Chorsatz Analyse

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Stormbob
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Guten Abend Community,

Ich bin gerade dabei einen 4-stimmigen Chorsatz, aus dem 19. Jhd., zu analysieren.
Bin soweit alleine zurechtgekommen doch bei einem Arkkord komm ich nicht weiter.
Das Stück steht in E-Dur.
Der besagte Arkkord lautet
Sopran: cis
Alt: eis/f
Tenor: gis
Bass: cis

Was mir aufgefallen ist das es sich um einen Neapolitaner handelt, wenn man eis/f als Grundton sieht.
Dann ist ja gis die kleine Terz und wie beim Neapolitaner die kleine Sexte cis.
Doch diesen Neapolitaner über eis/f kann man nicht in E-Dur einordnen.
Doch dies erscheint mir als nicht möglich da ja cis im Bass steht und es sogar verdoppelt wird.
Somit bin ich auf dieses Forum gestoßen damit mir eventuell irgendwer helfen kann.

Mit Freundlichen Grüßen
John
 
Eigenschaft
 
Der Neapolitaner in E-Dur würde von Am (Moll-Subdominante) abgeleitet, klanglich ein F Dur-Dreiklang mit a im Bass.

Ich würde bei C# in E-Dur an eine Zwischendominante denken. C# leitet dann nach F#m.
 
Doppeldominante?

Nur warum heißt es beim Alt "eis/f"? .... es kann doch nur eines von beiden sein? In dem Fall bietet sich eis natürlich an. Es macht auch Sinn uns zu sagen wohin die Stimmen jeweils geführt werden.
Der Alt sollte demnach nach Fis gehen ?
 
Hallo John,

willkommen in Musiker-Board!

Bei einem Stück in E-Dur aus dem 19. Jahrhundert, in dem der Akkord C#-Dur vorkommt. würde ich am ehesten an folgendes denken:

C# steht im Quintenzirkel drei Quinten höher als E. Man kann also vom C#-Dur-Akkord durch drei Quintfälle wieder zur Tonika E-Dur kommen.

Außerdem sind Akkorde im Abstand von drei Quinten sehr verwandt:

- C#-Moll wäre z.B. die Mollparallele zu E-Dur. Wir haben aber C#-Dur, erfolgversprechender daher folgendes:
- Von E-Dur aus gesehen braucht man nur den Ton e einen halben Ton erhöhen und schon hat man drei Töne des C#7-Akkords. Der vierte wäre der Ton c# selbst. Damit könnte man eine sog. "Chromatische Modulation" nach F# (Dur oder Moll) durchführen. Ich würde aber darauf tippen, daß in Deinem Stück nicht moduliert, sondern nur nach F# ausgewichen wird. Aus F# können wir leicht einen F#-Septakkord machen, der dann H-Dur aufgelöst wird. Aus diesem machen wir wieder eine Septakkord und schon sind wir wieder in der Tonika E angelangt.

Also z.B.: |E E C#7 C#7|F# F# F#7 F#7|H H H7 H7|E E E E|

Es gibt sogar ein sehr bekanntes Lied aus dem 19. Jahrhundert, welches diese Akkordfolge beinhaltet:
"Aura Lee" - die Melodie ist besser bekannt als "Love me tender" (Elvis Presley).

Auf dieser Internetseite habe ich die passende Transposition gewählt. Schaue auf die letzten vier Takte.

Natürlich ist das bei Deinem Chorsatz wahrscheinlich anders. Doch eine derartige Akkordfolge erklärt, welche Rolle ein C#-Dur-Akkord in E-Dur spielen kann und es besteht eine recht hohe Wahrscheinlichkeit, daß in Deinem Chorsatz harmonisch ähnliches vorgeht.

Viele Grüße

Klaus
 
Zuletzt bearbeitet:
Außerdem sind Akkorde im Abstand von drei Quinten sehr verwandt:
Ups natürlich :redface:
Also nix Doppeldominante... ich habe zu sowas immer TP gesagt. Also einfach die Dur-Parallele... aber das (zwischen)dominantverhältnis liegt ja nahe.
 
Also nix Doppeldominante...

Tja, bis drei zählen ist in der Musik manchmal etwas schwieriger... :evil: (Teufel des Details)

Ich habe noch eine berühmtes Beispiel aus dem 19.Jahrhundert gefunden:
Die "Unvollendete" von Schubert.

Man achte auf das Thema in der zweituntersten Notenzeile (Cello):

http://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=0mnrHf7p0jM#t=79s

So sieht es harmonisch aus:

|G|D7|D7|G|
|G|E7|E7|Am|D7|
|G|

transponiert:

|E|H7|H7|E|
|E|C#7|C#7|F#m|H7|
|E|

Das wäre jetzt eine Variante mit F#m, woran MaBa dachte.

Viele Grüße

Klaus
 
Danke erstmal für die schnellen Antworten. ;)
Als ich mir das Stück nochmal angeguckt habe ist mir dann klar geworden das es sich tatsächliche um eine künstliche Dominante bzw. Zwischendominante handeln muss.
Wie klaus111 schon gesagt handelt es sich um fast genau die Abfolge.

Es kommt:

|C#|F#|H7|E|

Das einzige was mir noch unklar ist folgendes es kommen die Töne:

C# | H | A | G#
E# | C# |D#| E
G# | F# | H | H
C# | F# | H | E

Der erste Arkkord ist eine Künstliche Dominante über F# was dann auch kommt.
Nur dieser F# Arkkord besitzt ein H was man ja als 4-Vorhalt sehen kann und sich zum A auflöst allerdings kommt das A erst wenn schon H7 klingt.
Jetzt ist mir die Frage aufgekommen wie erklärt man das nun dieses H ein richtiger Vorhalt ist es nun mal nicht.

Mit freundlichen Grüßen
John
 
Der Akkord mit Grundton F# wäre dann ein F#7sus4 Akkord. Ich bin überrascht, das in einem Choral des 19. Jahrhunderts zu finden; die Kadenz klingt eher wie eine Rock-Sequenz. Funktional ist sie eine Quintfall-Sequenz.

Der einleitende C# Akkord kann als Kleinterzverwandter der E-Dur Tonika direkt als Tonikavertreter aufgefasst werden (Kleinterzverwandte Akkorde stehen in vergleichbarer Funktion), zugleich kann er eine tertiäre Dominante sein (diese Funktion hat er hier auch). Der Folgeakkord also F#7sus4 ist damit die Doppeldominante - vllt. war sich der Komponist nicht sicher, ob er hier F# oder F#m wählen soll und hat den "neutralen" sus4 gewählt. Danach folgt die Dominante (nochmal Quintfall) und die Tonika (nochmal Quintfall).

Nach Rameau ist jeder Septakkord, der sich quintfällig auflöst, als Dominante anzusehen - egal ob in Moll, Dur oder als Vorhalt-Akkord.
 
... wie erklärt man das nun dieses H? Ein richtiger Vorhalt ist es nun mal nicht.

So ist es, Das H würde ich hier nicht als Vorhalt bezeichnen, denn es folgt ja nicht die Terz von F#. Erklären sollte man die Stelle wohl nicht nur harmonisch (Quintfälle) sondern auch melodisch. Der Sopran singt eine schöne, in Sekunden abfallende Melodielinie.
Mich würde eher wundern, daß Tenor und Bass offenbar Oktavparallelen singen (F# nach H)

Ich bin überrascht, das in einem Choral des 19. Jahrhunderts zu finden; die Kadenz klingt eher wie eine Rock-Sequenz.

Warum überrascht? Quartvorhalte werden schon lange verwendet. (Im o.g. Choral taucht übrigens kein F#7sus4 auf.)
Hier ein sehr berühmter Choral von ca. 1630 (Miserere von Allegri) in dem es nur so wimmelt von Quartvorhalten (anhören).
(Die Partitur durfte man nicht kopieren, sonst wurde man exkommuniziert. Der 14jährige Mozart hörte den Choral einmal an und schrieb ihn nieder. Kleinere Korrekturen erfolgten bei zweiten Anhören zwei Tage später. Die Partitur ließ er drucken. Der Papst gratulierte ihm zur musikalischen Leistung und hob den Bann auf.)

Nach Rameau ist jeder Septakkord, der sich quintfällig auflöst, als Dominante anzusehen - egal ob in Moll, Dur oder als Vorhalt-Akkord.

Schon, nur sollte man beachten, daß der Begriff "Dominante" bei ihm noch eine andere Bedeutung hatte. Das, was wir unter heute unter Dominante verstehen, hieß bei ihm "dominante tonique" (Dominantseptakkord).
Rameaus Benennung setzte sich nicht durch und erst der Aufsehen erregende, aber heute vergessene Musiktheoretiker Moritz Hauptmann (1792-1868) festigte den Dominantbegriff, wie wir ihn heute kennen. Riemann führte das Symbol D ein.

Viele Grüße

Klaus
 
Grundton des 2. Akkordes ist C#, es ist ein Doppelquartakkord, den man evtl. als C#7sus4no5 notieren könnte. Man kann ihn als Vorhaltakkord auffassen (als Vorhalt kommen sowohl Grundton, Quart als auch Oberquart in Frage). Es gibt mehrere Möglichkeiten, den Vorhalt aufzulösen; hier wurde der Grundton als Vorhalt aufgefasst und von C# nach D# aufgelöst. Zugleich wurde die Septime, also H, als oberer Vorhalt aufgefasst und nach A aufgelöst (ansonsten hätte man 3-mal den Grundton der Dominante); mit diesen Auflösungen erhält man als Folgeakkord einen Dominantseptakkord mit weggelassener Quinte, Notierung evtl. H7no5.
 

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