Mein Fazit ist, dass mein erster Beitrag in dieser Diskussion einen sehr interessanten Austausch ergeben hat mit vielen Perspektiven, manchen Ab- und Umwegen.
Um noch einmal drauf hinzuweisen, was ich angangs nicht klar genug gemacht hatte: es geht mir hier nicht um die Frage "analog" versus "digital". Ich selbst hatte mir schon in den 90ern mal ein Digital-Chorus-Pedal von Ibanez gekauft. Dass das anders klang als ein analoger Chorus war klar und wohl auch gut für die Vielfalt an Sound-Optionen auf dem Markt. Dennoch war es von der Bauart her genau so wie ein analoges Pedal: in sich geschlossen vom Design und Aufbau.
Was viel später kam, das waren die Geräte, die anfangs durch den Austausch von EEPROMs (elektronische Speicherkomponenten) den Funktions- und Soundumfang veränderten. Danach kamen die Geräte, die man über einen USB-Anschluss, später über Bluetooth oder sonstwie "aktualisieren" und mit neuen Sounds ergänzen konnte. DAS ist eigentlich der Punkt, um den es mir ging.
Natürlich muss ich nach dieser ganzen Diskussion auch zugeben, dass der Werterhalt eines Geräts nicht der einzige entscheidende Aspekt bei der Kaufentscheidung sein muss. Letztlich kann man alles, was man benutzt auch als Nutzgerät ansehen, was eben verschleißt, einem aber während dieser Zeit genau das leistet, was einem der Kaufbetrag wert ist. Dabei muss man noch nicht einmal von übertriebenem Konsumverhalten ausgehen, was sich aber natürlich in der westlichen Welt seit Jahrzehnten etabliert hat. Das ist kein moralischer Vorwurf. Wir sind alle so geprägt worden. Manche gehen mit den Jahren kritischer damit um, aber wer von uns hat nicht mehr Equipment als er braucht? Ganz ehrlich?! Hand aufs Herz!

Und ja, darüber darf man auch mal schmunzeln.
Es wurde auch erwähnt, dass natürlich nicht jedes "analoge" (ihr wisst jetzt, was ich meine...) Gerät mittlerweile ein Sammlerstück geworden ist, das seinen Wert gut erhalten hat. Gemessen an der Inflation der vielen Jahre ist ein Rectifyer nun auch nicht wirklich im Wert gestiegen, sondern hat ihn bestenfalls gehalten. Und es war eben Glück, dass sich solch ein Gerät zu einem Liebling entwickelt hat, was bei 99% der restlichen Geräte der vergangenen Jahrzehnte nicht der Fall ist. Insofern ist der Vergleich im Nachhinein unfair. Ebenso könnte man zig Amps aus der gleichen Zeit daneben stellen, die heute keiner mehr haben wollte und die man fast verschenken muss, wenn man sie los werden will.
Was allerdings bei den neuen programmierbaren Geräten mit Software-Updates usw. schon eine Rolle spielt: das Versprechen, das man mit einkauft. Und auch die eigene Erwartungshaltung, die beim Kauf ein Aspekt ist. Man kauft eben keinen z. B. Quad Cortex und betrachtet ihn als ein "abgeschlossenes" Gerät. Manch einer hier hatte ja erwähnt: wenn mir die Sounds gefallen, warum sollte ich mich dann ärgern, wenn ich keine neuen Sounds dafür bekomme? Man hat natürlich die Erwartungshaltung, dass man sich Presets kaufen oder sie tauschen oder kostenlos herunterladen kann; dass es mit der Zeit einige Updates geben wird, die den Funktionsumfang erweitern werden, dass die Bedienbarkeit am PC sich mit einer weiter entwickelten Software noch verbessern wird usw. Das ist alles Teil des Werbeversprechens, der Produktspezifikation. Das heißt nicht, dass manch einen das gar nicht juckt und er mit dem, was das Gerät zum Zeitpunkt des Kaufs kann, voll und ganz zufrieden ist. Aber man kauft eben auch die Erweiterungen, die für die Zukunft angekündigt werden, mit ein.
Ich kenne das von manchen reinen Software-Produkten, die man online aktivieren muss. Und nach einigen Jahren beschließt der Anbieter, die Registierungs-Server nicht mehr zu supporten. Ergo: wenn ich mein System neu installieren will, kann ich diese Software nicht mehr zum Laufen bekommen. Oder wie auch erwähnt: die Software, die zum grundlegenden Konfigurieren der Sounds benötigt wird, wird irgendwann nicht mehr die älteren Geräte unterstützen und die alte Software wird nicht mehr auf die neuen Betriebssysteme angepasst. Natürlich war hier schnell die Rede davon, dass jeder doch jemanden kennt, der mit Hilfe von IT-Kenntnissen mal eben eine virtuelle Maschine mit dem Uralt-Betriebssystem aufsetzen kann und schon ist das Problem gelöst. Nur: so einfach ist es nicht für alle. Sicher: wer genug Ahnung hat, kann sich oft viel mehr selbst helfen und über Umwege zum Ziel kommen, wenn andere auf den offiziellen Wegen schon längst stecken geblieben sind. Natürlich ist auch das ein Punkt, den man bei der Kaufentscheidung berücksichtigen kann und sollte: Kenne ich jemanden, der mir dann bei sowas helfen kann oder kann ich das sogar selbst hinbekommen? Fakt ist, dass die Hersteller der Geräte einen an irgend einem Punkt allein lassen werden. Das kann je nach den Kriterien für den Kauf eines Gerätes natürlich trotzdem ok sein - siehe oben.
Und ja: auch die "alten Schätzchen", die ihren Wert passabel gehalten haben, wollen gepflegt und ab und zu gewartet werden. Und manche Bauteile wie Röhren können nicht nur heftig ins Geld gehen über die Jahre, sondern auch ein Risiko darstellen - sowohl während der Nutzung des Geräts (im wichtigen Moment versagen) als auch bei der Verfügbarkeit von Ersatz (siehe Corona-Lieferengpässe). Ein "digitales" Gerät ist da in der Regel zuverlässiger und robuster. Allerdings kenne ich auch Fälle, in denen im wichtigen Moment auf einmal ein Software-Problem dazu führt, dass nix mehr geht. Display zeigt nur noch Sonderzeichen oder gar nichts an, Presets sind weg, Reset auf Werkseinstellung usw... Ein Risiko bleibt immer. Allerdings kann man eher ein kleines, leichtes, günstiges software-basiertes Gerät als Backup dabei haben als einen zweiten 100-Watt-Rectifyer...
Also nochmal: eine interessante Diskussion mit allerhand unterschiedlichen Meinungen, die hoffentlich dazu angeregt hat, sich einfach mal ein paar Gedanken zu machen und in Zukunft vielleicht noch bessere Entscheidungen zu treffen.
