Changes nicht blindlings auswendig zu erlernen, sondern sie zunächst auf ihren harmonischen Zusammenhang hin zu analysieren. Dazu sind natürlich Harmonielehrekenntnisse unbedingt erforderlich.

Nehmen wir als Beispiel den A-Teil von „Autumn Leaves“.


Changes:

||: C-7 | F7 | Bbmaj7 | Ebmaj7 | A-7b5 | D7b9 | G-maj7 | G-6 :||


Analyse:

(BbDur) ||: II-7 | V7/I | Imaj7 | IVmaj7 = (G Moll)bVImaj7 | II-7b5 | V7/I- | I- maj7 | I-6 :||


Reduziert gedacht:
Es handelt sich hierbei lediglich um zwei II V I Kadenzen. Einmal in Dur und die zweite in der parallelen Molltonart. Verbunden werden beide durch die Subdominante der Durtonart, die als modulatorischer Kern dient und in der folgenden Molltonart einen SDM Akkord darstellt.

Wenn ich mir diesen Ablauf verinnerliche, bin ich in der Lage das Stück aus dem Stehgreif in jeder beliebigen Tonart zu spielen. Ein weiterer Vorteil auf diese Weise zu arbeiten ist die Zuordnung der Tonleitern, die sich wiederum aus der Analyse ergibt. Außerdem öffnet mir diese Denkweise den Weg zur Reharmonisation die ein essentieller Bestandteil des Jazz darstellt. Wie gesagt, zu all dem sind jedoch profunde Harmonielehrekenntnisse von Nöten.

Natürlich war das Beispiel „Autumn Leaves“ eines der leichtesten Übungen. Das Prinzip ist jedoch auch auf komplexere funktionsharmonisch aufgebaute Standards anzuwenden, wobei die Analyse dann unter Umständen sehr kompliziert werden kann. Ich erinnere hierbei nur an Sikora’s Ausführungen zu Miles Davis’ Komposition „Nardis“ oder auch zum B-Teil von „Girl from Ipanema“.

Des Weiteren, wie oben schon gesagt, kann ich dem Beitrag von Fontana nur zustimmen, mit einer Ausnahme. Er sagte:
"Falls hier jemand Giant Steps spielen möchte oder ähnliche Intervallstrukturen: vergesst das mit den Guidelines, funktioniert nicht."

Das mit der Guidetonlinie würde ich nicht so eng sehen. Klar, die überaus am häufigsten gebrauchten Töne dieser Linien sind die Funktionstöne der jeweiligen Akkorde, die da wären: b3, M3, sus4, 6, bb7, b7 und M7, da diese die stärkste Vorwärtsbewegung erzeugen.
Es gibt aber sicherlich auch die Möglichkeit Grundton (bzw. T9, Tb9, T#9) und Quinte (bzw. T13, Tb13) in eine Guide Tone Line mit einzubauen und insofern ist es dann auch nicht weiters schwer eine stimmige Linie für Coltrane’s „Giant Steps“ zu finden.
Ich habe mir an dieser Stelle erlaubt „Giant Steps“etwas langsamer als gewöhnlich zu spielen, um eine der vielen möglichen Guide Tone Lines dadurch besser hörbar zu machen. Zunächst spiele ich die reine Guide Tone Line um aus ihr dann im weiteren Verlauf des Stückes eine Improvisation heraus zu entwickeln.





CIAO
CUDO
 
"Falls hier jemand Giant Steps spielen möchte oder ähnliche Intervallstrukturen: vergesst das mit den Guidelines, funktioniert nicht."

Das mit der Guidetonlinie würde ich nicht so eng sehen. Klar, die überaus am häufigsten gebrauchten Töne dieser Linien sind die Funktionstöne der jeweiligen Akkorde, die da wären: b3, M3, sus4, 6, bb7, b7 und M7, da diese die stärkste Vorwärtsbewegung erzeugen.
Es gibt aber sicherlich auch die Möglichkeit Grundton (bzw. T9, Tb9, T#9) und Quinte (bzw. T13, Tb13) in eine Guide Tone Line mit einzubauen und insofern ist es dann auch nicht weiters schwer eine stimmige Linie für Coltrane’s „Giant Steps“ zu finden.


Ich möchte nur eine kurze Antwort hierauf geben:

(Es gibt aber sicherlich auch die Möglichkeit Grundton (bzw. T9, Tb9, T#9) und Quinte (bzw. T13, Tb13) in eine Guide Tone Line mit einzubauen )
was du hier ansprichst sind nichts anderes als Spannungstöne (siehe letzter Beitrag).

Zum Thema Giant Steps:
Es macht in sofern wenig Sinn hier Kadenzmäßige Guidelines zu suchen, da das Stück einfach keine Kadenz ist (lernt man glaub ich 3. Jahr Harmonielehre oder so).
Giant steps oder Straight Street... sind Intervallstrukturen, heißt ich löse die Kadenzgesetzmäßigkeiten vollkommen auf. Dadurch ergibt sich beim Improvisieren eine ganz andere vorgehensweise: Ich spiele keine Dominanten mehr, da sie nicht weiter führen sondern nehme eher Stilistika wi in- and out- Spiel her.

Das sollte nun aber genügen.
 
Hallo Fontana,

Du schreibst:
(Es gibt aber sicherlich auch die Möglichkeit Grundton (bzw. T9, Tb9, T#9) und Quinte (bzw. T13, Tb13) in eine Guide Tone Line mit einzubauen )
was du hier ansprichst sind nichts anderes als Spannungstöne (siehe letzter Beitrag).


Ich meinte eben damit dass gerade auch Grundton und Quinte durchaus in einer Guidetonlinie eingebunden werden können. Vielleicht war das etwas missverständlich von mir formuliert.


Du schreibst:
Zum Thema Giant Steps:
Es macht in sofern wenig Sinn hier Kadenzmäßige Guidelines zu suchen, da das Stück einfach keine Kadenz ist (lernt man glaub ich 3. Jahr Harmonielehre oder so).


Hm, diese Aussage machte mich etwas stutzig. Entweder Du hast damals in Deiner Studienzeit nicht richtig aufgepasst, oder Du fehltest im 5. oder 6. Harmonielehresemester.

Also, schauen wir einmal. Du sagtest: „das Stück ist keine Kadenz“. Da muss ich nun einmal gegen fragen: Welches Stück ist denn eine Kadenz? Ist es denn nicht vielmehr so, dass die meisten Stück aus mehreren Kadenz und anderen harmonischen Abläufen bestehen? Nicht einmal einfachste Kinderlieder bestehen ausschließlich aus einer Kadenz. Wie ich im Folgenden erklären werde, besteht „Giant Steps“ sehr wohl aus Kadenzen!



Weiterhin sagst Du:
Giant steps oder Straight Street... sind Intervallstrukturen, heißt ich löse die Kadenzgesetzmäßigkeiten vollkommen auf. Dadurch ergibt sich beim Improvisieren eine ganz andere vorgehensweise: Ich spiele keine Dominanten mehr, da sie nicht weiter führen sondern nehme eher Stilistika wi in- and out- Spiel her.


Die Komposition „Giant Steps“ allein als „Intervallstruktur“ zu bezeichnen, sagt überhaupt nichts aus. Das Wort „Intervallstruktur“ ist nur bei der harmonischen Analyse des Stückes von Bedeutung und zwar in folgendem Zusammenhang:

John Coltrane wurde beim Studium Slominsky’s „Thesaurus of Scale“ auf symmetrische Intervallstrukturen aufmerksam. Hierbei ging es hauptsächlich um die Aufteilung der Oktave in gleichgroße Teile. So kann man die Oktave z.B. in 12 Halbtöne, 6 Ganztöne, 4 kleine Terzen, 3 große Terzen oder 2 Tritoni gleichmäßig aufteilen.
Coltrane schrieb im Prinzip ein Stück mit 3 verschiedenen Toniken die jeweils im Abstand einer großen Terz (Giant Step!)auseinander lagen. Dieses Kompositionsprinzip nennt man deshalb auch 3 Tonic-System. Die Toniken schreiten sozusagen in Medianten fort.
Von einer zur nächsten Tonika kam er mit Hilfe von subV7/II was er trugschlussartig nach bVImaj7 auflöste. bVImaj7 wurde dann natürlich als neues tonales Zentrum interpretiert und das Procedere wiederholte sich mit dem subV7/II der neuen Tonika. So kommt man nach einem Durchlauf wieder zur ersten Ausgangstonika zurück.

Beispiel dazu:


||: Cmaj7 Eb7 | Abmaj7 B7 | Emaj7 G7 :||

oder aber auch mit vorbereitender II Stufe:

||: Cmaj7 Bb-7 Eb7 | Abmaj7 F#-7 B7 | Emaj7 D-7 G7 :||


Diese Technik benutzt man z.B. auch zur Reharmonisation von II-7 V7/I Imaj7 Kadenzen.

Beispiel dazu:

Aus
|| D-7 | G7 | Cmaj7||

wird
D-7 Eb7 | Abmaj7 B7 | Emaj7 G7 | Cmaj7 ||

Natürlich hat in diesem Fall die Reharmonisation einen Takt mehr und muss deshalb dementsprechend ins Stück integriert werden.

Es handelt sich also im Stück „Giant Steps“ um 3 erweiterte Kadenzen die jeweils im Abstand einer großen Terz auseinander liegen.
Neu war diese Tritonic-Technik 1959, als Trane das Stück aufnahm, jedoch nicht. Richard Rodgers schrieb schon im Jahre 1937 den Standard „Have you met Miss Jones“. Wenn wir den B-Teil dieses Stückes näher betrachten, stellen wir fest, dass dieser ebenfalls auf der Tritonic-Technik aufgebaut ist.

Das Stück steht in F Dur und hat folgende Chord Changes:

|| F | F#o7 | G-7 | C7 |
| A-7 | D-7 | G-7 | C7 ||

|| F | F#o7 | G-7 | C7 |
| A-7 | D-7 | C-7 | F7 ||

|| Bbmaj7 | Ab-7 Db7 | Gbmaj7 | E-7 A7 |
| Dmaj7 | Ab-7 Db7 | Gbmaj7 | G-7 C7 ||

|| F | F#o7 | G-7 | C7 |
| A-7 D7 | G-7 C7 | F | F ||

Ich erwähne dies nur um Fontana’s Aussage:

„Ich spiele keine Dominanten mehr, da sie nicht weiter führen sondern nehme eher Stilistika wi in- and out- Spiel her."

...zu widerlegen. Ersten führen die Dominanten sehr wohl zur entsprechenden Tonika weiter und zweitens, im Jahre 1937 war „In und Out Spielen“ im Sinne der 60ziger Jahre noch lange nicht aktuell.
Unter Beachtung der jeweiligen Wechsel der Tonalen Zentren kann man über die Changes von „Giant Steps“ oder den B Teil von „Have you met Miss Jones“ ganz normale Kadenzen spielen und dazu ist es gerade bei dieser Technk ratsam, sich ein paar Guidetonlinien für die Improvisation zurechtzulegen (siehe Link in meinem letzten Beitrag).

Zitat von Fontana:
Das sollte nun aber genügen.

In der Tat.
Trumpet-Jo wird sich schon seinen Teil dabei denken!


CIAO
CUDO
 
Herzlichen Dank Leute ! Hilfreiche Anregungen dabei !:great:
 

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