Alles in allem ein sinvolles Update. Mehr Speicher, verdoppelte Polyphonie, zwei Displays, nahtlose Übergänge beim Wechseln von Sounds, der Songlisten-Modus, neue Orgel- und Synth-Engine, verbesserte (und unabhängige) Effekte, bis zu 6 Sounds gleichzeitig…das sind durchaus willkommene Ergänzungen.
Man sollte bei den genannten Speichergrößen bedenken, dass Nord das Sample-Material recht stark verlustfrei komprimiert. Wie stark die Dateigröße reduziert wird, kann variieren, aber das Verhältnis scheint bei 2:1 bis 3:1 zu liegen. Damit ist ein Speicher von 480 MB schon eher vergleichbar mit 1 bis 1,5 GB an einfachen .wav-Dateien.
Das ist immer noch nicht die Welt, aber wenn man bedenkt, dass man für Klaviere, E-Pianos, Orgeln und Synthesizer schon die anderen Engines hat, kann man dort durchaus noch einiges unterkriegen.
Ich hoffe nur, dass auch das Übertragen von Samples vom Computer ins Gerät schneller geworden ist. Als ich damals einen Nord Electro 3 hatte, hat ein Befüllen seiner knapp 250 MB Speicher (Piano + Samples) schon 20+ Minuten gedauert. Bei 10mal so viel Speicher wäre das schon eine kleine Ewigkeit. Dafür muss man allerdings auch weniger austauschen, wenn man erst einmal gefunden hat, was einem gefällt.
Gut, die neue Kirchenorgel brauchen die meisten Leute wohl eher selten, aber warum auch nicht?
Etwas unschlüssig bin ich bisher noch bei den Splits. Anscheinend gibt es wieder LEDs über bestimmten Tasten, wie es beim Stage 2 EX der Fall war. Ich hoffe nur, dass die Splitzonen nicht fix sind, das wäre recht unpraktisch. Es ist von einem neuen Splitzonen-Editor die Rede, vielleicht kann dieser ja Abhilfe schaffen? Er würde allerdings nicht die Positionen der LEDs verschieben, daher bin ich etwas skeptisch.
Der augenscheinliche Verzicht auf Velocity-Layer bei eigenen Samples ist nicht mehr zeitgemäß. Theoretisch wäre zumindest ein Workaround denkbar, indem man zwei Sample-Sounds layert und deren Verstärker-Hüllkurven über negative bzw. positive Velocity moduliert, so dass bei schwachem Anschlag (fast) nur der eine Sound und bei starkem Anschlag (fast) nur der andere Sound zu hören ist. Das wäre immer noch primitiv, aber würde zumindest etwas mehr Dynamik erlauben.
Es ist allerdings fraglich, ob die Synth-Engine das zulässt. Die ADR-Hüllkurve hat anscheinend nur 3 fixe Velocity-Einstellungen.
So wird man in der Praxis wohl eher ein ziemlich lautes, helles Sample nehmen und das dann mit einem Lowpass-Filter und den zwei Hüllkurven zurecht biegen, damit es etwas dynamischer und realistischer klingt…das hat dann aber mehr etwas von 1997 als von 2017. Erst recht bei einem Flaggschiff, das mit seinen Sampling-Möglichkeiten wirbt.
