Der Yamaha THR 10 als Bassamp

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Nein, das wird kein richtig tiefschürfendes Review. Nur eine kurze Betrachtung des Yamaha THR 10 mit dem Einsatzgebiet als Bassamp. Im Gegensatz zum kleineren Modell THR 5 hat der 10er ja drei zusätzliche Modellings (Bass, Acoustic und Flat) bekommen. Zu den Gitarrensounds findet man im Web mehr als genug Demos, wobei ich sagen muss, dass das in Realität noch WESENTLICH besser klingt als über PC-Lautsprecher. Will sagen, wem die Demos im Web zu dünn klingen, der sollte sich den Kleinen mal in echt anhören. Besonders überragend das Modell des alten Marshalls, das m.w. so gut noch kein anderer Modeller hinbekommen hat.


Das Konzept: Die THR Amps sollen sogenannte "Third" Amps sein. Soll heissen, die meisten Gitarreros haben einen "großen" Amp für die großen Gigs, einen kleinen Combo für Proben und kleine Gigs - und jetzt eben auch den THR 5 oder 10 als "Third" Amp für zuhause. Er ist nur etwas lauter als Zimmerlautstärke, wobei der Pegel in diesem Bereich perfekt zu dosieren ist. Mit großen Amps hat man ja immer das Problem, dass auf den ersten Millimetern des Regelwegs überhaupt kein Ton zu hören ist, und plötzlich gibt es einen ziemlichen Sprung auf nicht mehr mietwohnungskompatiblen Terz. Hier ist das kein Thema, ab flüsterleise bis "deutlich zuviel für die Mietskaserne" ist alles perfekt dosierbar. Sowas wird in keinem Prospekt erwähnt, aber ich finde es gut, dass es hier so gut funktioniert. Beim Einsatz gegen ein Naturdrumset wird der Kleine wahrscheinlich untergehen, dafür ist er nicht gemacht und wird definitiv kein Land sehen.

An netten Zusatzfeatures ist der THR 10 ja auch ein bidirektionales Interface, eine Recording-Software mit mit Cubase LE AI 6 ja mitgeliefert, einen aktuellen Treiber gibt es auf der Webseite von Yamaha. Andersrum nutze ich den THR gerade als Ersatz für die internen Speaker meines Laptops, und da geht gleich nochmal die Sonne auf - die Lautsprecher sind nämlich keine Gitarrenspeaker, mit denen man Fullrangesignale eher quäkig widergibt, sondern echte Fullrangespeaker (natürlich mit leichten und verschmerzbaren Schwächen im Bassbereich - das Ding ist so groß wie ein Toaster, und da kommt ja auch kein echter Bass raus), denen der Sound der Gitarrenspeaker aufmodelliert wird. Ein gut umgesetztes Konzept auch hier. Ausserdem gibt es eine Stereo-Miniklinkenbuchse zum Anschluss eines iPods/iPads/iPhones oder anderer Abspielgeräte für Songs und Backingtracks. Beim THR 10 ist dieser Eingang, zusammen mit dem Eingag über USB, per Poti im Pegel regelbar, beim kleineren Modell muss die Regelung am Abspielgerät erfolgen. Das passende Kabel hierfür, wie auch ein USB-Kabel, liegen bei. Leider sind sie extrem kurz geraten, alle beide. Dennoch kann man zu einem Playback von Rechner oder einem nahezu beliebigen anderen Abspielgerät jammen, und das macht wirklich Laune.

Weiter gibt es von Yamaha einen Editor mit Verwaltung der Soundlibrary. Damit lassen sich auch versteckte Features wie ein Kompressor (zwei Modelle - "Stomp" mit simpler Zweiknopfbedienung und "Rack" mit allem, was man an einem Kompressor so einstellen kann) und ein Noise-Gate aktivieren und einstellen. Auch die Effekte Chorus/Flanger/Phaser/Vibrato und Hall/Echo lassen sich hier etwas tiefer editieren. Auf 99 Speicherplätzen kann man seine Werke ablegen, die ersten 35 sind bereits mit Presets belegt. Ich habe ein paar Sounds erstellt und abgespeichert, das geht ohne Einarbeitung und ist kinderleicht.

Jetzt aber endlich zum Einsatz als Bassamp: Zwei relevante Modelle gibt es für uns Basser - einmal natürlich "Bass". Damit wird laut Yamaha ein "Vollröhrenbassamp mit Dynamik und Drive" simuliert. Überhaupt fällt im Manual und auch bei den offiziellen Vorführungen auf DuRöhre auf, dass Yamaha die Namen der gemodelten Verstärker ums Verrecken nicht aussprechen will. Im Manual kommt das eher dichterisch und technisch rüber ("simuliert den vollen, reinen Sound einer 6L6-Endstufe mit seidenweicher Auflösung ... bla bla" oder "simuliert den Sound eines Class-A Röhrenverstärkers mit geringer Leistung ...") - der offizielle YouTube-Vorführer nennt wenigstens gängigere Umschreibungen wie "clean American combo" oder "British Stack". Naja, dies nur zur Erheiterung am Rande.

Die Widergabe des Bass-Modellings habe ich mit einem Fünfsaiter ausprobiert, und es ist schon beachtlich, was der Kleine an Basssounds raushaut, alles schön einstellbar am EQ sowie Gain, Volume und den Effektreglern. Der Sound wirkt insgesamt im positiven Sinne "saftig" und voll, die Mitten kommen mit meinem Ibanez BTB 785 ganz leicht knochig, aber der Bass klingt ohnehin recht mittig. Mit einem Warwick Fünfsaiter im Laden kam das noch etwas weicher in den Mitten, was auch das Ergebnis mit meinen anderen Bässen sein dürfte. Aber die mag ich jetzt gerade nicht hervorholen, muss eh gleich weg. Ergänzung folgt.

Das zweite bassistenrelevante Modelling ist "Flat" - also linear. Das ist bei einem guten Instrument auch recht reizvoll, klingt etwas fülliger in den Tiefmitten, und über Ostern packe ich mal den Fretless aus. Ausserdem installiere ich dann mal die Recording-Software und reiche ein paar Soundsamples nach.

Optik und Einsatz- (oder Ersatz)möglichkeiten:
Der kleine THR 10 ersetzt bei mir einen Übungsamp für Bass und ein Effektboard für Gitarre (und hätte ich zusätzlich noch einen Übungsamp für die Gitarre, dann auch diesen), die in unserer kleinen Hütte einiges an Platz wegnehmen und überhaupt nicht wohnzimmerkompatibel aussehen. Der THR im cremefarbenen Toaster-Look dagegen entlockt meiner Freundin ein ums andere Mal positive Äusserungen, weil er auf meinem Schreibtisch kaum auffällt und nahezu keinen Platz wegnimmt. Ausserdem verschwinden meterweise Kabel vom Wohnzimmerboden.


Ein Fazit vorab:
- das Gesamtkonzept mit Recording und Widergabemöglichkeit von Playbacks sehr gut durchdacht und umgesetzt
- als Gitarrenamp für zuhause umwerfend
- als Bassamp für zuhause auch sehr okay
- extrem empfehlenswert für Leute, die Gitarre und/oder Bass spielen und wenig Platz haben (für reine Gitarristen reicht der THR 5, auch wenn dessen Regelmöglichkeiten etwas beschränkter ausfallen)

Viele Grüße
Jo
 
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Ergänzungen:
Ein Stimmgerät ist natürlich mit drin, Gitarre und 5-String Bässe sind damit problemlos zu stimmen.
Das Delay (so aktiviert) kann getappt werden, sehr nett und äußerst praktisch.
Zu jeder Ampsimulation kann man aus einem Haufen Cabinets auswählen, die tatsächlich im Detail recht unterschiedliche Ergebnisse liefern.
Ich habe es mal zur Probe mitgeschleppt und musste überrascht feststellen, dass zumindest Gitarre damit eine frappierende Lautstärke erreicht werden kann - in einer Jazzband könnte man damit wohl bestehen.
Ausserdem praktisch: Aus dem Kopfhörerausgang (schaltet bei Belegung die internen Speaker ab) kann man auch eine (oder zwei für Stereobetrieb) Aktivbox(en) anfahren und damit dann problemlos bühnentaugliche Pegel erzielen.

Nach einem Nachmittag des Herumspielens kann ich sagen, dass einem coole, inspirierende Sounds nur so zufliegen, und neue Songs entwickeln sich nahezu von selbst damit.

Gibt es Nachteile? Hmm, vielleicht die mitgelieferte Software Cubase AI 6 LE - der Registrierungsprozess ist im Manual falsch erklärt, der Yamaha-Support schickte mir auf Anfrage die korrekte Anleitung (zu finden hier: http://www.steinberg.net/de/landing_pages/cai6_activation_registration.html) - aber auch da will die angekündigte Aktivierungsmail innerhalb von 24 Stunden nicht ankommen (Spamordner, Filter, alles geprüft). Naja, mal abwarten, vielleicht kommt ja doch noch was.

Der Hall erscheint mir zu lang eingestellt, und zumindest der Algorithmus "Spring" lässt sich nicht im Zeitverhalten beeinflussen (nur Level und Höhengehalt). Die drei anderen schon, aber das geht nur mit der Editorsoftware.
 
Habe den Beitrag gerade erst entdeckt - nutzt du das Teil auch als Audiointerface am Computer?
Wenn ja, wie sind die Erfahrungen bzgl. der Nutzung (VST-Instrumente, Latenz, Wandler-Qualität,...)?

Gruß
jim
 
Kann man den beim THR 5 über die Software ein BAss Model auswählen?
 

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