Die Schrammelharmonika

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Habe hier einen interessanten Artikel über die Schrammelharmonika gefunden, den Urtyp des chromatischen Knopfakkordeons:
http://schrammelharmonika.nonfoodfactory.org/geschichte.html

Eine ausführliche, schön gemachte Magisterarbeit dazu gibt's hier:
http://schrammelharmonika.nonfoodfactory.org/Andreas_Teufel/

Sehr interessant finde ich den Aufbau der Bassseite, welche im Gegensatz zum Diskant noch diatonisch funktioniert. Dadurch dass die "Akkorde" nur Zweiklänge sind, kann man sie entsprechend für Dur und Moll verwenden (z.B. e+g als C-Dur oder als E-Moll).
12 statt 120 Bässe und trotzdem in allen Tonarten unterwegs!;)
 
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Hallo waldgyst,
toller Beitrag!
 
Hallo,

Schrammelharmonikas wurden tatsächlich eine Zeit lang auch von Hohner gebaut, die sog. "Wiener Modelle" Nr. 114, Nr. 1140 und Nr. 2915 (siehe z. B. Hohner Produktkatalog 1989 - ich kann bei Bedarf gerne die Seite scannen und hochladen).
Frage: Hat schon jemand Instrumente dieser Art live gesehen/gehört?
 
@ Wil Riker

jetzt weiß ich nicht, ob ich's noch richtig zusammenbringe: Ich habe vor vielen Jahren mal bei Hohner gelernt, dass die "Wiener Modelle" ganz einfache diatonische Instrumente sind, die mit der "Schrammel" nichts zu tun haben.

Die Schrammelharmonika ist anscheinend auch schon fast ausgestorben. Ich habe bei mehreren Wien-Reisen und diversen (Natürlich nicht repräsentativen) Heurigen-Streifzügen noch ein einziges Schrammel-Duo mit Schrammel-Harmonika und Zweihalsgitarre erlebt.

Allerdings konnte ich zufällig mal in Bad Radkersburg die Klezmer-Gruppe "Budowitz" hören. Die Leute hatten eine ganz tolle Musik drauf; und der Solist, ein Amerikaner, spielte eine Schrammel der Firma Budowitz, nach der sich die Gruppe ja auch benannt hat. Was der auf dieser kleinen Kiste gespielt hat, war schon atemberaubend.

Er hat dann in der Pause mal für mich das Instrument aufgemacht und mir die Signatur der Firma gezeigt.

Wer die Gelegenheit haben sollte, ein Konzert dieser Gruppe zu besuchen: Leute geht hin, es lohnt sich !

Gruß Claus
 
Hallo Claus,

jetzt weiß ich nicht, ob ich's noch richtig zusammenbringe: Ich habe vor vielen Jahren mal bei Hohner gelernt, dass die "Wiener Modelle" ganz einfache diatonische Instrumente sind, die mit der "Schrammel" nichts zu tun haben.

Danke für die Richtigstellung. Anhand des Katalogtextes hatte ich gedacht, daß es sich um die gleichen Instrumente handelt :redface:...
 
@ claus : budowitz sind echt toll! weil mir der klang von dem instrument so gut gefiel, habe ich mir vor zwei jahren selbst ein solches gekauft. ich hatte glück und konnte eines auf einer instrumenten-auktion ersteigern. ich habe es restaurieren und stimmen lassen. leider hat die stimmung aufgrund der alten stimmzungen nicht lange gehalten. im moment übe ich auf dem verstimmten instrument. sobald ich gut genug bin, um aufzutreten, werde ich es wohl noch mal stimmen lassen.
 
@ kvetshen:
Da kann ich Dich nur beglückwünschen. Eine richtige alte Budowitz zu kriegen ist schon rin Glücksfall !

Gruß Claus
 
G
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DSCN0025.jpg

Vor ein paar Tagen kam diese hübsche "Schrammelharmonika" bei mir an.
Ich mußte sie leider zurückschicken da sie sich als diatonisch mit Gleichton erwies.
Auf der Basseite ähnelte die Bestückung auch eher einer steirischen Harmonika.
Entweder wurde sie mal auf diatonisch umgebaut oder hat aus irgendwelchen Gründen eine B-Griff Knopfanordnung erhalten.
Normalerweise hat eine Schrammelharmonika auch ein paar Knöpfe mehr im Diskant, die Bassknöpfe unter dem Boden, ist schwarz und auffallend schlicht.
Verzierungen Schnitzereinen oder Einlegearbeiten scheinen mir an einer Schrammelharmonika ungewöhnlich.
Über diese traditionelle Sparsamkeit im Design konnte ich zur Schrammelharmonika noch nichts finden.
Die nächste dann schwarz ist unterwegs.
Die Schlichtheit könnte vielleicht auf Joseph II zurückzuführen sein der in einem fast unverzierten Sarg zu liegen kam.
Die durchschlagende Zunge gefiel ihm sehr.
Dieser kannte zwar die Harmonika noch nicht aber wies seinen Hoforganisten Albrechtsberger an für deren Vorläufer
die Maultrommel, die ein Mönch des Klosters Melk spielte, Stücke zu dessen Begleitung durch das kaiserliche Reiseorchester zu komponieren.
Der Maultrommelpart ist in den Noten Albrechtsbergers nicht enthalten da der Mönch improvisierte und vielleicht auch keine Noten lesen konnte.


DSCN0029.jpg
 
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Bis vor Kurzem konnte man sich bei Herfried Zernig (Steiermark - Österreich) seine eigene Schrammelharmonika bauen lassen.
Dies machte er in enger Zusammenarbeit mit mit Walther Soyka.
Da mein bisheriger Link www.harmonika-zernig.com leider nicht mehr funktioniert, befürchte ich, dass er dies nun nicht mehr macht.
Schade...
 
Nach meiner Recherche sollen die alten Schrammelharmonikas mit ihren Stahlzungen in Messingplatten auf Schafsleder genagelt gegenüber den Nachbauten und moderneren Knopfakkordeons bauartlich einen weicheren Klang gehabt und Vorgänger der Bajane gewesen sein.
Da ist die Bauart ähnlich mit durchgehenden Messingplatten u. auch andere Teile wie die Befestigung des
Diskantverdecks oder Form des Griffbretts scheinen sehr ähnlich zB. an einem Orientalbajan wie er ab ca 1970 in Kazan gebaut wird.
Ich bin gespannt ob die schmucklose Wiener Schrammelharmonika die bis ca 1970 gebaut wurde tatsächlich einen ähnlich weichen Klang hat wie dieser.
Den direkten Verleich habe ich.
 
Unter Wikipedia Wiener Modell sind zwei diatonische Harmonikas abgebildet deren Knopfreihen einer schwarz weiss B-Griff Anordnung entsprechen. Hochholzer Wiener Modelle finden sich da auch weitere solche im Netz.Das kann Design gewesen sein aber auch praktisch da die Knöpfe samt Hebeln und Klappen dann auch zum Modell. Schrammelharmonika passten.
 
Ich bin gespannt ob die schmucklose Wiener Schrammelharmonika die bis ca 1970 gebaut wurde tatsächlich einen ähnlich weichen Klang hat wie dieser.
Dazu wurde damals ja ein Stück Zeitungspapier in das Diskantverdeck gegeben.
 
Glatt oder zerknüllt? Weißt du mehr darüber?
Meines Wissens optimal war Papier der "Kronenzeitung" (morbider Coronabezug?) und für den besten Original-Schrammelklang eine Seite mit Sterbeanzeigen.
"Wann i amoi stirb, stirb, stirb ... " :oops:
Original Seelenklang einer Schrammelharmonika mit Musizierenden einer ethnischen Minderheit:
 
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Dazu wurde damals ja ein Stück Zeitungspapier in das Diskantverdeck gegeben.
Die Musiker waren da einerseits praktiker und machten selber, was ihnen fehlte. Andererseits war es wie überall: es gibt immer was, was "in " ist und wer was gelten will macht das mit. Wobei das Zeitungspapier unter dem Diskantverdeck ja in der Tat die Schärfen etwas abfedert.

Sowas wird auch heute noch in abgewandelter Form gemacht - auch hier im Forum schon öfters diskutiert - läuft da dann unter dem Stichwort "tonlagenahängiges Schallverdeck"

Meines Wissens optimal war Papier der "Kronenzeitung" (morbider Coronabezug?) und für den besten Original-Schrammelklang eine Seite mit Sterbeanzeigen.
... und zum anderen ist den Wienern häufig ein mitunter subversiver anarchischer Humor eigen. Und drum wurden auch solche Sachen gemacht - gerne mit einem Augenzwinkern verbunden, um anzuzeigen: ich hab euch schon lange durchschaut ihr Spießer!

... Küss die Hand Gnä Frau!:hat:
 
Diese hier steht ab Ende August bei mir (momentan steht sie noch in Belgien, ist aber schon bezahlt:)). "Playable condition", wir werden sehen, was das heißt. Bin auf jeden Fall schon gespannt! Das Baujahr ist mir (noch) nicht bekannt.
 

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wo hast du die gefunden? ebay? Die Instrumente von Regelstein sollen sich laut Walther Soyka ja durch besondere Qualität auszeichnen.
 
Meine macht noch keine schönen Geräusche.
Die Schafslederventile sind fast alle fermormt und lassen sich auch nicht mit Alkohol richten was mir bei anderen Lederventilen schon gelungen ist.
Die müssen erst mal neu.
Sonst scheint alles passabel.
Herrausragend schlicht in diesem Fall der weisse Diskantverdecknopf mittig.
Ein paar weitere technische Ähnlichkeiten zum Orientalbayan sind mir aufgefallen.
Die Beschläge zur Verbindung der Gehäuseteile,
die Befestigung der Diskantklappe,
die Verwendung von Lochschraubhaken zur Befestigung der Register,
Die Höhe des Griffsbretts 7cm
und die Gehäuseläne und Gehäusetiefe 36,5 x 19.
Meine Schrammelharmonika wiegt knappe 4 kg.

DSCN0041.jpg

DSCN0042.jpg


DSCN0032.jpg
 
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