Der Synthese-Ideen-Faden

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Dachte mir, ich starte mal einen Thread für Synthese/Architektur-Ideen. Falls jemand eine solche hat, wäre das hier ein geeigneter Thread zum Posten.

Mich hat nämlich angesichts der Testberichte über den Ultranova der Hafer gestochen die Muse geküßt eine Eingebung ereilt. Wie wär's mit folgendem Aufbau für einen VA?

Die Grundlage von allem wären sechs identische Oszillatoren. Man könnte auch mehr nehmen, aber sechs sind ein guter Anfang. Das klingt jetzt nach viel, aber gleichzeitig gibt's keine dedizierten LFOs. Dieselben Oszillatoren zum Klingen und Modulieren zu nehmen, ist ja nix Neues. FM-Synthese funktioniert genau so, und der Minimoog hat ja auch keinen LFO, Oszillator 3 kann diese Aufgabe übernehmen oder eben nicht.

Die Oszillatoren sind grundsätzlich alle baugleich. Alle haben dieselben Waveforms (und zwar reichlich davon, inklusive Sinus und Rauschen), alle sind in einem riesigen Regelbereich stimmbar (klar, sie sollen ja auch als voll dronetaugliche LFOs arbeiten können), bei allen kann Keyfollow geregelt bzw. abgeschaltet werden (auch im Audiobereich sinnvoll für Drums/Percussion), alle können als Hüllkurvenersatz auf One Shot umgeschaltet werden (Resultat: die schnellsten AD-Hüllkurven diesseits von Tulsa), und alle können die gleichen Modulationen steuern und empfangen – inklusive einer FM-Feedbackschleife, die man evtl. aus Performancegründen nur einem Oszillator zugesteht. Selbstverständlich umfaßt eine Stimme des Synthesizers alle sechs Oszillatoren. Daß es auch mindestens sechs frei routbare Hüllkurven gibt, dürfte sich von selbst verstehen.

Die Möglichkeiten, die so ein Aufbau mit sechs Oszillatoren bieten würde, wären immens.
  • VA mit drei Oszillatoren und bis zu drei LFOs. Ein nicht mal so unnormaler Aufbau.
  • VA mit zwei Oszillatoren und bis zu vier LFOs. Willkommen in der Ambient-Welt der Drones.
  • VA mit vier Oszillatoren und bis zu zwei LFOs. Hätte auch was.
  • Zwei Synths mit je zwei Oszillatoren und einem LFO nebeneinander in einem Programm. Alles ohne Dual-Mode.
  • Ringmodulierte, frequenzmodulierte oder gesyncte LFOs. Besonders ersteres stell ich mir lecker vor.
  • Trance-Brett mit sechs gegeneinander verstimmten Sägezahnoszillatoren. Schon mal einen Trance-Lead mit LFOs gehört? Ich jedenfalls nicht.
  • Additive Orgelsounds. Sechschörig (abzüglich Percussion), fünfchörig mit Vibrato, Transistorschweineorgelsachen mit anderen Waveforms als Sinus usw.
  • 6-OP-FM mit allen möglichen Verschaltungen. Weil das immer noch ein Digitalsynth ist, dürfte das sehr sauber vonstatten gehen.
  • Das, was Yamaha seinerzeit mit FM gemacht hat, mit Ringmodulation und/oder Sync weiterspinnen, was den gleichzeitigen Einsatz von FM nicht ausschließt.
Im übrigen laufen alle Oszillatoren immer am Ende audiomäßig zusammen, wobei sie flexibel auf die Filter (glaubt man nich, daß ich so einen Synth mit nur einem Filter bau) oder an den Filtern vorbei geroutet werden können. Wenn sie nur zur Modulation genutzt werden sollen, werden sie im Audiorouting ganz runtergedreht und nicht wie bei FM-Synthese automatisch abgeschaltet.


Martman
 
Eigenschaft
 
Hi Martman
Dein Konzept gefaellt mir, weil es sehr klar ist, aber dennoch flexibel. Den Grundgedanken des dritten OSC des Minimoog noch weiter ausgebaut. Und verstehe ich es richtig ? Dein Synthesizer waere dennoch z.B. 10 fach Polyphon, aber in einer Konfiguration z.B. dann mit 6 Oszillatoren ? Das erforderte 60 Oszillatoren, also 60 fache Polyphonie. Bei heutigen Workstations ist das kein Problem, aber bekanntlicherweise muss man dann in Kauf nehmen, dass gewisse Details wie Portamento, Am/FM Modulation nicht mehr so hoch aufgeloest werden.
Allerdings ist hierbei zu beruecksichtigen, dass eine handelsuebliche 64 fach polyphone Workstation nicht nur 64 Oszillatoren berechnen muss sondern auch 64 Filter und 64 oder 128 LFO, dazu 64 EG's. Daher geht denen sehr schnell die Puste aus.

Ich meine nicht, dass es sonderlich viel bringt 6 verstimmte Oszillatoren zu addieren. Wenn ich meinen An1X im UNISONO MONO Modus betreibe habe ich sogar einen monophonen Synthesizer mit mindestens 20 Oszillatoren ! Ja, das klingt fett, aber ehrlich gesagt mag ich den UNISONO Modus nicht so sehr. Der Sound wird chorusartig, eher wie bei einer Orgel, Strings, verwaschen und verliert trotz hoeherem Druck dann aufgrund der Kammfiltereffekte an Praegnanz.
Man koennte auch eine XP60 nehmen und im Performance Modus 16 mal den selben Solo Sound (bei Roland jeweils mit 4 Oszillatoren) leicht verstimmt layern und hat dann einen UNISONO Sound mit gar 64 Oszillatoren. Das wir niemand praktizieren, aber nehmen wir mal dieses Beispiel. Die XP60 berechnet dann 64 Filter, obwohl einer ausreichend waere und 128 LFO, obwohl zwei ausreichend waeren und geht daher in Punkto Genauigkeit, Aufloesung vollstaendig in die Knie.
Bei deinem Konzept wuerden diese unnoetigen Berechnungen zum Teil entfallen.
Hey das ist echt gut ! :)
Wenn dein Synthie 6 Osz wuenscht, gibt es keinen LFO und der Rechenaufwand dafuer entfaellt. Z.B. zugunsten eines besser aufgeloesten Portamentos.

Gehen wir noch einen Schritt weiter !
Wie waere es , wenn wir nicht nur OSZ und LFO in dieser Form vereinheitlichen, zusammenfassen, sondern auch noch das Filter dazunehmen ? Das ist kein Hexenwerk, wenn wir unseren OSZ nicht ueber irgendwelche Huba Tuba Samples realisieren, sondern ueber einen moeglichst flexiblen aber dennoch einfachen Signalgeneratoralgorithmus.
Die Wellenform des Signalgenerators transformieren wir dann ueber eine FFT (Fast Fourier Transformation) in den Frequenzbereich. Eine realiv einfache Maßnahme.
Die Wellenform des Generators steht nun nicht fuer einen speziellen Klang, sondern die Uebertragungsfunktion eines Filters.

Einfaches Beispiel: Frau Dreieck :
************************
Im Spektrum wuerde dieser Generator als Filter die Hoehenanteile linear daempfen. (Das koennte man auch logarithmisch und damit mehr musikalisch gestalten.) Die prinzipielle technische Realisation ist simpel :
Man bildet die FFT des Generators und die FFT des zu filternden Signals und multipliziert beides. FFT Ruecktransformation liefert das ueber die Filtercharakteristik des Generators gefilterte Signal. Klingt kompliziert, aber jede Tischupe macht von der FFT gebrauch. Waehlen wir einen Sinus als Filtergenerator erhalten wir ein Kammfilter. Wir verwenden also auch keine festen Filtertypen, sondern erstellen diese
mittels FFT aus den 6 oder 9 Generatoren.
Unser Synthie kann jedes Filter emulieren ! Deren Uebertragungsfunktion bezieht er aus einem Sample im Fourierbereich. Wir gehen noch einen Schritt weiter. Wir kreieren diese Ubertragungsfunktion selbst aus unserem flexiblen Oszillator.
Lange Rede kurzer Sinn. Damit waere es moeglich nicht nur OSZ und LFO sondern auch das Filter in deinen Wunschsynthesizer zu integrieren. Und ich wuerde 9 frei waehlbare Module waehlen. Stellt man alle Module auf Signalgenerator haette man eine 9 choerige Orgel. Daher. Die Orschel allerdings ohne jedliche Filterfunktion.

Man koennte mit deinem System ebenso einen 10 fach polyphonen Synthesizer mit 3 OSZ, 3 Filter und 3 LFO realsieren.
Oder 2 OSZ, 4 Filter, 3 LFO.
Oder 2 OSZ, 1 Filter, 1 LFO und die eingesparte Rechenzeit spiegelt sich dann in der besseren Aufloesung aller Funktionen wieder! Ein Synthesizer der sich zwischen Rompler und VA einstellen laesst ! Man muss nicht beide Varianten kaufen sonden nur den Martman 1 Alle Funktionen voellig offen, je nach Geschmack.
Und welche Signalfunktionen koennten dieser Synthesizer mit seinen 9 Generatoren erzeugen ? Wie waere es mit richy-Verhulst Funktionen ? Und spaeter mal richy-Mandelbrot Wellen.
Das sind verallgemeinerte Funktionen die ueber jedes Saegezahn und Rechteck hinaus gehen. Eine Zugabe haette ich noch.
Einen zehnten OSZ. Der sampelt die Ergebnisse und laesst sich dazuschalten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Richy,

nur aus Neugier: was ist HCA, mal abgesehen von "Hans Chistian Andersen" oder "Heidelberg Center for American Studies"?
 
Ehrlich gesagt, so genau weiss ich das auch nicht. Wir schreiben hier im Forum irgendeines Musikalienhaendlers. Meyer Musik oder so aehnlich, wie auch immer. Wer dieser Musikalienhaendler ist weiss ich auch nicht. Ist auch egal.
Hier sind auf jeden Fall sehr viele kompetente Leute versammelt. Hammond Spieler, bei denen eine B3 im Wonzimmer steht, die sie im Studio benutzen oder auch live. Dazu sehr sehr gute Piansten.
Im technischen Bereich bin ich bischen fitter als Meyer Elektronik. Elekroingenieur. Aber ich moechte dennoch alles vestehen. Die Musik. Da habe ich teilweise auch einen ganz kitschigen Hang. Die unmoeglichsten Kuenstler gefallen mir. Korgies, Zucchero, Laura Pausini , Anna Tatenangelo, Randy Crawford, Grace Jones, Gino Vanelli oder PATTI LA BELLE. Letztere ist mein Stern.
http://www.youtube.com/watch?v=BuagK4BZfDw&NR=1
Diana Ross nimmte es mit , weil sie ebenso eine granadiose Saengerin ist.
In the name of Lord. Pattie ist geradezu wie beseelt vom religioesen Gedanken und die Kraft die sie daraus schoepft haut einem geradezu um.
Dazu gibt es noch extremere Videos.
Pattie La Belle ist eine der groessten Saengerin aller Zeiten.
http://www.youtube.com/watch?v=hgPZUmYebYE&feature=related
Die in der der Mitte hat verstanden was Musik ist.
 
Zuletzt bearbeitet:
High Competence Award. richy weiß halt mehr als wir :D
 
Das stimmt nicht. Ich weiss nicht mehr. Und meine Spielkuenste auf dem Piano sind mehr als eingeschraenkt. Die meisten hier sind bessere Pianisten, Hammondisten, Keyboarder als ich. Obwohl ich sehr lange geuebt habe. Knapp 35 Jahre lang war ich auch immer auf verschiedenen kleinstaedtischen Buehen unterwegs Niemals der beste Hammaondplayer oder Pianist. Aber den Leuten hat es trotzdem immer gafellen. Ich liebe Musik.
HCA Soundprogrammierung koennte hoechstens bestaetigen, dass ich meine Erfahrungen als gelernter Bild und Toningenieur noch nicht ganz verlernt habe.
Und ich gebe diese Erfahrungen in Forum hier gerne weiter. So weit es mir moeglich ist. Mein Stil sollte im Forum bekannt sein.

La solitudine :
http://www.youtube.com/watch?v=KvG-HUXOpSk&playnext=1&list=PL8781020B592C0148&index=5
 
Zuletzt bearbeitet:
Vielen Dank für die Antworten!
Ja, Patti Labelle höre ich auch gerne. Und Musikliebe zu teilen, das finde ich viel wichtiger als alle spieltechnischen Fertigkeiten.
Das ist ja das schöne an Musik: dass jede/r, vom Bluesbarden mit seiner alten Gitarre und ein paar chords bis hin zum hochausgebildeten Konzertvirtuosen sich darin angemessen ausdrücken kann!
Und ich finde nicht im geringsten, dass das eine über dem anderen steht.
Es geht in Musik immer um Authentizität (eine seltene Perle heutzutage), nicht um öffentliche Beeindruckungs-Rituale.
 
Dein Konzept gefaellt mir, weil es sehr klar ist, aber dennoch flexibel. Den Grundgedanken des dritten OSC des Minimoog noch weiter ausgebaut. Und verstehe ich es richtig ? Dein Synthesizer waere dennoch z.B. 10 fach Polyphon, aber in einer Konfiguration z.B. dann mit 6 Oszillatoren ? Das erforderte 60 Oszillatoren, also 60 fache Polyphonie. Bei heutigen Workstations ist das kein Problem, aber bekanntlicherweise muss man dann in Kauf nehmen, dass gewisse Details wie Portamento, Am/FM Modulation nicht mehr so hoch aufgeloest werden.
Allerdings ist hierbei zu beruecksichtigen, dass eine handelsuebliche 64 fach polyphone Workstation nicht nur 64 Oszillatoren berechnen muss sondern auch 64 Filter und 64 oder 128 LFO, dazu 64 EG's. Daher geht denen sehr schnell die Puste aus.
Na ja, das soll ja auch kein Rompler mit einem Oszillator pro Stimme werden. Ein Yamaha DX7 hatte schon vor 28 Jahren sechs Oszillatoren pro Stimme. Und wenn man bedenkt, was in einem Virus TI2 alles an Pomp & Circumstances eingebaut ist, während er immer noch stimmenmäßig in Romplerregionen spielt, sollte auch hier eine anständige Zahl an Stimmen machbar sein.

Ich meine nicht, dass es sonderlich viel bringt 6 verstimmte Oszillatoren zu addieren. Wenn ich meinen An1X im UNISONO MONO Modus betreibe habe ich sogar einen monophonen Synthesizer mit mindestens 20 Oszillatoren ! Ja, das klingt fett, aber ehrlich gesagt mag ich den UNISONO Modus nicht so sehr. Der Sound wird chorusartig, eher wie bei einer Orgel, Strings, verwaschen und verliert trotz hoeherem Druck dann aufgrund der Kammfiltereffekte an Praegnanz.
Ich war da eher auf diese typischen Trance-Bratz-Leads aus, die genau genommen nicht mal Hüllkurven brauchen. Klassischerweise werden die ja mit der Supersaw aus dem JP-8000 gemacht, die sieben Sägezähne simuliert. Mehrstimmig spielt man die aber auch nicht.

Wenn dein Synthie 6 Osz wuenscht, gibt es keinen LFO und der Rechenaufwand dafuer entfaellt. Z.B. zugunsten eines besser aufgeloesten Portamentos.
Zum Beispiel.


Martman
 
Ist das jetzt das "königliche Wir"?


Martman
 
Es soll Keyboarder geben, die sich einen Plastikschlauch in den Mund stecken. Ein Theremin oder Vocoder kaufen oder diese garstigen Vocalisten benutzen. In modernen Pop Produktionen hoert man kaum mehr Gesang, sodern nur noch eine Art Cher Roboterstimme. Sind das solche Musiker denen leider die Stimme fehlt ?
Diesen "Verhulst Generator" habe ich uebrigends mal ausgiebig ausprobiert. Man erhaelt teilweise sogar Filtersweeps. Auch eine prima Basedrum. Gar nicht uebel. Aber fuer ein vollstaendiges Synthesizerkonzept reicht das wohl nicht. Etwas in der Richtung wuerde mir persoenlich z.B. gefallen. So wie es auch dein Ansatz vorgibt. Eine Art Baukastensystem. Wobei eine Workstation im Multimode schon fast so etwas darstellt. Man muesste nur die Rechenleistung gezielt vorgeben koennen. Oder wo siehst du noch weitere Unterschiede.
 

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