Die absolut wichtigsten Facts zum Gitarrenkauf(sberatung) (über's Internet)

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Nach Anregung eines Forenmitgleid (*waves to f0rce*) fühl ich mich hier ein wenig verpflichtet ein kleines "How to" zu schreiben in dem ich die grundlegendsten Dinge aufführe die man auf der Suche nach einer Gitarre beachten sollte.

Dieser Thread hier soll unter anderem dazu dienen einige der "ich suche die beste gitarre für 500€" - Threads überflüssig zu machen, indem er den Fragestellern ein wenig Handwerkszeug an die Hand gibt, mit er er oder sie sich darüber klar werden kann was er wirklich will.

Dann geht's mal los:

Jeder der nach der "besten" Gitarre für einen bestimmten Preis fragt, begeht schonmal mehrere kapitale Fehler:
die "beste" Gitarre gibst es nicht. Jedenfalls nicht so, dass man sie finden kann in dem man im Internet jemanden fragt.
Zudem muss man mindestens ein "für mich" ergänzen --> "die beste gitarre für mich"
Denn jeder Gitarrist hat unterschiedliche Voraussetzungen, Vorstellungen und ein unterschiedliches Spielgefühl. Was für Spieler A supertoll sein mag, ist für Spieler B überhaupt nicht mehr schön.

Punkt 1): Es erfordert also eine gewisse Grundkenntnis darüber was man persönlich bevorzugt.
Um diese zu erlangen muss man ein wenig Zeit investieren und mit offenen Augen, Ohren und gefühlvollen Fingern möglichst viele verschiedene Gitarren anspielen und darauf achten was einem gefällt und was nicht.
Je genauer man seine Vorlieben kennt, desto besser kann man hier Fragen stellen und im Gegenzug informiert werden.
Ein kleines Beispiel zur Verdeutlichung:
Die Empfehlung für eine Gitarre im Bereich bis 500€ für jemanden der nur mit dem Plektrum Akkorde spielt wäre eine völlig andere als für jemanden der eher klassische Geschichten mit den Fingern spielt.

Punkt 2): Dann sollte man sich bewusst sein, dass eben aus dem Grund, dass jeder unterschiedliche Voraussetzungen hat jede Meinung zunächst einmal subjektiv geprägt ist. Jemand der eher mit den Fingern spielt wird eher eine Gitarre empfehlen die dafür geeignet ist, eben weil sie IHM besser erscheint.

Ebenso ist der Sound grundsätzlich sehr subjektiv bewertet. Daher sind Bewertungen jeglicher Art immer mit Vorsicht zu genießen.

Punkt 3): Ein weiterer Punkt den ich hier noch ansprechen möchte sind die Dinge auf die man achten sollte, wenn man eine Gitarre antestet:
(da klau ich einfach mal eine sehr schöne Liste von Axel S., vielen Dank)

Saitenlage ok?
Saiten mittig auf dem Griffbrett?
Oktavrein?
Bundrein?
Bespielbarkeit ok?
Keine äußeren Mängel (Kratzer, Farbschwankungen, Risse im Lack, etc)
Griffbrett gerade (entlang schauen, manche haben einen S-Schlag oder sind verdreht)
Risse im Griffbrett
Bundstäbe sauber eingepasst und sauber eingeschliffen (kein Hängenbleiben beim Lagenwechsel))
Bei Binding am Griffbrett: keine Lücke zwischen Bundstab und Binding?
Schalter, Buchse, Schlagbrett usw fest eingebaut.
Mechaniken leichtgängig?

Alle diese Dinge (so fällt dem geneigten Leser auf) kann man im Internet einfach nicht überprüfen. Sie mögen sich von Instrument zu Instrument der gleichen Bauart unterscheiden. Man muss DAS Instrument dass man schlussendlich kaufen will also in die Hand nehmen und sich selbst davon einen Eindruck machen.
Und nun kommen wir zu dem Punkt an dem meiner Meinung nach ein Kauf über das Internet scheitert: Es fehlt einfach der Vergleich mit anderen Gitarren (ich gehe mal davon aus, dass nahezu jeder der hier nach Beratung fragt keine, oder eine sehr günstige Gitarre besitzt). In einem echten Gitarrenladen hat man vielmehr Vergleichsmöglichkeiten!
Zudem sollte man ja auch Punkt 1) beachten. Diese "Erfahrung" kann man wirklich am besten in einem Gitarrenladen sammeln.

Natürlich ist mir bewusst, dass nicht jeder einen Gitarrenladen direkt um die Ecke hat. In dem Fall muss man sich eben (zum Beispiel hier) beraten lassen.
Zudem muss man auch einfach sagen, dass ein Gitarrenladen eher eine eingeschränkte Auswahl hat, es also bei vielen Gitarren nicht einfach ist sie anzutesten.

So lautet meine generelle Empfehlung: Spielt soviele Gitarren an wie möglich, um euch eine eigene Meinung zu bilden. Ob das nun im Laden, oder bei Freunden oder sonstwo ist.
Ich persönlich würde es immer bevorzugen eine Gitarre im Laden zu kaufen, eben weil man den direkten Vergleich mit einer Menge anderer Gitarren hat, und weil man DIE Gitarre in der Hand hält die man dann auch schlussendlich kaufen kann, und sich so direkt von der Qualität überzeugen kann.
Seit euch bei Beratungen immer bewusst, dass jede Meinung subjektiv ist, und eine Gitarre die jemand toll findet für euch völlig ungeeignet erscheinen mag. Überlegt also, inwieweit ihr dem beratenden vertraut. Das nternet ist anonym, ihr wisst nichts über die Qualifikation. Ebenso muss man darauf hinweisen, dass natürlich auch die Verkäufer im Laden zunächst einmal die Gitarren empfehlen, bei denen sie am meisten Gewinn machen, bzw die Ladenhüter sind.
Je genauer eure Vorstellung ist, desto besser kann eine Beratung sein. (Ich habe zum Beispiel sehr gute Erfahrung gemacht indem ich den Verkäufer nach einer Gitarre gefragt hab die von der Bespielbarkeit her in Richtung einer Martin GT-16 und von Sound her in Richtung einer Taylor 210 ging. Die Gitarre die er mir empfahl hab ich dann gekauft, weil es genau das war was ich suchte. Aber diese Frage wäre eben nicht möglich gewesen, wenn ich nicht wirklich gewusst hätte was ich suchte!)

Und wer nun diese ganzen Dinge bedenkt, kann nun entweder den nächsten Gitarrenladen aufsuchen, oder hier einen Thread eröffnen, der dann aber hoffentlich nicht die Frage nach der "besten" Gitarre enthält. ;-)

Mit liebem Gruß
Torsten

(in der Hoffnung, dass dieser Thread dem einen oder anderen bei der Suche nach SEINER Gitarre einen Schritt weiter hilft)
 
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gute idee, dieser thread.

ein paar anmerkungen hab ich. der weg über das "gitarrenfachgeschäft" ist sicherlich der beste, keine frage.

nur, was machst du, wenn du ein solches nicht in der nähe hast, das i-net aber so verlockend nette gitarren zur frei-haus belieferung anbietet?

ich glaube, wem es nicht oder nur eingeschränkt möglich ist, einen gitarrenladen vor ort zu besuchen und die beste aller methoden (testen, testen, testen) anzuwenden, dem bleibt mit dem kauf im netz nach vorherigem meinungen sammeln (musiker-board, harmony central usw.) eine wenn auch unter umständen teurere, weil weniger zielgerichtete alternative. für die allererste richtige gitarre also ein möglicher, wenn auch schwerer weg.

gilt das für alle preislagen? "ich wollt mir ma ne gitte kaufen, so 1000 flocken hab ich wohl über" :D

ich persönlich würde keine gitarre jenseits der 200 eur im netz bestellen, das risiko wär mir zu hoch. aber bis zu dieser marke wär es mir wert, einen versuch zu machen.

und mit ein wenig glück (gell MAD? ;) )bekommt man sogar mehr, als was man erwartet hat.

sein trauminstrument findet man doch ohnehin nur in den seltensten fällen auf anhieb, oder?

groetjes
 
...ich fühl mich aber überhaupt nicht angesprochen... flötflöt

Sind dir die Großbuchstaben ausgegangen :)
Bis auf meine Innitialien oder Genitalien... (die übrigends so richtig sind) alles kleingeschrieben.

Merket auf:
10 Gitarren a´200€ sind auch 2000€

Guter thread, ich werd mir Mühe geben und versuchen dann mal auch was konstruktives dazu beizutragen......
Für nen drittklassigen Provinzdrummer gehts grad noch so :))
 
hey MAD, du bemerkst erst jetzt, dass ich außer callsigns immer alles klein schreibe?

tststs ;)
 
...du bist ja n junger Mann, ich hingegen bin 43 und Demenz ist kein Fremdwort mehr......

Das kann sich rasend schnell, innerhalb eines Jahres stark bemerkbar machen hehe
 
na toll ;)

zurück zum thema:

wer denn nun unbedingt im netz kaufen will (oder muss), wem es aber an der nötigen erfahrung fehlt, dem sei empfohlen:

kauft in dem web shop eines fachhändlers. hier habt ihr von der basis her schon mal gute, in der regel übersichtliche seiten, eventuell mit konstruktiven texten. außerdem ist zumindest überwiegend die seriosität gegeben, die bei einer eventuellen rücksendung benötigt wird.

ich glaub, das schlimmste, was man als newbee machen kann ist der e-bucht kauf einer no-name gitarre, von der man absolut nix weiss, außer das sie auf dem foto affengeil aussieht.

allerdings: der wegs, den Disgracer aufzeigt, ist immer und absolut der empfehlenswertere.

groetjes
 
@disgracer:

deine tippsammlung wird immer wieder gern weiterverlinkt!

groetjes
 
so ein-, zweimal hab ich's gesehen, mir aber nen kommentar gespart. ;-)

aber ich freu mich natürlich immer, dass sich die "mühe" gelohnt hat
 
ich schieb diesen thread mal wieder nach oben. der ist einfach zu gut, um ihn da unten rumgammeln zu lassen.

groetjes
 
Kann ein Mod Disgracers' "How to" nicht mal oben pinnen? In letzter Zeit häufen sich ja Anfragen in dieser Richtung. :)

Kleine Ergänzung dazu meinerseits:

Wenn sich dann der Kaufwillige endlich entschlossen hat ein Musikgeschäft aufzusuchen, sollte er sich vorher etwas Mühe geben bei der Wahl seiner Kleidung.

Ich glaube jeder Verkäufer hätte schwere Bedenken jemanden, der mit Nietengürtel und 100 Ringen an der Hand im Geschäft erscheint, eine teure Gitarre Gitarre zum testen zu geben...wenn er ihm überhaupt eine gibt. :rolleyes:

Also alles was Kratzer an den Instrumenten verursachen könnte sollte im Schrank bleiben.

Saubere Hände sollten sowieso selbstverständlich sein. Der nächste Kunde möchte eine der Gitarren vielleicht ja auch noch mal spielen.

Ein seriöses Erscheinungsbild könnte dem Verkäufer auch zu der Annahme veranlassen, das der Kunde tatsächlich etwas kaufen will, bzw. das er auch das nötige Geld hat. :D

Wer ausgiebig und in Ruhe testen möchte sollte nach Möglichkeit die Wochenenden meiden, da sind die Läden oft ziemlich voll.

Wenn möglich einen Vormittag während der Schulzeit anpeilen, also mal einen Tag Urlaub nehmen oder Überstunden abfeiern.:)
 
@CoffeeBreak
Deiner Kleiderordnung kann ich beipflichten und möchte sie noch um folgendes Ergänzen:
  • es mag dem einen oder anderen lächerlich erscheinen, aber mir ist immer unwohl eine schweißverklebte Gitarre in die Hand zu nehmen, nur weil mein Vorgänger beim Anspielen ein T-Shirt mit kurzen Ärmeln trug, das sieht nicht nur unschön aus, es ist m.E. auch ziemlich unappetitlich, ein langärmeliges Kleidungsstück hilft entschieden gegen Schweiß auf der Gitarre und sollte beim Antesten zum guten Ton gehören
  • mit Schellack behandelte Gitarren sollte man ohne lange Ärmel überhaupt nie spielen, da Schweiß in Verbindung mit Körperwärme zu stumpfen Stellen führen kann
  • Schellack ist im Vergleich zu Nitro- oder Polyurethanlacken auch besonders empfindlich bzgl. Kratzern, z.B. verursacht durch Knöpfe am Hemd

Just my two cents
Wo1823
 
Ich hatte mal vor langer zeit in einem post noch ein paar kriterien zum antesten aufgezählt. Ich glaube, das könnte hier auch dazu passen. Verzeiht mir also, wenn ich mich selbst wiederhole :)

Hier also der auszug:
Also dein allererstes Kriterium für den Kauf ist natürlich der Klang. Teste ruhig auch mal die eine oder andere Gitarre, welche ein ganzes Stück teurer ist als dein Budget. So bekommst du ein besseres Gefühl, was in etwa wie klingt, ob du z.B. lieber eine Gitarre mit Fichten- oder eine mit Zederndecke hättest oder ganz etwas anderes suchst. Wenn du deinen Klang und dein Holz einmal gefunden hast, wirst du wahrscheinlich auch schon wissen, in welche Gitarre du dich verliebt hast. Danach geht es ans eigentliche Aussuchen deines Instruments, was dann eher zu einem Test der Verarbeitungsqualität wird.

  • Klingen alle Töne oder hat die Gitarre sogenannte "Dead spots", also Töne auf dem Griffbrett, die nicht klingen. Wenn Dead spots da sind, solltest du den Verkäufer fragen, ob er dir nicht mal einen neuen Satz Saiten aufziehen kann (unentgeltlich, du hast noch nichts gekauft). Wenn die Gitarre mit neuen Saiten immer noch Dead spots hat, Finger weg.
  • Hat die Gitarre einen ausgewogenen Klang? Damit meine ich, dass alle Töne einer frischbesaiteten Gitarre ähnlich laut und in ähnlicher Klangfarbe erklingen sollten. Wenn du zwei benachbarte Saiten miteinander erklingen lässt, sollte nicht eine Saite extrem lauter oder leiser als die nächste sein. Das gilt auch für benachbarte Töne auf der gleichen Saite und auf benachbarten Saiten. Auf diese Art bekommst du ein in sich stimmiges, ausgewogenes Instrument.
  • Oktavreinheit. Jede Saite im 12ten Bund gedrückt muss genauest möglich eine Oktave höher klingen als wenn du sie leer anklickst (oder gleich wie das Flageolet im 12. Bund). Am besten überprüfst du das mit einem guten und genauen Stimmgerät.
  • Mechaniken. Lässt sich die Gitarre leicht stimmen? Die Mechaniken sollten nicht schwergängig sein, aber auch nicht lottern, sonst kriegst du die Gitarre nicht stimmstabil. So ein fester satter Sitz, aber ohne Knarzen stimmbar, wäre wohl ideal.
  • Saitenlage. Als Saitenlage bezeichnet man den Abstand einer Saite zum Bundstäbchen am 12. Bund. Hier gibt es keine Zauberformel, aber man kann sagen, je geringer dieser Abstand ist, desto einfacher wird es, die Gitarre zu bespielen. Wenn du aber viel Akkorde schrammelst, darf die Saitenlage durchaus etwas höher sein, sonst beginnt die Gitarre zu scheppern. Auch ist bei einer Klassik normalerweise die Saitenlage eher etwas höher als bei einer Western. Achte einfach beim Antesten optisch auf den Saitenabstand der von dir ausprobierten Gitarren, dann wirst du schon bemerken, wie es sich für dich am besten anfühlt. Durch Unterlegen oder Abschleifen der Stegeinlage lässt sich die Saitenlage aber einfach korrigieren, auch noch später nach dem Kauf.
  • Sattelhöhe. Wie viel mehr Kraft brauchst du, um einen F-Dur Barré (also Barré im ersten Bund) zu drücken als einen Barré in höheren Bünden? Wenn der Kraftaufwand erheblich höher ist, ist wahrscheinlich der Sattel zu hoch eingestellt. Viele Gitarren sind ab Werk etwas hoch eingestellt, damit es beim Ausprobieren nicht scheppert und den potentiellen Käufer abschreckt. Das stellt aber im Grunde kein Problem dar und kann direkt im Gitarrenladen schon vor dem Kauf, aber auch später noch ganz leicht behoben werden. "Einmal tiefer legen, bitte".
  • Banane. Peile mal genau den Hals entlang. Er darf nicht in sich verdreht oder seitlich krumm sein, sonst Finger weg.
  • Scharfe Kanten. Fühle mal am Griffbrett entlang, oben und unten. Es darf dich nichts beim Spielen behindern; erst recht darf dich kein Bundstäbchen in den Finger beissen.
  • Verarbeitung allgemein. Prüfe das Instrument auf Lackschäden, Risse, Herstellungsfehler, allgemeinen Zustand. Mit einem kleinen Spiegel und einer kleinen Taschenlampe darf man ruhig auch mal einen Blick ins Innere der Gitarre wagen.

Viele der erwähnten Probleme können behoben werden, wenn dich das Instrument ansonsten anspricht. Es schadet aber nicht, hier etwas pingelig zu sein. Es muss dir aber auch klar sein, dass du für 200 bis 400 Euro nicht ganz das gleich gute Instrument erhalten wirst, wie für 1000 oder 2000 Euro. Du wirst die Unterschiede sehen (und hören) und musst halt einfach realistisch bleiben.
Gruss, Ben
 
rechtshänder haben ja den Vorteil, dass sie Gitarren effektiv testen können... als Leftie ist man da schon was ärmer dran :( ^^

und guter thread, hat dem einen oder anderen ganz sicher geholfen.

lg
osii
 

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