Die E-Gitarren "Bibel"

  • Ersteller Senchay
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Schließe eine Gitarre an einen Verstärker an; dämpfe die Saiten mit den Fingern ab und klopfe auf den Korpus. Das hört man durch den Verstärker! So ganz einfach ist das nicht mit der Abgrenzung.
In wie fern auch ein Magnet Tonabnehmer mikrophonisch wirkt (obgleich der das nicht soll!) ist auch im Detail zu diskutieren.

...edit einen Moment zu langsam...
 
natürlich übertragen sich die Korpus- / Hals-Schwingungen auf die Saiten.
Das stellt ja keiner in Frage. Mach' das aber mal mit einer unbesaiteten Axt - möglichst keine Strat oder Änliches (also ohne freischwingende, magnetisch relevante Metallteile). Da wirst Du dann wohl nicht mehr viel hören.
 
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Aber wer spielt denn eine Gitarre auf der keine Saiten sind? ;) Die Quereinflüsse sind da und letztlich muss man bei aller verdeutlichenden Vereinfachung immer noch das Gesamtsystem im Blick haben.
 
ist schon klar, der Pickup nimmt tatsächlich nur die Schwingung der Saite ab, aber wie die Saite ein- bzw. ausschwingt hängt eben doch von der Konstruktion der Gitarre und von den Hölzern ab.
 
Falls mal wieder Messungen durchgeführt werden mit verschiedenen Korpi zwischen Zwetschgenknödelteig und Titan empfehle ich diese Gitarre TE-HT von Fernandes als Standard mit einem Korpus aus Beton , Armierungen inklusive (auch wenn er in der Beschreibung eteas irreführend als Basswood beschrieben wird). Für rund 1000Euronen, Tax included, eigentlich ein Schnäppchen...

concrete gitar.jpg
 
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Aber wer spielt denn eine Gitarre auf der keine Saiten sind?
Keiner. Es wird aber auch keiner den Klang des Holzes deiner über einen Amp gespielten Gitarre hören können. Da werden nur die magnetischen Wellen elektrisch erfasst, die von den Saiten eingeschwungen werden.
Wie die Saiten schwingen wird durch Spielweise und Gesamtkonstruktion der Gitarre beeinflusst. Und da spielt natürlich das verwendete Material eine Rolle und somit auch das Holz. Aber Du hörst nicht den Klang des Holzes, sondern welche Saiten-Schwingung (unter anderen) das Holz zulässt und wie das Holz als eines der verwendeten Bestandteile die Schwingung der Saite beeinflusst.

@Bass Fan: Die schaut aber nicht sehr rückenfreundlich aus
 
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meine Travis Bean ist auch nicht besonders rückenfreundlich. Der Aluhals ist durchgehend, man sieht auf der Rückseite ganz gut das die Saiten
durch den Body gehen. Mit den Schrauben sind die Pickups befestigt. Sie klingt einfach unbeschreiblich. Hell, klar, differenziert, sustainreich und warm.
Ein Betonbody hat aber auch mal was.
DSC05108.JPG DSC05112.JPG DSC02274.JPG
 
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Der Eigenklang des Holzes ist bei einer E-Gitarre doch überhaupt nicht das Thema. Aber ob das Holz in Form einer schwingenden Decke -wie bei einer Akkustik- oder über unterschiedliche Dämpfung und Resonanzfrequenzen bei der Saitenschwingung Einfluss auf den Sound nimmt, ändert nichts an der These, dass das Holz einen Einfluss bewirkt.

Wo wir so schön am Fachsimpeln sind... ein zweite These, die sich durch die Interpretation von Zollner und ich glaube auch von Walter Kraushaar ziehen ist, dass es eigentlich "unsinnig" sein muss, zu glauben, dass besonders "resonante" Gitarren besonders "gut" klingen würden, weil die Energie für die Anregung dieser besonders ausgeprägte Eigenresonanzen ja irgendwo her kommen muss und dies nur von der so wichtige Schwingungsenegie der Saite kommen kann und damit letztlich Sustain vernichtet wird.

Hier glaube ich auch, dass man einen wichtigen Aspekt außer acht lässt, nämlich das viel der mechanische Energie, die man der Gitarre zuführt, durch die Materialverformung schlicht in akaustisch irrelevante Wärme umgewandelt wird.
Bei einem System, dass besonders gute Resonanz (Eigenschwingungs) Eigenschaften zeigt, können sich jedoch günstigere Verformungszustände ergeben (zB. durch Schwingungen "durch" dünneren Stellen) und so kann ein Teil der zugeführten Energie statt in akustisch irrelevanten Verformungsenergie, in mechanisch und akustisch wirksame Schwingung umgewandet werden. So kann eine auch haptisch "tote" Gitarre auch akustisch tot klingen, weil einfach alles "stumpf" bedämpft wird, wogegen bei einer "resonanten" Gitarre bestimmte Obertöne verstärkt werden, ohne das die Gitarre signifikant leiser wäre oder viel weniger Sustain haben muss.
Die Tatsache, dass das Sustain einer E-Gitarre bei spätestens bei Proberaumlautstärke auch sehr durch den Verstärker beeinflusst wird, ist dabei noch ein zusätzlicher Faktor.
Wo die Wahrheit zwischen diesen Thesen liegt ist durchaus diskutierbar.
 

Das Mov ist aber ein ganz anderer Ansatz und somit OT

@InTune: Ist nicht die Eigenresonanz der Brettgitarre deren größter Feind? Wenn der Korpus die Schwingungen in Körperschall umwandelt, ist genau das ein Energieverlust.
 
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@InTune: Ist nicht die Eigenresonanz der Brettgitarre deren größter Feind? Wenn der Korpus die Schwingungen in Körperschall umwandelt, ist genau das ein Energieverlust.

Eigenresonanz, Brettgitarre… ich habe ein Deja Vu-Erlebnis, und einige der hier im Thread vertretenen Teilnehmer sollten das tunlichst auch haben. Im Jahre 2013 hatten wir eine artverwandte Diskussion, und ich habe damals diese Liste an Fragen und Antworten zusammengestellt

Eigentlich steht da so ziemlich alles drin, denke ich. Und das da habe ich geschrieben, und das da, und… ja, eben, Deja Vu ;)
 
Falls mal wieder Messungen durchgeführt werden mit verschiedenen Korpi zwischen Zwetschgenknödelteig und Titan empfehle ich diese Gitarre TE-HT von Fernandes als Standard mit einem Korpus aus Beton , Armierungen inklusive (auch wenn er in der Beschreibung eteas irreführend als Basswood beschrieben wird). Für rund 1000Euronen, Tax included, eigentlich ein Schnäppchen...

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Oh eine Gitarre extra für Hulk ;-)
 
Was brauchen wir Holz, wenn wir alles mit Models machen können. Äm, öh... Modeller.

 
Ist nicht die Eigenresonanz der Brettgitarre deren größter Feind? Wenn der Korpus die Schwingungen in Körperschall umwandelt, ist genau das ein Energieverlust.
...und hier könnte sich der Denkfehler einschleichen, dass mehr immer auch besser sei. In einem vorangegangenen Post wurde ja bereits auf den ewigen Sustain der PedalSteels hingewiesen. Hier werden hohe Frequenzen sehr gut erhalten und eben nicht gedämpft. Auch das Sustain - gewaltig, wenn man will...

Ein bisschen Verlust kann durchaus hilfreich sei. Und lieben viele nicht gerade die Paula dafür, dass Einiges der Höhen geschluckt wird...? Dann klingts nämlich beefiger.

Wir alle wollen, dass ein nicht allzu geringer Teil der Saitenschwingung absorbiert wird. Und weil das in der Regel nicht genügt, nutzen wir auch keine HiFi Verstärker und vergößern den Effekt noch mit (aus HiFi Perspektive) denkbar schlechten Lautsprechern. Erst jetzt beginnt uns die Gitarre Spaß zu machen.

Worauf ich aber eigentlich hinaus möchte:
In den Vereinigten Staaten hat man herausgefunden, dass sich bei Zeugenaussagen vor Gericht gerne auch schon mal die Hautfarbe des Täters entsprechend der gesellschaftlichen Erwartung ändert. Das betrifft aber nicht nur beinharte, überzeugte Rassisten, die nunmal gerne schwarze Täter wollen. Es ist vielmehr Ausdruck gesamtgesellschaftlicher Erzählungen, mit denen das Individuum aufwächst, wodurch es geprägt ist.

Wir sind natürlich neutral. Uns passiert so etwas nicht. Bei den Amis verändert sich schon mal die Erinnerung an die Hautfarbe - aber wir kriegen nur mit Hilfe des Gedächtnisses (lies: scheues Reh) und unserer unbestechlichen Ohren die Erle von der Esche geschieden. Und wir wissen, dass es das Holz ist, das den Klang macht. War ja schon immer so. Ist ja sowas wie common sense in gitarristischen Kreisen.

Ich schlage all jenen, die Zollner die falschen Messversuche vorwerfen folgendes vor:

Lasst uns ein großes Strattreffen an den Start bringen. Alle unsere Schraubhalslieblinge aus Esche, Erle, Rosewood, Mammutbaum oder Gummibaum...
Dann jeder seinen Leib- und Magenamp mit der klassischen Lieblingseinstellung. Dann kann jeder sagen "ich weiss was ich dabei habe und nehme mein eigenes Instrument als Referenz.
Dann werden all die schönen Instrumente vermischt, und dem Spieler die Augen verbunden. Ein paar Minuten spielen (nur haptische und akustische Kontrolle) und anschliessend wird ein Fragebogen ausgefüllt, in dem die Charaktereigenschaften des Instruments zu einzuschätzen sind.
Vielleicht sogar eine Kategorie "wild guess" in der die Holz/Halskombi im Ratespiel benannt wird. Dann die nächste Gitarre... und die nächste.

Wichtig dabei, dass zumindest einige der getesteten Instrumente mehrmals in der Hand ein und des selben Spielers landen - ohne dass der Blindverkoster wüsste, wann dies der Fall ist.
Natürlich sind wir unbestechlich genug, dass wir die selbe Gitarre immer (in einem gewissen Rahmen) ähnlich bis gleich bewerten. Schließlich macht keine Hardware der Welt aus einer dumpf-muffigen Gitarre ein singendes, helles Vögelchen.

Ich wette, dass wir nicht nur eine recht geringer Interraterreliabilität hinbekommen, sodass des Einen Mufflon des Anderen Amsel ist - ich wette zudem, dass wir bei der selben Gitarre nicht einmal besonders konsistent die eigene Bewertung reproduzieren, wenn wir nicht wissen welches Instrument wir gerade (wieder) in der Hand halten.

Ab Herbst bin ich für solche Späße zu haben.

Zwiebler
--- Beiträge wurden zusammengefasst ---
Ähm, du bist kein Gitarrist - oder entkoppelst Du dich beim Spielen von dem, was da anders schwingt, als es elekrtomagnetisch konserviert werden kann?
Hallo @Ben zen Berg , vielen Dank für die Freundlichkeit. Ich fühle mich gleich viel mehr gewertschätzt dafür eine Meinung zu vertreten, die von Manchen nicht geteilt wird.
Zudem würde ich mich sehr freuen, wenn Du mir noch mal für weniger Intelligenzbelastete (wie mich) in leicht verstehbaren Worten formulieren könntest, was Du damit sagen wolltest. Dann würde ich versuchen mich inhaltlich dazu zu äußern.

Andernfalls bleibt für mich vor allen Dingen die Aussage übrig, dass es wohl sinnhafter wäre meine Gitarren hier in den Flohmarkt zu stellen, da ich mich offensichtlich einem Irrtum aufgesessen bin, als ich mich mit dem inneren Anteil identifiziert hatte, der sich für einen Gitarristen gehalten haben mag.
Ich hab sicherheitshalber schon mal ein paar meiner Effektpedale zum Kauf angeboten...
 
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Oh, genau das wollte Zollner mit dem Squier Test wiederlegen, und dafür ist der Test auch gut. Der magnetische Tonabnehmer einer Gitarre nimmt absolut keine Schallwelle auf, er nimmt nur die von der Saite angeregte magnetische Schwingung auf. Die Klangfarbe deines trocken gespielten Instrumentes hat wirklich gar nichts mit der elektromagnetisch verstärkten Wiedergabe gemein.

Das ist mir schon klar, es ging mir nicht darum, dass die PUs akustische Signale aufnehmen (das tun sie natürlich nicht), sondern lediglich die jeweilige
mechanische Schwingung der Saiten, welche aber durch das Holz beeinflusst wird.
Die Saiten sind stramm über die einzelnen Reiter der Bridge gespannt, die Bridge wiederum ist in das Holz geschraubt, daher
wird die Schwingung der Saiten durch die Charakteristik des Holzes beeinflusst.
In den 80ern waren für einige Zeit durchsichtige Acryl-Gitarren der letzte Schrei. Wenn Du so eine anspielst, merkst
Du dass sie sehr harsch und unangenehm klingen, einfach weil der Acryl-Korpus und der Hals absolut steif und 'tot' sind.

Wenn dann ein Physiker mir eine Tele in die Hand drückt und sagt, die kann das genau so, weil Jimmy den Paula-Referenzton mit der Tele aufgenommen hat... Muss ich dann meinen Ton-Ingenieur bitten, das alles mal so einzustellen, damit der bestrebte Physiker recht hat?

Du darfst den Gitarrenton im fertigen Mix eines ausproduzierten Liedes nicht mit dem Ton vergleichen, den Du bekommst, wenn Du die Gitarre
selber live anspielst.
Ich produziere ja selber Musik, mache Mixe, mastere - ein Problem dabei ist, dass eine Gitarre mitunter ihre jeweilige Charakteristik
verliert, wenn Effekte draufkommen, Kompressoren, EQs, Limiter usw.. Der fertige Mix wird dann auch noch mal mit Masteringeffekten
überzogen. Da kann es unter Umständen wirklich vorkommen, dass alle Gitarren gleich klingen. Manchmal ist das ja sogar auch so gewollt.
 
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Schade, dass sich viele Gitarristen mehr mit Holz als mit Akustik beschäftigen.
Um mal auf die üblichen Thesen einzugehen:
Die Ergebnisse von Selbstversuchen bei einem Gitarrenumbau sind als "Beweis" völlig untauglich:
Das auditive Kurzzeitgedächtnis hält nur ein paar Sekunden lang. Einen gehörten Klang nach ein paar Minuten oder gar Stunden mit einem anderen zu vergleichen, funktioniert nicht.
Die zu vergleichenden Klänge müssten abwechselnd hintereinander abgespielt werden. Ansonsten macht man sich leicht selbst etwas vor und da sind wir schon wieder bei der Psychoakustik und akustischen Täuschungen.
Aussagekräftige Tests müssen "blind" durchgeführt werden, sonst kann man sie einfach vergessen, denn das Auge hört mit.
Und wer hätte es gedacht: Schon wieder eine Beweisaufnahme!
Und solche Klangbeispiele? Richtig, die kann man auch vergessen! Ein Spieler, der uns etwas beweisen will und sein Spiel entsprechend ausrichtet und sei es nur unbewusst.
Und was noch wichtiger ist: Leider hat er nicht angegeben, wie er die Aufnahme gemacht hat. Üblich sind heute meist Verfahren, die auf verlustbehaftete Datenkompression zurückgreifen, was bedeutet, das die Aufnahmen manipuliert sind. Eine Vorgehensweise, die auf psychoakustische Erkenntnisse zurückgeht, also auf Zollner und Kollegen, die gerade damit bestritten werden sollen. Das ist schon absurd.
Eine andere Sache ist das Gehör der Beteiligten, das nicht kalibriert ist und sich im Laufe des Lebens verändert, was bedeutet, dass es einfach schlechter wird.
Ach ja, auf Firmenaussagen würde ich mich auch nicht verlassen. Ginge es nach den Herstellern, dann müsste man manche Süssigkeiten für Kinder zum Beispiel in der Apotheke verkaufen, weil sie angeblich so gesund sind.
Neil Young beschwert sich bekanntlich immer über Tonträger mit komprimierten Daten, die manchmal nur noch fünf Prozent der ursprünglichen Datenmenge enthalten. Er setzt seinen Online-Musikdienst Pono dagegen, der verlustfreie Musik liefern soll, so wie sie im Studio aufgenommen wurde. Toningenieure halten dagegen, dass es wissenschaftlich nicht erwiesen ist, dass es einen wahrnehmbaren Unterschied gebe. Eric Clapton sagte dem "Rolling Stone", dass er es erstaunlich finde, dass Young überhaupt noch zwischen verschiedenen Audioquellen unterscheiden könne, nach all den Jahren mit lauter Musik von "Crazy Horse". Dem Grossteil der Hörer fällt offensichtlich nichts auf, weil der psychoakustische Effekt funktioniert.
Es gibt aber eine Erklärung für die Tatsache, dass Neil Young unter dieser Musik so leidet:
Beim MP3-Verfahren werden Töne einfach weggelassen, die der Mensch sowieso nicht hört, weil sie von einem anderen Ton überlagert werden. Wenn aber ein Gehör schon geschädigt ist und diesen Überlagerungston nicht mehr wahrnimmt, dann hört sich das wirklich komisch an, weshalb Neil Young schon erkennen kann, dass er eine MP3-Datei anhört. Nicht weil er so gut hört, sondern weil er wahrscheinlich nicht mehr so gut hört und wen wundert das schon bei einem E-Gitarristen? Den Nichtmusiker am wenigsten, der würde sich mehr wundern, was manche Gitarristen zu hören meinen!
Fazit: So wichtig ist es wohl nicht, alles wahrzunehmen, was immer behauptet wird. Neil Young macht doch trotzdem noch gute Musik!
 
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Zudem würde ich mich sehr freuen, wenn Du mir noch mal für weniger Intelligenzbelastete (wie mich) in leicht verstehbaren Worten formulieren könntest, was Du damit sagen wolltest. Dann würde ich versuchen mich inhaltlich dazu zu äußern.
Deine in diesem Zusammenhang zitierte Aussage liest sich wie die eines Toningenieurs. Wenn "der Korpus der Gitarre ... in ... akustisch vollkommen irrelevanten Bereichen" schwingt, was "wir haptisch spüren", "in einer Frequenz, die wir nicht mehr hören", wird es den Gitarristen beim Spiel beeinflussen. Natürlich, "dieses Mitschwingen" hat "keinen relevanten Einfluss auf die Signalübertragung des Pickups" genau so wenig, wie die Emotion des Gitarristen.

Passt auch gut zum ersten Satz des vorherigen Postes.
Schade, dass sich viele Gitarristen mehr mit Holz als mit Akustik beschäftigen.
Über Hölzer lässt es sich emotionaler reden als über Signale.
 
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Die Ergebnisse von Selbstversuchen bei einem Gitarrenumbau sind als "Beweis" völlig untauglich:
Das auditive Kurzzeitgedächtnis hält nur ein paar Sekunden lang. Einen gehörten Klang nach ein paar Minuten oder gar Stunden mit einem anderen zu vergleichen, funktioniert nicht.
Die zu vergleichenden Klänge müssten abwechselnd hintereinander abgespielt werden. Ansonsten macht man sich leicht selbst etwas vor und da sind wir schon wieder bei der Psychoakustik und akustischen Täuschungen.
Aussagekräftige Tests müssen "blind" durchgeführt werden, sonst kann man sie einfach vergessen, denn das Auge hört mit.

Das halte ich so nicht für zutreffend. Schon weil diese These voraussetzt, dass es nur ums Hören geht. Was mir persönlich der Austausch von Bodies vermittelt hat, war aber weit mehr als das, nämlich das Spielgefühl im Sinne der Reaktion auf mich, das Einbetten in einen Bandsound usw.. Der scheinbar objektive blinde Hörtest sagt einem über die Qualitäten einer Gitarre exakt Nullkommanix.

Weiter halte ich entgegen: ich war ja nun gerade positiv voreingenommen für den Body, den ich ausgetauscht habe. Ich hatte eigentlich ganz klar die Erwartung, dass sich der Sound so gut wie gar nicht ändern würde, aber die Strat mit einem Body in Candy Apple Red viel geiler aussehen würde als in 2TS.
Tat sie auch:love:!

Beide Bodies waren von Rockinger und aus Erle, die Maße waren so identisch, dass ich nichts an der Saitenlage oder der Okatvreinheit ändern musste - Teile abgeschraubt, auf den neuen Body drauf, spielfertig. Nur leider klang die Gitarre jetzt nicht mehr :bang:. Ich habe dann auch die Halstasche kontrolliert, die Halsschrauben verschieden fest angezogen und dergleichen, denn das kann durchaus Soundunterschiede bewirken. Ich habe die Gitarre monatelang in der Form gespielt, Saiten gewechselt, auch mal andere Pickups ausprobiert undundund. Attack und Sustain waren schon da, nur war sie irgendwie total farblos und ging im Bandsound unter. Sie sah soo geil aus, und ich wollte, dass es funktioniert - tats aber nicht.

Den alten Body hatte ich zum Glück nicht verkauft, also tauschte ich ihn irgendwann entnervt zurück, und was soll ich sagen, die Strat war wieder eine richtig gute Strat, die genau so war, wie ich sie in Erinnerung hatte. Auch spätere erneute PU-Wechsel haben an ihrem Wesen nichts geändert.

Mein Fazit: Es ist völlig richtig, dass man sich Höreindrücke so gut wie gar nicht merken kann, aber der Charakter einer selbst gespielten Gitarre, den man nicht einfach an einer Frequenzkurve festmachen kann, der bleibt sehr wohl langfristig im Gedächtnis, da er viel tiefer und an viel mehr Stellen im Hirn verankert ist.

Ob das ein Beweis im naturwissenschaftlichen Sinne ist? Wohl nein, nur stellt das für mich die Frage, ob die eigentliche Essenz einer guten Gitarre dem überhaupt zugänglich ist.

Und wer hätte es gedacht: Schon wieder eine Beweisaufnahme!
Und solche Klangbeispiele? Richtig, die kann man auch vergessen! Ein Spieler, der uns etwas beweisen will und sein Spiel entsprechend ausrichtet und sei es nur unbewusst.
Und was noch wichtiger ist: Leider hat er nicht angegeben, wie er die Aufnahme gemacht hat. Üblich sind heute meist Verfahren, die auf verlustbehaftete Datenkompression zurückgreifen, was bedeutet, das die Aufnahmen manipuliert sind.

Mit Verlaub, diese Verwendung des Begriffs "manipulieren" halte ich für manipulativ:gruebel:. Sie impliziert ja, dass die Aufnahmen bewusst in eine bestimmte Richtung verändert werden, und das kann man nur aufgrud der Datenkompression wohl kaum annehmen. Soweit für alle Aufnahmen die gleiche Technik der Kompression benutzt wurde, kann man allenfalls eine Gleichmacherei des Formats unterstellen, aber wohl kaum, dass Unterschiede geschaffen würden, die im Original nicht zu hören wären.

Ich finde im Gegenteil, dass die typischen Unterschiede der Holzarten kaum je so treffend hörbar gemacht wurden; die etwas breitbandigere Swamp Ash, die etwas knochigeren Hochmitten des Maplenecks, das ist hier doch sehr gut rauszuhören. Wenn jetzt wieder einer einwirft, dass das ja alles doch sehr ähnlich klänge, geb ich ihm durchaus recht - nur sind genau diese feinen Unterschiede das, was für Gitarristen die "richtige" Gitarre von der nicht ganz so tollen unterscheidet.

Aus Deinem Post schließe ich, dass Du diese Unterschiede auch selbst durchaus gehört hast. In diesem Fall würde ich dann aber etwas konkretere Erklärungen dazu lesen, wie genau diese Unterschiede erzeugt werden können, wenn in Wirklichkeit alles gleich klingt. Nicht zuletzt würde ich den Gitarristen gerne hören, der sowas durch eine andere Plektrumhaltung oder Anschlagsstärke faken kann. Ich empfand das Spiel des Testers eigentlich als sehr konsistent, und auch der Text zeigte mMn eigentlich mehr einen Ausprobierenden als einen "Gläubigen".

Der Vollständigkeit halber: ja, es gibt sicher Swamp Ash-Bodies, die wärmer und mittiger klingen, oder Erle, die mehr Bässe und Höhen hat. Dass sich die Variationsbreiten überschneiden, heißt aber für mich keineswegs, dass die Tendenz bestimmter Holzsorten zu bestimmten Klängen widerlegt wäre.

Gruß, bagotrix
 
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@bagotrix Das deckt sich genau mit meiner Erfahrungswelt!
Ja, meine Höreindrücke sind schon Tagesform abhängig und wenn ich z.B. lange eine Tele gespielt habe, kommt mir (für kurze Zeit) eine Les Paul doch sehr mumpfig vor und umgekehrt.
Doch nichtsdestotrotz gibt es Eigenschaften an Gitarren die sich trotz dieser Unschärfe in der Wahrnehmung immer wieder klar durchsetzen.
Als Beispiel zur Illustration (nein ist kein wissenschaftlicher Beweis...): Als ich mir meine erste E-Gitarre zugelegt habe, war das im Rahmen einen Betriebspraktikum, das ich als Schüler absolvieren sollte und mir dazu praktischer Weise einen Gitarrenladen ausgesucht habe. Ich hatte zwar praktisch überhaupt keine Ahnung von Gitarren (und war daher IMO eher ziemlich unvoreingenommen), aber ich hatte viel Zeit die unterschiedlichen Gitarren dort auszuprobieren. Dabei ist mir ein Modell immer wieder besonders aufgefallen: Eine Cimar Strat Kopie (damals günstige Untermarke von Ibanez), die sehr viel wärmer und weicher, als alle anderen Strats dort klang. Die Gitarre hat sich optisch nicht wesentlich von den anderen Strats (Squier, Ibanez, Fender) unterschieden und war deckend schwarz lackiert und mit einem Ahornhals versehen.
Die Gitarre ging in meinen Besitz über und im Zuge der in den 80er üblichen Frankstein-Pimp Aktionen, habe ich daraus eine HSS Strat mit Floyd Rose gemacht.
1. Erkenntnis: diese Strat hat weder Erle noch Esche als Body, sondern beim Fräsen bin ich auf rotbraunes Holz gestoßen.
2. Erkenntnis: im Vergleich zu meiner Fender Am Deluxe Strat klingt die Ex Cimar immer noch ausgesprochen weich und warm.
3. Erkenntis: den One piece Maple Neck hatte ich zwischenzeitlich durch einen sehr edlen und relativ teuren Ahorn Hals mit Ebenholz Griffbrett getauscht. --> Der Klangunterschied war für mich jedoch kaum wahrnehmbar.

Daher, ja unser Ohr und das was da in unserem Kopf passiert, ist oft alles andere als "ehrlich". Aber es gibt dennoch Klangeigenschaften die sich (zumindest bei mir) in der Wahrnehmung immer wieder durchsetzen.
 
Deine in diesem Zusammenhang zitierte Aussage liest sich wie die eines Toningenieurs. Wenn "der Korpus der Gitarre ... in ... akustisch vollkommen irrelevanten Bereichen" schwingt, was "wir haptisch spüren", "in einer Frequenz, die wir nicht mehr hören", wird es den Gitarristen beim Spiel beeinflussen. Natürlich, "dieses Mitschwingen" hat "keinen relevanten Einfluss auf die Signalübertragung des Pickups" genau so wenig, wie die Emotion des Gitarristen.

Passt auch gut zum ersten Satz des vorherigen Postes.

Über Hölzer lässt es sich emotionaler reden als über Signale.

So verstehe auch ich was Du meinst. Du hast vollkommen recht, was das Mitschwingen angeht... Klar hat das seine Wirkung auf mich als Spieler. Und klar nehme ich lieber eine "resonante" Gitarre in die Hand - für das was ich dabei empfinde. Und vielleicht spiele ich dann auch die 3% besser... Aber all das hat nichts damti zu tun, ob das sog. "Tonholz" Auswirkungen auf den Klang hat, sondern um individuelles Erleben. Kann sein, dass die Gitarre "inspirierender" ist - aber Zollner hat sich nicht zur Aufgabe gemacht zu untersuchen ob und wie inspirierend ein Instrument ist, sondern wie es klingt unter gleichen Bedingungen. Meine Güte, ich wäre froh, wenn ich mich mit solchen Aussagen schon als Toningeneur qualifizieren würden - leider fehlt mir da etwas an Können für...

Das halte ich so nicht für zutreffend. Schon weil diese These voraussetzt, dass es nur ums Hören geht. Was mir persönlich der Austausch von Bodies vermittelt hat, war aber weit mehr als das, nämlich das Spielgefühl im Sinne der Reaktion auf mich, das Einbetten in einen Bandsound usw.. Der scheinbar objektive blinde Hörtest sagt einem über die Qualitäten einer Gitarre exakt Nullkommanix.

Absolut! Nur Spielgefühl ist nicht objektivierbar und damit nicht Teil der Untersuchung Zollners, sondern Klang. Was Spielgefühl angeht, finde ich an keiner Stelle in seinem Werk (um das es hier meines Wissens noch geht) eine Aussage, die dies abwertet oder abqualifiziert. Wenn man aber Spielgefühl meint, soll man nicht Klang sagen oder schreiben.

Aus diesem Grunde habe ich auch keinen bleinden Hör- sondern einen blinden Spieltest vorgeschlagen. Bzw. fast Doppelblind, denn mMn könnten die Hörer gerne auch verblindet werden und mitbeurteilen. Ich glaube ja, dass es wenig Konsistenz in der Bewertung gibt, sobald der Spieler verblindet ist. Möglicherweise sogar mehr Konsitstenz was das Spielgefühl angeht als Konsistenz bei der Klangeinschätzung.

Beide Bodies waren von Rockinger und aus Erle, die Maße waren so identisch, dass ich nichts an der Saitenlage oder der Okatvreinheit ändern musste - Teile abgeschraubt, auf den neuen Body drauf, spielfertig. Nur leider klang die Gitarre jetzt nicht mehr :bang:....
Der Vollständigkeit halber: ja, es gibt sicher Swamp Ash-Bodies, die wärmer und mittiger klingen, oder Erle, die mehr Bässe und Höhen hat. Dass sich die Variationsbreiten überschneiden, heißt aber für mich keineswegs, dass die Tendenz bestimmter Holzsorten zu bestimmten Klängen widerlegt wäre.

...und genau mit diesen Kommentaren widerlegst Du doch den Einfluss der Holzsorten. Denn wie Du schreibst, sei der Unterschied
1.) subtil und kann
2.) ganz anders sein

Subtile Unterschiede können aber auf alles Mögliche zurückgehen - es sei denn die Auswirkung der Sorte auf den Klang wäre konsistent. Ist sie es nicht, sollte man mMn weitersuchen, woran es liegen könnte.

respectfully

Zwiebler

PS - ich finde in dem Zusammenhang den beim vorig geposteten Link http://www.petelacis.com/2010/07/08...p-the-definitive-comparison-with-audio-clips/
Kommentar von Dr. Hard Truth durchaus bereichernd zu lesen
 
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