Der virtuell-analoge Einsteigersynth

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(Anmerkung für Newbies, die über diesen Thread gestolpert sind: Hier geht es nicht um Standardsoundschleudern für Piano, Streicher, Bläser, Orgeln etc., sondern um virtuell-analoge Synths, die nur elektronische Sounds können, und als Zielgruppe um diejenigen, die gewillt sind, ihre eigenen Sounds zu erschrauben.)

Das Thema kommt ja immer wieder auf – jemand möchte sich mehr mit der Wirkungsweise eines Synthesizers beschäftigen und in die (Un-)Tiefen der Klangsynthese eindringen. Jetzt ist derjenige aber ein Einsteiger, und vom "Das muß echt-analog und voll spannungsgesteuert sein"-Purismus ist er auch noch nicht befallen. Das Preis/Leistungs-Verhältnis ist dann doch wichtiger, und Speicherbarkeit und MIDI (wenn nicht gar USB) ist auch nicht unbedingt etwas Verzichtbares. Also sollte es ein günstiger Virtuell-Analoger sein, der dann oft auch noch der erste und somit für einige Zeit einzige Synth bleibt. Aber welcher? Der Markt – besonders dann, wenn man den Gebrauchtmarkt hinzunimmt, also längst ausgelaufene Geräte zu sehr attraktiven Preisen – ist fast schon unübersichtlich, so viele Synths bieten sich an, aber umgekehrt haben sie oft auch ihre Schattenseiten.

Dieser Thread soll nun dazu dienen, eine Übersicht über einsteigertaugliche VA-Synths zu bieten und solche Synths unter diesem Gesichtspunkt auch mal zu diskutieren.

Fangen wir mit dem (gerade noch so, Stand August 2010) aktuellen Angebot an.

Korg MicroKorg

Der Klassiker. Wird seit acht Jahren unverändert gebaut und verkauft sich wohl immer noch wie geschnitten Brot. Macht ja auch auf der Bühne eine gute Figur, sieht gut aus, läuft auch mal auf Batterien, und irgendwie hatte jeder mal einen, kann also nicht ganz verkehrt sein.

Das am häufigsten genannte Manko ist die Spielzeugtastatur. 37 Minitasten, die im Gegensatz zu späteren Micro-Modellen nicht nur kürzer, sondern auch schmaler als normal sind und nicht mal richtige Gelenke haben, sondern aus zusammenhängenden Kunststoffteilen bestehen. Das Spielgefühl ist also eher so lala, für gelernte Pianisten mehr eine Katastrophe, und wenn man Wurstfinger hat, können die Tasten ganz schnell mal zu schmal werden. Trotz allem gibt's aber Anschlagdynamik.

Für einen Synth seiner Größe und zu diesem Preis, wo man bei der Ergonomie schon mal Abstriche machen muß, ist die Schraubbarkeit akzeptabel. Die Klangerzeugung stammt vom MS2000B und ist übersichtlich (nur zwei Oszillatoren plus Noise, nur ein Filter, das 24 dB/Oktave Tiefpaß und 12 dB/Oktave Multimode kann, LFOs und Hüllkurven auch nur jeweils zweimal vorhanden), man wird also nicht gar so leicht von den Parametern erschlagen. Trotzdem stellt die Matrix (mit zwei Drehschaltern werden die Funktionen für die fünf Potis gewählt) schon mal einen Kritikpunkt in der Handhabung dar. Gerade Einsteiger sollten idealerweise für jede Funktion ein Bedienelement haben. Aber da gibt's noch weitaus Schlimmeres unter den Minisynths, und fabrikneue Synths zu dem Preis mit einem vollen Satz Bedienelementen gibt's nur von MFB – und die sind echtanalog, monophon, nicht speicherbar, so klanglich flexibel sind sie auch nicht, und Wurstfingerkandidaten können da auch ihre Probleme mit den kleinen Knöpfen haben, während Korg die MicroKorg-Potikappen aus demselben Luftfahrtregal nimmt wie Moog.

Wo auch noch Abstriche gemacht werden müssen, ist bei der Polyphonie. Der MicroKorg hat nämlich nur vier Stimmen, was ihn für Leads und Bässe prädestiniert, nicht aber so sehr für mehrstimmige Flächen mit langen Releasefahnen, die schon in die nächsten gespielten Noten übergehen. Außerdem kann er zwar Layersounds, ist aber nicht wirklich multitimbral und dann eben auch nur noch zweistimmig.

Ob Korgs leichte Wellenformschummelei (einer der beiden Oszillatoren kann auch 64 DWGS-Wellenformen, 32 aus dem DW8000, 32 previously unreleased) dem Newbie, der es eben mit nur drei bis fünf Waveforms lernen soll, zuträglich ist, darüber läßt sich streiten.

Mit 128 Speicherplätzen könnte man fürs Erste auskommen, es sei denn, man schraubt und speichert wie blöd, zumal die Werkssounds eigentlich allesamt mit ruhigem Gewissen überschrieben werden können, da verpaßt man nix. Merkwürdig ist eher die DJ-artige Speicherstruktur mit acht teilweise nach Musikgenres benannten Kategorien, A- und B-Seite (für Kinder der 90er Jahre: Das bezieht sich auf Schallplatten, also Vinyl) und dann jeweils acht Speicherplätzen. Manche überkleben einfach die Genrenamen.

Schrauben über den Rechner geht übrigens – es gibt von Korg eine Editorsoftware. Allerdings funktioniert die nur über MIDI, weil der MicroKorg kein USB hat.

Korg R3

Mit dem R3 wollte Korg damals einen MicroKorg-Nachfolger präsentieren, der all das richtig machen sollte, was Körgchen falsch gemacht hat. Fullsize-Tasten, und zwar immer noch 37, und die Genres als Banknamen hat man auch entsorgt zugunsten von Klangkategorien, wie sie eigentlich jeder Rompler und auch ein anständiger VA haben sollte. Bei der Gelegenheit hat man auch gleich die Klangerzeugung erneuert. Wo beim MicroKorg noch ein leicht aufgebohrter MS2000B sitzt, werkelt im R3 der damals nagelneue Radias in eingedampfter Form.

Das Klangbasteln wird gerade Neulingen damit aber nicht erleichtert. Der Synth kann mehr (zweites Filter, überhaupt fallen die Filter noch üppiger aus, dritte Hüllkurve etc.), hat aber weniger Bedienelemente, um das zu zügeln. Man darf sich durch eine Reihe von durchnumerierten Menüs wühlen, die zwar unter den mit LED-Kränzen versehenen Echtzeitencodern aufgedruckt sind, aber extrem klein und schwer lesbar. Der Name des Menüpunkts erscheint auf einem Display, die nur noch vier Parameter auf vier weiteren unter den besagten vier Reglern mit LED-Kränzen. Man sieht also nicht auf den ersten Blick, was z. B. so ein Filter oder eine Hüllkurve alles kann, und was man da verstellen kann. Okay, könnte man als zusätzlichen Lerneffekt verbuchen – der Anwender sollte sich das irgendwann mal einprägen, dann klappt's auch mit dem gezielten Schrauben.

An Speicherplätzen gibt's nach wie vor 128, jetzt organisiert in 16 Klangkategorien, die immer noch per Drehknopf ausgewählt werden.

Den Sound vom Radias kann man mögen, man kann ihn auch nicht mögen. Es gibt Leute, die sagen, der alte MicroKorg klingt besser, aber Sound war eigentlich immer Geschmackssache. Es sei aber angemerkt, daß der R3 flächentauglicher ist als der MicroKorg – er hat acht Stimmen.

Was der R3 außerdem hat: USB-Anbindung an den Rechner. Was er nicht hat: Batteriefach.

Korg MicroKorg XL

Ein Minisynth im E-Piano-Gewand. Korgs schon zweiter Versuch, den MicroKorg zu beerben, nachdem der R3 es nicht geschafft hatte. Und Korgs einziger Minisynth, wo sie die Farbe-und-bunt-Strategie angewandt haben, falls jemand Farbvarianten als Killerfeature sieht (es gibt ihn auch in rot und beige). Man hat im Prinzip den R3 genommen und wieder einen MicroKorg draus gemacht. Das heißt, es gibt wieder Minitasten (jetzt allerdings als einzelne Tasten und zumindest in Standardbreite), ein Batteriefach und in acht zumeist nach Genres benannten Bänken aufgeteilte Speicherplätze (auch wenn jetzt mehr Genres dazugekommen sind, also nicht nur typisches DJ-Material). Noch dazu haben die 128 Soundspeicher gar keine Nummern mehr, anstelle der 8er-Teilung ist ein Name für den Klangcharakter geraten. Als wenn man sich daran halten würde.

Schrauben am MicroKorg XL ist allerdings noch schlimmer als am R3. Es gibt ein paar Grundfunktionen, die über eine Mini-Matrix (6 Zeilen à 3 Knobs) einstellbar sind, für den Rest braucht man wieder Menüs. Hier kommt erschwerend hinzu, daß der MicroKorg XL ein Spezialdisplay hat, das zwar "gut aussieht", aber nicht grafikfähig ist, und im Gegensatz zum R3 ist die Menüstruktur auch nirgendwo auf dem Gerät zu finden. Wohlgemerkt, der MicroKorg XL hat immer noch die Möglichkeiten des R3 unter der Haube.

Alesis Micron, Akai Miniak

Der Micron kam 2004 als erster MicroKorg-Konkurrent. Während allerdings Korg den ohnehin schon etwas limitierten MS2000B geringfügig modifiziert in ein kleineres Gehäuse gepackt hat, hat Alesis dasselbe mit dem doch relativ mächtigen achtstimmigen, damals noch vierfach polyphonen Ion gemacht und ihm sogar noch Zusatzgimmicks mit auf den Weg gegeben. Allerdings hat man es mit der Miniaturisierung so weit getrieben, daß die Oberfläche des Micron fast ausschließlich aus der Tastatur bestand. Der Miniak ist alter Wein in neuen Schläuchen: 2009 hat Akai den mittlerweile achtfach multitimbralen Micron in ein größeres, ergonomischeres und mutmaßlich widerstandsfähiges Gehäuse gepackt.

Beiden Synths ist aber gemeinsam, daß sie die Schrauberei-Unfreundlichkeit jedes verkleinerten Radias noch toppen. Nirgendwo auf dem Synth ist zu sehen, was er kann und womit er ausgestattet ist (das wird nur durch die Bedienungsanleitung ersichtlich, die knapp gehalten und zumindest beim Miniak komplett auf Englisch, aber gottlob auf Papier gedruckt ist), geschweige denn, daß diese Funktionen eigene Regler oder ähnliches hätten. Es gibt genau ein Bedienelement, mit dem Micron und Miniak editiert und programmiert werden, und das ist die mit "Data" beschriftete Endlosregler-Taster-Kombination. Mit der wühlt man sich durch eine endlose Reihe von Menüs, die zumeist nur eine Funktion haben. Mehr paßt nicht aufs zweizeilige Display. Experimentierfreudiges "Mal gucken, was passiert, wenn ich hier dreh"-Schrauben geht bei Micron und Miniak nicht, es sei denn, man begibt sich gezielt zu der Menüseite. Okay, es gibt Shortcuts für bestimmte Menüpunkte, die per Doppelbelegung des Program-Tasters unter Verwendung der Tastatur aufgerufen werden, aber auch das steht nicht auf dem Synth selbst, daß das geht. Und gleichzeitiges Schrauben an mehr als einem Parameter geht erst recht nicht.

Das wäre alles vielleicht nur halb so schlimm, wenn wir es nicht mit einem ziemlichen Monster von Synthesizer zu tun hätten. Wie gesagt, die beiden kleinen Kisten können mehr als der Urvater Ion. Drei baugleiche Oszillatoren mit einer Vielzahl an Parametern und diversen Verschaltungsmöglichkeiten, zwei baugleiche Filter mit jeweils 20 Filtertypen, je einen Mixer vor und hinter der Filtersektion, üppige Effekte usw. Micron und Miniak sind eindeutig Synths, bei denen man schon wissen sollte, was man haben will, und auch, wie man es kriegt. Reinschnuppern in die subtraktive Synthese wird hier bis an die Unmöglichkeit heran erschwert.

Zugegeben, wenn man mal angefangen hat zu schrauben, gibt's Hunderte freier Speicherplätze für eigene Klangkreationen, die dann auch noch frei je einer Kategorie zugewiesen und mit einem aussagekräftigen Namen versehen werden können. Und klanglich sind beide mächtiger als der MicroKorg, wenngleich man ebenso den etwas schmutzigeren Charakter des Körgchen dem bisweilen leicht digital-unterkühlten der Numark-Zwillinge vorziehen könnte.

Roland GAIA SH-01

Mal ganz was anderes. Roland hat mal wieder das Kürzel SH ausgemottet und einen neuen Einsteiger-VA vom Stapel gelassen. Der optische Eindruck: Der SH-101 ist im 21. Jahrhundert angekommen. Und wie schon der Vorgänger SH-201 zielt auch der SH-01 auf den Einsteiger ab.

Was nur Roland bei Kompaktsynths zu machen scheint: Es gibt für so ziemlich alles ein Bedienelement. Jetzt hat Roland aber zur Abwechslung mal nicht bei Moog abgeguckt, sondern bei sich selbst, und statt Drehknöpfen Fader eingebaut. Wie gehabt folgt die Anordnung der Sektionen dem Signalfluß, also Oszillator → Filter → Verstärker.

Kommen wir zur Einsteigerfreundlichkeit. An sich haben wir es mit einem recht einfachen Synth zu tun. Gut, er hat drei separate Klangerzeugungsstränge, aber jeder davon hat beispielsweise nur einen Oszillator. Eine Patchmatrix fehlt auch, Oszillator, Filter und Verstärker haben jeweils eine eigene Hüllkurve (die für den Oszillator hat sogar nur zwei Phasen), die allerdings auf dem Synth selbst sehr aussagekräftig illustriert sind, und der einzige LFO kann in der Modulationsintensität für Tonhöhe, Cutoff und Lautstärke separat geregelt werden. Und rolandtypisch hat das Filter ein paar mehr Modi und eine separat schaltbare Flankensteilheit.

Zugegeben, das ist insofern gut, als der Anfänger hier nicht mit Funktionen erschlagen wird. So haben wohl um 1980 viele angefangen (mit nur einem Strang allerdings). Der Hund liegt aber woanders begraben. Die meisten Synthesizer sind irgendwie auf den Minimoog zurückzuführen. Der GAIA aber nicht, höchstens durch das Vorhandensein eines Pitch Benders und eines Modulation-Controllers links von der Tastatur, die bei Moog, Yamaha usw. usf. aber auch wieder anders aussehen. Der Minimalismus hat ihn auf einen Oszillator pro Strang reduziert, so daß sich Neulinge nicht nur beim Umstieg auf irgendeinen anderen Synth umstellen müssen (fast alle anderen haben mehrere Oszillatoren, die vorm Filter gemischt werden), sondern zunächst mal schön schwebende oder anderweitig in sich verstimmte Klänge mit mehreren Oszillatoren nicht möglich sind. Das heißt, sie sind schon möglich, aber nicht mit einem Strang. Man aktiviert einfach mehrere Stränge, und so hat man bis zu drei Oszillatoren. Aber die laufen alle durch jeweils ihr eigenes Filter, was auch wieder eine Unart ist, an die sich Newbies besser gar nicht erst gewöhnen sollten, sondern was die Sache noch weiter verkompliziert. Wenn man die Filter in mehreren Strängen gleichzeitig bearbeitet, haben sie dieselbe Einstellung und wirken wie ein Filter, vor dem die Oszillatoren gemischt werden, aber es ist nicht dasselbe. Das Spielchen geht dann mit den drei separaten Amps weiter. Alles Sachen, die eben nur der GAIA hat, und die man sich beim Umstieg auf andere Synths wieder abgewöhnen muß. Das Ding steht irgendwie zwischen den Konzepten, es ist weder ganz die klassische Ami-Synthesizer-Architektur noch etwas Abgefahrenes wie die analogen Yamahas der 70er, wo jeder Oszillator mehrere Waveforms gleichzeitig ausgibt und zwei eigene Filter hat.

Obendrein hat Roland auf jegliches Display verzichtet. Man weiß nie genau, was für einen Wert man gerade irgendwo eingestellt hat, und muß nach Gehör soundbasteln – oder per Software über USB. Wenn man nicht genau auf die Skalen guckt, merkt man womöglich nicht mal, wann ein Wert unipolar ist und wann bipolar. An beschreibbaren Speicherplätzen gibt's auch nur 64 (8 Patches in 8 Bänken).

Die Polyphonie wird wohl niemand je voll ausreizen an diesem Synth, jedenfalls nicht mit dem VA-Teil (gibt auch noch eine GM-Soundbank): 64 Stimmen. Und wirklich multitimbral ist er nicht.

Auch wenn der GAIA weitaus besser klingt als der SH-201, war letzterer doch zum Schraubenlernen besser geeignet.

Zu guter Letzt: Auch der GAIA läuft wahlweise mit Batterien. Was Roland allerdings verpennt hat, ist, für den GAIA wie früher für den SH-101 einen Umrüstsatz zur Keytar anzubieten, obwohl sie kurz zuvor mit dem AX-Synth und zeitgleich mit dem Lucina die Keytar wiederbelebt haben. Aber das gehört hier nicht her.

Clavia Nord Lead 2X

Wer den Roten kauft, hat nicht nur Platz genug für ein 4-Oktaven-Keyboard mit Controllern links von der Klaviatur, sondern meint es ernst mit der Synthesizerei, sonst würde er nicht über 1000 € in diesen Synth investieren. Dafür gibt's aber auch einen No-Nonsense-VA, der zwar kein Featuremonster ist (im Gegensatz etwa zu seinem seligen Nachfolger), aber einen sehr amtlichen Sound hat – und vor allem das Nord-Lead-Credo: Eine Funktion, ein Bedienelement, null Diskussion.

Wenn es da draußen einen schrauberfreundlichen Synth mit sinnvollem Funktionsumfang, vielen Knöpfen, wenig Doppelbelegung und nur dem Nötigsten an Menüs gibt, ist es ein Nord Lead. Die Featureauswahl ist old school und erzieht auch zu einer entsprechenden Denke. Es gibt nur zwei Oszillatoren pro Stimme, die mitnichten baugleich sind. Sinus kann nur einer von beiden, Noise kann nur der andere, gemeinsam haben sie die drei Grundwellenformen Sägezahn, Dreieck und Rechteck/Puls. Filter hat's auch nur eins mit vier Modi, allerdings ungewöhnlicher Auswahl und natürlich nicht separat schaltbarer Flankensteilheit (12 dB/Oktave Tiefpaß, 24 dB/Oktave Multimode), sowie natürlich eigener ADSR-Hüllkurve. Einziges Gimmick ist die integrierte Zerre. Auch die Verstärkersektion bietet nur das Nötigste. Man merkt, daß Clavia damals beim ersten Nord Lead nach dem Minimoog geschielt hat. Aber mal ernsthaft, braucht ein Synthesizereinsteiger drei oder mehr Oszillatoren? Oder zwei Filter, die er sich erst zurechtschalten muß, wo die Handhabung von einem fest in den Signalweg gerouteten Filter einfacher wäre und in der Mehrzahl der Fälle ein Filter reicht? Gut, wenn man mehr braucht, und sei es zwei Oszillatoren und ein separater Rauschgenerator oder eben ein zweites Filter, hat man ein Problem, aber so weit muß man erst kommen.

Effekte gibt's hier übrigens überhaupt keine, wo andere VAs mehr gleichzeitige Effekte erzeugen als jede Workstation, der Soundschrauber soll aber auch gar nicht erst zu solch faulen Tricks wie Aufdicken per Chorus verführt werden. Dafür gibt's 16 Stimmen und vierfachen Multimode. Eher ein Wermutstropfen ist, daß die 990 Programs und 400 Performances, davon 297 bzw. 100 speicherbar, alle nur Bank- und Programmnummern haben, weil das dreistellige 7-Segment-Display keinen Namen zuläßt.

Und dann ist da noch der Preis, zumal Clavia-Synths traditionell praktisch keinerlei Wertverlust zu haben scheinen... Wobei es für einige 100er weniger auch die Pult-/Rackversion gibt, aber dann darf man sich als Newbie auch noch eine Tastatur kaufen und mit MIDI rumschlagen.


Zu Gebrauchtgeräten, von denen es natürlich noch viel mehr in annehmbaren Preisbereichen gibt, werde ich später kommen. Wer will, kann natürlich jetzt schon was dazu sagen.

Den Blofeld hab ich außen vor gelassen, weil er zwar preisgünstig ist, aber wieder recht kompliziert zu handhaben, zumal er eigentlich ein Wavetable-Synth ist, der nebenher auch VA und dann auch noch Samples kann. Und die Viren und den Nord Wave hab ich nicht erwähnt, weil sie noch teurer sind als der Nord Lead, insbesondere mit Tasten.


Martman
 
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Top - echt gut geschrieben :great:

Zu ergänzen wäre vielleicht:
- wenn schon der Nordlead genannt wird, könnte man auch den Virus (als A und B recht preisgünstig) anführen - der ist unter Umständen trotz seiner Featurevielfalt für Einsteiger besser geeignet als ein Spar-Synth, der über 3 Knöpfe bedient werden muß.
- ein gebrauchter Nordlead 2 leistet das gleiche wie ein 2X, man muß halt eine PCMCIA-Karte dazukaufen und hat dann auch 300 Speicherplätze. Die 4 Stimmen mehr..? geschenkt. Bessere Wandler..? graue Theorie.
Sollte für 500-600,- zu haben sein.
 
Geballtes Fachwissen: Top :great:

Die Tastatur VAs hast du ja jetzt, bis auf die schon genannten Blofeld und Virus fast alle erschlagen, ansonsten gehört wohl noch der Waldorf microQ in der Keyboardversion in diese Reihe.

Deine Ansicht zum Blofeld kann ich allerdings so nicht unterstützen. Für mich ist er ein VA plus Wavetable- und Sample-Oszillatoren. Kurz gesagt eine Chimäre aus microQ, microWave II + Samples und Verzerrer-Sektion. Man kann sich bei ihm aber auch auf die Grundwellenformen beschränken und dann ist er nicht komplexer als der Micron/Miniak und dank der Matrix sogar noch ein wenig besser zu bedienen.

Wenn ich Zeit habe, füge ich später mal eine kurze Einordnung für den microQ und microWAVE II/XT hinzu.
 
Zu ergänzen wäre vielleicht:
- wenn schon der Nordlead genannt wird, könnte man auch den Virus (als A und B recht preisgünstig) anführen - der ist unter Umständen trotz seiner Featurevielfalt für Einsteiger besser geeignet als ein Spar-Synth, der über 3 Knöpfe bedient werden muß.
- ein gebrauchter Nordlead 2 leistet das gleiche wie ein 2X, man muß halt eine PCMCIA-Karte dazukaufen und hat dann auch 300 Speicherplätze. Die 4 Stimmen mehr..? geschenkt. Bessere Wandler..? graue Theorie.
Sollte für 500-600,- zu haben sein.
Wie gesagt, zunächst ging es nur um neue Synthesizer, also solche, die der interessierte Synthesizereinsteiger im entsprechend sortierten Fachhandel selbst antesten und entweder dort oder in Webshops ohne groß Aufhebens kaufen kann. Nicht mehr hergestellte Gebrauchtsynths kommen noch, dann natürlich noch mehr: Viren bis zum C, so einiges von Novation, Alesis Ion, ältere Nords, ausgelaufene Rolands, Korg MS2k etc.


Martman
 
Waldorf microQ

Hier handelt es sich um die Kompaktform des Waldorf Q mit leicht eingeschränkten Features im 2HE Rackgehäuse. Der microQ kam im Jahr 2000 heraus und wird nicht mehr hergestellt, ist aber auf dem Gebrauchtmarkt (zumindest in Deutschland) häufig zu Preisen von 150 - 240 EUR zu haben. 2001 brachte Waldorf auch noch eine 37-Tasten Keyboardversion heraus.

Im Prinzip handelt es sich beim microQ um einen typischen VA mit drei Oszillatoren, die die üblichen Standardwellenformen Sinus, Dreieck, Rechteck (mit PWM) und Sägezahn produzieren können. Als Besonderheit können zwei der Oszillatoren aber auch die Wellenformen aus zwei eingebauten Wavetables erzeugen. Wavetables sind Tabellen mit einer bestimmten Anzahl von Wellenformen, die aus einem einzigen Wellendurchgang bestehen. Die Oszillatoren können diese Wellenformen wie die Grundwellen abspielen und dabei fließend zwischen den Wellenformen einer Wavetable wechseln. Das wechseln der Wellenformen lässt sich durch verschiedene Modulationsquellen (LFO, Hüllkurven etc.) steuern und wird auch Wavetable-Scanning genannt. Diese Waldorf-Spezialität ermöglicht diesen Geräten die typischen bewegten Klänge mit ständig wechselndem Obertongehalt. Man hat also schon auf der Oszillatorebene große Einflussmöglichkeiten auf den Klangcharakter, ohne die Filter bemühen zu müssen.

Aber auch bei diesen geizt der microQ nicht, zwei Filter, seriell oder parallel schaltbar, bieten jeweils 10 Filtermodelle: Tiefpass, Hochpass, Bandpass und Kerbfilter in jeweils 12dB und 24dB pro Oktave Ausführung sowie zwei Kammfilter. Letztere ermöglichen z.B. Sounds, die an gezupfte Saiten oder gehämmerte Metallröhren erinnern. Waldorf ist bekannt dafür, dass ihre Filter einen exzellenten aber auch sehr charakteristischen Sound haben. Die Resonanz geht bis in die Selbstoszillation und die Filter lassen sich dadurch als zusätzliche Oszillatoren "missbrauchen".

Ansonsten gibt's noch FM, Sync, Ringmodulation, Noise, vier Hüllkurven, drei LFOs und eine Modulationsmatrix, in der sich fast alle Modulationsquellen mit zahlreichen Modulationszielen verknüpfen lassen, sowie zwei Effekteinheiten, die die üblichen Modulationseffekte (Chorus, Flanger, Phaser), Verzerrer, sowie einen Hall- und mehrere Delayeffekte bieten.

Man sieht, die Möglichkeiten des microQ (und ich habe noch nicht mal alles aufgezählt) sind recht komplex und über die vorhandenem Bedienelemente auch nicht gerade intuitiv bedienbar. Wenn man die Logik aber einmal verstanden hat, geht es doch ganz gut, den alles ist logisch strukturiert.

Der Klangcharakter ist insgesamt sehr höhenbetont und "high-fidelity", wodurch sich der microQ in meinen Augen besonders für Dance, Techno und Electronica im allgemeinen eignet. Darauf zielen auch die Werkspresets ab. Im Internet gibt es aber mehrere Soundsets, die die Werkpresets komplett ersetzen und bestehende Lücken gut füllen.

Abschließend noch ein Tipp, wie der microQ doch noch zum Schrauber-Synth wird: für unter 150 EUR kann man sich einen BCR 2000 MIDI-Controller mit vielen, vielen Knöpfen kaufen und ihn so programmieren, dass damit alle Parameter des microQ in Echtzeit steuerbar sind. Die MIDI-Controller sind gut dokumentiert und funktionieren auch fehlerfrei - keine Selbstverständlichkeit bei manchen Geräten!.

Hier noch ein paar Links:

 
Waldorf microWAVE II

Der microWAVE (MW) war der erste Synthesizer, der von Waldorf hergestellt wurde und stellte die Weiterführung der Wavetable-Technik dar, die durch die PPG WaveComputer Synthesizer in den 80er Jahren eingeführt wurde. Der erste Microwave 1989 packte diese Technik in ein 2HE-Rackgehäuse mit speziell entworfenen Chips und Mainboard und war noch mit analogen Filter ausgestattet. 1997 brachte Waldorf den Nachfolger Microwave II heraus, der nun auch digitale Filter hatte. Ein Jahr später gab es dann noch den Microwave XT mit vielen Knöpfen für fast alle Parameter und dementsprechend größerem Gehäuse, sowie 1999 davon eine 4-Oktaven Keyboardversion, den XTk. Der einfache MW II ist auf dem Gebrauchtmarkt heute für um die 250 EUR zu haben, der MW I (der hier nicht besprochen wird) für meist geringfügig mehr. Der XT ist ca. 150-200 EUR teurer, der XTk natürlich noch um einiges mehr.

Der Microwave II ist ein wenig ein Exot in dieser Rubrik, denn er ist eigentlich gar kein virtuell-analoger Synth, sondern ein Sampleplayer. Freilich spielt er keine herkömmlichen Samples ab, sondern die schon beim microQ vorgestellten Wavetables. Diese bestehen aus einer Sammlung von Wellenformen mit nur einem Wellendurchgang und gleicher Länge (d.h. Anzahl von Samples), so dass diese sich frei transponieren lassen. Im Gegensatz zum microQ setzt der MW voll auf die Wavetablesynthese, d.h. es gibt keine dedizierten Oszillatorenmodelle für die üblichen Grundwellenformen Sinus, Dreieck, Sägezahn und Rechteck. Letztere sind jedoch immer in den obersten drei Speicherplätzen aller Wavetables verfügbar, d.h. auch die auf ihnen basierenden, typischen analogen Sounds sind gut machbar.

Der MW hat "nur" zwei Oszillatoren, die beide auch auf dieselbe Wavetable zugreifen müssen. Jeder Oszillator kann jedoch eine Wellenform an einer anderen Position der Wavetable abspielen und diese Position kann für jeden Oszillator unabhängig oder auch für beide synchron moduliert werden. Weiterhin haben die Wavetables im MW nur 64 Einträge, nicht 128 wie später beim Q, microQ oder Blofeld. Dafür hat er aber gleich 64 Preset-Wavetables und - das ist das besondere - man kann 32 eigene Wavetables erstellen, die auf alle 300 eingebauten Wellenformen und auf bis zu 250 eigene Wellenformen zurückgreifen können. Wer jetzt denkt, dass man damit "normale" Samples in den MW hochladen kann, hat die Wavetable-Synthese noch nicht verstanden und muss zur Strafe nochmal das entsprechende Kapitel im Microwave II-Handbuch lesen. Was man mit solchen Userwavetables alles anstellen kann, kann man auf der unten genannten Webseite carbon111.com nachlesen.

Ansonsten ist der MW weitgehend ähnlich wie ein (virtuell-)analoger Synth aufgebaut: es gibt zwei digitale Filter, der erste ist mit zahlreichen Filtermodellen ausgestattet, der zweite ist in Serie geschaltet und bietet nur einen 6dB/Oktave Hoch- oder Tiefpass, um den Klang diskret abzurunden. Dann gibt es je eine ADSR-Hüllkurve für Laustärke und Filter, sowie eine Hüllkurve für die Wavetablemodulation und eine frei zuweisbare, vierte Hüllkurve. Diese letzten beiden Hüllkurven bestehen aus 8 bzw. 4 Segmenten, für die jeweils Level und Dauer definiert und die auch an (fast) beliebiger Stelle geloopt werden können. Weiterhin sind u.a. vorhanden: zwei LFOs, Ringmodulation, Rauschgenerator, FM (auch Filter) und die Waldorf-übliche Modulationsmatrix, sowie eine Effektsektion mit einem Effekt pro Sound. Hier muss man beachten, dass frühere Revisionen des Microwave II keinen Delay-Effekt besitzen, diesen gibt es nur in der letzten Mainboardrevision, sowie beim Microwave XT(k). Außerdem kann man für jeden Sound einen parameterlosen Chorus-Effekt einschalten, der den Sound kräftig andickt aber auch weicher macht.

Der erste Filter hat nicht nur die üblichen Hoch-, Tief- und Bandpass-Charakteristiken, sondern auch Filtermodelle mit Waveshaper, die den Sound kräftig verfremden können. Ideal für dreckige Elektro- und Effektsounds.

Wie klingt er denn nun? Erstaunlicherweise ist der Grundklangcharakter sehr warm aber der MW II kann und will auch seine digitale Natur nicht verleugnen. Er kann sowohl überzeugende analoge Emulationen, wie einen Moog Taurus Bass oder Solina Strings oder Prophet 5 Horns als auch schimmernde Pads und abgefahrene Glitchsounds. Dabei ist der Klang immer satt und voll, nicht so harsch und dünn wie manchmal beim microQ. In meinem Fuhrpark ist der Microwave der Synth mit konsistent bestem Klang durch die Bank und viele meiner Lieblingssounds stammen aus seinen Presets oder den Usersoundsets aus dem Waldorf User Forum. Als Demo empfehle ich Euch unbedingt mal die Songs "King Of Salem" und "Rose of Sharon" von Boele Gerkes aka Something Completely Different (siehe Links) anzuhören. Zwei der besten Synthesizer-Demos, die ich kenne!

Wo viel Licht ist, gibt es natürlich auch Schatten: nur 10-stimmmige Polyphonie, weniger Modulationsquellen und -ziele als bei späteren Waldorfsynths, nur 256 Programmspeicherplätze (plus 128 Multis), kein Audioeingang (nur XT(k)), keinen Hall-Effekt (und Delay bei nicht allen Modellen (s.o.)) und beim MW II die etwas umständliche Bedienung durch die Parametermatrix. Leider ist mir auch keine freie und plattformübergreifende Software zur Soundbearbeitung bekannt, aber es gibt einige kommerzielle Angebote (siehe Diskussion in diesem Thread). Der Microwave ist wahrscheinlich kein Synthesizer für den absoluten Anfänger aber für den, der sich intensiver mit ihm beschäftigt, bietet er einen tollen Klang und umfangreiche Experimentiermöglichkeiten.

 
Zuletzt bearbeitet:
Hi,

ich finde, der Virus B oder der Indigo I sind eine Top Alternative zu einem Neugerät. Gibt´s für ca. 500 EUR bei der Bucht.

gruss
studioboy
 
Vielleicht sollte bei Synthbeschreibungen in erster Linie auf die Belange von Einsteigern eingegangen werden...

Wie dem auch sei, hier ein paar Gebrauchtgeräte.

Access Virus

Der Virus gilt heute noch als die VA-Waffe schlechthin, und eigentlich waren die jeweiligen Generationen zu ihrer Zeit immer VA-Waffen und zählten sogar zu den Hochzeiten von Novation zu den mächtigsten VA-Synthesizern auf dem Markt. Mächtige Synths wollen aber bedient werden können, zumal sich Access zum Ziel gesetzt hatte, das Bedienfeld auf der Fläche eines 3HE-Rackmoduls zu verbauen.

Von den Fähigkeiten her unterscheiden sich die ersten Generationen schon ziemlich. Die noch buchstabenlose erste Generation war vom Funktionsumfang her noch relativ zahm mit nur zwei Oszillatoren plus Suboszillator und zwei LFOs. Das mächtige Multimode-Filterpaar war damals schon vorhanden und eins der Killerfeatures des Virus, der übrigens zu den wenigen Synths gehört, die eigene Bedienelemente für die Anordnung der Filter (parallel, in Reihe, ein Filter pro Oszillator) haben. Gut, es gibt einige Funktionen ausschließlich in Menüs, etwa die Effekte, aber das hält sich in Grenzen. Für den Anfang sind 12 Stimmen genug, die auch der zugeschaltete Suboszillator nicht reduziert, und obwohl alle Viren 16fach multitimbral sind, wird ein Einsteiger davon sicherlich wenig Gebrauch machen. Einen "Virus a" kriegt man gebraucht sicherlich schon für unter 350 €. Der Hauptnachteil für Einsteiger dürfte sein, daß es den a nie als Tastaturmodell gab, sondern nur als Expander in Pultform, sprich, man braucht ein Masterkeyboard (falls noch kein MIDI-fähiges Keyboard zur Hand ist) und darf sich mit MIDI rumschlagen.

Der Virus b war die Antwort auf die Supernova und legte besonders bei den Effekten zu, aber auch sonst wurde er deutlich mächtiger, so hat er jetzt 24 Stimmen. Hinzugekommen ist außerdem ein zuschaltbarer dritter Oszillator (der Stimmen kostet) und ein dritter LFO. Weil aber das Bedienfeld des Virus in der Größe begrenzt ist und schon bei der a-Generation randvoll war, gibt es für keinen der beiden irgendwelche Bedienelemente; man kommt nur über Menüs an sie ran. Auch den Virus b gibt es als Pultsynthesizer, der zu Lebzeiten des Virus C als Virus Classic neu aufgelegt wurde; bei beiden dürfte der Kurs um die 450 € liegen. Wer sich nicht an MIDI traut, dem sei gesagt, daß es die b-Generation erstmals auch als Keyboards gab. Zunächst gab es den Virus kb mit einer hochwertigen 61-Tasten-Klaviatur von Fatar, die sogar Aftertouch bietet. Damit ist er allerdings schon recht groß für einen VA. Außerdem liegt der Gebrauchtkurs eines Virus kb schon mal bei 700 €, und oft anzutreffen ist er nicht. Das liegt auch daran, daß er alsbald Konkurrenz gab durch den coolen weiß/blauen Virus Indigo, der mit nur drei Oktaven kompakter und clubtauglicher ist und außerdem cooler aussieht. Das macht ihn auf dem Gebrauchtmarkt allerdings auch beliebter und somit noch teurer.

Letztlich wäre noch der Virus C zu erwähnen. Neben noch einmal mehr Stimmen (32, aber wie gesagt, kaum ein Newbie wird die brauchen) gibt's erstmals einen Dreibandequalizer pro Part. Die Effektsektion ist nun teilweise an die Oberfläche gelegt worden, dafür sind Sachen ihres Platzes beraubt worden, die der Syntheseeinsteiger eher braucht. So gibt es auf Novation-Art nur noch einen Bereich für alle drei Oszillatoren (dafür aber indirekt Bedienelemente für Oszillator 3) und einen für alle drei LFOs (und auch hier ist LFO 3 erstmals an der Oberfläche, aber wiederum hat kein LFO mehr seine eigenen Bedienelemente). Auch hier gibt's wieder Tastaturversionen, und zwar den Virus KC und den Virus Indigo II, wobei man den Indigo II dieses Mal nicht nachgereicht hat, was die Verbreitung des KC weiter reduziert. Generell liegen die Gebrauchtpreise für die C-Reihe über denen der B-Reihe, und für den Preis eines gebrauchten Indigo II kriegt man einen neuen Nord Lead 2X.

Generell abzuraten ist von den Virus Rack-Modellen. Auf eine einzelne Höheneinheit passen nicht genug Bedienelemente für einen Synth wie den Virus (schon einen E-mu Proteus kann man auf der Größe nicht wirklich editieren), und im Gegensatz zum auf dem C basierenden Virus Rack XL sind die auf dem b bzw. Classic basierenden Virus Rack bzw. Virus Rack Classic auch noch im Funktionsumfang empfindlich reduziert. Daß sie teilweise recht billig zu haben sind, hat somit seinen Grund. Im übrigen kann man auch die Pultversionen des Virus ins Rack schrauben, wenn man ca. 5 Höheneinheiten frei hat (inklusive dem Platz, den man für Stecker braucht). Für die Generationen a und b gibt es eine Gehäusewanne mit Rackohren zum Austausch, beim C können die Seitenteile gegen Rackohren getauscht werden.

Roland JP-8000

Japans leicht verschlafener Einstieg in die Welt der virtuell-analogen Synthesizer und Rolands erster VA-Synth schmückt sich mit dem Kürzel der legendären Jupiter-Reihe. Wie seinerzeit üblich warf Roland nicht gerade mit Stimmen um sich, der JP-8000 hat nur acht Stimmen und keinen Multimode. Aber man muß bedenken, daß das zu einer Zeit war, als ein Nord Lead nicht mal das bot. Für Roland üblich ist auch, daß der Sound noch umstrittener ist als der vom Virus - es sei denn, man will Trance machen, denn Trance wurde nahezu aus dem JP-8000 geboren.

Der JP-8000 hat nur zwei Oszillatoren mit gemeinsamen Bedienelementen und einigen unüblichen Funktionen. Ein "fetter" Sägezahnsound wird einem nur zu leicht gemacht mit der Super Saw-Wellenform, die sieben verstimmte Sägezähne simuliert. Das einzige Filter ist ein recht flexibles Multimodefilter mit zwischen 12 und 24 dB/Oktave umschaltbarer Flankensteilheit. Mit Effekten wird man nicht gerade überhäuft, aber zumindest gibt es Chorus und Delay.

Der gesamte Raum über der vieroktavigen Tastatur geht für die Bedienung der Klangerzeugung drauf. Wenn Roland etwas kann, dann ist das eine VA-Bedienoberfläche. Die Anordnung ist nicht immer übersichtlich, zumal in Roland-Tradition lustig zwischen Potis und Fadern gewechselt wird, aber Herumwühlen in Menüs bleibt einem erspart.

Der Vollständigkeit halber sollte noch der JP-8080 erwähnt werden, die Pult-/Rackversion im 5HE-Gehäuse, die außer noch zwei Stimmen an Extras eine Formantfilterbank, einen Vocoder, einen Cardslot (SmartMedia, viel Spaß beim Kartenfinden), mehr Effekte und die doppelte Menge an Speicherplätzen (bei gleicher Presetanzahl) bietet.

Roland SH-201

Der Lernsynthesizer. Wirklich. Roland hat dieses Teil designt, um sogar Schülern den Zugang zur subtraktiven Synthese zu zeigen. Zu dem Zweck ist der JP-8000 verbilligt worden. Es gibt zwar 10 Stimmen und einen großen Sack Effekte wie beim JP-8080, aber nur 64 Speicherplätze, davon 32 überschreibbar, und kein Display zwecks Namensvergabe.

Der große Pluspunkt des SH-201 ist seine Oberfläche. Alles ist halbwegs bunt hinterlegt und genau in der Reihenfolge angeordnet, wie das Signal wandert. 2 Oszillatoren (wieder mit einem Satz Bedienelementen) mit darunter liegender Sektion für den Audioeingang (rot hinterlegt, als wollte es sagen: "Das brauchst du nicht wirklich") und ebenfalls darunter liegenden Hüllkurvenfadern, Mixer mit Sync und Ringmodulator, Multimode-Filter mit teilweise darunter liegender LFO-Sektion (beide LFOs mit einem gemeinsamen Bedienbereich) und direkt darunter liegenden Hüllkurvenfadern, Verstärker mit direkt darunter liegenden Hüllkurvenfadern, Effekte. Wenn das nicht schlüssig und übersichtlich ist, weiß ich auch nicht. Da stört allenfalls das Fehlen eigener Taster und Potis für den zweiten Oszillator. Eine Patchmatrix gibt's nicht, aber die Zielgruppe brauchte wohl auch keine, außerdem gibt's ja sowieso Hüllkurven für alles, wofür der Durchschnittsschrauber Hüllkurven braucht, und alle wichtigen LFO-Ziele, und so viel hat das Ding eh nicht, was moduliert werden könnte.

Gespart hat man dann beim Sound. Der JP-8000 war schon nicht jedermanns Sache, der SH-201 klingt reichlich muffig, weder vintage-analog noch kühl-digital, einfach nur 08/15. Klar ist das ein guter Einsteigersynth, aber vom Sound kann man nicht viel erwarten, und wer sich wirklich in die Sache reinkniet, wird wohl ziemlich schnell aus dem SH-201 rauswachsen. Und dann kann man auch mit anderen Synths umgehen.

Korg MS2000

Wie die japanische Konkurrenz hat auch Korg als Referenz an die alten Zeiten eine Namensreihe wiederbelebt, nämlich die von MS-10, MS-20 und MS-50 - ungeachtet der Tatsache, daß die MS monophon waren und Korgs (teilweise sogar halbmodulare) Polysynths in den 70ern unter PS liefen. Macht aber nix, denn die vier Stimmen des MicroKorg-Urahnen waren damals schon so üppig nicht.

Bei der Klangerzeugung könnte man sagen: Siehe MicroKorg. Zwei unterschiedliche Oszillatoren, von denen einer über 70 Waveforms hat, plus Noise (obwohl einer der Oszillatoren schon Noise kann), ein Filter mit 4 Modi, 2 Hüllkurven, 2 LFOs, Patchmatrix mit 4 Wegen (aber sehr wenigen Quellen und Zielen), paar Effekte, Vocoder, 128 Speicherplätze, alle überschreibbar. Der blaue Ur-MS2000 hat allerdings andere Presets als der graue MS2000B. Wo beide ihren Vorteil gegenüber dem MicroKorg ausspielen, ist in der Bedienbarkeit. Sie sind beide ungefähr so groß wie ein Minimoog, haben wie dieser 44 Tasten (normal große übrigens) und somit reichlich Platz für Knöpfe, Taster und ein Display, das den Namen verdient hat. Korg hat sich sogar den Luxus zweier separater Oszillatorbereiche gegönnt - hauptsächlich deshalb, weil die Oszillatoren bekanntlich mitnichten identisch sind.

Mit dem Zusatz R gibt es beide auch als Pult-/Racksynthesizer.

Der MS2000 ist gebraucht nicht ganz einfach zu finden. Viele haben ihn trotz der auffälligeren Optik des MicroKorg behalten, und wenn einer verkauft wurde, landete er nicht selten in den Händen von jemandem, der den Sound des MicroKorg geil fand, das Körgchen selbst aber unbedienbar. Trotzdem hat man keinen Mondpreis zu zahlen.

Alesis Ion

Der oft ignorierte Ion war seinerzeit die virtuell-analoge Alternative zum mächtigen Echtanalog-Schlachtschiff Alesis Andromeda A6, einem der wenigen speicherbaren analogen Polysynths des 21. Jahrhunderts (während sich alle Welt lustig im Bau von Synths auf dem technischen Stand von 1971 übt), und wurde zur technischen Basis des physikalisch kleineren, aber besser ausgestatteten Micron sowie teilweise auch der Workstation Fusion.

Obwohl der Ion wie Micron und Miniak nur achtstimmig ist, wilderte er seinerzeit eifrig im selben Fahrwasser, in dem sich der Virus und vor allem einige Novation-Synths tummelten, und mischte den Markt mit ungewöhnlichen Features wie Emulationen bestimmter Vintage-Filter auf. Zu seinem sehr konkurrenzfähigen Preis gab es auch sonst kaum Synths mit drei gleichen Oszillatoren oder einer derart üppigen Modulationsmatrix und schon gar nicht mit drei beleuchteten Wheels.

Im Gegensatz zum ein Jahr später eingeführten Micron hat der Ion zwar keinerlei programmierbaren Sequencer und teilt seine Klangprogramme auf vier farbcodierte Bänke auf (was der Micron wohl deshalb nicht hat, weil für die dafür notwendigen Taster kein Platz ist), dafür aber ist er erheblich schraubbarer. Jeder der drei Oszillatoren hat einen eigenen recht umfangreichen Satz Taster und Potis, Oszillator 3 hat sogar einen, mit dem man Sync ein- und ausschalten kann. Auch die beiden Filter sind entsprechend ausgestattet - zwei Resonanzregler sind wirklich Luxus. Ähnlich üppig und übersichtlich aufgebaut sind die zwei (!) Mixer, einer zum Verteilen der Oszillatoren auf die beiden Filter oder den Bypassweg, einer zum letztendlichen Mischen der Filtersignale. Dafür müssen sich die drei ADSSR-Hüllkurven fünf (!) Potis teilen, auch die zwei LFOs sind zusammengefaßt. Tiefgreifende Einstellungen gehen wieder nur in Menüs, da kommt man aber mit den grün (im Gegensatz zum allgegenwärtigen Rot) leuchtenden Edit-Tastern, und das relativ große (quadratische) Display ist hier auch sehr hilfreich. Sogar der Multimode ist auf Novation-KS-Art leicht bedienbar. Es gibt tatsächlich eigene Taster für die ungewöhnlichsten Sachen, etwa einen eigenen Compare-Taster, um das gerade Geschraubte mit dem Inhalt eines Speicherplatzes zu vergleichen.

Die Kehrseite der Medaille: das verunglückte Design. Um den Ion zu bedienen, muß man ihn entweder gut kennen, oder man braucht gute Augen. Die Beschriftung des an sich sehr großzügig geschnittenen Synth ist nämlich aus Designgründen sehr, sehr klein ausgefallen. Unter manchen Einsatzbedingungen ist es auch nicht sehr optimal, daß der Ion wie ein Brett gebaut ist, also ein quaderförmiges Gehäuse mit flacher Oberfläche statt dem üblichen keilförmigen Aufbau hat, sprich, das Bedienfeld steigt nicht nach hinten an, und aufstellbar ist es erst recht nicht.

Wenn ein Virus schon oft als Einsteigersynth empfohlen wird, gilt das für den Ion mindestens genauso. Hätte Alesis seinen sehr schlüssigen Aufbau besser illustriert und vor allem lesbarer beschriftet, wäre er auch dank der nicht gedrängt zusammengepferchten Potis ein für Einsteiger gut bedienbarer Synthesizer, von dem man auch länger noch was hat.

Novation KS4, KS5, KS-Rack

Die KS-Reihe wurde 2002 zwischen A-Station/K-Station und den mächtigen Supernovas angeordnet. Man kann sie grob charakterisieren als stark unterbewertete, fast schon ins Obskure abgeglittene multitimbrale Beinahe-VAs mit durchdachter Bedienung. Es gibt drei Modelle: den KS4 mit 49 Tasten, den KS5 mit 61 Tasten und den 2003 nachgereichten KS-Rack, die Pultausgabe in 5 Schein-Höheneinheiten (hinten ist er oben kürzer, um Platz für Stecker zu haben) und festen Rackseiten.

Beinahe-VAs deswegen, weil sich Novation die Frechheit rausgenommen hat, drei Sampleplayer als Oszillatoren zu verbauen. Gut, sie sind identisch, sie haben einen nicht unerheblichen Funktionsumfang, und sie können sogar Sync und FM, aber sogar die Grundwellenformen sind eigentlich Samples. Das macht den KS nicht zu einer General-MIDI-Presetschleuder, weil man sich zumindest bei der Anzahl und Auswahl der Samples zurückgehalten hat, und es macht Sachen wie halb-virtuell-analoge oder gar halb-FM-E-Pianos, TR-909-artige Drumkits, die zur Hälfte auf Samples beruhen, oder ein um echte Becken und ein echtes Hi Hat erweitertes Simmons-Schlagzeug möglich, von richtig abgefahrenen Sampleverwurstungssounds für Leute mit Langeweile abgesehen, aber ungewöhnlich ist es trotzdem, ebenso wie die gleichermaßen üppige Auswahl an Digitalwellen bei den LFOs für sequenzerartige Acid-Effekte und dergleichen - so ähnlich wie die DWGS-Wellen bei Korg, aber für LFOs. Derer gibt's nur zwei, die aber beide unabhängig voneinander auf One Shot, also hüllkurvenartigen Einmaleinsatz, umgeschaltet werden können, dazu zweieinhalb Hüllkurven (in den Menüs gibt's noch eine AR-Hüllkurve). Es gibt auch nur ein Filter, das aber drei Modi und unabhängig davon zwei Flankensteilheiten kann und einen eigenen Overdrive hat (zusätzlich zur Zerre in der Effektsektion, aber ein Virus hat ja auch 32 Ringmodulatoren). Das Ganze gibt's dann für 16 Stimmen und einen vierfachen Multimode, wie die Taster oben links schon andeuten, in dem übrigens jeder Part sechs Effekte inklusive Delay und Reverb hat - das konnte damals kein Virus - und einen Vocoder für Part 1 gibt's auch noch.

Leere Speicherplätze sind reichlich vorhanden, das heißt, sie sind nicht wirklich leer, sondern enthalten alle einen und denselben Init-Sound. Man kann sozusagen die Speichernummer vorwählen, wo man speichern will, und dann bei Null (beim ungefilterten Sägezahn) anfangen zu schrauben. Die Speicherplätze mit "sinnvollen" Sounds sind alle überschreibbar. Interessanterweise hat die KS-Reihe auch einen Drummode: Die Program-Speicherplätze in den 600er bis 900er Bereichen sind für vier Drumkits reserviert, wobei in der Praxis beim Spielen jeweils das ganze Kit gewählt wird (wenn man eine 600er Nummer anwählt, hat man die Drumprogramme 601 bis 649 über die Klaviatur verteilt).

An sich ist die KS-Reihe sehr gut schraubbar. Auch hier sind zwar alle drei Oszillatoren in einer Gruppe zusammengefaßt und können per Taster durchgeschaltet werden, diese Gruppe hat aber sieben Potis, und darin ist keine Lautstärkeregelung enthalten, denn der Mixer ist separat, also hat man schon mal jede Menge Einstellmöglichkeiten auf der Oberfläche. Der Mixer selbst kann umgeschaltet werden für die Regelung bestimmter Modulationen, was etwas unübersichtlich ist, was andere Synths aber überhaupt nur in Menüs bieten. Auch die LFOs liegen zusammen, und auch hier sind die Extrawellenformen wie bei den Oszillatoren nur übers Display auswählbar, aber gut, die Darstellung mehrerer Dutzend Wellenformen auf der Oberfläche wäre auch etwas heftig. Auf besagter Oberfläche kann sogar ein LFO-Delay (also praktisch noch einmal zwei Minihüllkurven) und der One-Shot-Modus geschaltet werden. Die beiden ADSR-Hüllkurven sind dann wieder mit eigenen Bedienelementen unterwegs, während man von der kleinen AR-Hüllkurve nichts sieht, sofern man nicht das (recht umfangreiche) Handbuch studiert oder auf eigene Faust die (leicht erreichbaren, aber langen) Menüs erkundet. Diese sind deshalb so lang, weil der KS keine Modulationsmatrix hat, sondern statt dessen schon sehr viele Verknüpfungen vorverdrahtet und regelbar. Alles Wichtige ist aber schnell und ohne Menüs erreichbar.

Wenn mal ein gebrauchter KS irgendwo auftaucht, dann zu sehr moderaten Preisen, also bei allen Modellen um die 400 €. Das passiert aber selten, weil der KS immer ein Underdog-Synthesizer war, den auch die Fachpresse ignoriert hat, und der den Fehler gemacht hat, um dieselbe Zeit herum auf dem Markt zu erscheinen wie der MicroKorg. Für Fortgeschrittene: Wenn man einen KS hat, sollte man die Betriebssystemversion überprüfen und gegebenenfalls die neueste Version von Novation besorgen und aufspielen.


Martman
 
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Vielleicht sollte bei Synthbeschreibungen in erster Linie auf die Belange von Einsteigern eingegangen werden...

Tut mir leid, aber ich habe an den Waldorfs halt das beschrieben, was ich für wichtig halte. Das 2HE Rackgeräte per se durch die eingeschränkten Bedienelemente nicht ganz so Benutzer- und damit auch Einsteigerfreundlich sind, habe ich als offensichtlich angenommen. Ansonsten kann ich nicht wirklich nachvollziehen, warum der eine oder andere Synth mehr oder weniger Einsteigerfreundlich sein soll. Warum soll z.B. MIDI die Sache so furchtbar komplizieren? Kabel vom Masterkeyboard zum Synth ziehen, Sende- und Empfangskanal einstellen, fertig! Und nur weil ein Synthesizer weniger Parameter oder Oszillatoren hat, ist er für mich nicht automatisch Einsteigerfreundlicher. Viel wichtiger ist zum Beispiel, ob eine gute, wenn möglich deutsche, Anleitung erhältlich ist. Und dabei geben die Waldorfsynths traditionell ein gutes Vorbild.

Außerdem ist das Aneignen von ein wenig Fachwissen über Synthesizer m.E. wirklich nicht so schwer, es gibt genug Tutorials im Netz dazu. Wie immer ist, wer lesen kann, stark im Vorteil. Was die einzelnen Bestandteile einer Synthengine sind und welcher Synth was wie implementiert hat, kann man sich vergleichsweise schnell aneignen. Um dann die Eigenheiten eines jeden Geräts kennenzulernen und zu verinnerlichen wie z.B. die unterschiedlichen Oszillatoren, Filter und Effekte der jeweiligen Modelle klingen und innerhalb der Parameterwertebereiche reagieren, kann man sowieso nur durch viel Ausprobieren.
 
mir wurde der radias damals hier als einsteigersynth empfohlen, kann vlt dazu noch jemand was schreiben? oder hab ich den grade übersehen?
 
Hi,

hatte einen Access Virus a oder b ins Auge gefasst. Habe jetzt in meiner Internetrecherche nicht zum Thema Super-/Hypersaw gefunden.
Beim TI ist das in der Produktbeschreibung klar definiert (9-fach Säge).

Bin auf dem Gebiet (Synthies) totaler Anfänger, suche nach einem trancefähigen (also ist ein Supersaw pflicht) Synthie in Rackform
 
also ist ein Supersaw pflicht
Dann solltest du dich nach dem Original umsehen: Roland JP-8080

Hypersaw war neu im TI. Die Oszillatoren der Viren A-C erzeugen Sägezahn, Puls mit variabler Pulsbreite sowie 64 weitere Spektren. Die Spektren oder die Pulswelle lassen sich auch mit dem Sägezahn mischen.

Man kann aber auch im Virus bestimmt bestimmt eine SuperSaw nachbauen, indem man den Twin- (A) bzw. Unison- (B) Modus benutzt. Dann spielt eine Note gleich mehrere Stimmen und man kann diese mit Unison Detune gegeneinander verstimmen. Wenn jetzt jede Stimme selbst schon zwei (oder drei) gegeneinander verstimmte Sägezahn-Oszillatoren enthält, dann hat man auch schon eine ganz schöne Schichtung. Es geht halt nur nicht ganz so direkt auf Oszillatorebene wie beim JP-8000/8080.
 
mir wurde der radias damals hier als einsteigersynth empfohlen, kann vlt dazu noch jemand was schreiben?

Siehe Beschreibung Korg R3 im ersten Post.

suche nach einem trancefähigen (also ist ein Supersaw pflicht) Synthie in Rackform

Naja, diese Anforderung halte ich für etwas übertrieben. Supersaw ist ja nur eine Anzahl von Sägezahnwellen, die leicht gegeneinander verstimmt sind. Das kann man bei fast allen VAs auch mittels Unison-Modus erreichen, dabei hast du dann auch Kontrolle darüber, wieviele Voices pro Note benutzt werden und wie sehr diese gegeneinander verstimmt sind. Bei manchen VAs funktioniert der Unison-Modus allerdings nicht bei polyphonischen Sounds. Mehr als zwei Noten spielt man bei Trance-Leadlines ja aber sowieso nicht gleichzeitig, oder?

Schau dir mal auf YouTube die Demo-Videos von morpheus an. Der holt aus fast jedem Synth gute Trancesounds...
 
wenn du a) geld auch verbrennen würdest; b) spass am Kopf gegen wand hauen hast oder c) dich mit einem ultrakomplizierten Konzept anfreunden willst - bitte sehr... :rolleyes:
 
Wen meinst du jetzt genau?
 
uuupsss... ich wollte eigentlich den Typen mit dem Radias Vorschlag kritisieren... hab wohl vergessen Zitat einzufügen... :bang:
 
Jetzt, wo der Radias ausläuft (Radias-User bitte nicht nach Pfützen gucken, das war anders gemeint) und billiger wird, könnte man ihn evtl. mal hier in die Liste aufnehmen und im Hinblick auf Einsteiger-Usability bewerten. Leider hab ich keinen zur Hand...


Martman
 
Ich merke gerade, dass der Novation XioSynth auch noch in der Liste fehlt. Hat den jemand und kann was dazu schreiben? Sounddemos zum XioSynth gibt's mal wieder auf Soundmania.com.

Chris
 
Habe ihn nicht, kann aber dazu schreiben, daß er 100% kompatibel zur X-Station ist und somit auf über 1.000 Patches zugreifen kann. Indirekt auch zur V-Station, deren Patches allerdings den Umweg über die X-Station nehmen müssen. Außer jemand schreibt mal einen Converter :rolleyes:

Der Xio ist sozusagen eine X-Station mit leicht abgespeckten Controllern. Trotzdem hat er XY Pad, Joystick und funktioniert als Audio Interface. Schönes Gerät, oft unterschätzt wie so viele andere kleine Synthis. :great:

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Die X-Station wiederum ist eine auf monotimbral reduzierte, HyperSync-lose (was irrelevant ist, weil das wohl kaum ein Newbie benutzt) Version der KS-Synths im Gehäuse eines USB-Keyboards. Die Oberfläche ist etwas gedrängter, aber noch zu handhaben. Beim XioSynth ist wohl auch die Oberfläche abgespeckt worden, weil er kein VA-Synth mit USB-MIDI-Interface mehr ist, sondern ein USB-Keyboard mit VA-Synth. Preislich dürften gerade gebrauchte XioSynth 25 weit vorne liegen, weil sie lange Zeit die billigsten Synths überhaupt am Markt waren und vielfach fehlgekauft wurden von Leuten, die Samplepresetschleudern wollten, den Unterschied zum VA aber nicht kannten und dann enttäuscht festgestellt haben, daß der XioSynth kein Klavier und keine echten Bläser kann.


Martman
 

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