Des Tontechnikers kleine Freuden in der Beschallungstechnik

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Wurdet Ihr in Eurer Tätigkeit als Ton- und/oder Lichttechniker schonmal positiv überrascht? Also dass eine Sache unerwartet einfach funktionierte, dass ein Ergebnis besser war als erwartet oder dass ein Stück Equipment plötzlich eine nützliche Funktion offenbart (egal, ob mit dem letzten Update dazugekommen oder einfach nur zufällig gefunden)?

Wenn ich mich an die letzten paar Monate erinnere, ist in dieser Hinsicht folgendes geschehen:

Ende November 2022, Beschallung einer wirklich großen Band im Bereich der spirituellen Musik. Mir war klar, dass es nicht ganz einfach wird, denn ein Bekannter hatte mit der Truppe im Sommer bereits ein undifferenziert klingendes Fiep/Dröhn-Event. Ich war also gewarnt. Dazu kam, dass die Besetzung bei einigen Songs drei (!) Percussionisten aufweist (einer von denen spielt manchmal Flöte, aber bei vielen Songs spielen sie alle drei), ein Bassist, ein Cellist (die natürlich auch meist gleichzeitig spielen). Dazu eine Sängerin, die auch Gitarre und Harfe und andere leise Sachen spielt. Zwischen ganz zart und leise und ganz laut und wild ist bei denen alles dabei. Bei einigen Songs hat einer der Percussionisten seine Djemben mit den Fingerspitzen gestreichelt. Beim Konzert und auf den Aufnahmen war das aber einwandfrei zu hören und klar zu identifizieren. Große Freude über meine RCF ART 745, die das so sauber auflösen! Und laut und druckvoll ist mit denen eh kein Problem, aber zart und ultraleise hat mich dann doch überrascht.

Jetzt im Februar 2023, mein Mixer, der Soundcraft UI24r: Ich wollte die Firmware auf die neue 3.3 bringen. Als IT-affiner Mensch folgt man dabei der offiziellen Beschreibung ganz genau. Drei Versuche brauchte es bis zum Erfolg. Das erste war ein Schusselfehler von mir - MacOS entpackt ein heruntergeladenes Archiv automatisch, wenn es die Daten auf Platte schreibt, das war mir erst nicht aufgefallen. Ging so aber nicht, der UI24r braucht das als ZIP-File. Habe das dann so hingetrickst. Ging wieder nicht. Dann im Internetz nach Hilfe gesucht. Aha, mit einem Mac-formatierten USB-Stick klappt das nicht (außerdem war zu lesen, dass der Stick max. 8 GB haben darf, worüber die Anleitung erstmal nichts verrät, aber das war bei mir zum Glück der Fall). Also das alte Windows-Laptop angeschmissen, Stick formatiert, Archiv drauf kopiert, Update geht. Endlich!

Dann wollte ich mit dem Mixer eine Delay-Line ansteuern. Bislang waren all meine Events mit Delay-Line eher groß und erforderten viele Eingangskanäle, so dass ich dies immer in Kooperation mit einem Kollegen und dessen Soundcraft Expression machte - der kann das, kein Problem. Beim UI24r habe ich die Funktion erst nicht gefunden, und auch die Doku hat mir nicht weitergeholfen. Es steht zwar drin, ist aber nur mit anderen Suchbegriffen zu finden als ich benutzt habe. Im zweiten Anlauf dann doch gefunden, es ist ganz einfach zu finden, wenn man bei einem AUX-Out oder im Master lang unten auf dessen Master-Fader klickt oder drückt - die Funktion findet sich in dem Menü, das dann aufklappt. Dieses Menü hatte ich schon hunderte Male offen, habe die Funktion dabei aber geflissentlich übersehen, weil nie gebraucht. Ich habe mir vom seligen Eberhard Sengpiel eine Tabelle mit der Schallgeschwindigkeit bei unterschiedlichen Temperaturen kopiert, um das immer passen d berechnen zu können - da gibt es schon recht krasse Abweichungen, wenn die Temperatur um ein paar Grad schwankt. Ab jetzt gehört ein Thermometer zu meiner Ausrüstung :)

Last, but not least. Bei meiner letzten Show mit dem UI24r hatte ich an der ungünstigsten Stelle des Abends einen Verbindungsabbruch zwischen iPad und Mixer, obwohl ich keine zwei Meter davon entfernt war. Die Band hatte grade "Whole Lotta Love" gespielt, und das intensive Echo für den Gesang war noch an. Der Sänger war schon bei der nächsten Ansage, und die kam dann von wilden Echos begleitet, ich konnte nichts machen, denn das iPad sagte mir "Reconnecting...". Also beschloss ich, dass ab jetzt ein kabelgebundenes Backup dabei ist, aber der Mac ist mir zu teuer, der bleibt zuhause. Darum habe ich den oben erwähnten alten Laptop mit Linux gebootet, die Netzwerkeinstellungen passend gesetzt, meinen Lieblingsbrowser "Brave" gestartet - geht, war aber quälend langsam. Oh je, Rechner zu alt und zu langsam? Eigentlich flutscht der noch ganz gut. Anderen Browser probiert (Firefox war noch drauf installiert, den nutze ich eigentlich sonst nicht), rennt nun wie ein Schnitzel. Okay, ich muss das nicht ergründen, ich habe eine Lösung, die gut funktioniert. Bonus: Ich hatte erwartet, dass es kompliziert wird, das Netzwerkkabel im UI24r einzustecken, wenn es im Rack ist, beim USB-Stick ist das auch ein rechtes Gefrett. War aber ganz einfach. Yay!

Also, was sind Eure kleinen Siege und Freuden als Tech?
 
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Hallo,

...zwar keine Ton-, aber Aufnahmetechnik, wenn das auch gilt, weil's hier um die gemeinsame Grundvoraussetzung "Strom" geht... :evil:

Vorgeschichte: Ich bin als Hobby-Recordist, der schon einigen Aufwand betreibt, des öfteren in Kirchen in Sachen live-Konzertmitschnitt unterwegs.
Was man da an Stromversorgung geboten bekommt, spottet oft jeder Beschreibung, auch wenn ich im Vergleich zu euch PA-Kollegen weniger davon brauche :D
Mein worst case war bisher eine Kirche, in der die wenigen überhaupt vorhandenen Steckdosen hilflos aus der Wand hingen (mit offenen Drähten hintendran), die einzige äußerlich korrekte Dose hatte keinen Strom, da der Aushilfsküster a.) nicht in den Sicherungskasten 'reinkam und b.) auch gar nicht wußte, ob die überhaupt angeschlossen war. Notlösung: Durch die Sakristei 50 m Kabeltrommel voll entrollt und Strom aus dem Gemeindehaus geholt, das gottseidank direkt neben der Kirche stand.
Soweit, so schlecht. Dagegen eine extrem positive Überraschung in einer anderen Kirche.
Da war der Küster schon lange vor mir am Platz, nach einer freundlichen Begrüßung kam die Frage, wo ich gerne meinen Arbeitsplatz einrichten wollte. Meine Gegenfrage nach Steckdosen wurde wie folgt beantwortet: "Ach, die gibt's hier überall, gucken Sie mal da im Boden unter den Deckeln, alle 2 m ist eine versenkte, und an den Wänden alle fünf Meter. Brauchen Sie auch noch einen Tisch? Was hätten Sie gerne, groß oder klein, haben wir alles da.. brauchen Sie auch noch eine Lampe?"
Wirklich einmalig, Recorders paradise... und angenehm geheizt war der Kirchenraum auch noch :great: ... ich glaube, wenn ich nach einem Kaffee gefragt hätte, hätte ich den auch noch gekriegt :D War dann auch sehr entspanntes Aufbauen und Aufnehmen mit sehr schönem Ergebnis.

Viele Grüße
Klaus
 
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Würden nicht fortwährend schöne und gute Dinge passieren, warum sollte ich diesen Job machen?
Ich beschränke mich daher auf die Doppelshow gestern und heute. Mit bis dato unbekannte US Band mit jeder Menge Vintage Gear von diversen Backlineverleihern, ich für FOH/Monitor/Bühne…
Vorausgesetzt, die Band macht sich Gedanken über ihre Sounds und der Systemer hat seinen Job gemacht, reicht es, geeignete Mikros auszuwählen, Lowcuts zu setzen und der Grundsound steht. Habe bei 22 Kanälen 3 EQs gesetzt und der Mix ist eigentlich fertig.
(dpa 4055, Beyer m201, m260. sennheiser e904, md421, AKG c414, Neumann km184, sm57 für Vocals…)
Weitere Erkenntnis: Musik kann intellektuell anspruchsvoll sein und trotzdem ziemlich Spaß machen.
 
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Ich habe mir vom seligen Eberhard Sengpiel eine Tabelle mit der Schallgeschwindigkeit bei unterschiedlichen Temperaturen kopiert, um das immer passen d berechnen zu können
Sorry für ot!
Darf ich fragen warum du das machst? Grade eine Delayline kann man ja wohl sowas von genial per Gehör verzögern… oder schwanken die Temperaturen während dem Gig so stark, dass du währenddessen anpasst?
 
Darf ich fragen warum du das machst? Grade eine Delayline ...

Stimmt, da sollte ich wohl etwas weiter ausholen. Normalerweise braucht man natürlich nicht die Verzögerung der Delayzeit anpassen. Wir hatten aber vor ein paar Jahren mal folgenden Fall: Beschallung einer langgezogenen Kirche, St. Michael in München. Neben der Hauptbeschallung bauten wir insgesamt sechs kleinere Systeme für die Beschallung der Seitenschiffe auf plus zwei Delay-Lines für das Hauptschiff im Abstand von ca. 14 und 24 Metern zur Front-PA. Das ganze geschah bei recht frischen Temperaturen - es war Ende Oktober, und ich meine, draussen waren ca. 7°C, und auch drinnen war es zu Beginn der Show nicht viel wärmer. Wir hatten mit ca. 800 PAX beinahe full house, und dadurch ging die Temperatur im Lauf der Zeit so stark in die Höhe, dass gegen Ende des ersten Sets der Sound im Übergangsbereich zwischen Front-PA und erster Delay-Line ganz undeutlich wurde. Mit dem Pult standen wir aber so, dass wir das nicht mitbekommen haben - seitlich und noch vor der ersten Delay-Line. Zum Glück hat uns eine Zuhörerin darauf aufmerksam gemacht. Wir haben in der Pause nachgeregelt, dann passte es wieder. Totale Ausnahmesituation, aber dennoch - gebranntes Kind und so...
 
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dadurch ging die Temperatur im Lauf der Zeit so stark in die Höhe, dass gegen Ende des ersten Sets der Sound im Übergangsbereich zwischen Front-PA und erster Delay-Line ganz undeutlich wurde
WOW ... man lernt wirklich nie aus!

Im Sinne des Fred-Titels möchte ich auch gerne eine meiner schönsten Anekdoten/Erinnerungen hier anfügen:

Es begab sich vor vielen Jahren (Mitte/Ende 90er?), daß ich in nem örtlichen 500 Pax Live-Club als FOH für nen verhinderten Kollegen einsprang.
Ich kannte weder den Laden, noch das PA-System, noch die Band des Abends.
("Eläkelaiset" aus Finnland, siehe humppa.com)
Ich also frühzeitig vor Ort, Technik checken, Einmessen, Monitore und Mics auf Verdacht vorbereiten. Was man halt so macht als gewissenhafter Toni ...

Dann kam auch irgendwann die Band. Allesamt ziemlich abgerissene Gestalten, die für mich eher nach ner erschöpften Roadcrew aussahen, denn nach hippen Musikern. Zuerst haben die ein Bier an der Bar gekippt, dann zurück zum Bus, das Band-Equipment holen.

Und dann fiel mir komplett die Kinnlade runter, weil was die Jungs in den Keller-Club trugen (ganz selbstverständlich, ohne jedwede Cases oder sonstige "Reiseverpackungen") das hätte ich eher auf dem Sperrmüll zu sehen erwartet.

Ein "Jazz-Drumkit" - immerhin von Sonor - aber "winzig" und offensichtlich in den 1950er Jahren gebaut. Mit vermutlich noch den Originalfellen drauf.
Dann eine Art Balalaika mit billigstem Aufklebe-Tonabnehmer, ein 37-Tasten Billigst-Keyboard von Casio, eine Hohner Melodica und ein Staubsauger aus den 1960er Jahren ... WTF IS THIS ...?!?!?

-> Anmerkung des Verfassers: Ich war damals mostly in der Heavy-Szene als Mischer tätig und in sofern an massivste Materialschlachten mit neustem Equipment auf der Muckerseite sozialisiert. Nur mal so zur Einordnung meiner damaligen Befindlichkeiten ... :rofl:

Am Liebsten hätte ich sofort mein Zeug gepackt und wäre aus der Venue verschwunden! Stattdessen fiel ich in eine Art Schockstarre ... weil das konnte ja nur der schlimmste Abend werden, den ich als Toni je mitmachen würde ...o_O

Während die Jungs ihr "Equipment" auf die Bühne stellten, muß ihnen wohl mein entsetzer Gesichtsausdruck aufgefallen sein ... und offensichtlich machten sie sich auf Finnisch auch ein wenig lustig über mich.

Was dann passierte, hat mich nur noch mehr verwirrt. Einer der Jungs ging an die Bar, holte zwei weitere Biers, drückte mir eins davon mit breitem Grinsen in die Hand und meinte: "Don´t worry. This is gonna be FUN :)!"
Nach dem einander zuprosten und trinken fragte er mich dann:
"Do you have soldering stuff, a screwdriver and some gaffa tape?"
Was ich bejahen konnte, weil bei mir unbekannten PA-Anlagen hab ich immer Lötzeug/Werkzeug dabei und Gaffa sowieso.
"OK, great!" meinte er. Holte das Casio-Keyboard, die Melodica und den Staubsauger zu mir. Das Casio haben wir aufgeschraubt und das vergammelte und abgerissenen Klinkenkabel, das da dran raushing, wieder parallel an den kleinen Lautsprecher zurückgelötet. Das Mundstück der Melodica wurde dann per Gaffa an den Staubsaugerschlauch "angeschlossen". Dann alles zurück auf die Bühne ... Ich mental immer noch schwer "angeschlagen", aber dank des mittlerweile geleerten Biers ergab ich mich einfach meinem Schicksal.

OK, dann Mics am "Drumkit" und für 3 x Gesang aufgebaut, DIs für Balalaika und Casio verkabelt, Monitore zurechtgerückt und dann zurück an´s Pult für den anschliessenden Soundcheck zur "Schadensbegrenzung". Wirklich gut klang das für meine Ohren zwar nicht, aber zumindest konnte man damit halbwegs zurechtkommen. Monitorcheck ging dann sehr flott über die Bühne, auch weil die Jungs ziemlich genau wussten, was sie brauchten.

Dann war Einlaß und ich saß wohl wieder mit relativ bedröppelter Miene hinter meinem Pult. Nochmal gleiche Szene, der eine Kollege holte mir noch ein 2. Bier und sagte: "Hey don´t worry, everything´s allright! We will talk again after the show ..."
So saß ich denn da und wunderte mich ungläubig darüber, wie sich der Club immer mehr füllte. Geschätzt waren dann echt 450 Leute da.

OK. Showtime!

Ich wie immer die ersten drei Songs nur heftig/hochkonzentriert am Schrauben der Pultregler und dem Outboard-Gear, immer wieder Details per Kopfhörer gegencheckend, bis es für mich halbwegs passte. Dann Kopfhörer runter und erster "untechnischer" Blick auf die Szenerie ...

Häääh, was geht denn hier ab!? Das Volk voll am Schwoofen, die Band voll am Rocken (Info: Cover-Versionen mehr oder weniger bekannter Hits im Polka-Style gespielt, bzw. "Humppa", wie die Band das nennt ...) und ich versteh kurz die Welt nicht mehr ... aber nach ner Minute war ich dann selber am Mitschwoofen hinter meinen Reglern und hatte dann 2,5 Stunden lang soviel echten Spaß, wie nie zuvor in meiner Mischerlaufbahn :)!

Nach dem Gig dann der Band noch geholfen deren "Equipment" zurück in deren rostigen VW-Bus zu tragen, herzliche Umarmungen zum Abschied und die tiefe Erkenntnis für´s weitere Leben gewonnen:

"Beurteile niemals ein Buch nach seinem Einband!"

Oder für´s Forum hier übersetzt: Optimale technische Vorraussetzungen sind NULL Ersatz für echte Parties. Es kommt immer bloß drauf an, was man draus macht ...

Cheers :)
 
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Die Klangveränderung bei vollem Haus ist natürlich so ein Lieblingsfeind. Ich finde es äußerst schwer, eine Show zu mischen, die ab dem ersten Song gut klingt – beim Soundcheck ist die Hütte kalt und hallig leer, beim ersten Song ist alles anders.

Beim Ui24r mit externem Swissonic Router hatte ich bisher keine Verbindungsprobleme. Das HTML5-Frontend steigt allerdings manchmal aus, und ich kann noch nicht sagen, welche Browserversion am wenigsten schlimm ist. Generell finde ich Wischpulte mit 24 Kanälen schwierig, das ist mir meist zu viel für nur Tablet. Die einzige Band, die ich bisher mit sowas betreute, hat nun ein SQ6. :giggle:

Direkte Freuden gibt's natürlich bei auch, vor allem wenn ich eine richtig gute PA einstelle, bzw. gar nicht mal so viel einstelle, weil sie einfach direkt gut klingt.

Doch dann auch wieder, trotz richtig guter PA: Neulich Haus-PA von nahmhaftem Hersteller, ich hab aber eine Viertelstunde gebraucht, bis ich die Schaltung verstanden hatte: Front-Line auf linkem Kanal, Delay-Line auf rechtem Kanal, Verzögerung in Endstufe eingestellt, Oberfläche gesperrt. Aktiver Subwoofer auf dem Kanal der Delay-Line mit drauf. Man könnte nun denken: Gut, über den Pan-Regler kann ich vorne/hinten einstellen, aber was ist mit den Stereo FX Returns? Also am SQ5 flugs die Matrixen auf Mono geschaltet und darüber gearbeitet.

Und natürlich immer der Klassiker: FOH-Position unverhandelbar aber ungünstig. Im Dröhnbereich der Rückwand. Unter einem lausigen niedrigen Pavillon, der die Höhen frisst. Schon gleich gar nicht irgendwie mittig. Mit lauter Festzeltdisco direkt dahinter. Meistens aber so weit hinten, dass man eigentlich muckenpfurzleise mischen müsste, aber dann weiß man nicht mehr, was man tut.

Ein großer Moment ist immer, wenn der Mix auf einmal perfekt stimmt, wenn es „zusammenklickt”, irgendwie wie ein vollständig zusammengesetztes Puzzle. Das hat aber nicht nur mit mir zu tun sondern auch mit dem Feeling der Band. Oft dauert es an solchen Abenden nach der Pause auch wieder 2 bis 4 Songs, bis es wieder passiert, bis Band und ich wieder drin sind. (Bei etlichen Bands passiert's leider auch nie.)

Rückmeldungen aus dem Publikum können auch richtige Knaller sein. Meine Highlights: „Bist Du auch so taub wie ich?“ – beim Bürgersuff am FOH-Pavillon: „Gibt's hier die Getränkemärkchen?” und „Was machen SIE hier eigentlich?” Wenn die Fragenden keine Musiker sind, ist es noch am Besten. Denn die Musiker im Publikum wollen immer das Instrument lauter, das sie selber spielen, auch wenn's für den Mix keinen Sinn macht.

Und natürlich auch immer beliebt, die Fragen nach a) bestimmten Songs auf der Setlist b) ob man der DJ sei, c) wo geht's zum Klo. Werden Busfahrer eigentlich auch gefragt, ob sie mit den vielen Knöpfen umgehen können, die sie vor sich haben?

Und klar, der große Klassiker, das Übel aller Zeiten: 10 Drum-Kanäle, die Du penibel soundgechekt hast, sind auf -∞, Gitarrist tötet wie ein Klingonenraumschiff alles in seinem Amp-Beam, Bassist hat die Ampeg-Telefonzelle auf intergalaktisches Ferngespräch geschaltet und du versuchst irgendwie, die 3 Vocal-Kanäle dagegen anzupressen. Dann kommt der Veranstalter und sagt dir, das müsse sofort leiser und wenn du sagst, du kannst nix machen, dann glaubt er's dir nicht und du bist der Depp des Abends. Danke.
 
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Dann kommt der Veranstalter und sagt dir, das müsse sofort leiser und wenn du sagst, du kannst nix machen, dann glaubt er's dir nicht

Auch schon mehrfach erlebt - gerade bei Clubgigs. Master kurz demonstrativ auf -∞, "so, die Anlage ist komplett aus, und jetzt?". Diskussion beendet.
 
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Jo ein besonders talentierter™ Musiker hat mit Kapelle nach so einem „zu laut”-Ding ab der Pause leiser zu spielen versucht, woraufhin es musikalisch noch mehr auseinander gedriftet ist. Die Bühne war ungeeignet für Rockmusik, alles schallhart, für Theater unplugged gebaut. Es gab auch keine Steckdose, über die ich nicht irgendwie nen Brumm eingefangen hab, am Ende hing ich am 32A Starkstrom, alle Schuko-Bühnensteckdosen liefen über Dimmer (!), ewig Zeit verloren beim Aufbau durch das Problem, das ich bis heute nicht verstanden habe, aber auch nie wieder hatte. (Es gab keine Haus-PA etc., denn das Haus war dafür ja auch gar nicht gemacht/gedacht, also die auch noch aufbauen etc…) Der Gig war kein Erfolg. Der besonders talentierte Musiker gab hinterher mir die Schuld am gefloppten Gig und dem gefloppten Folge-Gig, servierte mich aus dem Projekt fernschriftlich u.A. mit den Worten „eine Leistung war nicht erkennbar“ ab, nachdem ich insgesamt 4h Auto gefahren war und 10h vor Ort war und es irgendwie noch hingekriegt hatte… musste dann mit Mahnverfahren drohen & Co, um wenigstens einen Teil des Honorars von insg. 3 Einsätzen noch zu kriegen.

Ich kontaktierte dann sämtliche mir bekannten lokalen Kollegen und sprach die persönliche Empfehlung aus, für die genannte Person nur noch gegen Vorkasse zu arbeiten – sonst erwähnte ich nichts von der Geschichte. Das Echo war sehr interessant, fast allen schuldete die Person noch Geld, und fast alle waren irgendwie so oder so ähnlich abserviert worden. Noch härter abserviert hatte man nur Mitmusiker.

Und dann nölt der Kerl auch noch in den sozialen Medien rum, dass alle böse zu ihm sind und ihm keinen Erfolg gönnen, ihn Veranstalter nicht ranlassen und so weiter.

Karma is a bitch.
 
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Mein Mitgefühl hast du, leider muss da wohl jeder mal durch so eine Soße. Aber was daran siehst du als "kleine Freuden in der Beschallungstechnik"? :nix:
 
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"kleine Freuden in der Beschallungstechnik"?
Auch wenn es nicht unbedingt direkt was mit der Beschallungstechnik zu tun hat:

Kunden, auf die man sich verlassen kann! Die zur vereinbarten Zeit pünktlich da sind, gleich ein sympathisches "Du" anbieten, das geliehene Material so zurück bringen, wie sie es in Empfang genommen haben und zu allem Überfluss auch noch super schnell ihre Rechnung begleichen.
 
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Meine kleinen Freuden sind immer, wenn ich mir Zuhause die Show vorbastle am X32 Rack und dann an der Veranstaltung alles tatsächlich so ist wie ich mir das vorgestellt habe. z.B. auch die vorab angegebenen Mikrofone da oder auch ein schöner FOH wie ich im Vorgespräch angegeben habe. Nicht irgendwo an der Seite hinterm Vorhang versteckt usw. Das beste an der ganzen Sache ist dann auch wenn die Leute einen Loben, zufrieden sind und man sogar bei der Verabschiedung auf der Bühne noch in einem Satz erwähnt wird.
 
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Okay, weg vom Genörgel. Positive Überraschung mit Technik: Eine von mir betreute Band setzt auf das ME1-Monitoring-System von Allen&Heath. Schnell nervte die Verkabelung und ein zentraler Netzwerk-Switch sollte her. Bei A&H gibt's da einen speziellen mit vielen Funktionen für knapp 2k€. Nach freundlichem Feedback in einer Fressenkladde-Gruppe probierten wir es mit einem NETGEAR GS108PP PoE-Switch, der ebenfalls den Zweck erfüllt, 130€. Gut, da kam dann noch Geld für Ethercon-Blenden dazu. Ein Reservegerät für Notfälle war auch noch gleich mit drin.
 
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Moin,
Am Sonntag war ich der einzige von der Band anwesende, als unser Tonnie ankam. Ursprünglich hatte unser Bandtechniker geplant, "nix großes" aufzubauen, nur 2x Gesang und 4 Mikros oberhalb des Orchesters. Das zusammen in einen Thomann Power Mischer mit 6 (!) Mikrokanälen. "Das geht schon"
;-)
Ich habe dem Tonnie das so vorgestellt, worauf er sagte "... ich habe auch mal das Rackpult ins Auto..."
"Wenn du heute Spass haben willst, dann..."

Wir haben dann 12 Kanäle verwendet, weil Open Air, und der Tonnie konnte aus dem Publikum heraus mischen. Schließlich war das Multicore auch nicht eingepackt, und der Mischer stand 2m neben meiner Gitarrenbox.
Der Mischer war entspannt.
:cool:
Ciao
Monkey
 
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Ich war gestern auch mal positiv überrascht. Und zwar über den P1 Controller von L‘Acoustic. Damit hab ich nämlich eingemessen und das Ergebnis war überraschend gut. Also wirklich sehr gut!
Außerdem wandelt er mir das AES/EBU in AVB, sodass ich die Summe einfach über Netzwerk an die Amps verteilen kann. Bei sowas freue ich mich wie ein kleines Kind, dass ein neues Spielzeug bekommen hat. :D
 
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Die entsprechende Show gestern lief auch reibungslos. Der übliche Wahnsinn aber solange das Publikum nix mitbekommt…
Die komplette Ton-Infrastruktur lief bis zum Pult über Dante, von da über aes/ebu in den Controller und der hat es über AVB an die Amps geschickt. 2 digitale Wandlungen also von schallwandler zu schallwandler. Auch etwas das mein Herz entzückt.
 

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